Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Hochofen.
haltung eines Koksfeuers vor den Kanälen verhütet man das vorzeitige
Erstarren des Bleis. 1)

Wo dagegen dieser Zweck nicht vorliegt, pflegt man bei neueren
Hochöfen die Kanäle ganz fehlen zu lassen und den Bodenstein un-
mittelbar auf das Fundament zu legen.

Da der Durchmesser des Bodensteins ungefähr so gross sein muss,
als der äussere Durchmesser des Gestelles, so ist auch bei kleinen
Hochöfen die Herstellung desselben aus einem einzigen Stücke nur
selten möglich, und er muss in den meisten Fällen aus mehreren neben
einander liegenden Stücken zusammengefügt werden.

Damit nicht das flüssige hocherhitzte Roheisen in die Fugen ein-
dringe und den Stein beschädige, müssen letztere mit Sorgfalt hergestellt
werden und die einzelnen Stücke müssen genau aneinander passen;
damit aber nicht etwa einzelne dieser Stücke aus ihrer Lage kommen,
durch das geschmolzene Metall in die Höhe gehoben werden können,
müssen sie in solcher Weise verbunden werden, dass immer ein Stück
das andere unverrückbar in seiner Lage festhält.

Verhältnissmässig einfach lässt sich diese Aufgabe lösen, wenn der
Boden aus natürlich vorkommenden feuerfesten Steinen, die in grösseren
Stücken zu haben sind, gefertigt wird und der Durchmesser des Ge-
stelles nicht sehr gross ist. Fig. 91 auf S. 351 lässt die in diesem Falle ge-
bräuchliche Anordnung erkennen. Der Boden wird aus einzelnen verhält-
nissmässig langen Stücken a a gefertigt, welche von einer Seite des Ofens
zur andern hinübergehen und auf denen die Seitenwände des Gestelles
aufruhen. In der vorliegenden Abbildung, welche das vierseitig pris-
matische Gestell eines Holzkohlenhochofens darstellt, bestehen die Seiten-
wände b aus je einem einzigen Stücke (den sogenannten Backensteinen),
welches über sämmtliche Stücke des Bodens a a hinüber reicht. Natür-
lich ist auf solche Weise eine grosse Sicherheit für die feste Lage des
letzteren gegeben.

Bei Benutzung von Chamottesteinen für Herstellung des Bodens
würde es nicht möglich sein, denselben die erforderliche Länge für
eine derartige Anordnung zu geben. Man hilft sich in diesem Falle
gewöhnlich, indem man den mittleren Stücken des Bodens Keilform
giebt und die daran stossenden in schräger Stellung dagegen legt, ähn-
lich als wenn man einen umgekehrten scheitrechten Bogen herstellen
wollte. Die Abbildungen von Kokshochöfen Fig. 83 (S. 343) und Fig. 84
(Tafel) lassen diese Anordnung erkennen. Die äussersten dieser Steine
treten unter die Steine des Gestelles und werden von diesen in ihrer
Stellung festgehalten, während sie selbst es den übrigen Steinen unmög-
lich machen, aus ihrer Lage zu weichen. Gewöhnlich werden zwei
Schichten solcher Steine über einander angebracht, wobei natürlich die
Fugen der unteren Schicht durch die Steine der oberen abgedeckt
werden. Rings herum pflegt man aus horizontal liegenden Steinen,
welche sich kreissegmentförmig an das von den inneren Steinen ge-
bildete Quadrat anschliessen, eine äussere Begrenzung des Bodensteins
herzustellen.

1) Eine Abbildung eines derartigen Kanalsystems findet der Leser in Perey-
Wedding
, Eisenhüttenkunde, Abth. II, Bd. 2, S. 915.

Der Hochofen.
haltung eines Koksfeuers vor den Kanälen verhütet man das vorzeitige
Erstarren des Bleis. 1)

Wo dagegen dieser Zweck nicht vorliegt, pflegt man bei neueren
Hochöfen die Kanäle ganz fehlen zu lassen und den Bodenstein un-
mittelbar auf das Fundament zu legen.

