und auch wohl für den Herd, welche Theile dem Wegschmelzen nicht ganz in dem Maasse als die Theile oberhalb der Formöffnungen unter- worfen sind, benutzt man auch bei Kokshochöfen nicht selten aus Billigkeitsrücksichten ein anderes Material, Chamottesteine aus inländi- schen Fabriken oder auch natürlich vorkommende feuerfeste Steine (z. B. Puddingsteine).
Verhältnissmässig selten, aus den schon auf S. 134 entwickelten Gründen, wendet man jetzt Massezustellungen für Hochöfen an.
Den Bodenstein pflegte man in früherer Zeit nicht unmittelbar auf das Fundament zu legen, sondern man führte zunächst auf dem Fundamente aus Ziegelsteinen eine Anzahl sich kreuzender Kanäle von etwa 10 cm Höhe und Breite auf, welche in einzelnen grösseren zu Tage führenden Kanälen mündeten. Die Abbildungen Fig. 77 auf S. 338 und Fig. 91 lassen diese Kanäle erkennen. Bei Oefen mit Rauhgemäuer pflegten jene kleine- ren Kanäle unterhalb des Boden- steines in zwei sich rechtwinklig kreuzende Hauptkanäle auszulau- fen, welche in der Mitte je zweier Eckpfeiler in senkrechten Kanälen mündeten; letztere führten inner- halb des ganzen Rauhgemäuers nach oben und bewirkten ebenso wie eine Esse die Ableitung der unten sich bildenden Dämpfe. Jene beiden erwähnten, kreuzförmig sich durchschneidenden Hauptkanäle werden ihrer Form halber das Andreaskreuz genannt.
Sämmtliche Kanäle, soweit der Bodenstein sich erstreckt, wurden nun durch eiserne Platten abge- deckt, auf diese kam gewöhnlich
[Abbildung]
Fig. 91.
eine Sandschicht (o in Fig. 91), welche äusserlich durch Mauerwerk begrenzt wurde, und auf die Sandschicht wurde nun erst der Boden- stein gelegt.
Auch bei neueren Hochöfen behält man die Anordnung von Ka- nälen unterhalb des Bodensteins in denjenigen Fällen bei, wo man bleiische Erze verhüttet, damit das durch den Bodenstein hindurch entweichende Blei sich innerhalb der Kanäle sammeln und nach aussen abfliessen könne. Die Anordnung der Kanäle für diesen Zweck muss eine solche sein, dass sie nach einem oder mehreren Hauptkanälen hin abfallen; letztere, welche ebenfalls nach aussen hin entsprechenden Fall haben, münden gewöhnlich in einer schachtartigen, von oben her zugänglichen Vertiefung innerhalb des Fundaments. Durch Unter-
Die Form und der Bau des Hochofens.
und auch wohl für den Herd, welche Theile dem Wegschmelzen nicht ganz in dem Maasse als die Theile oberhalb der Formöffnungen unter- worfen sind, benutzt man auch bei Kokshochöfen nicht selten aus Billigkeitsrücksichten ein anderes Material, Chamottesteine aus inländi- schen Fabriken oder auch natürlich vorkommende feuerfeste Steine (z. B. Puddingsteine).
Verhältnissmässig selten, aus den schon auf S. 134 entwickelten Gründen, wendet man jetzt Massezustellungen für Hochöfen an.
Den Bodenstein pflegte man in früherer Zeit nicht unmittelbar auf das Fundament zu legen, sondern man führte zunächst auf dem Fundamente aus Ziegelsteinen eine Anzahl sich kreuzender Kanäle von etwa 10 cm Höhe und Breite auf, welche in einzelnen grösseren zu Tage führenden Kanälen mündeten. Die Abbildungen Fig. 77 auf S. 338 und Fig. 91 lassen diese Kanäle erkennen. Bei Oefen mit Rauhgemäuer pflegten jene kleine- ren Kanäle unterhalb des Boden- steines in zwei sich rechtwinklig kreuzende Hauptkanäle auszulau- fen, welche in der Mitte je zweier Eckpfeiler in senkrechten Kanälen mündeten; letztere führten inner- halb des ganzen Rauhgemäuers nach oben und bewirkten ebenso wie eine Esse die Ableitung der unten sich bildenden Dämpfe. Jene beiden erwähnten, kreuzförmig sich durchschneidenden Hauptkanäle werden ihrer Form halber das Andreaskreuz genannt.
