Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
wirkt. In solchen Fällen also wird man regelmässig bei Anwendung einer offenen Gicht günstigere Betriebsergebnisse erlangen, da alsdann ein grosser Theil des Wasserdampfes schon oberhalb der Gasaustritts- öffnungen verflüchtigt wird und aus der Gicht entweicht.
Unter den beiden genannten Gasentziehungsapparaten bei offener Gicht wird in fast allen Fällen das Centralrohr in Rücksicht auf die schon oben geschilderte Einwirkung desselben auf die Vertheilung der Schmelzmaterialien den Vorzug verdienen. Ganz besonders aber treten die Vortheile desselben bei dichtliegenden, feinstückigen Erzen hervor. Dieselben drängen stärker als grobstückige nach der Achse des Ofens hin, hier den Gasen das Aufsteigen erschwerend. Es ist also von Wichtig- keit, eine Auflockerung der Schmelzsäule in der Mitte zu bewirken und zugleich die Bewegungsrichtung der Gase durch Entziehung derselben aus der Mitte des Ofens zu beeinflussen; und beide Aufgaben werden durch das Centralrohr gelöst.
Bei weniger dichter Beschickung kann eine Vereinigung beider Apparate (Fig. 83 auf S. 343) gute Dienste leisten; und wenn die Rück- sicht auf den Wassergehalt der Erze ausser Betracht kommt, so kann man durch Anwendung eines Gichtdeckels auch hierbei eine volle Ge- winnung der Gase herbeiführen, während die Gicht nach dem Oeffnen des Deckels zugänglich bleibt.
Als weniger zweckmässig kann sich die Anwendung eines in die Gicht eingehängten Centralrohres (mit oder ohne Tremie) bei Verhüttung wasserarmer Erze -- gerösteter Sphärosiderite, Rotheisenerze, Magnet- eisenerze -- erweisen; die Hochofengase, welche nicht durch Ver- dampfung des Wassers abgekühlt werden, verlassen leicht die Gicht im heisseren Zustande und wirken zerstörend auf das eingehängte Rohr.
Unter den verschiedenen Apparaten, welche die Gase erst oberhalb der Beschickungssäule ableiten und deshalb mit selbstthätiger Be- schickungsvorrichtung versehen sein müssen, wird der durch verhältniss- mässig einfache Construction sich auszeichnende Parry'sche Trichter nur bei lockerer, leicht reducirbarer Beschickung mit Vortheil anwendbar sein. In Cleveland bei Verhüttung gerösteter Sphärosiderite von gleich- mässiger Stückgrösse ist deshalb dieser Apparat fast ohne Ausnahme in Anwendung; wo aber dichtere Erze verhüttet werden (z. B. Minette), oder wo feinstückigere neben grobstückigen zum Verschmelzen gelangen, hat man nicht selten übele Erfahrungen mit demselben Apparate ge- macht und ihn gewöhnlich bald wieder beseitigt. Unreducirte Erze, in der Mitte des Ofens niedergehend, gelangten von Zeit zu Zeit vor die Formen und störten den normalen Schmelzgang. 1) Je höher der Ofen ist, einen je längeren Weg die Erze also zurückzulegen haben, und je dichter die Schmelzsäule liegt, desto leichter werden solche Uebelstände zu Tage treten.
Die Eigenthümlichkeit des dem Parry'schen Trichter ähnlichen von Hoff'schen Apparates, die Gase in der Mitte der Gicht statt am Rande abzuleiten, schwächt jene übele Einwirkung ab. Im Uebrigen ist es leicht ersichtlich, dass, wie schon erwähnt, bei beiden Apparaten auch die jedesmaligen Abmessungen, insbesondere das Verhältniss des
1) Vergl. Iron, vol. XI, p. 678.
Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
wirkt. In solchen Fällen also wird man regelmässig bei Anwendung einer offenen Gicht günstigere Betriebsergebnisse erlangen, da alsdann ein grosser Theil des Wasserdampfes schon oberhalb der Gasaustritts- öffnungen verflüchtigt wird und aus der Gicht entweicht.
Unter den beiden genannten Gasentziehungsapparaten bei offener Gicht wird in fast allen Fällen das Centralrohr in Rücksicht auf die schon oben geschilderte Einwirkung desselben auf die Vertheilung der Schmelzmaterialien den Vorzug verdienen. Ganz besonders aber treten die Vortheile desselben bei dichtliegenden, feinstückigen Erzen hervor. Dieselben drängen stärker als grobstückige nach der Achse des Ofens hin, hier den Gasen das Aufsteigen erschwerend. Es ist also von Wichtig- keit, eine Auflockerung der Schmelzsäule in der Mitte zu bewirken und zugleich die Bewegungsrichtung der Gase durch Entziehung derselben aus der Mitte des Ofens zu beeinflussen; und beide Aufgaben werden durch das Centralrohr gelöst.
Bei weniger dichter Beschickung kann eine Vereinigung beider Apparate (Fig. 83 auf S. 343) gute Dienste leisten; und wenn die Rück- sicht auf den Wassergehalt der Erze ausser Betracht kommt, so kann man durch Anwendung eines Gichtdeckels auch hierbei eine volle Ge- winnung der Gase herbeiführen, während die Gicht nach dem Oeffnen des Deckels zugänglich bleibt.
Als weniger zweckmässig kann sich die Anwendung eines in die Gicht eingehängten Centralrohres (mit oder ohne Tremie) bei Verhüttung wasserarmer Erze — gerösteter Sphärosiderite, Rotheisenerze, Magnet- eisenerze — erweisen; die Hochofengase, welche nicht durch Ver- dampfung des Wassers abgekühlt werden, verlassen leicht die Gicht im heisseren Zustande und wirken zerstörend auf das eingehängte Rohr.
