Blättertabak, meist aus der Türkei stammend, zeigt in der Einfuhr einen ähnlichen Rückgang.
Russland fördert ja in seinen südlichen Gebieten den Bau des türkischen Tabaks in glücklicher Weise. Die Ziffern der Einfuhr waren 1888 447.086 Rubel, 1887 1,069.600 Rubel, 1886 4,296.447 Rubel.
Reis kommt nur noch aus Patea in Vorderindien, die gewöhnlichen Sorten, wie ähnliche Hinterindien liefert, werden im Lande gebaut.
Wichtige Einfuhrartikel aus dem Pflanzenreiche sind ferner frische und ge- trocknete Früchte, Olivenöl aus Italien, Speiseöl aus Bari und Nizza, Cocosnuss- und Palmöl theils direct aus Indien, theils über London und Marseille.
Russland hat somit glücklich eine Reihe von fremden Waaren aus dem Lande gedrängt. Auch mit den Kohlen, dem wichtigsten Einfuhrartikel Englands; schien es zu gelingen. Russland legte 1884 einen Zoll von 2 Kopeken Gold auf das Pud fremder Kohle und erhöhte ihn 1886 auf 3 Kopeken. Die Einfuhr der Kohlen sank von den 2,657.900 q des Jahres 1883 im Jahre 1886 auf 1,025.000 q, 1887 auf 486.700 q.
Der Ersatz kam aus den Kohlengruben am Donetz, die wohl eine minder- werthige Kohle lieferten, damals aber wohlfeile Arbeiter hatten, die Frachten waren mässig hoch, der niedrige Rubelcours war ein Hinderniss des Ankaufes aus- ländischer Erzeugnisse. Die englische Kohle blieb auf Odessa beschränkt, auf An- lagen, welche ein gutes Feuerungsmateriale verlangen. Da kam das Jahr 1888, ein Theil der Donetzgruben wurde durch Fluten unter Wasser gesetzt. Die hohen Löhne, welche Südrussland den Feldarbeitern zahlte, zog die Arbeiter dahin und die Gewinnung der Kohle im Donetzbecken ging zurück. So konnte England mit seinen Kohlen wieder in das Innere vordringen und die Importziffer stieg 1888 auf 1,964.000 q im Werthe von 1,685.227 Rubeln.
Odessa führt Blech ein aus England zur Erzeugung von Petroleumkisten. Den Zwecken der Landwirtschaft dienen Sensen aus Oesterreich-Ungarn und die landwirtschaftlichen Maschinen aus England; von dort kommen auch Locomobile und andere Maschinen. Von den Erzeugnissen der Textilindustrie haben nur Zwirn und Garne aus Baumwolle, ferner Jutesäcke und Wollwaaren einige Bedeutung.
Wir geben nun im Folgenden eine Uebersicht des Handels von Odessa in den letzten Jahren, welche den grossen Aufschwung des gesammten Ausfuhr- handels seit 1887 und den Rückgang der Einfuhr seit 1886, wo sie 53,748.075 Rubel betrug, als eine Folge der Zollerhöhungen, zeigen.
[Tabelle]
Und trotz Allem sind die Kaufleute von Odessa nicht zufrieden. Wir hören hier wieder die Klage so vieler Hafenplätze. Die Ausfuhr ist gestiegen, aber nicht der Ausfuhrhandel. Fast die ganze Ausfuhr passirt den Platz als Transitogut.
Auch die Entwicklung der Industrie Odessas, in welcher sich erst seit den Siebzigerjahren grössere Capitalien engagirten, zeigt in den letzten Jahren einen gewissen Stillstand, wenigstens was die Zahl der Unternehmungen betrifft, welche Waaren im Werthe von 32 Millionen Rubel liefern. Die wichtigsten Fabriken sind 14 Dampfmühlen, die meisten von ihnen mit Walzen eingerichtet:
Das Mittelmeerbecken.
Blättertabak, meist aus der Türkei stammend, zeigt in der Einfuhr einen ähnlichen Rückgang.
Russland fördert ja in seinen südlichen Gebieten den Bau des türkischen Tabaks in glücklicher Weise. Die Ziffern der Einfuhr waren 1888 447.086 Rubel, 1887 1,069.600 Rubel, 1886 4,296.447 Rubel.