Sämmtliche Kanäle, soweit der Bodenstein sich erstreckt, wurden nun durch eiserne Platten abge- deckt, auf diese kam gewöhnlich
[Abbildung]
Fig. 91.
eine Sandschicht (o in Fig. 91), welche äusserlich durch Mauerwerk begrenzt wurde, und auf die Sandschicht wurde nun erst der Boden- stein gelegt.
Auch bei neueren Hochöfen behält man die Anordnung von Ka- nälen unterhalb des Bodensteins in denjenigen Fällen bei, wo man bleiische Erze verhüttet, damit das durch den Bodenstein hindurch entweichende Blei sich innerhalb der Kanäle sammeln und nach aussen abfliessen könne. Die Anordnung der Kanäle für diesen Zweck muss eine solche sein, dass sie nach einem oder mehreren Hauptkanälen hin abfallen; letztere, welche ebenfalls nach aussen hin entsprechenden Fall haben, münden gewöhnlich in einer schachtartigen, von oben her zugänglichen Vertiefung innerhalb des Fundaments. Durch Unter-
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[351/0405]
Die Form und der Bau des Hochofens.
und auch wohl für den Herd, welche Theile dem Wegschmelzen nicht
ganz in dem Maasse als die Theile oberhalb der Formöffnungen unter-
worfen sind, benutzt man auch bei Kokshochöfen nicht selten aus
Billigkeitsrücksichten ein anderes Material, Chamottesteine aus inländi-
schen Fabriken oder auch natürlich vorkommende feuerfeste Steine
(z. B. Puddingsteine).
Verhältnissmässig selten, aus den schon auf S. 134 entwickelten
Gründen, wendet man jetzt Massezustellungen für Hochöfen an.
Den Bodenstein pflegte man in früherer Zeit nicht unmittelbar
auf das Fundament zu legen, sondern man führte zunächst auf dem
Fundamente aus Ziegelsteinen eine Anzahl sich kreuzender Kanäle von
etwa 10 cm Höhe und Breite auf, welche in einzelnen grösseren zu
Tage führenden Kanälen mündeten. Die Abbildungen Fig. 77 auf
S. 338 und Fig. 91 lassen diese
Kanäle erkennen. Bei Oefen mit
Rauhgemäuer pflegten jene kleine-
ren Kanäle unterhalb des Boden-
steines in zwei sich rechtwinklig
kreuzende Hauptkanäle auszulau-
fen, welche in der Mitte je zweier
Eckpfeiler in senkrechten Kanälen
mündeten; letztere führten inner-
halb des ganzen Rauhgemäuers
nach oben und bewirkten ebenso
wie eine Esse die Ableitung der
unten sich bildenden Dämpfe. Jene
beiden erwähnten, kreuzförmig sich
durchschneidenden Hauptkanäle
werden ihrer Form halber das
Andreaskreuz genannt.
Sämmtliche Kanäle, soweit der
Bodenstein sich erstreckt, wurden
nun durch eiserne Platten abge-
deckt, auf diese kam gewöhnlich
[Abbildung Fig. 91.]
eine Sandschicht (o in Fig. 91), welche äusserlich durch Mauerwerk
begrenzt wurde, und auf die Sandschicht wurde nun erst der Boden-
stein gelegt.
Auch bei neueren Hochöfen behält man die Anordnung von Ka-
nälen unterhalb des Bodensteins in denjenigen Fällen bei, wo man
bleiische Erze verhüttet, damit das durch den Bodenstein hindurch
entweichende Blei sich innerhalb der Kanäle sammeln und nach aussen
abfliessen könne. Die Anordnung der Kanäle für diesen Zweck muss
eine solche sein, dass sie nach einem oder mehreren Hauptkanälen hin
abfallen; letztere, welche ebenfalls nach aussen hin entsprechenden
Fall haben, münden gewöhnlich in einer schachtartigen, von oben her
zugänglichen Vertiefung innerhalb des Fundaments. Durch Unter-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/405>, abgerufen am 05.12.2024.
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