erweisen. Und gewiß ist etwas, daß sich mit der noch täglichen Erfahrung, mit denen Würckungen des Wassers, mit dem Wesen der Erde am natürlichsten reimt, so glaube ich, daß es dieser Satz ist. Jch meines Orts halte es vor die Schuldigkeit eines Naturfor- schers, daß er in Angebung derer Ursachen von natürlichen Begebenheiten, das Wun- derbahre so lange als möglich fliehe und ver- meide. Hierbey fält mir noch ein Beweiß bey, welcher zeiget, daß würcklich die Flötze ihre Entstehung der allgemeinen Ueberschwem- mung zu dancken haben. Es ist doch bekant, daß bey allen oder doch wenigstens auf sehr vielen Gang-Gebürgen, wenn die Gänge ausgehauen sind, die Natur solche in der Folge der Zeit wieder ersetzet, und diese Wei- tungen mit andern Materien wieder ausfül- let. Es zeigen hiervon so viele zuverläßige Nach- richten: Niemals aber wird man dergleichen bey Flötz-Gebürgen gewar werden: Wären nun diese Flötze unmittelbar, und nicht durch eine ausserordentliche Begebenheit hervorge- bracht worden, so würde sie noch eben so gut im Stande seyn, solche abgebauete Stre- cken wieoer auszufüllen, als sie solches auf Gängen zu thun im Stande ist, welches man aber wie gesagt, niemals gewar wird. Und dieses wären ohngefehr diejenigen Ge- dancken, welche ich von Entstehung derer Flö- tze vorzubringen vor nöthig erachtet habe.
Mir
erweiſen. Und gewiß iſt etwas, daß ſich mit der noch taͤglichen Erfahrung, mit denen Wuͤrckungen des Waſſers, mit dem Weſen der Erde am natuͤrlichſten reimt, ſo glaube ich, daß es dieſer Satz iſt. Jch meines Orts halte es vor die Schuldigkeit eines Naturfor- ſchers, daß er in Angebung derer Urſachen von natuͤrlichen Begebenheiten, das Wun- derbahre ſo lange als moͤglich fliehe und ver- meide. Hierbey faͤlt mir noch ein Beweiß bey, welcher zeiget, daß wuͤrcklich die Floͤtze ihre Entſtehung der allgemeinen Ueberſchwem- mung zu dancken haben. Es iſt doch bekant, daß bey allen oder doch wenigſtens auf ſehr vielen Gang-Gebuͤrgen, wenn die Gaͤnge ausgehauen ſind, die Natur ſolche in der Folge der Zeit wieder erſetzet, und dieſe Wei- tungen mit andern Materien wieder ausfuͤl- let. Es zeigen hiervon ſo viele zuverlaͤßige Nach- richten: Niemals aber wird man dergleichen bey Floͤtz-Gebuͤrgen gewar werden: Waͤren nun dieſe Floͤtze unmittelbar, und nicht durch eine auſſerordentliche Begebenheit hervorge- bracht worden, ſo wuͤrde ſie noch eben ſo gut im Stande ſeyn, ſolche abgebauete Stre- cken wieoer auszufuͤllen, als ſie ſolches auf Gaͤngen zu thun im Stande iſt, welches man aber wie geſagt, niemals gewar wird. Und dieſes waͤren ohngefehr diejenigen Ge- dancken, welche ich von Entſtehung derer Floͤ- tze vorzubringen vor noͤthig erachtet habe.
Mir
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erweiſen. Und gewiß iſt etwas, daß ſich mit
der noch taͤglichen Erfahrung, mit denen
Wuͤrckungen des Waſſers, mit dem Weſen
der Erde am natuͤrlichſten reimt, ſo glaube
ich, daß es dieſer Satz iſt. Jch meines Orts
halte es vor die Schuldigkeit eines Naturfor-
ſchers, daß er in Angebung derer Urſachen
von natuͤrlichen Begebenheiten, das Wun-
derbahre ſo lange als moͤglich fliehe und ver-
meide. Hierbey faͤlt mir noch ein Beweiß bey,
welcher zeiget, daß wuͤrcklich die Floͤtze ihre
Entſtehung der allgemeinen Ueberſchwem-
mung zu dancken haben. Es iſt doch bekant,
daß bey allen oder doch wenigſtens auf ſehr
vielen Gang-Gebuͤrgen, wenn die Gaͤnge
ausgehauen ſind, die Natur ſolche in der
Folge der Zeit wieder erſetzet, und dieſe Wei-
tungen mit andern Materien wieder ausfuͤl-
let. Es zeigen hiervon ſo viele zuverlaͤßige Nach-
richten: Niemals aber wird man dergleichen
bey Floͤtz-Gebuͤrgen gewar werden: Waͤren
nun dieſe Floͤtze unmittelbar, und nicht durch
eine auſſerordentliche Begebenheit hervorge-
bracht worden, ſo wuͤrde ſie noch eben ſo
gut im Stande ſeyn, ſolche abgebauete Stre-
cken wieoer auszufuͤllen, als ſie ſolches auf
Gaͤngen zu thun im Stande iſt, welches
man aber wie geſagt, niemals gewar wird.
Und dieſes waͤren ohngefehr diejenigen Ge-
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/242>, abgerufen am 21.11.2024.
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