Reis kommt nur noch aus Patea in Vorderindien, die gewöhnlichen Sorten, wie ähnliche Hinterindien liefert, werden im Lande gebaut.
Wichtige Einfuhrartikel aus dem Pflanzenreiche sind ferner frische und ge- trocknete Früchte, Olivenöl aus Italien, Speiseöl aus Bari und Nizza, Cocosnuss- und Palmöl theils direct aus Indien, theils über London und Marseille.
Russland hat somit glücklich eine Reihe von fremden Waaren aus dem Lande gedrängt. Auch mit den Kohlen, dem wichtigsten Einfuhrartikel Englands; schien es zu gelingen. Russland legte 1884 einen Zoll von 2 Kopeken Gold auf das Pud fremder Kohle und erhöhte ihn 1886 auf 3 Kopeken. Die Einfuhr der Kohlen sank von den 2,657.900 q des Jahres 1883 im Jahre 1886 auf 1,025.000 q, 1887 auf 486.700 q.
Der Ersatz kam aus den Kohlengruben am Donetz, die wohl eine minder- werthige Kohle lieferten, damals aber wohlfeile Arbeiter hatten, die Frachten waren mässig hoch, der niedrige Rubelcours war ein Hinderniss des Ankaufes aus- ländischer Erzeugnisse. Die englische Kohle blieb auf Odessa beschränkt, auf An- lagen, welche ein gutes Feuerungsmateriale verlangen. Da kam das Jahr 1888, ein Theil der Donetzgruben wurde durch Fluten unter Wasser gesetzt. Die hohen Löhne, welche Südrussland den Feldarbeitern zahlte, zog die Arbeiter dahin und die Gewinnung der Kohle im Donetzbecken ging zurück. So konnte England mit seinen Kohlen wieder in das Innere vordringen und die Importziffer stieg 1888 auf 1,964.000 q im Werthe von 1,685.227 Rubeln.
Odessa führt Blech ein aus England zur Erzeugung von Petroleumkisten. Den Zwecken der Landwirtschaft dienen Sensen aus Oesterreich-Ungarn und die landwirtschaftlichen Maschinen aus England; von dort kommen auch Locomobile und andere Maschinen. Von den Erzeugnissen der Textilindustrie haben nur Zwirn und Garne aus Baumwolle, ferner Jutesäcke und Wollwaaren einige Bedeutung.
Wir geben nun im Folgenden eine Uebersicht des Handels von Odessa in den letzten Jahren, welche den grossen Aufschwung des gesammten Ausfuhr- handels seit 1887 und den Rückgang der Einfuhr seit 1886, wo sie 53,748.075 Rubel betrug, als eine Folge der Zollerhöhungen, zeigen.
[Tabelle]
Und trotz Allem sind die Kaufleute von Odessa nicht zufrieden. Wir hören hier wieder die Klage so vieler Hafenplätze. Die Ausfuhr ist gestiegen, aber nicht der Ausfuhrhandel. Fast die ganze Ausfuhr passirt den Platz als Transitogut.
