Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Wo man Magnesia neben Kalkerde in die Beschickung zu führen wünscht, schlägt man Dolomit zu, im reinen Zustande bekanntlich aus Calcium- und Magnesiumcarbonat in nicht immer gleichen gegen- seitigen Verhältnissen bestehend, durchschnittlich etwa 60 Thle. Cal- ciumcarbonat neben 40 Thln. Magnesiumcarbonat enthaltend. Derselbe tritt theils körnig, theils dicht auf; einige Dolomite enthalten als nach- theilige Beimengung grössere Mengen von Kieselsäure; auch Zinkblende, Arsenkies, Schwefelkies finden sich nicht selten.
Beispiele von der Zusammensetzung der Zuschlags- Kalksteine und Dolomite.
[Tabelle]
1. Krystallinischer Kalkstein von Meissen. Auf Eisenwerk Gröditz verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
2. Ungarischer krystallinischer Kalkstein. Auf Eisenwerk Krompach verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
3. Kalkstein von Limburg a. d. Lenne, in Dortmunder Union verarbeitet (Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 189).
4. Dolomitischer Zuschlagskalkstein aus der Eiffel, in Eisenwerk Jünkerath ver- hüttet (Dürre, Anlage u. s. w., S. 191).
5 Dolomitischer Zuschlagskalkstein von Ostrau in Sachsen. Auf Eisenwerk Gröditz verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
Mitunter, jedoch nur in Ausnahmefällen, schlägt man wohl Fluss- spath an Stelle der Kalksteine oder neben denselben den Eisenerzen zu. Es wurde schon früher erwähnt, dass man durch Flussspathzusatz den Schmelzpunkt einer Schlacke zu erniedrigen vermöge. Wo also diese Aufgabe vorliegt, bildet derselbe ein zweckdienliches Mittel. Für den regelmässigen Gebrauch aber besitzt er zwei nachtheilige Eigen- schaften: erstens sein hoher Preis und zweitens die starke Abnutzung der Ofenwände durch flussspathhaltige Schlacken.
Nach Berthier's Ansicht, welcher über die Einwirkung des Fluss- spaths auf Silikate und andere Verbindungen mehrfache Versuche an- stellte 1), beruht die durch den Zusatz desselben bewirkte Erniedrigung des Schmelzpunktes theils unmittelbar auf der Bildung von leichtflüssigen Doppelverbindungen (Silikaten und Fluoriden), theils auch auf Ver- flüchtigung eines Theils des in der Kieselsäure enthaltenen Siliciums als Siliciumfluorid und Anreicherung des Kalkgehaltes. Letzterer Vor-
1) P. Berthier, Traite des essais etc. I, p. 480; mitgetheilt in Percy, Metal- lurgie 1. Bd., deutsch von Knapp, S. 47.
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Wo man Magnesia neben Kalkerde in die Beschickung zu führen wünscht, schlägt man Dolomit zu, im reinen Zustande bekanntlich aus Calcium- und Magnesiumcarbonat in nicht immer gleichen gegen- seitigen Verhältnissen bestehend, durchschnittlich etwa 60 Thle. Cal- ciumcarbonat neben 40 Thln. Magnesiumcarbonat enthaltend. Derselbe tritt theils körnig, theils dicht auf; einige Dolomite enthalten als nach- theilige Beimengung grössere Mengen von Kieselsäure; auch Zinkblende, Arsenkies, Schwefelkies finden sich nicht selten.
Beispiele von der Zusammensetzung der Zuschlags- Kalksteine und Dolomite.
[Tabelle]
1. Krystallinischer Kalkstein von Meissen. Auf Eisenwerk Gröditz verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
2. Ungarischer krystallinischer Kalkstein. Auf Eisenwerk Krompach verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
3. Kalkstein von Limburg a. d. Lenne, in Dortmunder Union verarbeitet (Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 189).
