Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
ständig erfüllt hatten; und bei der geringeren Höhe der damaligen Oefen rächte sich dieser Fehler in empfindlicher Weise durch Ver- mehrung der directen Reduction und demnach Erhöhung des Brenn- stoffverbrauchs. Was auf der einen Seite gewonnen wurde, ging durch diese übele Folge der falsch angelegten Gasentziehung wieder verloren.
Man begnügte sich in den meisten Fällen damit, in ähnlicher Weise, wie es schon früher Christie und Aubertot gethan hatten, die zu heizenden Apparate -- Dampfkessel und Winderhitzer -- auf die Gicht des Ofens zu verlegen, und noch in den siebenziger Jahren konnte man bei einzelnen kleineren Holzkohlenhochöfen eine derartige Einrichtung antreffen.
Je höher aber die Oefen gebaut wurden, desto schwerfälliger, un- praktischer musste eine solche Anordnung erscheinen, während gleich- zeitig die nachtheiligen Einflüsse der Gasentziehung sich verringerten, wenn der Ofen grösser war, und schliesslich vollständig beseitigt wurden, nachdem man zweckmässigere Einrichtungen als früher für die Ableitung derselben getroffen hatte.
Es ist deshalb in der Jetztzeit allgemeine Regel, die Gase im unverbrannten Zustande dem Hochofen zu entziehen und sie in Leitungen nach den auf ebener Erde befindlichen, von ihnen zu heizenden Appa- raten zu führen. Die Einrichtungen aber, mit deren Hilfe dieses Ziel erreicht wird, sind ziemlich mannigfaltig.
Die Gasentziehungsapparate oder Gasfänge.
Im Wesentlichen lassen sich zwei Hauptsysteme der Gasentziehung unterscheiden.
Bei dem einen derselben werden die Gase an einer unterhalb der Gicht befindlichen Stelle abgeleitet, und die Beschickungssäule selbst ober- halb dieser Stelle bewirkt das Austreten der Gase in den Ableitungs- kanal, wo sie einen geringeren Widerstand finden als beim Aufsteigen zwischen der Beschickung.
Bei dem zweiten Systeme werden die Gase erst abgeleitet, nach- dem sie die Beschickungssäule vollständig durchströmt haben; also ober- halb der Beschickungsoberfläche. Die Gicht muss zu diesem Zwecke verschlossen gehalten werden und die Einrichtung ist weniger einfach als die zuerst erwähnte; jenes Ziel aber, die Gase erst zu verwenden, nachdem sie ihre Aufgabe im Hochofen vollständig erfüllt haben, wird hier ebenso vollständig und in weniger schwerfälliger Weise erreicht als durch die geschilderte frühere Methode, bei welcher die zu heizenden Apparate auf die übrigens offene Gicht gelegt wurden.
Gasfänge unterhalb der Beschickungsoberfläche.
Da bei diesen Apparaten, wie soeben erwähnt wurde, die Be- schickungssäule oberhalb der Entziehungsstelle den Abschluss bilden muss, durch welchen die Gase in den Ableitungskanal hinein getrieben werden, so folgt, dass die Entziehung um so vollständiger sein wird, je tiefer jene Entziehungsstelle liegt; aber die nämliche Höhe geht, sofern sämmtliche Gase entzogen werden, für den Hochofenprocess thatsächlich
Ledebur, Handbuch. 24
Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
ständig erfüllt hatten; und bei der geringeren Höhe der damaligen Oefen rächte sich dieser Fehler in empfindlicher Weise durch Ver- mehrung der directen Reduction und demnach Erhöhung des Brenn- stoffverbrauchs. Was auf der einen Seite gewonnen wurde, ging durch diese übele Folge der falsch angelegten Gasentziehung wieder verloren.
Man begnügte sich in den meisten Fällen damit, in ähnlicher Weise, wie es schon früher Christie und Aubertot gethan hatten, die zu heizenden Apparate — Dampfkessel und Winderhitzer — auf die Gicht des Ofens zu verlegen, und noch in den siebenziger Jahren konnte man bei einzelnen kleineren Holzkohlenhochöfen eine derartige Einrichtung antreffen.
Je höher aber die Oefen gebaut wurden, desto schwerfälliger, un- praktischer musste eine solche Anordnung erscheinen, während gleich- zeitig die nachtheiligen Einflüsse der Gasentziehung sich verringerten, wenn der Ofen grösser war, und schliesslich vollständig beseitigt wurden, nachdem man zweckmässigere Einrichtungen als früher für die Ableitung derselben getroffen hatte.
Es ist deshalb in der Jetztzeit allgemeine Regel, die Gase im unverbrannten Zustande dem Hochofen zu entziehen und sie in Leitungen nach den auf ebener Erde befindlichen, von ihnen zu heizenden Appa- raten zu führen. Die Einrichtungen aber, mit deren Hilfe dieses Ziel erreicht wird, sind ziemlich mannigfaltig.
