wären vertheilet worden, und daß in denen folgenden Tagen, da es heißet, GOtt habe die Pflantzen und Thiere ge- schaffen, nichts weiter mit ihnen vorge- gangen sey, als daß GOtt 1) diejenigen Körper dieser Thiere und Pflantzen zu- sammen genommen habe, welche ein Le- ben und eine Bewegung haben sollten, und daß er solche an diejenigen Oerter ge- bracht habe, wo sie leben und wachsen solten. 2) Daß er ihnen die Werckzeuge alsdenn mitgetheilet habe, die ihnen zum Leben nöthig waren. 3) Daß er ihnen die erste Bewegung, oder den ersten Trieb gegeben, um sie zu beleben, und 4) daß er ihnen die Kraft eingeflößet, sich zu er- halten, zu dauren, und sich fortzupflantzen. Diese Sätze lassen sich zwar hören, aber schwerer beweisen, denn auf blosse Muthmas- sungen hierbey zu gehen, da man sichere Wege hat, ist etwas gefährliches. Gesetzt aber, ich wollte auch solche annehmen, so würde doch daraus folgen, 1) daß alle diese Körper so hätten geschaffen werden müssen, daß sie bis aufs Leben vollkommen einander gleich gewesen wären. 2) Würde, wie mir deuchtet, GOtt ein doppeltes Geschäffte auf- gebürdet werden, als erstlich, die Erschaffung dieser Dinge; zweytens die Versetzung der- selben an ihre gehörige Stelle und ihre Be- lebung. 3) Würde doch an denen, die nicht
belebt
waͤren vertheilet worden, und daß in denen folgenden Tagen, da es heißet, GOtt habe die Pflantzen und Thiere ge- ſchaffen, nichts weiter mit ihnen vorge- gangen ſey, als daß GOtt 1) diejenigen Koͤrper dieſer Thiere und Pflantzen zu- ſammen genommen habe, welche ein Le- ben und eine Bewegung haben ſollten, und daß er ſolche an diejenigen Oerter ge- bracht habe, wo ſie leben und wachſen ſolten. 2) Daß er ihnen die Werckzeuge alsdenn mitgetheilet habe, die ihnen zum Leben noͤthig waren. 3) Daß er ihnen die erſte Bewegung, oder den erſten Trieb gegeben, um ſie zu beleben, und 4) daß er ihnen die Kraft eingefloͤßet, ſich zu er- halten, zu dauren, und ſich fortzupflantzen. Dieſe Saͤtze laſſen ſich zwar hoͤren, aber ſchwerer beweiſen, denn auf bloſſe Muthmaſ- ſungen hierbey zu gehen, da man ſichere Wege hat, iſt etwas gefaͤhrliches. Geſetzt aber, ich wollte auch ſolche annehmen, ſo wuͤrde doch daraus folgen, 1) daß alle dieſe Koͤrper ſo haͤtten geſchaffen werden muͤſſen, daß ſie bis aufs Leben vollkommen einander gleich geweſen waͤren. 2) Wuͤrde, wie mir deuchtet, GOtt ein doppeltes Geſchaͤffte auf- gebuͤrdet werden, als erſtlich, die Erſchaffung dieſer Dinge; zweytens die Verſetzung der- ſelben an ihre gehoͤrige Stelle und ihre Be- lebung. 3) Wuͤrde doch an denen, die nicht
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waͤren vertheilet worden, und daß in
denen folgenden Tagen, da es heißet,
GOtt habe die Pflantzen und Thiere ge-
ſchaffen, nichts weiter mit ihnen vorge-
gangen ſey, als daß GOtt 1) diejenigen
Koͤrper dieſer Thiere und Pflantzen zu-
ſammen genommen habe, welche ein Le-
ben und eine Bewegung haben ſollten, und
daß er ſolche an diejenigen Oerter ge-
bracht habe, wo ſie leben und wachſen
ſolten. 2) Daß er ihnen die Werckzeuge
alsdenn mitgetheilet habe, die ihnen zum
Leben noͤthig waren. 3) Daß er ihnen die
erſte Bewegung, oder den erſten Trieb
gegeben, um ſie zu beleben, und 4) daß
er ihnen die Kraft eingefloͤßet, ſich zu er-
halten, zu dauren, und ſich fortzupflantzen.
Dieſe Saͤtze laſſen ſich zwar hoͤren, aber
ſchwerer beweiſen, denn auf bloſſe Muthmaſ-
ſungen hierbey zu gehen, da man ſichere
Wege hat, iſt etwas gefaͤhrliches. Geſetzt
aber, ich wollte auch ſolche annehmen, ſo
wuͤrde doch daraus folgen, 1) daß alle dieſe
Koͤrper ſo haͤtten geſchaffen werden muͤſſen,
daß ſie bis aufs Leben vollkommen einander
gleich geweſen waͤren. 2) Wuͤrde, wie mir
deuchtet, GOtt ein doppeltes Geſchaͤffte auf-
gebuͤrdet werden, als erſtlich, die Erſchaffung
dieſer Dinge; zweytens die Verſetzung der-
ſelben an ihre gehoͤrige Stelle und ihre Be-
lebung. 3) Wuͤrde doch an denen, die nicht
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/158>, abgerufen am 23.11.2024.
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