Auch die Entwicklung der Industrie Odessas, in welcher sich erst seit den Siebzigerjahren grössere Capitalien engagirten, zeigt in den letzten Jahren einen gewissen Stillstand, wenigstens was die Zahl der Unternehmungen betrifft, welche Waaren im Werthe von 32 Millionen Rubel liefern. Die wichtigsten Fabriken sind 14 Dampfmühlen, die meisten von ihnen mit Walzen eingerichtet:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0198"n="178"/><fwplace="top"type="header">Das Mittelmeerbecken.</fw><lb/><p><hirendition="#g">Blättertabak</hi>, meist aus der Türkei stammend, zeigt in der Einfuhr einen<lb/>
ähnlichen Rückgang.</p><lb/><p>Russland fördert ja in seinen südlichen Gebieten den Bau des türkischen<lb/>
Tabaks in glücklicher Weise. Die Ziffern der Einfuhr waren 1888 447.086 Rubel,<lb/>
1887 1,069.600 Rubel, 1886 4,296.447 Rubel.</p><lb/><p><hirendition="#g">Reis</hi> kommt nur noch aus Patea in Vorderindien, die gewöhnlichen Sorten,<lb/>
wie ähnliche Hinterindien liefert, werden im Lande gebaut.</p><lb/><p>Wichtige Einfuhrartikel aus dem Pflanzenreiche sind ferner frische und ge-<lb/>
trocknete Früchte, Olivenöl aus Italien, Speiseöl aus Bari und Nizza, Cocosnuss-<lb/>
und Palmöl theils direct aus Indien, theils über London und Marseille.</p><lb/><p>Russland hat somit glücklich eine Reihe von fremden Waaren aus dem<lb/>
Lande gedrängt. Auch mit den <hirendition="#g">Kohlen</hi>, dem wichtigsten Einfuhrartikel Englands;<lb/>
schien es zu gelingen. Russland legte 1884 einen Zoll von 2 Kopeken Gold auf<lb/>
das Pud fremder Kohle und erhöhte ihn 1886 auf 3 Kopeken. Die Einfuhr der<lb/>
Kohlen sank von den 2,657.900 <hirendition="#i">q</hi> des Jahres 1883 im Jahre 1886 auf 1,025.000 <hirendition="#i">q</hi>,<lb/>
1887 auf 486.700 <hirendition="#i">q</hi>.</p><lb/><p>Der Ersatz kam aus den Kohlengruben am Donetz, die wohl eine minder-<lb/>
werthige Kohle lieferten, damals aber wohlfeile Arbeiter hatten, die Frachten<lb/>
waren mässig hoch, der niedrige Rubelcours war ein Hinderniss des Ankaufes aus-<lb/>
ländischer Erzeugnisse. Die englische Kohle blieb auf Odessa beschränkt, auf An-<lb/>
lagen, welche ein gutes Feuerungsmateriale verlangen. Da kam das Jahr 1888,<lb/>
ein Theil der Donetzgruben wurde durch Fluten unter Wasser gesetzt. Die hohen<lb/>
Löhne, welche Südrussland den Feldarbeitern zahlte, zog die Arbeiter dahin und<lb/>
die Gewinnung der Kohle im Donetzbecken ging zurück. So konnte England mit<lb/>
seinen Kohlen wieder in das Innere vordringen und die Importziffer stieg 1888<lb/>
auf 1,964.000 <hirendition="#i">q</hi> im Werthe von 1,685.227 Rubeln.</p><lb/><p>Odessa führt Blech ein aus England zur Erzeugung von Petroleumkisten.<lb/>
Den Zwecken der Landwirtschaft dienen Sensen aus Oesterreich-Ungarn und die<lb/>
landwirtschaftlichen Maschinen aus England; von dort kommen auch Locomobile<lb/>
und andere Maschinen. Von den Erzeugnissen der Textilindustrie haben nur Zwirn<lb/>
und Garne aus Baumwolle, ferner Jutesäcke und Wollwaaren einige Bedeutung.</p><lb/><p>Wir geben nun im Folgenden eine Uebersicht des Handels von Odessa in<lb/>
den letzten Jahren, welche den grossen Aufschwung des gesammten Ausfuhr-<lb/>
handels seit 1887 und den Rückgang der Einfuhr seit 1886, wo sie 53,748.075 Rubel<lb/>
betrug, als eine Folge der Zollerhöhungen, zeigen.</p><lb/><table><row><cell><gapreason="insignificant"/></cell></row></table><p>Und trotz Allem sind die Kaufleute von Odessa nicht zufrieden. Wir hören hier<lb/>
wieder die Klage so vieler Hafenplätze. Die Ausfuhr ist gestiegen, aber nicht der<lb/>
Ausfuhrhandel. Fast die ganze Ausfuhr passirt den Platz als Transitogut.</p><lb/><p>Auch die Entwicklung der <hirendition="#g">Industrie</hi> Odessas, in welcher sich erst seit<lb/>
den Siebzigerjahren grössere Capitalien engagirten, zeigt in den letzten Jahren<lb/>
einen gewissen Stillstand, wenigstens was die Zahl der Unternehmungen betrifft,<lb/>
welche Waaren im Werthe von 32 Millionen Rubel liefern. Die wichtigsten<lb/>
Fabriken sind 14 Dampfmühlen, die meisten von ihnen mit Walzen eingerichtet:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[178/0198]
Das Mittelmeerbecken.
