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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Odessa.
6--7 m tief ist, hat eine grosse Zukunft als Getreideplatz während der
Wintermonate, wie der Aufschwung des Handels im Jahre 1889
beweist.

Ein Wellenbrecher von 1000 m Länge, der im Bau ist, wird die Gewalt des
heftigen, boraähnlichen Nordostwindes brechen, die heute manchmal durch zwei
bis drei Tage jede Handelsthätigkeit unterbricht. Grosse Lagerhäuser für 66.000 t
sind bereits fertig, der Hafen wird elektrisch beleuchtet. Die Petroleumwerke der
französischen Compagnie "Standard", die grossartigen Cementwerke, welche ihr
Product bis Sewastopol und Odessa verschicken, im Vereine mit dem blühenden
Handel werden bald die Bevölkerung dieser modernen Hafenstadt, welche jetzt
4000 Einwohner zählt, verdoppeln.

Die Stadt Noworossisk (d. i. Neurussland) wird auch durch eine Küstenbahn
mit Nowosenek an der transkaukasischen Eisenbahn verbunden, deren Endpunkte
am Schwarzen Meere Poti und Batum sind; dies ist eine neue Bürgschaft für
das Wachsthum dieses Schosskindes Russlands, das damit auch eine grosse mili-
tärische Bedeutung erlangt. In dieser Beziehung wird es vielleicht an die Stelle
Batums treten, wie dieses Poti in den Hintergrund gedrängt hat.

Der Werth der Handelsbewegung in den vorstehend erwähnten kleineren
Häfen war folgender:

[Tabelle]

Seit Eröffnung der Eisenbahnverbindung von Samtredi nach Batum
hat Poti seine Handelsbedeutung als Transitstation des Verkehres aus
dem asiatischem Russland und Persien sowie als Petroleumhafen völlig
eingebüsst.

Die Stadt zählt nur 5300 Einwohner. Die Ausfuhr betrifft Mais, der auf
dem Rion nach Poti gebracht wird, und Manganerze für England. Reguläre Dampf-
schiffahrtsverbindung mit Odessa und Constantinopel.

Consulate haben hier: das Deutsche Reich, England, die Vereinigten Staaten,
Frankreich, Persien, Türkei.



Odessa.
6—7 m tief ist, hat eine grosse Zukunft als Getreideplatz während der
Wintermonate, wie der Aufschwung des Handels im Jahre 1889
beweist.

Ein Wellenbrecher von 1000 m Länge, der im Bau ist, wird die Gewalt des
heftigen, boraähnlichen Nordostwindes brechen, die heute manchmal durch zwei
bis drei Tage jede Handelsthätigkeit unterbricht. Grosse Lagerhäuser für 66.000 t
sind bereits fertig, der Hafen wird elektrisch beleuchtet. Die Petroleumwerke der
französischen Compagnie „Standard“, die grossartigen Cementwerke, welche ihr
Product bis Sewastopol und Odessa verschicken, im Vereine mit dem blühenden
Handel werden bald die Bevölkerung dieser modernen Hafenstadt, welche jetzt
4000 Einwohner zählt, verdoppeln.

Die Stadt Noworossisk (d. i. Neurussland) wird auch durch eine Küstenbahn
mit Nowosenek an der transkaukasischen Eisenbahn verbunden, deren Endpunkte
am Schwarzen Meere Poti und Batum sind; dies ist eine neue Bürgschaft für
das Wachsthum dieses Schosskindes Russlands, das damit auch eine grosse mili-
tärische Bedeutung erlangt. In dieser Beziehung wird es vielleicht an die Stelle
Batums treten, wie dieses Poti in den Hintergrund gedrängt hat.

Der Werth der Handelsbewegung in den vorstehend erwähnten kleineren
Häfen war folgender:

[Tabelle]

Seit Eröffnung der Eisenbahnverbindung von Samtredi nach Batum
hat Poti seine Handelsbedeutung als Transitstation des Verkehres aus
dem asiatischem Russland und Persien sowie als Petroleumhafen völlig
eingebüsst.

Die Stadt zählt nur 5300 Einwohner. Die Ausfuhr betrifft Mais, der auf
dem Rion nach Poti gebracht wird, und Manganerze für England. Reguläre Dampf-
schiffahrtsverbindung mit Odessa und Constantinopel.

Consulate haben hier: das Deutsche Reich, England, die Vereinigten Staaten,
Frankreich, Persien, Türkei.



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[183/0203] Odessa. 6—7 m tief ist, hat eine grosse Zukunft als Getreideplatz während der Wintermonate, wie der Aufschwung des Handels im Jahre 1889 beweist. Ein Wellenbrecher von 1000 m Länge, der im Bau ist, wird die Gewalt des heftigen, boraähnlichen Nordostwindes brechen, die heute manchmal durch zwei bis drei Tage jede Handelsthätigkeit unterbricht. Grosse Lagerhäuser für 66.000 t sind bereits fertig, der Hafen wird elektrisch beleuchtet. Die Petroleumwerke der französischen Compagnie „Standard“, die grossartigen Cementwerke, welche ihr Product bis Sewastopol und Odessa verschicken, im Vereine mit dem blühenden Handel werden bald die Bevölkerung dieser modernen Hafenstadt, welche jetzt 4000 Einwohner zählt, verdoppeln. Die Stadt Noworossisk (d. i. Neurussland) wird auch durch eine Küstenbahn mit Nowosenek an der transkaukasischen Eisenbahn verbunden, deren Endpunkte am Schwarzen Meere Poti und Batum sind; dies ist eine neue Bürgschaft für das Wachsthum dieses Schosskindes Russlands, das damit auch eine grosse mili- tärische Bedeutung erlangt. In dieser Beziehung wird es vielleicht an die Stelle Batums treten, wie dieses Poti in den Hintergrund gedrängt hat. Der Werth der Handelsbewegung in den vorstehend erwähnten kleineren Häfen war folgender: _ Seit Eröffnung der Eisenbahnverbindung von Samtredi nach Batum hat Poti seine Handelsbedeutung als Transitstation des Verkehres aus dem asiatischem Russland und Persien sowie als Petroleumhafen völlig eingebüsst. Die Stadt zählt nur 5300 Einwohner. Die Ausfuhr betrifft Mais, der auf dem Rion nach Poti gebracht wird, und Manganerze für England. Reguläre Dampf- schiffahrtsverbindung mit Odessa und Constantinopel. Consulate haben hier: das Deutsche Reich, England, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Persien, Türkei.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/203>, abgerufen am 22.11.2024.