4. Dolomitischer Zuschlagskalkstein aus der Eiffel, in Eisenwerk Jünkerath ver- hüttet (Dürre, Anlage u. s. w., S. 191).
5 Dolomitischer Zuschlagskalkstein von Ostrau in Sachsen. Auf Eisenwerk Gröditz verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
Mitunter, jedoch nur in Ausnahmefällen, schlägt man wohl Fluss- spath an Stelle der Kalksteine oder neben denselben den Eisenerzen zu. Es wurde schon früher erwähnt, dass man durch Flussspathzusatz den Schmelzpunkt einer Schlacke zu erniedrigen vermöge. Wo also diese Aufgabe vorliegt, bildet derselbe ein zweckdienliches Mittel. Für den regelmässigen Gebrauch aber besitzt er zwei nachtheilige Eigen- schaften: erstens sein hoher Preis und zweitens die starke Abnutzung der Ofenwände durch flussspathhaltige Schlacken.
Nach Berthier’s Ansicht, welcher über die Einwirkung des Fluss- spaths auf Silikate und andere Verbindungen mehrfache Versuche an- stellte 1), beruht die durch den Zusatz desselben bewirkte Erniedrigung des Schmelzpunktes theils unmittelbar auf der Bildung von leichtflüssigen Doppelverbindungen (Silikaten und Fluoriden), theils auch auf Ver- flüchtigung eines Theils des in der Kieselsäure enthaltenen Siliciums als Siliciumfluorid und Anreicherung des Kalkgehaltes. Letzterer Vor-
1) P. Berthier, Traité des essais etc. I, p. 480; mitgetheilt in Percy, Metal- lurgie 1. Bd., deutsch von Knapp, S. 47.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0214"n="174"/><fwplace="top"type="header">Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.</fw><lb/><p>Wo man Magnesia neben Kalkerde in die Beschickung zu führen<lb/>
wünscht, schlägt man <hirendition="#b">Dolomit</hi> zu, im reinen Zustande bekanntlich<lb/>
aus Calcium- und Magnesiumcarbonat in nicht immer gleichen gegen-<lb/>
seitigen Verhältnissen bestehend, durchschnittlich etwa 60 Thle. Cal-<lb/>
ciumcarbonat neben 40 Thln. Magnesiumcarbonat enthaltend. Derselbe<lb/>
tritt theils körnig, theils dicht auf; einige Dolomite enthalten als nach-<lb/>
theilige Beimengung grössere Mengen von Kieselsäure; auch Zinkblende,<lb/>
Arsenkies, Schwefelkies finden sich nicht selten.</p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#i">Beispiele von der Zusammensetzung der Zuschlags-<lb/>
Kalksteine und Dolomite.</hi></hi></p><lb/><table><row><cell/></row></table><list><item>1. Krystallinischer Kalkstein von Meissen. Auf Eisenwerk Gröditz verhüttet.<lb/>
Vom Verfasser untersucht.</item><lb/><item>2. Ungarischer krystallinischer Kalkstein. Auf Eisenwerk Krompach verhüttet.<lb/>
Vom Verfasser untersucht.</item><lb/><item>3. Kalkstein von Limburg a. d. Lenne, in Dortmunder Union verarbeitet (<hirendition="#g">Dürre</hi>,<lb/>
Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 189).</item><lb/><item>4. Dolomitischer Zuschlagskalkstein aus der Eiffel, in Eisenwerk Jünkerath ver-<lb/>
hüttet (<hirendition="#g">Dürre</hi>, Anlage u. s. w., S. 191).</item><lb/><item>5 Dolomitischer Zuschlagskalkstein von Ostrau in Sachsen. Auf Eisenwerk<lb/>
Gröditz verhüttet. Vom Verfasser untersucht.</item></list><lb/><p>Mitunter, jedoch nur in Ausnahmefällen, schlägt man wohl <hirendition="#b">Fluss-<lb/>
spath</hi> an Stelle der Kalksteine oder neben denselben den Eisenerzen<lb/>
zu. Es wurde schon früher erwähnt, dass man durch Flussspathzusatz<lb/>
den Schmelzpunkt einer Schlacke zu erniedrigen vermöge. Wo also<lb/>
diese Aufgabe vorliegt, bildet derselbe ein zweckdienliches Mittel. Für<lb/>