Da der Durchmesser des Bodensteins ungefähr so gross sein muss,
als der äussere Durchmesser des Gestelles, so ist auch bei kleinen
Hochöfen die Herstellung desselben aus einem einzigen Stücke nur
selten möglich, und er muss in den meisten Fällen aus mehreren neben
einander liegenden Stücken zusammengefügt werden.

Damit nicht das flüssige hocherhitzte Roheisen in die Fugen ein-
dringe und den Stein beschädige, müssen letztere mit Sorgfalt hergestellt
werden und die einzelnen Stücke müssen genau aneinander passen;
damit aber nicht etwa einzelne dieser Stücke aus ihrer Lage kommen,
durch das geschmolzene Metall in die Höhe gehoben werden können,
müssen sie in solcher Weise verbunden werden, dass immer ein Stück
das andere unverrückbar in seiner Lage festhält.

Verhältnissmässig einfach lässt sich diese Aufgabe lösen, wenn der
Boden aus natürlich vorkommenden feuerfesten Steinen, die in grösseren
Stücken zu haben sind, gefertigt wird und der Durchmesser des Ge-
stelles nicht sehr gross ist. Fig. 91 auf S. 351 lässt die in diesem Falle ge-
bräuchliche Anordnung erkennen. Der Boden wird aus einzelnen verhält-
nissmässig langen Stücken a a gefertigt, welche von einer Seite des Ofens
zur andern hinübergehen und auf denen die Seitenwände des Gestelles
aufruhen. In der vorliegenden Abbildung, welche das vierseitig pris-
matische Gestell eines Holzkohlenhochofens darstellt, bestehen die Seiten-
wände b aus je einem einzigen Stücke (den sogenannten Backensteinen),
welches über sämmtliche Stücke des Bodens a a hinüber reicht. Natür-
lich ist auf solche Weise eine grosse Sicherheit für die feste Lage des
letzteren gegeben.

Bei Benutzung von Chamottesteinen für Herstellung des Bodens
würde es nicht möglich sein, denselben die erforderliche Länge für
eine derartige Anordnung zu geben. Man hilft sich in diesem Falle
gewöhnlich, indem man den mittleren Stücken des Bodens Keilform
giebt und die daran stossenden in schräger Stellung dagegen legt, ähn-
lich als wenn man einen umgekehrten scheitrechten Bogen herstellen
wollte. Die Abbildungen von Kokshochöfen Fig. 83 (S. 343) und Fig. 84
(Tafel) lassen diese Anordnung erkennen. Die äussersten dieser Steine
treten unter die Steine des Gestelles und werden von diesen in ihrer
Stellung festgehalten, während sie selbst es den übrigen Steinen unmög-
lich machen, aus ihrer Lage zu weichen. Gewöhnlich werden zwei
Schichten solcher Steine über einander angebracht, wobei natürlich die
Fugen der unteren Schicht durch die Steine der oberen abgedeckt
werden. Rings herum pflegt man aus horizontal liegenden Steinen,
welche sich kreissegmentförmig an das von den inneren Steinen ge-
bildete Quadrat anschliessen, eine äussere Begrenzung des Bodensteins
herzustellen.

