so dass das Ufer nur auf Stufen, die in die Felsen gehauen sind, zu erreichen ist. Die grossen Orte liegen daher auf der Nordküste. Kretas Geschichte ist mit der Europas verbunden. Von Osten her kommen wir zuerst nach Candia (Megalo-Kastron), dann nach Re- timo, und endlich nach Canea (Chania), dessen Hafen noch weniger entspricht als die früher genannten; bei schlechtem Wetter kann er nicht angelaufen werden, und die Postschiffe gehen nach der östlich gelegenen, wunderbaren Suda-Bai, welche schon öfter europäischen Kriegsflotten als Versammlungsort gedient hat.
Mit seinen hafenreichen Steilküsten und bei seiner glücklichen Lage als Angelpunkt dreier Welttheile wurde Kreta schon in sehr früher Zeit Sitz eines regen Lebens und Verkehrs. Hier siedelten sich Phönikier, Karer, Pelasger, Minyer an.
Der sagenhafte König Minos, nach Homer der Sohn des Zeus, galt als Be- gründer der vortrojanischen Seeherrschaft der Kreter. Es folgte die Einwande- rung des griechischen Stammes der Dorer, und allmälig erhielt die ganze Insel dorischen Charakter in Sitte und Sprache. Noch heute lebt in den Schluchten von Sphakia bei der rein griechischen Bevölkerung, den Sphakioten, die Sprache der alten Spartaner.
Die Insel bildet ein eigenes Vilajet mit weitgehender Autonomie, sie hat in der Generalversammlung einen gesetzgebenden Körper, von dessen 80 Mitgliedern 49 Christen und 31 Mohammedaner sind, welche Vertheilung nicht der Volkszahl der Bevölkerung entspricht, da der weitaus grösste Theil der 250.000 Einwohner Griechen sind, welche das Joch der Pforte abschütteln wollen und die Vereinigung mit dem Königreiche Griechenland anstreben. Die vielgeprüfte Insel ist ein Herd beständiger Unzufriedenheit.
Unter den Bodenerzeugnissen der Insel nimmt die Frucht der Olive den ersten Platz ein, Olivenöl verleiht Kreta die wirtschaftliche Signatur. Das Oel geht nach Grossbritannien, Russland und Egypten. In den Niederungen ist nach dem Olivenöl die Rebencultur der einträglichste Zweig der Bebauung des Bodens.
Der Wein von Malevisi, dem alten Malvasia, geht in stetig wachsenden Mengen nach Frankreich, um dort zur Erzeugung und Verschneidung von Bordeaux- weinen verwendet zu werden. Ausgeführt werden noch Rosinen, Johannisbrot, Mandeln und Südfrüchte, Valonea und Zwiebeln.
Den Hauptantheil an dieser Einfuhr hat Oesterreich-Ungarn durch seine günstige geographische Lage und durch die directe Linie des österreich-ungarischen Lloyd. Den zweiten Rang nimmt Grossbritannien durch seine bekannten Massen- artikel ein, den dritten Deutschland.
Ausser dem österreichisch-ungarischen Lloyd laufen Kreta zwei griechische Dampfschiffahrtsgesellschaften an.
Kabel der Eastern Telegraph Cy. laufen von Sitia nach Rhodos und nach Alexandria, von Candia nach Syra und von Canea nach Zante.
Smyrna.
so dass das Ufer nur auf Stufen, die in die Felsen gehauen sind, zu erreichen ist. Die grossen Orte liegen daher auf der Nordküste. Kretas Geschichte ist mit der Europas verbunden. Von Osten her kommen wir zuerst nach Candia (Megalo-Kastron), dann nach Ré- timo, und endlich nach Canea (Chaniá), dessen Hafen noch weniger entspricht als die früher genannten; bei schlechtem Wetter kann er nicht angelaufen werden, und die Postschiffe gehen nach der östlich gelegenen, wunderbaren Suda-Bai, welche schon öfter europäischen Kriegsflotten als Versammlungsort gedient hat.
Mit seinen hafenreichen Steilküsten und bei seiner glücklichen Lage als Angelpunkt dreier Welttheile wurde Kreta schon in sehr früher Zeit Sitz eines regen Lebens und Verkehrs. Hier siedelten sich Phönikier, Karer, Pelasger, Minyer an.
Der sagenhafte König Minos, nach Homer der Sohn des Zeus, galt als Be- gründer der vortrojanischen Seeherrschaft der Kreter. Es folgte die Einwande- rung des griechischen Stammes der Dorer, und allmälig erhielt die ganze Insel dorischen Charakter in Sitte und Sprache. Noch heute lebt in den Schluchten von Sphakia bei der rein griechischen Bevölkerung, den Sphakioten, die Sprache der alten Spartaner.
Die Insel bildet ein eigenes Vilajet mit weitgehender Autonomie, sie hat in der Generalversammlung einen gesetzgebenden Körper, von dessen 80 Mitgliedern 49 Christen und 31 Mohammedaner sind, welche Vertheilung nicht der Volkszahl der Bevölkerung entspricht, da der weitaus grösste Theil der 250.000 Einwohner Griechen sind, welche das Joch der Pforte abschütteln wollen und die Vereinigung mit dem Königreiche Griechenland anstreben. Die vielgeprüfte Insel ist ein Herd beständiger Unzufriedenheit.