Die Gasentziehungsapparate oder Gasfänge.
Im Wesentlichen lassen sich zwei Hauptsysteme der Gasentziehung unterscheiden.
Bei dem einen derselben werden die Gase an einer unterhalb der Gicht befindlichen Stelle abgeleitet, und die Beschickungssäule selbst ober- halb dieser Stelle bewirkt das Austreten der Gase in den Ableitungs- kanal, wo sie einen geringeren Widerstand finden als beim Aufsteigen zwischen der Beschickung.
Bei dem zweiten Systeme werden die Gase erst abgeleitet, nach- dem sie die Beschickungssäule vollständig durchströmt haben; also ober- halb der Beschickungsoberfläche. Die Gicht muss zu diesem Zwecke verschlossen gehalten werden und die Einrichtung ist weniger einfach als die zuerst erwähnte; jenes Ziel aber, die Gase erst zu verwenden, nachdem sie ihre Aufgabe im Hochofen vollständig erfüllt haben, wird hier ebenso vollständig und in weniger schwerfälliger Weise erreicht als durch die geschilderte frühere Methode, bei welcher die zu heizenden Apparate auf die übrigens offene Gicht gelegt wurden.
Gasfänge unterhalb der Beschickungsoberfläche.
Da bei diesen Apparaten, wie soeben erwähnt wurde, die Be- schickungssäule oberhalb der Entziehungsstelle den Abschluss bilden muss, durch welchen die Gase in den Ableitungskanal hinein getrieben werden, so folgt, dass die Entziehung um so vollständiger sein wird, je tiefer jene Entziehungsstelle liegt; aber die nämliche Höhe geht, sofern sämmtliche Gase entzogen werden, für den Hochofenprocess thatsächlich
Ledebur, Handbuch. 24
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0423"n="369"/><fwplace="top"type="header">Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.</fw><lb/>
ständig erfüllt hatten; und bei der geringeren Höhe der damaligen<lb/>
Oefen rächte sich dieser Fehler in empfindlicher Weise durch Ver-<lb/>
mehrung der directen Reduction und demnach Erhöhung des Brenn-<lb/>
stoffverbrauchs. Was auf der einen Seite gewonnen wurde, ging durch<lb/>
diese übele Folge der falsch angelegten Gasentziehung wieder verloren.</p><lb/><p>Man begnügte sich in den meisten Fällen damit, in ähnlicher<lb/>
Weise, wie es schon früher <hirendition="#g">Christie</hi> und <hirendition="#g">Aubertot</hi> gethan hatten,<lb/>
die zu heizenden Apparate — Dampfkessel und Winderhitzer — auf<lb/>
die Gicht des Ofens zu verlegen, und noch in den siebenziger Jahren<lb/>
konnte man bei einzelnen kleineren Holzkohlenhochöfen eine derartige<lb/>
Einrichtung antreffen.</p><lb/><p>Je höher aber die Oefen gebaut wurden, desto schwerfälliger, un-<lb/>
praktischer musste eine solche Anordnung erscheinen, während gleich-<lb/>
zeitig die nachtheiligen Einflüsse der Gasentziehung sich verringerten,<lb/>
wenn der Ofen grösser war, und schliesslich vollständig beseitigt<lb/>
wurden, nachdem man zweckmässigere Einrichtungen als früher für<lb/>
die Ableitung derselben getroffen hatte.</p><lb/><p>Es ist deshalb in der Jetztzeit allgemeine Regel, die Gase im<lb/>
unverbrannten Zustande dem Hochofen zu entziehen und sie in Leitungen<lb/>
nach den auf ebener Erde befindlichen, von ihnen zu heizenden Appa-<lb/>
raten zu führen. Die Einrichtungen aber, mit deren Hilfe dieses Ziel<lb/>
erreicht wird, sind ziemlich mannigfaltig.</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Die Gasentziehungsapparate oder Gasfänge.</hi></head><lb/><p>Im Wesentlichen lassen sich zwei Hauptsysteme der Gasentziehung<lb/>
unterscheiden.</p><lb/><p>Bei dem einen derselben werden die Gase an einer unterhalb der<lb/>
Gicht befindlichen Stelle abgeleitet, und die Beschickungssäule selbst ober-<lb/>
halb dieser Stelle bewirkt das Austreten der Gase in den Ableitungs-<lb/>
kanal, wo sie einen geringeren Widerstand finden als beim Aufsteigen<lb/>
zwischen der Beschickung.</p><lb/><p>Bei dem zweiten Systeme werden die Gase erst abgeleitet, nach-<lb/>
dem sie die Beschickungssäule vollständig durchströmt haben; also ober-<lb/>
halb der Beschickungsoberfläche. Die Gicht muss zu diesem Zwecke<lb/>
verschlossen gehalten werden und die Einrichtung ist weniger einfach<lb/>
