Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Die Spatheisensteine verloren 46.2 Proc. Sauerstoff, die Holzkohle 22 Proc. Kohle;
die Clevelanderze verloren 22.3 Proc. Sauerstoff, die Koks 5 Proc. Kohle.
Die durchschnittliche Zusammensetzung der aus dem Reductions- processe hervorgehenden Gase war
[Tabelle]
Letztere Ziffern lassen aufs Neue die stärkere Fähigkeit der Holz- kohle erkennen, Kohlensäure, welche bei der Reduction der Erze ent- standen war, wieder zu Kohlenoxyd zu reduciren.
Nicht ohne Wichtigkeit ist die Beantwortung der Frage, ob die Reduction höherer Oxydationsstufen des Eisens, insbesondere des Eisen- oxydes Fe2 O3, durch irgend einen reducirenden Körper plötzlich, ohne dass das Oxyd allmählich niedrigere Oxydationsstufen durchläuft, statt- findet, oder wie im anderen Falle diese Oxydationsstufen zusammen- gesetzt sind.
Es ist durchaus nicht zweifelhaft, dass man Eisenoxyden einen grossen Theil ihres Sauerstoffgehaltes entziehen kann, ohne dass Re- duction zu metallischem Eisen stattzufinden braucht. Besonders deut- lich ist diese Thatsache bei der Einwirkung reducirender Körper in niedrigeren Temperaturen bemerkbar. Das Eisenoxyd nimmt allmäh- lich eine schwärzliche Farbe an und die Analyse zeigt den stattgehabten Sauerstoffverlust, aber metallisches Eisen braucht deshalb noch nicht gegenwärtig zu sein. J. L. Bell ermittelte durch Versuche, dass, wenn man ein Gemisch von gleichen Volumtheilen Kohlenoxydgas und Kohlen- säure in heller Rothgluth über Eisenoxyd leitet, die Reaction aufhört, sobald das letztere ein Drittel seines Sauerstoffgehaltes abgegeben hat, also in Oxydul umgewandelt ist; und dass andererseits metallisches Eisen (Eisenschwamm, durch Reduction von Eisenoxyd dargestellt) unter denselben Einflüssen so lange oxydirt wird, bis es ebenfalls in Eisen- oxydul umgewandelt worden ist. 1) Einem Gasstrom von der angegebenen Zusammensetzung gegenüber verhält sich demnach in jener Temperatur nur das Oxydul neutral.
Andererseits lässt sich Kohlenoxyd vollständig in Kohlensäure um- wandeln, wenn es in beschränkter Menge über eine ausreichend grosse Menge Eisenoxyd geleitet wird, ein Vorgang, bei welchem in Anbetracht der oxydirenden Einwirkung der Kohlensäure auf Eisen die Entstehung von metallischem Eisen unmöglich ist.
Alle diese Vorgänge beweisen, dass das Eisenoxyd bei seiner Reduction in den allermeisten Fällen -- wenn nicht ausnahmslos -- allmählich niedrigere Oxydationsstufen durchläuft, bis schliesslich das metallische Eisen daraus hervorgeht.
Weniger zuverlässig aber sind die Ermittelungen über die Zusam- mensetzung dieser Oxydationsstufen.
1) Oesterr. Ztschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 485.
Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Die Spatheisensteine verloren 46.2 Proc. Sauerstoff, die Holzkohle 22 Proc. Kohle;
die Clevelanderze verloren 22.3 Proc. Sauerstoff, die Koks 5 Proc. Kohle.
Die durchschnittliche Zusammensetzung der aus dem Reductions- processe hervorgehenden Gase war
[Tabelle]
Letztere Ziffern lassen aufs Neue die stärkere Fähigkeit der Holz- kohle erkennen, Kohlensäure, welche bei der Reduction der Erze ent- standen war, wieder zu Kohlenoxyd zu reduciren.
Nicht ohne Wichtigkeit ist die Beantwortung der Frage, ob die Reduction höherer Oxydationsstufen des Eisens, insbesondere des Eisen- oxydes Fe2 O3, durch irgend einen reducirenden Körper plötzlich, ohne dass das Oxyd allmählich niedrigere Oxydationsstufen durchläuft, statt- findet, oder wie im anderen Falle diese Oxydationsstufen zusammen- gesetzt sind.
