Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Arbeitsaufwand (durch Anwendung eines kräftigen Gebläses) jenen grösseren Widerstand überwinden und die Gase durch die Erzsäule hin- durchtreiben wollte, so wächst doch mit jenem Widerstande auch die Ungleichmässigkeit in der Bewegung der Gase, und auch aus diesem Grunde darf ein gewisses Maass bei der Zerkleinerung der Erz- und Zuschlagsstücke nicht überschritten werden.
Jene Gleichmässigkeit in der Bewegung der Gase durch die ange- häuften Erze u. s. w. hindurch wird nicht minder beeinträchtigt, wenn Stücke von sehr verschiedener Grösse zusammengehäuft sind. Es ist deshalb wünschenswerth, wenn auch praktisch nicht immer durchführ- bar, Erze u. s. w. von möglichst gleichartiger Korngrösse in einem und demselben Ofen zu verarbeiten.
Aus dem Gesagten folgt aber, dass die zweckmässigste Korngrösse der zur Verhüttung bestimmten Erze und Zuschläge von der Länge des Weges der Gase durch die Beschickungssäule hindurch, bei Schacht- öfen also von der Höhe des Ofens abhängig sein muss. Je niedriger der Ofen ist, desto stärker zerkleint man zweckmässigerweise die ein- zelnen Stücke. In den meisten Fällen dürfte Nuss- bis Faustgrösse die geeignetste sein; in grossen Kokshochöfen verarbeitet man allerdings mitunter Erzstücke von mehr als Kopfgrösse (obschon dieses Verfahren nicht gerade als nachahmungswerth empfohlen werden soll), und um- gekehrt ist man nicht selten gezwungen, auch natürlich vorkommende, fast pulverartige Erze -- manche Rasenerze, Bohnerze u. a. -- mit den anderen zu verhütten.
Alle jene Erze und Zuschläge, welche in übermässig grobstückigem Zustande von der Grube angeliefert werden, bedürfen also einer mecha- nischen Zerkleinerung auf der Hütte.
Selten geschieht diese Zerkleinerung von Hand durch Zerklopfen mit eisernen Hämmern. Das Verfahren hat allerdings den Vortheil, dass man hierbei arme oder durch schädliche Bestandtheile verunreinigte Stücke auslesen kann; ist aber kostspielig und würde bei nur einiger- maassen umfänglichem Betriebe die Anstellung einer grossen Arbeiter- reihe erforderlich machen.
Die Maschinen, welche man zur Zerkleinerung benutzt, sind folgende:
a. Pochwerke.
Dieselben bilden die älteste 1), aber auch -- wenigstens für Eisenerze, welche nur bis zu einer bestimmten, nicht allzu kleinen Korngrösse zerkleinert werden dürfen -- die am wenigsten vollkommene Zer- kleinerungsvorrichtung. Während man andere Erze (Bleierze u. s. w.), welche stärker zerkleint werden, nass, d. h. unter Zufluss von Wasser zu pochen pflegt, um Verstäubung zu vermeiden, werden die Eisenerze, bei deren Zerkleinerung überhaupt kein Staub gebildet werden soll, nur trocken gepocht.
1) Sie stammen aus dem sechszehnten Jahrhunderte. 1507 wurde das erste Pochwerk im Erzgebirge durch Sigismund von Maltitz, 1524 das erste Poch- werk auf dem Harze durch Peter Philipp eingeführt (A. Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 104).
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Arbeitsaufwand (durch Anwendung eines kräftigen Gebläses) jenen grösseren Widerstand überwinden und die Gase durch die Erzsäule hin- durchtreiben wollte, so wächst doch mit jenem Widerstande auch die Ungleichmässigkeit in der Bewegung der Gase, und auch aus diesem Grunde darf ein gewisses Maass bei der Zerkleinerung der Erz- und Zuschlagsstücke nicht überschritten werden.
Jene Gleichmässigkeit in der Bewegung der Gase durch die ange- häuften Erze u. s. w. hindurch wird nicht minder beeinträchtigt, wenn Stücke von sehr verschiedener Grösse zusammengehäuft sind. Es ist deshalb wünschenswerth, wenn auch praktisch nicht immer durchführ- bar, Erze u. s. w. von möglichst gleichartiger Korngrösse in einem und demselben Ofen zu verarbeiten.
Aus dem Gesagten folgt aber, dass die zweckmässigste Korngrösse der zur Verhüttung bestimmten Erze und Zuschläge von der Länge des Weges der Gase durch die Beschickungssäule hindurch, bei Schacht- öfen also von der Höhe des Ofens abhängig sein muss. Je niedriger der Ofen ist, desto stärker zerkleint man zweckmässigerweise die ein- zelnen Stücke. In den meisten Fällen dürfte Nuss- bis Faustgrösse die geeignetste sein; in grossen Kokshochöfen verarbeitet man allerdings mitunter Erzstücke von mehr als Kopfgrösse (obschon dieses Verfahren nicht gerade als nachahmungswerth empfohlen werden soll), und um- gekehrt ist man nicht selten gezwungen, auch natürlich vorkommende, fast pulverartige Erze — manche Rasenerze, Bohnerze u. a. — mit den anderen zu verhütten.