als die zuerst erwähnte; jenes Ziel aber, die Gase erst zu verwenden,<lb/>
nachdem sie ihre Aufgabe im Hochofen vollständig erfüllt haben, wird<lb/>
hier ebenso vollständig und in weniger schwerfälliger Weise erreicht<lb/>
als durch die geschilderte frühere Methode, bei welcher die zu heizenden<lb/>
Apparate auf die übrigens offene Gicht gelegt wurden.</p><lb/><divn="5"><head><hirendition="#i">Gasfänge unterhalb der Beschickungsoberfläche</hi>.</head><lb/><p>Da bei diesen Apparaten, wie soeben erwähnt wurde, die Be-<lb/>
schickungssäule oberhalb der Entziehungsstelle den Abschluss bilden<lb/>
muss, durch welchen die Gase in den Ableitungskanal hinein getrieben<lb/>
werden, so folgt, dass die Entziehung um so vollständiger sein wird,<lb/>
je tiefer jene Entziehungsstelle liegt; aber die nämliche Höhe geht, sofern<lb/>
sämmtliche Gase entzogen werden, für den Hochofenprocess thatsächlich<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Ledebur</hi>, Handbuch. 24</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0423]
Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
ständig erfüllt hatten; und bei der geringeren Höhe der damaligen
Oefen rächte sich dieser Fehler in empfindlicher Weise durch Ver-
mehrung der directen Reduction und demnach Erhöhung des Brenn-
stoffverbrauchs. Was auf der einen Seite gewonnen wurde, ging durch
diese übele Folge der falsch angelegten Gasentziehung wieder verloren.
Man begnügte sich in den meisten Fällen damit, in ähnlicher
Weise, wie es schon früher Christie und Aubertot gethan hatten,
die zu heizenden Apparate — Dampfkessel und Winderhitzer — auf
die Gicht des Ofens zu verlegen, und noch in den siebenziger Jahren
konnte man bei einzelnen kleineren Holzkohlenhochöfen eine derartige
Einrichtung antreffen.
Je höher aber die Oefen gebaut wurden, desto schwerfälliger, un-
praktischer musste eine solche Anordnung erscheinen, während gleich-
zeitig die nachtheiligen Einflüsse der Gasentziehung sich verringerten,
wenn der Ofen grösser war, und schliesslich vollständig beseitigt
wurden, nachdem man zweckmässigere Einrichtungen als früher für
die Ableitung derselben getroffen hatte.
Es ist deshalb in der Jetztzeit allgemeine Regel, die Gase im
unverbrannten Zustande dem Hochofen zu entziehen und sie in Leitungen
nach den auf ebener Erde befindlichen, von ihnen zu heizenden Appa-
raten zu führen. Die Einrichtungen aber, mit deren Hilfe dieses Ziel
erreicht wird, sind ziemlich mannigfaltig.
Die Gasentziehungsapparate oder Gasfänge.
Im Wesentlichen lassen sich zwei Hauptsysteme der Gasentziehung
unterscheiden.
Bei dem einen derselben werden die Gase an einer unterhalb der
Gicht befindlichen Stelle abgeleitet, und die Beschickungssäule selbst ober-
halb dieser Stelle bewirkt das Austreten der Gase in den Ableitungs-
kanal, wo sie einen geringeren Widerstand finden als beim Aufsteigen
zwischen der Beschickung.
Bei dem zweiten Systeme werden die Gase erst abgeleitet, nach-
dem sie die Beschickungssäule vollständig durchströmt haben; also ober-
halb der Beschickungsoberfläche. Die Gicht muss zu diesem Zwecke
verschlossen gehalten werden und die Einrichtung ist weniger einfach
als die zuerst erwähnte; jenes Ziel aber, die Gase erst zu verwenden,
nachdem sie ihre Aufgabe im Hochofen vollständig erfüllt haben, wird
hier ebenso vollständig und in weniger schwerfälliger Weise erreicht
als durch die geschilderte frühere Methode, bei welcher die zu heizenden
Apparate auf die übrigens offene Gicht gelegt wurden.
Gasfänge unterhalb der Beschickungsoberfläche.
Da bei diesen Apparaten, wie soeben erwähnt wurde, die Be-
schickungssäule oberhalb der Entziehungsstelle den Abschluss bilden
muss, durch welchen die Gase in den Ableitungskanal hinein getrieben
werden, so folgt, dass die Entziehung um so vollständiger sein wird,
je tiefer jene Entziehungsstelle liegt; aber die nämliche Höhe geht, sofern
sämmtliche Gase entzogen werden, für den Hochofenprocess thatsächlich
Ledebur, Handbuch. 24
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/423>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.