1) Eine Abbildung eines derartigen Kanalsystems findet der Leser in Perey-
Wedding
, Eisenhüttenkunde, Abth. II, Bd. 2, S. 915.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0406" n="352"/><fw place="top" type="header">Der Hochofen.</fw><lb/>
haltung eines Koksfeuers vor den Kanälen verhütet man das vorzeitige<lb/>
Erstarren des Bleis. <note place="foot" n="1)">Eine Abbildung eines derartigen Kanalsystems findet der Leser in <hi rendition="#g">Perey-<lb/>
Wedding</hi>, Eisenhüttenkunde, Abth. II, Bd. 2, S. 915.</note></p><lb/>
                <p>Wo dagegen dieser Zweck nicht vorliegt, pflegt man bei neueren<lb/>
Hochöfen die Kanäle ganz fehlen zu lassen und den Bodenstein un-<lb/>
mittelbar auf das Fundament zu legen.</p><lb/>
                <p>Da der Durchmesser des Bodensteins ungefähr so gross sein muss,<lb/>
als der äussere Durchmesser des Gestelles, so ist auch bei kleinen<lb/>
Hochöfen die Herstellung desselben aus einem einzigen Stücke nur<lb/>
selten möglich, und er muss in den meisten Fällen aus mehreren neben<lb/>
einander liegenden Stücken zusammengefügt werden.</p><lb/>
                <p>Damit nicht das flüssige hocherhitzte Roheisen in die Fugen ein-<lb/>
dringe und den Stein beschädige, müssen letztere mit Sorgfalt hergestellt<lb/>
werden und die einzelnen Stücke müssen genau aneinander passen;<lb/>
damit aber nicht etwa einzelne dieser Stücke aus ihrer Lage kommen,<lb/>
durch das geschmolzene Metall in die Höhe gehoben werden können,<lb/>
müssen sie in solcher Weise verbunden werden, dass immer ein Stück<lb/>
das andere unverrückbar in seiner Lage festhält.</p><lb/>
                <p>Verhältnissmässig einfach lässt sich diese Aufgabe lösen, wenn der<lb/>
Boden aus natürlich vorkommenden feuerfesten Steinen, die in grösseren<lb/>
Stücken zu haben sind, gefertigt wird und der Durchmesser des Ge-<lb/>
stelles nicht sehr gross ist. Fig. 91 auf S. 351 lässt die in diesem Falle ge-<lb/>
bräuchliche Anordnung erkennen. Der Boden wird aus einzelnen verhält-<lb/>
nissmässig langen Stücken <hi rendition="#i">a a</hi> gefertigt, welche von einer Seite des Ofens<lb/>
zur andern hinübergehen und auf denen die Seitenwände des Gestelles<lb/>
aufruhen. In der vorliegenden Abbildung, welche das vierseitig pris-<lb/>
matische Gestell eines Holzkohlenhochofens darstellt, bestehen die Seiten-<lb/>
wände <hi rendition="#i">b</hi> aus je einem einzigen Stücke (den sogenannten Backensteinen),<lb/>
welches über sämmtliche Stücke des Bodens <hi rendition="#i">a a</hi> hinüber reicht. Natür-<lb/>
lich ist auf solche Weise eine grosse Sicherheit für die feste Lage des<lb/>
letzteren gegeben.</p><lb/>
                <p>Bei Benutzung von Chamottesteinen für Herstellung des Bodens<lb/>
würde es nicht möglich sein, denselben die erforderliche Länge für<lb/>
eine derartige Anordnung zu geben. Man hilft sich in diesem Falle<lb/>
gewöhnlich, indem man den mittleren Stücken des Bodens Keilform<lb/>
giebt und die daran stossenden in schräger Stellung dagegen legt, ähn-<lb/>
lich als wenn man einen umgekehrten scheitrechten Bogen herstellen<lb/>
wollte. Die Abbildungen von Kokshochöfen Fig. 83 (S. 343) und Fig. 84<lb/>
(Tafel) lassen diese Anordnung erkennen. Die äussersten dieser Steine<lb/>
treten unter die Steine des Gestelles und werden von diesen in ihrer<lb/>
Stellung festgehalten, während sie selbst es den übrigen Steinen unmög-<lb/>
lich machen, aus ihrer Lage zu weichen. Gewöhnlich werden zwei<lb/>
Schichten solcher Steine über einander angebracht, wobei natürlich die<lb/>
Fugen der unteren Schicht durch die Steine der oberen abgedeckt<lb/>