Blättertabak, meist aus der Türkei stammend, zeigt in der Einfuhr einen
ähnlichen Rückgang.
Russland fördert ja in seinen südlichen Gebieten den Bau des türkischen
Tabaks in glücklicher Weise. Die Ziffern der Einfuhr waren 1888 447.086 Rubel,
1887 1,069.600 Rubel, 1886 4,296.447 Rubel.
Reis kommt nur noch aus Patea in Vorderindien, die gewöhnlichen Sorten,
wie ähnliche Hinterindien liefert, werden im Lande gebaut.
Wichtige Einfuhrartikel aus dem Pflanzenreiche sind ferner frische und ge-
trocknete Früchte, Olivenöl aus Italien, Speiseöl aus Bari und Nizza, Cocosnuss-
und Palmöl theils direct aus Indien, theils über London und Marseille.
Russland hat somit glücklich eine Reihe von fremden Waaren aus dem
Lande gedrängt. Auch mit den Kohlen, dem wichtigsten Einfuhrartikel Englands;
schien es zu gelingen. Russland legte 1884 einen Zoll von 2 Kopeken Gold auf
das Pud fremder Kohle und erhöhte ihn 1886 auf 3 Kopeken. Die Einfuhr der
Kohlen sank von den 2,657.900 q des Jahres 1883 im Jahre 1886 auf 1,025.000 q,
1887 auf 486.700 q.
Der Ersatz kam aus den Kohlengruben am Donetz, die wohl eine minder-
werthige Kohle lieferten, damals aber wohlfeile Arbeiter hatten, die Frachten
waren mässig hoch, der niedrige Rubelcours war ein Hinderniss des Ankaufes aus-
ländischer Erzeugnisse. Die englische Kohle blieb auf Odessa beschränkt, auf An-
lagen, welche ein gutes Feuerungsmateriale verlangen. Da kam das Jahr 1888,
ein Theil der Donetzgruben wurde durch Fluten unter Wasser gesetzt. Die hohen
Löhne, welche Südrussland den Feldarbeitern zahlte, zog die Arbeiter dahin und
die Gewinnung der Kohle im Donetzbecken ging zurück. So konnte England mit
seinen Kohlen wieder in das Innere vordringen und die Importziffer stieg 1888
auf 1,964.000 q im Werthe von 1,685.227 Rubeln.
Odessa führt Blech ein aus England zur Erzeugung von Petroleumkisten.
Den Zwecken der Landwirtschaft dienen Sensen aus Oesterreich-Ungarn und die
landwirtschaftlichen Maschinen aus England; von dort kommen auch Locomobile
und andere Maschinen. Von den Erzeugnissen der Textilindustrie haben nur Zwirn
und Garne aus Baumwolle, ferner Jutesäcke und Wollwaaren einige Bedeutung.
Wir geben nun im Folgenden eine Uebersicht des Handels von Odessa in
den letzten Jahren, welche den grossen Aufschwung des gesammten Ausfuhr-
handels seit 1887 und den Rückgang der Einfuhr seit 1886, wo sie 53,748.075 Rubel
betrug, als eine Folge der Zollerhöhungen, zeigen.
_
Und trotz Allem sind die Kaufleute von Odessa nicht zufrieden. Wir hören hier
wieder die Klage so vieler Hafenplätze. Die Ausfuhr ist gestiegen, aber nicht der
Ausfuhrhandel. Fast die ganze Ausfuhr passirt den Platz als Transitogut.
Auch die Entwicklung der Industrie Odessas, in welcher sich erst seit
den Siebzigerjahren grössere Capitalien engagirten, zeigt in den letzten Jahren
einen gewissen Stillstand, wenigstens was die Zahl der Unternehmungen betrifft,
welche Waaren im Werthe von 32 Millionen Rubel liefern. Die wichtigsten
Fabriken sind 14 Dampfmühlen, die meisten von ihnen mit Walzen eingerichtet:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/198>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.