Alle jene Erze und Zuschläge, welche in übermässig grobstückigem Zustande von der Grube angeliefert werden, bedürfen also einer mecha- nischen Zerkleinerung auf der Hütte.
Selten geschieht diese Zerkleinerung von Hand durch Zerklopfen mit eisernen Hämmern. Das Verfahren hat allerdings den Vortheil, dass man hierbei arme oder durch schädliche Bestandtheile verunreinigte Stücke auslesen kann; ist aber kostspielig und würde bei nur einiger- maassen umfänglichem Betriebe die Anstellung einer grossen Arbeiter- reihe erforderlich machen.
Die Maschinen, welche man zur Zerkleinerung benutzt, sind folgende:
a. Pochwerke.
Dieselben bilden die älteste 1), aber auch — wenigstens für Eisenerze, welche nur bis zu einer bestimmten, nicht allzu kleinen Korngrösse zerkleinert werden dürfen — die am wenigsten vollkommene Zer- kleinerungsvorrichtung. Während man andere Erze (Bleierze u. s. w.), welche stärker zerkleint werden, nass, d. h. unter Zufluss von Wasser zu pochen pflegt, um Verstäubung zu vermeiden, werden die Eisenerze, bei deren Zerkleinerung überhaupt kein Staub gebildet werden soll, nur trocken gepocht.
1) Sie stammen aus dem sechszehnten Jahrhunderte. 1507 wurde das erste Pochwerk im Erzgebirge durch Sigismund von Maltitz, 1524 das erste Poch- werk auf dem Harze durch Peter Philipp eingeführt (A. Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 104).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0216"n="176"/><fwplace="top"type="header">Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.</fw><lb/>
Arbeitsaufwand (durch Anwendung eines kräftigen Gebläses) jenen<lb/>
grösseren Widerstand überwinden und die Gase durch die Erzsäule hin-<lb/>
durchtreiben wollte, so wächst doch mit jenem Widerstande auch die<lb/>
Ungleichmässigkeit in der Bewegung der Gase, und auch aus diesem<lb/>
Grunde darf ein gewisses Maass bei der Zerkleinerung der Erz- und<lb/>
Zuschlagsstücke nicht überschritten werden.</p><lb/><p>Jene Gleichmässigkeit in der Bewegung der Gase durch die ange-<lb/>
häuften Erze u. s. w. hindurch wird nicht minder beeinträchtigt, wenn<lb/>
Stücke von sehr verschiedener Grösse zusammengehäuft sind. Es ist<lb/>
deshalb wünschenswerth, wenn auch praktisch nicht immer durchführ-<lb/>
bar, Erze u. s. w. von möglichst gleichartiger Korngrösse in einem und<lb/>
demselben Ofen zu verarbeiten.</p><lb/><p>Aus dem Gesagten folgt aber, dass die zweckmässigste Korngrösse<lb/>
der zur Verhüttung bestimmten Erze und Zuschläge von der Länge<lb/>
des Weges der Gase durch die Beschickungssäule hindurch, bei Schacht-<lb/>
öfen also von der Höhe des Ofens abhängig sein muss. Je niedriger<lb/>
der Ofen ist, desto stärker zerkleint man zweckmässigerweise die ein-<lb/>
zelnen Stücke. In den meisten Fällen dürfte Nuss- bis Faustgrösse<lb/>
die geeignetste sein; in grossen Kokshochöfen verarbeitet man allerdings<lb/>
mitunter Erzstücke von mehr als Kopfgrösse (obschon dieses Verfahren<lb/>
nicht gerade als nachahmungswerth empfohlen werden soll), und um-<lb/>
gekehrt ist man nicht selten gezwungen, auch natürlich vorkommende,<lb/>
fast pulverartige Erze — manche Rasenerze, Bohnerze u. a. — mit den<lb/>
anderen zu verhütten.</p><lb/><p>Alle jene Erze und Zuschläge, welche in übermässig grobstückigem<lb/>
Zustande von der Grube angeliefert werden, bedürfen also einer mecha-<lb/>
nischen Zerkleinerung auf der Hütte.</p><lb/><p>Selten geschieht diese Zerkleinerung von Hand durch Zerklopfen<lb/>
mit eisernen Hämmern. Das Verfahren hat allerdings den Vortheil,<lb/>
dass man hierbei arme oder durch schädliche Bestandtheile verunreinigte<lb/>
Stücke auslesen kann; ist aber kostspielig und würde bei nur einiger-<lb/>
maassen umfänglichem Betriebe die Anstellung einer grossen Arbeiter-<lb/>
reihe erforderlich machen.</p><lb/><p>Die Maschinen, welche man zur Zerkleinerung benutzt, sind folgende:</p><lb/><divn="5"><head><hirendition="#b">a. Pochwerke.</hi></head><lb/><p>Dieselben bilden die älteste <noteplace="foot"n="1)">Sie stammen aus dem sechszehnten Jahrhunderte. 1507 wurde das erste<lb/>
