Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Gedancken in etwas gantz kürtzlich zu erös-
nen. Alle angesührte drey Sätze sind sehr
vernünftig, aber in ihrer Erklährung ist der
Herr Verfasser zu weit gegangen. Er sagt:
Gewisse Dinge wären der Schöpfung
zuzuschreiben.
Er rechnet dahin alle Er-
den, Steine, Metalle, Mineralien, ja so gar
alle Versteinerungen, sie haben Nahmen wie
sie wollen, und aus welchen Reiche der Na-
tur solche sind, und er glaubt, daß nur dieje-
nige Muscheln, Schnecken, Knochen etc. die
man noch unverändert in Sand, Erden, Lei-
nen etc. findet, der allgemeinen Uberschwem-
mung zuzuschreiben wären. Dieses zu er-
weisen, führet er an, daß man eine allzu grosse
Menge dieser Sachen in der Erde fände, als
daß man glauben könte, es wären solche
durch Ueberschwemmung und Austreten des
Meeres in die Erde gerathen. Er hat diesen
Zweifel schon auf der 23. und 24 Seite weit-
läuftig eröfnet. Allein, ist denn dieser Zwei-
fel von solcher Erheblichkeit, wenn man über-
leget, daß der Grund des Meeres über
und über mit See-Pflantzen, Muscheln,
Schnecken und Gewächsen erfüllet ist, welche
bey einen solchen allgemeinen Austreten
des Meeres in die Höhe getrieben worden.
Man sehe doch nur eine kleine Ueberschwem-
mung, z. E. bey dem Ausreissen eines Teich-
dammes an, mit was vor Gewalt die größten
darinnen befindlichen Fische mit dem Stroh-

me
D 4

Gedancken in etwas gantz kuͤrtzlich zu eroͤſ-
nen. Alle angeſuͤhrte drey Saͤtze ſind ſehr
vernuͤnftig, aber in ihrer Erklaͤhrung iſt der
Herr Verfaſſer zu weit gegangen. Er ſagt:
Gewiſſe Dinge waͤren der Schoͤpfung
zuzuſchreiben.
Er rechnet dahin alle Er-
den, Steine, Metalle, Mineralien, ja ſo gar
alle Verſteinerungen, ſie haben Nahmen wie
ſie wollen, und aus welchen Reiche der Na-
tur ſolche ſind, und er glaubt, daß nur dieje-
nige Muſcheln, Schnecken, Knochen ꝛc. die
man noch unveraͤndert in Sand, Erden, Lei-
nen ꝛc. findet, der allgemeinen Uberſchwem-
mung zuzuſchreiben waͤren. Dieſes zu er-
weiſen, fuͤhret er an, daß man eine allzu groſſe
Menge dieſer Sachen in der Erde faͤnde, als
daß man glauben koͤnte, es waͤren ſolche
durch Ueberſchwemmung und Austreten des
Meeres in die Erde gerathen. Er hat dieſen
Zweifel ſchon auf der 23. und 24 Seite weit-
laͤuftig eroͤfnet. Allein, iſt denn dieſer Zwei-
fel von ſolcher Erheblichkeit, wenn man uͤber-
leget, daß der Grund des Meeres uͤber
und uͤber mit See-Pflantzen, Muſcheln,
Schnecken und Gewaͤchſen erfuͤllet iſt, welche
bey einen ſolchen allgemeinen Austreten
des Meeres in die Hoͤhe getrieben worden.
Man ſehe doch nur eine kleine Ueberſchwem-
mung, z. E. bey dem Ausreiſſen eines Teich-
dammes an, mit was vor Gewalt die groͤßten
darinnen befindlichen Fiſche mit dem Stroh-

