ist, ebensowohl den erforderlichen Dampf für die zum Betriebe des Hochofens erforderlichen Maschinen (Gebläse, Gichtaufzüge, Pumpen) zu liefern als auch daneben den Gebläsewind auf eine hohe Temperatur zu erwärmen.
Obschon also wirthschaftliche Gründe eine genügende Veranlassung zur Benutzung der Gichtgase zu geben vermögen und obschon die leb- hafte, unter starker Wärmeentwicklung aus der Gicht heraus schlagende Flamme eines Hochofens, dessen Gase nicht entzogen wurden, längst auf den Brennwerth derselben hätte aufmerksam machen können, liess man doch bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts diese Gase ziemlich unbenutzt entweichen oder verwendete höchstens die von der Gicht- flamme selbst ausgehende Wärme zum Trocknen von Gussformen oder für ähnliche untergeordnete Zwecke. Da die Hochöfen der damaligen Zeit meistens noch mit Wasser betrieben, die Winderhitzung aber weit später eingeführt und die Preise des Brennstoffs verhältnissmässig gering waren, so fehlte eben die Veranlassung zu energischeren Versuchen in dieser Richtung.
Diese Verhältnisse erklären es auch zur Genüge, dass die ersten umfänglicheren Versuche zur Benutzung der Gichtgase, welche 1792 durch Christie auf der Devonhütte in Schottland 1), 1811 durch den Franzosen Aubertot auf einer Eisenhütte des Cher-Departements 2) angestellt wurden, sich auf die Heizung von Apparaten erstreckten, welche ohne alle Beziehung zum Hochofenprocesse standen: Cementir- öfen, Kalkbrennöfen u. a. Man baute die betreffenden Apparate auf die Gicht des Ofens und liess die Gichtflamme, ohne die Gase dem Hoch- ofen selbst zu entziehen, hindurchstreichen.
Die ersten erfolgreichen Versuche, die Gase im unverbrannten Zustande dem Hochofen zu entziehen, um sie an einem beliebigen andern Orte zu verbrennen, wurden erst im Beginn der vierziger Jahre ziemlich gleichzeitig von Taylor in Marseille 3) und Faber du Faur in Wasseralfingen gemacht und gaben dann letzterem die An- regung zur weiteren Ausbildung der Gasfeuerung überhaupt und zur Darstellung von Heizgasen in besonderen Generatoren. 4)
Ziemlich lange dauerte es jedoch, bis diese Methode sich einer allgemeineren Anwendung erfreuen konnte. Obgleich inzwischen die vermehrte Anwendung von Dampfkraft für den Hochofenbetrieb sowie die Einführung der Anwendung erhitzten Windes die Veranlassung zur Benutzung der Gichtgase weit näher als früher gerückt hatte, so gelang es doch häufig nicht, die Gase in solcher Weise dem Hochofen zu entziehen, dass nicht eine Schädigung des normalen Verlaufs des Hoch- ofenprocesses damit verknüpft gewesen wäre. Man beging den Fehler, die Gase aus einer allzu tiefen Zone des Hochofens abzuleiten, ehe sie noch ihre Aufgabe, als Reductionsmittel zu dienen, annähernd voll-
1) A. Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 121.
2)Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. 2, S. 314; Berthier, Sur plusieurs moyens imagines pour employer la flamme perdue des hauts-fourneaux, des foyers de forge etc. Journ. des mines, Juin 1814.
3)Percy-Wedding, a. a. O.
4) Vergl. S. 85.
Der Hochofen.
ist, ebensowohl den erforderlichen Dampf für die zum Betriebe des Hochofens erforderlichen Maschinen (Gebläse, Gichtaufzüge, Pumpen) zu liefern als auch daneben den Gebläsewind auf eine hohe Temperatur zu erwärmen.
Obschon also wirthschaftliche Gründe eine genügende Veranlassung zur Benutzung der Gichtgase zu geben vermögen und obschon die leb- hafte, unter starker Wärmeentwicklung aus der Gicht heraus schlagende Flamme eines Hochofens, dessen Gase nicht entzogen wurden, längst auf den Brennwerth derselben hätte aufmerksam machen können, liess man doch bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts diese Gase ziemlich unbenutzt entweichen oder verwendete höchstens die von der Gicht- flamme selbst ausgehende Wärme zum Trocknen von Gussformen oder für ähnliche untergeordnete Zwecke. Da die Hochöfen der damaligen Zeit meistens noch mit Wasser betrieben, die Winderhitzung aber weit später eingeführt und die Preise des Brennstoffs verhältnissmässig gering waren, so fehlte eben die Veranlassung zu energischeren Versuchen in dieser Richtung.
Diese Verhältnisse erklären es auch zur Genüge, dass die ersten umfänglicheren Versuche zur Benutzung der Gichtgase, welche 1792 durch Christie auf der Devonhütte in Schottland 1), 1811 durch den Franzosen Aubertot auf einer Eisenhütte des Cher-Departements 2) angestellt wurden, sich auf die Heizung von Apparaten erstreckten, welche ohne alle Beziehung zum Hochofenprocesse standen: Cementir- öfen, Kalkbrennöfen u. a. Man baute die betreffenden Apparate auf die Gicht des Ofens und liess die Gichtflamme, ohne die Gase dem Hoch- ofen selbst zu entziehen, hindurchstreichen.