Unter den Bodenerzeugnissen der Insel nimmt die Frucht der Olive den ersten Platz ein, Olivenöl verleiht Kreta die wirtschaftliche Signatur. Das Oel geht nach Grossbritannien, Russland und Egypten. In den Niederungen ist nach dem Olivenöl die Rebencultur der einträglichste Zweig der Bebauung des Bodens.
Der Wein von Malevísi, dem alten Malvasia, geht in stetig wachsenden Mengen nach Frankreich, um dort zur Erzeugung und Verschneidung von Bordeaux- weinen verwendet zu werden. Ausgeführt werden noch Rosinen, Johannisbrot, Mandeln und Südfrüchte, Valonea und Zwiebeln.
Den Hauptantheil an dieser Einfuhr hat Oesterreich-Ungarn durch seine günstige geographische Lage und durch die directe Linie des österreich-ungarischen Lloyd. Den zweiten Rang nimmt Grossbritannien durch seine bekannten Massen- artikel ein, den dritten Deutschland.
Ausser dem österreichisch-ungarischen Lloyd laufen Kreta zwei griechische Dampfschiffahrtsgesellschaften an.
Kabel der Eastern Telegraph Cy. laufen von Sitia nach Rhodos und nach Alexandria, von Candia nach Syra und von Canea nach Zante.
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Smyrna.
so dass das Ufer nur auf Stufen, die in die Felsen gehauen sind, zu
erreichen ist. Die grossen Orte liegen daher auf der Nordküste.
Kretas Geschichte ist mit der Europas verbunden. Von Osten her
kommen wir zuerst nach Candia (Megalo-Kastron), dann nach Ré-
timo, und endlich nach Canea (Chaniá), dessen Hafen noch weniger
entspricht als die früher genannten; bei schlechtem Wetter kann er
nicht angelaufen werden, und die Postschiffe gehen nach der östlich
gelegenen, wunderbaren Suda-Bai, welche schon öfter europäischen
Kriegsflotten als Versammlungsort gedient hat.
Mit seinen hafenreichen Steilküsten und bei seiner glücklichen Lage als
Angelpunkt dreier Welttheile wurde Kreta schon in sehr früher Zeit Sitz eines
regen Lebens und Verkehrs. Hier siedelten sich Phönikier, Karer, Pelasger,
Minyer an.
Der sagenhafte König Minos, nach Homer der Sohn des Zeus, galt als Be-
gründer der vortrojanischen Seeherrschaft der Kreter. Es folgte die Einwande-
rung des griechischen Stammes der Dorer, und allmälig erhielt die ganze Insel
dorischen Charakter in Sitte und Sprache. Noch heute lebt in den Schluchten von
Sphakia bei der rein griechischen Bevölkerung, den Sphakioten, die Sprache der
alten Spartaner.
Die Insel bildet ein eigenes Vilajet mit weitgehender Autonomie,
sie hat in der Generalversammlung einen gesetzgebenden Körper,
von dessen 80 Mitgliedern 49 Christen und 31 Mohammedaner sind,
welche Vertheilung nicht der Volkszahl der Bevölkerung entspricht,
da der weitaus grösste Theil der 250.000 Einwohner Griechen sind, welche
das Joch der Pforte abschütteln wollen und die Vereinigung mit dem
Königreiche Griechenland anstreben. Die vielgeprüfte Insel ist ein
Herd beständiger Unzufriedenheit.
Unter den Bodenerzeugnissen der Insel nimmt die Frucht der Olive den
ersten Platz ein, Olivenöl verleiht Kreta die wirtschaftliche Signatur. Das Oel geht
nach Grossbritannien, Russland und Egypten. In den Niederungen ist nach dem
Olivenöl die Rebencultur der einträglichste Zweig der Bebauung des Bodens.
Der Wein von Malevísi, dem alten Malvasia, geht in stetig wachsenden
Mengen nach Frankreich, um dort zur Erzeugung und Verschneidung von Bordeaux-
weinen verwendet zu werden. Ausgeführt werden noch Rosinen, Johannisbrot,
Mandeln und Südfrüchte, Valonea und Zwiebeln.
Den Hauptantheil an dieser Einfuhr hat Oesterreich-Ungarn durch seine
günstige geographische Lage und durch die directe Linie des österreich-ungarischen
Lloyd. Den zweiten Rang nimmt Grossbritannien durch seine bekannten Massen-
artikel ein, den dritten Deutschland.
Ausser dem österreichisch-ungarischen Lloyd laufen Kreta zwei griechische
Dampfschiffahrtsgesellschaften an.
Kabel der Eastern Telegraph Cy. laufen von Sitia nach Rhodos und nach
Alexandria, von Candia nach Syra und von Canea nach Zante.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/235>, abgerufen am 24.11.2024.
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