den regelmässigen Gebrauch aber besitzt er zwei nachtheilige Eigen-<lb/>
schaften: erstens sein hoher Preis und zweitens die starke Abnutzung<lb/>
der Ofenwände durch flussspathhaltige Schlacken.</p><lb/><p>Nach <hirendition="#g">Berthier’s</hi> Ansicht, welcher über die Einwirkung des Fluss-<lb/>
spaths auf Silikate und andere Verbindungen mehrfache Versuche an-<lb/>
stellte <noteplace="foot"n="1)">P. <hirendition="#g">Berthier</hi>, Traité des essais etc. I, p. 480; mitgetheilt in <hirendition="#g">Percy</hi>, Metal-<lb/>
lurgie 1. Bd., deutsch von <hirendition="#g">Knapp</hi>, S. 47.</note>, beruht die durch den Zusatz desselben bewirkte Erniedrigung<lb/>
des Schmelzpunktes theils unmittelbar auf der Bildung von leichtflüssigen<lb/>
Doppelverbindungen (Silikaten und Fluoriden), theils auch auf Ver-<lb/>
flüchtigung eines Theils des in der Kieselsäure enthaltenen Siliciums<lb/>
als Siliciumfluorid und Anreicherung des Kalkgehaltes. Letzterer Vor-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[174/0214]
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Wo man Magnesia neben Kalkerde in die Beschickung zu führen
wünscht, schlägt man Dolomit zu, im reinen Zustande bekanntlich
aus Calcium- und Magnesiumcarbonat in nicht immer gleichen gegen-
seitigen Verhältnissen bestehend, durchschnittlich etwa 60 Thle. Cal-
ciumcarbonat neben 40 Thln. Magnesiumcarbonat enthaltend. Derselbe
tritt theils körnig, theils dicht auf; einige Dolomite enthalten als nach-
theilige Beimengung grössere Mengen von Kieselsäure; auch Zinkblende,
Arsenkies, Schwefelkies finden sich nicht selten.
Beispiele von der Zusammensetzung der Zuschlags-
Kalksteine und Dolomite.
1. Krystallinischer Kalkstein von Meissen. Auf Eisenwerk Gröditz verhüttet.
Vom Verfasser untersucht.
2. Ungarischer krystallinischer Kalkstein. Auf Eisenwerk Krompach verhüttet.
Vom Verfasser untersucht.
3. Kalkstein von Limburg a. d. Lenne, in Dortmunder Union verarbeitet (Dürre,
Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 189).
4. Dolomitischer Zuschlagskalkstein aus der Eiffel, in Eisenwerk Jünkerath ver-
hüttet (Dürre, Anlage u. s. w., S. 191).
5 Dolomitischer Zuschlagskalkstein von Ostrau in Sachsen. Auf Eisenwerk
Gröditz verhüttet. Vom Verfasser untersucht.
Mitunter, jedoch nur in Ausnahmefällen, schlägt man wohl Fluss-
spath an Stelle der Kalksteine oder neben denselben den Eisenerzen
zu. Es wurde schon früher erwähnt, dass man durch Flussspathzusatz
den Schmelzpunkt einer Schlacke zu erniedrigen vermöge. Wo also
diese Aufgabe vorliegt, bildet derselbe ein zweckdienliches Mittel. Für
den regelmässigen Gebrauch aber besitzt er zwei nachtheilige Eigen-
schaften: erstens sein hoher Preis und zweitens die starke Abnutzung
der Ofenwände durch flussspathhaltige Schlacken.
Nach Berthier’s Ansicht, welcher über die Einwirkung des Fluss-
spaths auf Silikate und andere Verbindungen mehrfache Versuche an-
stellte 1), beruht die durch den Zusatz desselben bewirkte Erniedrigung
des Schmelzpunktes theils unmittelbar auf der Bildung von leichtflüssigen
Doppelverbindungen (Silikaten und Fluoriden), theils auch auf Ver-
flüchtigung eines Theils des in der Kieselsäure enthaltenen Siliciums
als Siliciumfluorid und Anreicherung des Kalkgehaltes. Letzterer Vor-
1) P. Berthier, Traité des essais etc. I, p. 480; mitgetheilt in Percy, Metal-
lurgie 1. Bd., deutsch von Knapp, S. 47.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/214>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.