Die ersten erfolgreichen Versuche, die Gase im unverbrannten Zustande dem Hochofen zu entziehen, um sie an einem beliebigen andern Orte zu verbrennen, wurden erst im Beginn der vierziger Jahre ziemlich gleichzeitig von Taylor in Marseille 3) und Faber du Faur in Wasseralfingen gemacht und gaben dann letzterem die An- regung zur weiteren Ausbildung der Gasfeuerung überhaupt und zur Darstellung von Heizgasen in besonderen Generatoren. 4)
Ziemlich lange dauerte es jedoch, bis diese Methode sich einer allgemeineren Anwendung erfreuen konnte. Obgleich inzwischen die vermehrte Anwendung von Dampfkraft für den Hochofenbetrieb sowie die Einführung der Anwendung erhitzten Windes die Veranlassung zur Benutzung der Gichtgase weit näher als früher gerückt hatte, so gelang es doch häufig nicht, die Gase in solcher Weise dem Hochofen zu entziehen, dass nicht eine Schädigung des normalen Verlaufs des Hoch- ofenprocesses damit verknüpft gewesen wäre. Man beging den Fehler, die Gase aus einer allzu tiefen Zone des Hochofens abzuleiten, ehe sie noch ihre Aufgabe, als Reductionsmittel zu dienen, annähernd voll-
1) A. Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 121.
2)Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. 2, S. 314; Berthier, Sur plusieurs moyens imaginés pour employer la flamme perdue des hauts-fourneaux, des foyers de forge etc. Journ. des mines, Juin 1814.
3)Percy-Wedding, a. a. O.
4) Vergl. S. 85.
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[368/0422]
Der Hochofen.
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Hochofens erforderlichen Maschinen (Gebläse, Gichtaufzüge, Pumpen) zu
liefern als auch daneben den Gebläsewind auf eine hohe Temperatur zu
erwärmen.
Obschon also wirthschaftliche Gründe eine genügende Veranlassung
zur Benutzung der Gichtgase zu geben vermögen und obschon die leb-
hafte, unter starker Wärmeentwicklung aus der Gicht heraus schlagende
Flamme eines Hochofens, dessen Gase nicht entzogen wurden, längst
auf den Brennwerth derselben hätte aufmerksam machen können, liess
man doch bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts diese Gase ziemlich
unbenutzt entweichen oder verwendete höchstens die von der Gicht-
flamme selbst ausgehende Wärme zum Trocknen von Gussformen oder
für ähnliche untergeordnete Zwecke. Da die Hochöfen der damaligen
Zeit meistens noch mit Wasser betrieben, die Winderhitzung aber weit
später eingeführt und die Preise des Brennstoffs verhältnissmässig gering
waren, so fehlte eben die Veranlassung zu energischeren Versuchen
in dieser Richtung.
Diese Verhältnisse erklären es auch zur Genüge, dass die ersten
umfänglicheren Versuche zur Benutzung der Gichtgase, welche 1792
durch Christie auf der Devonhütte in Schottland 1), 1811 durch den
Franzosen Aubertot auf einer Eisenhütte des Cher-Departements 2)
angestellt wurden, sich auf die Heizung von Apparaten erstreckten,
welche ohne alle Beziehung zum Hochofenprocesse standen: Cementir-
öfen, Kalkbrennöfen u. a. Man baute die betreffenden Apparate auf die
Gicht des Ofens und liess die Gichtflamme, ohne die Gase dem Hoch-
ofen selbst zu entziehen, hindurchstreichen.
Die ersten erfolgreichen Versuche, die Gase im unverbrannten
Zustande dem Hochofen zu entziehen, um sie an einem beliebigen
andern Orte zu verbrennen, wurden erst im Beginn der vierziger
Jahre ziemlich gleichzeitig von Taylor in Marseille 3) und Faber du
Faur in Wasseralfingen gemacht und gaben dann letzterem die An-
regung zur weiteren Ausbildung der Gasfeuerung überhaupt und zur
Darstellung von Heizgasen in besonderen Generatoren. 4)
Ziemlich lange dauerte es jedoch, bis diese Methode sich einer
allgemeineren Anwendung erfreuen konnte. Obgleich inzwischen die
vermehrte Anwendung von Dampfkraft für den Hochofenbetrieb sowie
die Einführung der Anwendung erhitzten Windes die Veranlassung zur
Benutzung der Gichtgase weit näher als früher gerückt hatte, so gelang
es doch häufig nicht, die Gase in solcher Weise dem Hochofen zu
entziehen, dass nicht eine Schädigung des normalen Verlaufs des Hoch-
ofenprocesses damit verknüpft gewesen wäre. Man beging den Fehler,
die Gase aus einer allzu tiefen Zone des Hochofens abzuleiten, ehe sie
noch ihre Aufgabe, als Reductionsmittel zu dienen, annähernd voll-
1) A. Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 121.
2) Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. 2, S. 314; Berthier, Sur
plusieurs moyens imaginés pour employer la flamme perdue des hauts-fourneaux,
des foyers de forge etc. Journ. des mines, Juin 1814.
3) Percy-Wedding, a. a. O.
4) Vergl. S. 85.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/422>, abgerufen am 05.12.2024.
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