werden. Rings herum pflegt man aus horizontal liegenden Steinen,<lb/>
welche sich kreissegmentförmig an das von den inneren Steinen ge-<lb/>
bildete Quadrat anschliessen, eine äussere Begrenzung des Bodensteins<lb/>
herzustellen.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0406] Der Hochofen. haltung eines Koksfeuers vor den Kanälen verhütet man das vorzeitige Erstarren des Bleis. 1) Wo dagegen dieser Zweck nicht vorliegt, pflegt man bei neueren Hochöfen die Kanäle ganz fehlen zu lassen und den Bodenstein un- mittelbar auf das Fundament zu legen. Da der Durchmesser des Bodensteins ungefähr so gross sein muss, als der äussere Durchmesser des Gestelles, so ist auch bei kleinen Hochöfen die Herstellung desselben aus einem einzigen Stücke nur selten möglich, und er muss in den meisten Fällen aus mehreren neben einander liegenden Stücken zusammengefügt werden. Damit nicht das flüssige hocherhitzte Roheisen in die Fugen ein- dringe und den Stein beschädige, müssen letztere mit Sorgfalt hergestellt werden und die einzelnen Stücke müssen genau aneinander passen; damit aber nicht etwa einzelne dieser Stücke aus ihrer Lage kommen, durch das geschmolzene Metall in die Höhe gehoben werden können, müssen sie in solcher Weise verbunden werden, dass immer ein Stück das andere unverrückbar in seiner Lage festhält. Verhältnissmässig einfach lässt sich diese Aufgabe lösen, wenn der Boden aus natürlich vorkommenden feuerfesten Steinen, die in grösseren Stücken zu haben sind, gefertigt wird und der Durchmesser des Ge- stelles nicht sehr gross ist. Fig. 91 auf S. 351 lässt die in diesem Falle ge- bräuchliche Anordnung erkennen. Der Boden wird aus einzelnen verhält- nissmässig langen Stücken a a gefertigt, welche von einer Seite des Ofens zur andern hinübergehen und auf denen die Seitenwände des Gestelles aufruhen. In der vorliegenden Abbildung, welche das vierseitig pris- matische Gestell eines Holzkohlenhochofens darstellt, bestehen die Seiten- wände b aus je einem einzigen Stücke (den sogenannten Backensteinen), welches über sämmtliche Stücke des Bodens a a hinüber reicht. Natür- lich ist auf solche Weise eine grosse Sicherheit für die feste Lage des letzteren gegeben. Bei Benutzung von Chamottesteinen für Herstellung des Bodens würde es nicht möglich sein, denselben die erforderliche Länge für eine derartige Anordnung zu geben. Man hilft sich in diesem Falle gewöhnlich, indem man den mittleren Stücken des Bodens Keilform giebt und die daran stossenden in schräger Stellung dagegen legt, ähn- lich als wenn man einen umgekehrten scheitrechten Bogen herstellen wollte. Die Abbildungen von Kokshochöfen Fig. 83 (S. 343) und Fig. 84 (Tafel) lassen diese Anordnung erkennen. Die äussersten dieser Steine treten unter die Steine des Gestelles und werden von diesen in ihrer Stellung festgehalten, während sie selbst es den übrigen Steinen unmög- lich machen, aus ihrer Lage zu weichen. Gewöhnlich werden zwei Schichten solcher Steine über einander angebracht, wobei natürlich die Fugen der unteren Schicht durch die Steine der oberen abgedeckt werden. Rings herum pflegt man aus horizontal liegenden Steinen, welche sich kreissegmentförmig an das von den inneren Steinen ge- bildete Quadrat anschliessen, eine äussere Begrenzung des Bodensteins herzustellen. 1) Eine Abbildung eines derartigen Kanalsystems findet der Leser in Perey- Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. II, Bd. 2, S. 915.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/406
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/406>, abgerufen am 05.12.2024.