Unter den verschiedenen Apparaten, welche die Gase erst oberhalb der Beschickungssäule ableiten und deshalb mit selbstthätiger Be- schickungsvorrichtung versehen sein müssen, wird der durch verhältniss- mässig einfache Construction sich auszeichnende Parry’sche Trichter nur bei lockerer, leicht reducirbarer Beschickung mit Vortheil anwendbar sein. In Cleveland bei Verhüttung gerösteter Sphärosiderite von gleich- mässiger Stückgrösse ist deshalb dieser Apparat fast ohne Ausnahme in Anwendung; wo aber dichtere Erze verhüttet werden (z. B. Minette), oder wo feinstückigere neben grobstückigen zum Verschmelzen gelangen, hat man nicht selten übele Erfahrungen mit demselben Apparate ge- macht und ihn gewöhnlich bald wieder beseitigt. Unreducirte Erze, in der Mitte des Ofens niedergehend, gelangten von Zeit zu Zeit vor die Formen und störten den normalen Schmelzgang. 1) Je höher der Ofen ist, einen je längeren Weg die Erze also zurückzulegen haben, und je dichter die Schmelzsäule liegt, desto leichter werden solche Uebelstände zu Tage treten.
Die Eigenthümlichkeit des dem Parry’schen Trichter ähnlichen von Hoff’schen Apparates, die Gase in der Mitte der Gicht statt am Rande abzuleiten, schwächt jene übele Einwirkung ab. Im Uebrigen ist es leicht ersichtlich, dass, wie schon erwähnt, bei beiden Apparaten auch die jedesmaligen Abmessungen, insbesondere das Verhältniss des
1) Vergl. Iron, vol. XI, p. 678.
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Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
wirkt. In solchen Fällen also wird man regelmässig bei Anwendung
einer offenen Gicht günstigere Betriebsergebnisse erlangen, da alsdann
ein grosser Theil des Wasserdampfes schon oberhalb der Gasaustritts-
öffnungen verflüchtigt wird und aus der Gicht entweicht.
Unter den beiden genannten Gasentziehungsapparaten bei offener
Gicht wird in fast allen Fällen das Centralrohr in Rücksicht auf die
schon oben geschilderte Einwirkung desselben auf die Vertheilung der
Schmelzmaterialien den Vorzug verdienen. Ganz besonders aber treten
die Vortheile desselben bei dichtliegenden, feinstückigen Erzen hervor.
Dieselben drängen stärker als grobstückige nach der Achse des Ofens
hin, hier den Gasen das Aufsteigen erschwerend. Es ist also von Wichtig-
keit, eine Auflockerung der Schmelzsäule in der Mitte zu bewirken und
zugleich die Bewegungsrichtung der Gase durch Entziehung derselben
aus der Mitte des Ofens zu beeinflussen; und beide Aufgaben werden
durch das Centralrohr gelöst.
Bei weniger dichter Beschickung kann eine Vereinigung beider
Apparate (Fig. 83 auf S. 343) gute Dienste leisten; und wenn die Rück-
sicht auf den Wassergehalt der Erze ausser Betracht kommt, so kann
man durch Anwendung eines Gichtdeckels auch hierbei eine volle Ge-
winnung der Gase herbeiführen, während die Gicht nach dem Oeffnen
des Deckels zugänglich bleibt.
Als weniger zweckmässig kann sich die Anwendung eines in die
Gicht eingehängten Centralrohres (mit oder ohne Tremie) bei Verhüttung
wasserarmer Erze — gerösteter Sphärosiderite, Rotheisenerze, Magnet-
eisenerze — erweisen; die Hochofengase, welche nicht durch Ver-
dampfung des Wassers abgekühlt werden, verlassen leicht die Gicht im
heisseren Zustande und wirken zerstörend auf das eingehängte Rohr.
Unter den verschiedenen Apparaten, welche die Gase erst oberhalb
der Beschickungssäule ableiten und deshalb mit selbstthätiger Be-
schickungsvorrichtung versehen sein müssen, wird der durch verhältniss-
mässig einfache Construction sich auszeichnende Parry’sche Trichter
nur bei lockerer, leicht reducirbarer Beschickung mit Vortheil anwendbar
sein. In Cleveland bei Verhüttung gerösteter Sphärosiderite von gleich-
mässiger Stückgrösse ist deshalb dieser Apparat fast ohne Ausnahme
in Anwendung; wo aber dichtere Erze verhüttet werden (z. B. Minette),
oder wo feinstückigere neben grobstückigen zum Verschmelzen gelangen,
hat man nicht selten übele Erfahrungen mit demselben Apparate ge-
macht und ihn gewöhnlich bald wieder beseitigt. Unreducirte Erze, in
der Mitte des Ofens niedergehend, gelangten von Zeit zu Zeit vor die
Formen und störten den normalen Schmelzgang. 1) Je höher der Ofen
ist, einen je längeren Weg die Erze also zurückzulegen haben, und je
dichter die Schmelzsäule liegt, desto leichter werden solche Uebelstände
zu Tage treten.
Die Eigenthümlichkeit des dem Parry’schen Trichter ähnlichen
von Hoff’schen Apparates, die Gase in der Mitte der Gicht statt am
Rande abzuleiten, schwächt jene übele Einwirkung ab. Im Uebrigen
ist es leicht ersichtlich, dass, wie schon erwähnt, bei beiden Apparaten
auch die jedesmaligen Abmessungen, insbesondere das Verhältniss des
1) Vergl. Iron, vol. XI, p. 678.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/435>, abgerufen am 05.12.2024.
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