Es ist durchaus nicht zweifelhaft, dass man Eisenoxyden einen grossen Theil ihres Sauerstoffgehaltes entziehen kann, ohne dass Re- duction zu metallischem Eisen stattzufinden braucht. Besonders deut- lich ist diese Thatsache bei der Einwirkung reducirender Körper in niedrigeren Temperaturen bemerkbar. Das Eisenoxyd nimmt allmäh- lich eine schwärzliche Farbe an und die Analyse zeigt den stattgehabten Sauerstoffverlust, aber metallisches Eisen braucht deshalb noch nicht gegenwärtig zu sein. J. L. Bell ermittelte durch Versuche, dass, wenn man ein Gemisch von gleichen Volumtheilen Kohlenoxydgas und Kohlen- säure in heller Rothgluth über Eisenoxyd leitet, die Reaction aufhört, sobald das letztere ein Drittel seines Sauerstoffgehaltes abgegeben hat, also in Oxydul umgewandelt ist; und dass andererseits metallisches Eisen (Eisenschwamm, durch Reduction von Eisenoxyd dargestellt) unter denselben Einflüssen so lange oxydirt wird, bis es ebenfalls in Eisen- oxydul umgewandelt worden ist. 1) Einem Gasstrom von der angegebenen Zusammensetzung gegenüber verhält sich demnach in jener Temperatur nur das Oxydul neutral.
Andererseits lässt sich Kohlenoxyd vollständig in Kohlensäure um- wandeln, wenn es in beschränkter Menge über eine ausreichend grosse Menge Eisenoxyd geleitet wird, ein Vorgang, bei welchem in Anbetracht der oxydirenden Einwirkung der Kohlensäure auf Eisen die Entstehung von metallischem Eisen unmöglich ist.
Alle diese Vorgänge beweisen, dass das Eisenoxyd bei seiner Reduction in den allermeisten Fällen — wenn nicht ausnahmslos — allmählich niedrigere Oxydationsstufen durchläuft, bis schliesslich das metallische Eisen daraus hervorgeht.
Weniger zuverlässig aber sind die Ermittelungen über die Zusam- mensetzung dieser Oxydationsstufen.
1) Oesterr. Ztschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 485.
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Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Die Spatheisensteine verloren 46.2 Proc. Sauerstoff, die Holzkohle
22 Proc. Kohle;
die Clevelanderze verloren 22.3 Proc. Sauerstoff, die Koks 5 Proc.
Kohle.
Die durchschnittliche Zusammensetzung der aus dem Reductions-
processe hervorgehenden Gase war
Letztere Ziffern lassen aufs Neue die stärkere Fähigkeit der Holz-
kohle erkennen, Kohlensäure, welche bei der Reduction der Erze ent-
standen war, wieder zu Kohlenoxyd zu reduciren.
Nicht ohne Wichtigkeit ist die Beantwortung der Frage, ob die
Reduction höherer Oxydationsstufen des Eisens, insbesondere des Eisen-
oxydes Fe2 O3, durch irgend einen reducirenden Körper plötzlich, ohne
dass das Oxyd allmählich niedrigere Oxydationsstufen durchläuft, statt-
findet, oder wie im anderen Falle diese Oxydationsstufen zusammen-
gesetzt sind.
Es ist durchaus nicht zweifelhaft, dass man Eisenoxyden einen
grossen Theil ihres Sauerstoffgehaltes entziehen kann, ohne dass Re-
duction zu metallischem Eisen stattzufinden braucht. Besonders deut-
lich ist diese Thatsache bei der Einwirkung reducirender Körper in
niedrigeren Temperaturen bemerkbar. Das Eisenoxyd nimmt allmäh-
lich eine schwärzliche Farbe an und die Analyse zeigt den stattgehabten
Sauerstoffverlust, aber metallisches Eisen braucht deshalb noch nicht
gegenwärtig zu sein. J. L. Bell ermittelte durch Versuche, dass, wenn
man ein Gemisch von gleichen Volumtheilen Kohlenoxydgas und Kohlen-
säure in heller Rothgluth über Eisenoxyd leitet, die Reaction aufhört,
sobald das letztere ein Drittel seines Sauerstoffgehaltes abgegeben hat,
also in Oxydul umgewandelt ist; und dass andererseits metallisches
Eisen (Eisenschwamm, durch Reduction von Eisenoxyd dargestellt) unter
denselben Einflüssen so lange oxydirt wird, bis es ebenfalls in Eisen-
oxydul umgewandelt worden ist. 1) Einem Gasstrom von der angegebenen
Zusammensetzung gegenüber verhält sich demnach in jener Temperatur
nur das Oxydul neutral.
Andererseits lässt sich Kohlenoxyd vollständig in Kohlensäure um-
wandeln, wenn es in beschränkter Menge über eine ausreichend grosse
Menge Eisenoxyd geleitet wird, ein Vorgang, bei welchem in Anbetracht
der oxydirenden Einwirkung der Kohlensäure auf Eisen die Entstehung
von metallischem Eisen unmöglich ist.
Alle diese Vorgänge beweisen, dass das Eisenoxyd bei seiner
Reduction in den allermeisten Fällen — wenn nicht ausnahmslos —
allmählich niedrigere Oxydationsstufen durchläuft, bis schliesslich das
metallische Eisen daraus hervorgeht.
Weniger zuverlässig aber sind die Ermittelungen über die Zusam-
mensetzung dieser Oxydationsstufen.
1) Oesterr. Ztschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 485.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/274>, abgerufen am 05.12.2024.
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