Pochwerk im Erzgebirge durch <hirendition="#g">Sigismund von Maltitz</hi>, 1524 das erste Poch-<lb/>
werk auf dem Harze durch <hirendition="#g">Peter Philipp</hi> eingeführt (A. <hirendition="#g">Gurlt</hi>, Bergbau- und<lb/>
Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 104).</note>, aber auch — wenigstens für Eisenerze,<lb/>
welche nur bis zu einer bestimmten, nicht allzu kleinen Korngrösse<lb/>
zerkleinert werden dürfen — die am wenigsten vollkommene Zer-<lb/>
kleinerungsvorrichtung. Während man andere Erze (Bleierze u. s. w.),<lb/>
welche stärker zerkleint werden, nass, d. h. unter Zufluss von Wasser<lb/>
zu pochen pflegt, um Verstäubung zu vermeiden, werden die Eisenerze,<lb/>
bei deren Zerkleinerung überhaupt kein Staub gebildet werden soll, nur<lb/>
trocken gepocht.</p><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0216]
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Arbeitsaufwand (durch Anwendung eines kräftigen Gebläses) jenen
grösseren Widerstand überwinden und die Gase durch die Erzsäule hin-
durchtreiben wollte, so wächst doch mit jenem Widerstande auch die
Ungleichmässigkeit in der Bewegung der Gase, und auch aus diesem
Grunde darf ein gewisses Maass bei der Zerkleinerung der Erz- und
Zuschlagsstücke nicht überschritten werden.
Jene Gleichmässigkeit in der Bewegung der Gase durch die ange-
häuften Erze u. s. w. hindurch wird nicht minder beeinträchtigt, wenn
Stücke von sehr verschiedener Grösse zusammengehäuft sind. Es ist
deshalb wünschenswerth, wenn auch praktisch nicht immer durchführ-
bar, Erze u. s. w. von möglichst gleichartiger Korngrösse in einem und
demselben Ofen zu verarbeiten.
Aus dem Gesagten folgt aber, dass die zweckmässigste Korngrösse
der zur Verhüttung bestimmten Erze und Zuschläge von der Länge
des Weges der Gase durch die Beschickungssäule hindurch, bei Schacht-
öfen also von der Höhe des Ofens abhängig sein muss. Je niedriger
der Ofen ist, desto stärker zerkleint man zweckmässigerweise die ein-
zelnen Stücke. In den meisten Fällen dürfte Nuss- bis Faustgrösse
die geeignetste sein; in grossen Kokshochöfen verarbeitet man allerdings
mitunter Erzstücke von mehr als Kopfgrösse (obschon dieses Verfahren
nicht gerade als nachahmungswerth empfohlen werden soll), und um-
gekehrt ist man nicht selten gezwungen, auch natürlich vorkommende,
fast pulverartige Erze — manche Rasenerze, Bohnerze u. a. — mit den
anderen zu verhütten.
Alle jene Erze und Zuschläge, welche in übermässig grobstückigem
Zustande von der Grube angeliefert werden, bedürfen also einer mecha-
nischen Zerkleinerung auf der Hütte.
Selten geschieht diese Zerkleinerung von Hand durch Zerklopfen
mit eisernen Hämmern. Das Verfahren hat allerdings den Vortheil,
dass man hierbei arme oder durch schädliche Bestandtheile verunreinigte
Stücke auslesen kann; ist aber kostspielig und würde bei nur einiger-
maassen umfänglichem Betriebe die Anstellung einer grossen Arbeiter-
reihe erforderlich machen.
Die Maschinen, welche man zur Zerkleinerung benutzt, sind folgende:
a. Pochwerke.
Dieselben bilden die älteste 1), aber auch — wenigstens für Eisenerze,
welche nur bis zu einer bestimmten, nicht allzu kleinen Korngrösse
zerkleinert werden dürfen — die am wenigsten vollkommene Zer-
kleinerungsvorrichtung. Während man andere Erze (Bleierze u. s. w.),
welche stärker zerkleint werden, nass, d. h. unter Zufluss von Wasser
zu pochen pflegt, um Verstäubung zu vermeiden, werden die Eisenerze,
bei deren Zerkleinerung überhaupt kein Staub gebildet werden soll, nur
trocken gepocht.
1) Sie stammen aus dem sechszehnten Jahrhunderte. 1507 wurde das erste
Pochwerk im Erzgebirge durch Sigismund von Maltitz, 1524 das erste Poch-
werk auf dem Harze durch Peter Philipp eingeführt (A. Gurlt, Bergbau- und
Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 104).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/216>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.