me
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" n="55"/>
Gedancken in etwas gantz ku&#x0364;rtzlich zu ero&#x0364;&#x017F;-<lb/>
nen. Alle ange&#x017F;u&#x0364;hrte drey Sa&#x0364;tze &#x017F;ind &#x017F;ehr<lb/>
vernu&#x0364;nftig, aber in ihrer Erkla&#x0364;hrung i&#x017F;t der<lb/>
Herr Verfa&#x017F;&#x017F;er zu weit gegangen. Er &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#fr">Gewi&#x017F;&#x017F;e Dinge wa&#x0364;ren der Scho&#x0364;pfung<lb/>
zuzu&#x017F;chreiben.</hi> Er rechnet dahin alle Er-<lb/>
den, Steine, Metalle, Mineralien, ja &#x017F;o gar<lb/>
alle Ver&#x017F;teinerungen, &#x017F;ie haben Nahmen wie<lb/>
&#x017F;ie wollen, und aus welchen Reiche der Na-<lb/>
tur &#x017F;olche &#x017F;ind, und er glaubt, daß nur dieje-<lb/>
nige Mu&#x017F;cheln, Schnecken, Knochen &#xA75B;c. die<lb/>
man noch unvera&#x0364;ndert in Sand, Erden, Lei-<lb/>
nen &#xA75B;c. findet, der allgemeinen Uber&#x017F;chwem-<lb/>
mung zuzu&#x017F;chreiben wa&#x0364;ren. Die&#x017F;es zu er-<lb/>
wei&#x017F;en, fu&#x0364;hret er an, daß man eine allzu gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Menge die&#x017F;er Sachen in der Erde fa&#x0364;nde, als<lb/>
daß man glauben ko&#x0364;nte, es wa&#x0364;ren &#x017F;olche<lb/>
durch Ueber&#x017F;chwemmung und Austreten des<lb/>
Meeres in die Erde gerathen. Er hat die&#x017F;en<lb/>
Zweifel &#x017F;chon auf der 23. und 24 Seite weit-<lb/>
la&#x0364;uftig ero&#x0364;fnet. Allein, i&#x017F;t denn die&#x017F;er Zwei-<lb/>
fel von &#x017F;olcher Erheblichkeit, wenn man u&#x0364;ber-<lb/>
leget, daß der Grund des Meeres u&#x0364;ber<lb/>
und u&#x0364;ber mit See-Pflantzen, Mu&#x017F;cheln,<lb/>
Schnecken und Gewa&#x0364;ch&#x017F;en erfu&#x0364;llet i&#x017F;t, welche<lb/>
bey einen &#x017F;olchen allgemeinen Austreten<lb/>
des Meeres in die Ho&#x0364;he getrieben worden.<lb/>
Man &#x017F;ehe doch nur eine kleine Ueber&#x017F;chwem-<lb/>
mung, z. E. bey dem Ausrei&#x017F;&#x017F;en eines Teich-<lb/>
dammes an, mit was vor Gewalt die gro&#x0364;ßten<lb/>
darinnen befindlichen Fi&#x017F;che mit dem Stroh-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">me</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0133] Gedancken in etwas gantz kuͤrtzlich zu eroͤſ- nen. Alle angeſuͤhrte drey Saͤtze ſind ſehr vernuͤnftig, aber in ihrer Erklaͤhrung iſt der Herr Verfaſſer zu weit gegangen. Er ſagt: Gewiſſe Dinge waͤren der Schoͤpfung zuzuſchreiben. Er rechnet dahin alle Er- den, Steine, Metalle, Mineralien, ja ſo gar alle Verſteinerungen, ſie haben Nahmen wie ſie wollen, und aus welchen Reiche der Na- tur ſolche ſind, und er glaubt, daß nur dieje- nige Muſcheln, Schnecken, Knochen ꝛc. die man noch unveraͤndert in Sand, Erden, Lei- nen ꝛc. findet, der allgemeinen Uberſchwem- mung zuzuſchreiben waͤren. Dieſes zu er- weiſen, fuͤhret er an, daß man eine allzu groſſe Menge dieſer Sachen in der Erde faͤnde, als daß man glauben koͤnte, es waͤren ſolche durch Ueberſchwemmung und Austreten des Meeres in die Erde gerathen. Er hat dieſen Zweifel ſchon auf der 23. und 24 Seite weit- laͤuftig eroͤfnet. Allein, iſt denn dieſer Zwei- fel von ſolcher Erheblichkeit, wenn man uͤber- leget, daß der Grund des Meeres uͤber und uͤber mit See-Pflantzen, Muſcheln, Schnecken und Gewaͤchſen erfuͤllet iſt, welche bey einen ſolchen allgemeinen Austreten des Meeres in die Hoͤhe getrieben worden. Man ſehe doch nur eine kleine Ueberſchwem- mung, z. E. bey dem Ausreiſſen eines Teich- dammes an, mit was vor Gewalt die groͤßten darinnen befindlichen Fiſche mit dem Stroh- me D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/133
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/133>, abgerufen am 28.11.2024.