Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

belebt worden, die Versteinerung müssen zu-
gegeben werden. Alles dieses aber hebt sich
von selbst, wenn wir erwegen, daß alles die-
ses nicht nöthig war, sondern, daß GOTT
einem jeden Geschöpfe gleich bey seiner Er-
schaffung die ihm gehörige Stelle anwieß,
als welches mir auch seiner ihm gantz eignen
Ordnung viel gemässer zu seyn scheinet.

Jch hoffe also in dem bisher angeführten
deutlich gezeigt zu haben, 1) daß die verstei-
nerten Körper würcklich das im Anfange ge-
wesen sind, dessen Gestalt sie noch jetzo füh-
ren. 2) Daß solche erst nach der Schöpfung
an diejenige Oerter durch eine ausserordent-
liche Begebenheit gebracht worden, wo sie
diese Veränderung ausgestanden haben.
3) Daß ihre Veränderung gantz natürlich
zugegangen sey. Jch will zwar nicht läug-
nen, daß nicht auch hierbey öfters vieles in
der Einbildung bestehe, und daß die Einbil-
dung öfters dergleichen Dingen diejenige Ge-
stalt allererst gebe, die man sich hernach dar-
in zu finden, einbildete, allein das hiesse, das
Kind mit dem Bade ausgeschüttet, wenn
man deswegen alles vor Einbildungen an-
sehen wollte. Jch hoffe also zur Gnüge er-
wiesen zu haben, daß der Herr Bertrand sich
irre, wenn er glaubt, die versteinerten Mu-
scheln, Schnecken und andre Sachen rühr-
ten grösten theils, ja fast alle insgesamt von
der allerersten Entstehung und Entwickelung

des

belebt worden, die Verſteinerung muͤſſen zu-
gegeben werden. Alles dieſes aber hebt ſich
von ſelbſt, wenn wir erwegen, daß alles die-
ſes nicht noͤthig war, ſondern, daß GOTT
einem jeden Geſchoͤpfe gleich bey ſeiner Er-
ſchaffung die ihm gehoͤrige Stelle anwieß,
als welches mir auch ſeiner ihm gantz eignen
Ordnung viel gemaͤſſer zu ſeyn ſcheinet.

Jch hoffe alſo in dem bisher angefuͤhrten
deutlich gezeigt zu haben, 1) daß die verſtei-
nerten Koͤrper wuͤrcklich das im Anfange ge-
weſen ſind, deſſen Geſtalt ſie noch jetzo fuͤh-
ren. 2) Daß ſolche erſt nach der Schoͤpfung
an diejenige Oerter durch eine auſſerordent-
liche Begebenheit gebracht worden, wo ſie
dieſe Veraͤnderung ausgeſtanden haben.
3) Daß ihre Veraͤnderung gantz natuͤrlich
zugegangen ſey. Jch will zwar nicht laͤug-
nen, daß nicht auch hierbey oͤfters vieles in
der Einbildung beſtehe, und daß die Einbil-
dung oͤfters dergleichen Dingen diejenige Ge-
ſtalt allererſt gebe, die man ſich hernach dar-
in zu finden, einbildete, allein das hieſſe, das
Kind mit dem Bade ausgeſchuͤttet, wenn
man deswegen alles vor Einbildungen an-
ſehen wollte. Jch hoffe alſo zur Gnuͤge er-
wieſen zu haben, daß der Herr Bertrand ſich
irre, wenn er glaubt, die verſteinerten Mu-
ſcheln, Schnecken und andre Sachen ruͤhr-
ten groͤſten theils, ja faſt alle insgeſamt von
der allererſten Entſtehung und Entwickelung

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="79"/>
belebt worden, die Ver&#x017F;teinerung mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu-<lb/>
gegeben werden. Alles die&#x017F;es aber hebt &#x017F;ich<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t, wenn wir erwegen, daß alles die-<lb/>
&#x017F;es nicht no&#x0364;thig war, &#x017F;ondern, daß GOTT<lb/>
einem jeden Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe gleich bey &#x017F;einer Er-<lb/>
&#x017F;chaffung die ihm geho&#x0364;rige Stelle anwieß,<lb/>
als welches mir auch &#x017F;einer ihm gantz eignen<lb/>
Ordnung viel gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet.</p><lb/>
          <p>Jch hoffe al&#x017F;o in dem bisher angefu&#x0364;hrten<lb/>
deutlich gezeigt zu haben, 1) daß die ver&#x017F;tei-<lb/>
nerten Ko&#x0364;rper wu&#x0364;rcklich das im Anfange ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;ind, de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;talt &#x017F;ie noch jetzo fu&#x0364;h-<lb/>
ren. 2) Daß &#x017F;olche er&#x017F;t nach der Scho&#x0364;pfung<lb/>
an diejenige Oerter durch eine au&#x017F;&#x017F;erordent-<lb/>
liche Begebenheit gebracht worden, wo &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e Vera&#x0364;nderung ausge&#x017F;tanden haben.<lb/>
3) Daß ihre Vera&#x0364;nderung gantz natu&#x0364;rlich<lb/>
zugegangen &#x017F;ey. Jch will zwar nicht la&#x0364;ug-<lb/>
nen, daß nicht auch hierbey o&#x0364;fters vieles in<lb/>
der Einbildung be&#x017F;tehe, und daß die Einbil-<lb/>
dung o&#x0364;fters dergleichen Dingen diejenige Ge-<lb/>
&#x017F;talt allerer&#x017F;t gebe, die man &#x017F;ich hernach dar-<lb/>
in zu finden, einbildete, allein das hie&#x017F;&#x017F;e, das<lb/>
Kind mit dem Bade ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet, wenn<lb/>
man deswegen alles vor Einbildungen an-<lb/>
&#x017F;ehen wollte. Jch hoffe al&#x017F;o zur Gnu&#x0364;ge er-<lb/>
wie&#x017F;en zu haben, daß der Herr Bertrand &#x017F;ich<lb/>
irre, wenn er glaubt, die ver&#x017F;teinerten Mu-<lb/>
&#x017F;cheln, Schnecken und andre Sachen ru&#x0364;hr-<lb/>
ten gro&#x0364;&#x017F;ten theils, ja fa&#x017F;t alle insge&#x017F;amt von<lb/>
der allerer&#x017F;ten Ent&#x017F;tehung und Entwickelung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0159] belebt worden, die Verſteinerung muͤſſen zu- gegeben werden. Alles dieſes aber hebt ſich von ſelbſt, wenn wir erwegen, daß alles die- ſes nicht noͤthig war, ſondern, daß GOTT einem jeden Geſchoͤpfe gleich bey ſeiner Er- ſchaffung die ihm gehoͤrige Stelle anwieß, als welches mir auch ſeiner ihm gantz eignen Ordnung viel gemaͤſſer zu ſeyn ſcheinet. Jch hoffe alſo in dem bisher angefuͤhrten deutlich gezeigt zu haben, 1) daß die verſtei- nerten Koͤrper wuͤrcklich das im Anfange ge- weſen ſind, deſſen Geſtalt ſie noch jetzo fuͤh- ren. 2) Daß ſolche erſt nach der Schoͤpfung an diejenige Oerter durch eine auſſerordent- liche Begebenheit gebracht worden, wo ſie dieſe Veraͤnderung ausgeſtanden haben. 3) Daß ihre Veraͤnderung gantz natuͤrlich zugegangen ſey. Jch will zwar nicht laͤug- nen, daß nicht auch hierbey oͤfters vieles in der Einbildung beſtehe, und daß die Einbil- dung oͤfters dergleichen Dingen diejenige Ge- ſtalt allererſt gebe, die man ſich hernach dar- in zu finden, einbildete, allein das hieſſe, das Kind mit dem Bade ausgeſchuͤttet, wenn man deswegen alles vor Einbildungen an- ſehen wollte. Jch hoffe alſo zur Gnuͤge er- wieſen zu haben, daß der Herr Bertrand ſich irre, wenn er glaubt, die verſteinerten Mu- ſcheln, Schnecken und andre Sachen ruͤhr- ten groͤſten theils, ja faſt alle insgeſamt von der allererſten Entſtehung und Entwickelung des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/159
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/159>, abgerufen am 23.11.2024.