wurden unterworfen, Syrien 1831--33 erobert und die offene Auflehnung der Pforte entgegengeschleudert. Die Uneinigkeit der europäischen Grossmächte be- günstigte Mehemed Ali's Pläne, doch endlich rafften England und Oesterreich zur Unterstützung der Türkei sich auf und hemmten 1841 auf syrischem Boden den Siegeslauf des Eroberers. Verdrängt und geschlagen bot er zwar gerne die Hand zum Frieden, jedoch bedang er für sich die erbliche Statthalterschaft in Egypten aus, die er denn auch erlangte. Alexandria und Kairo danken den hochfliegenden Plänen dieses afrikanischen Peter des Grossen die kräftigsten Impulse zu ihrer heutigen Blüthe, wie er denn überhaupt als der Begründer einer neuen Epoche in der Geschichte des Nillandes unvergesslich bleiben wird.
Unter seinen Nachkommen eröffnete der Khedive Ismail Pascha (1863--1879) das Wunderland der Pyramiden dem mächtigen Strome der abendländischen Civili- sation, deren köstlichste Früchte die Erbauung des Suez-Canals, die Schaffung von Eisenbahnverbindungen und die Begründung eines Repräsentativsystems (1866) ihm einen ruhmvollen Namen in der Geschichte sichern. Der unglückliche Krieg gegen Abessinien (1875) und der gänzliche Verfall der Finanzen führten den Sturz Ismail's herbei, und dessen Sohn Tewfik übernahm unter sehr ungünstigen Verhält- nissen die Regierung. Er fügte sich zwar der Finanzcontrole durch England und Frankreich, vermochte aber der erwachten Nationalpartei gegenüber keinen Einfluss zu gewinnen. Diese trieb 1882 zum Aufstande unter dem Kriegsminister Arabi Pascha, der den Kampf selbst mit der zum Schutze der britischen Interessen vor Alexandria erschienenen englischen Flotte unter Admiral Seymour aufnahm. Am 11. Juli 1882 wurden die Forts und mit diesen die Stadt bombardirt.
England nahm nun die Pacification Egyptens in die Hand, nachdem der Khedive am 14. August die Ermächtigung ertheilt hatte, gegen Arabi mit Waffengewalt einzuschreiten. Nach blutigen Kämpfen und erst als Arabi am 15. September 1882 zu Kairo in Gefangenschaft gerathen war, trat die Beruhigung des Landes ein. Seither währt die Occupation Egyptens durch die englischen Truppen fort, und das Land hat unter der Controle der Engländer grosse Fortschritte gemacht, wie die Ueberschüsse der Einnahmen über die Ausgaben beweisen.
Die Zufahrt nach Alexandria ist durch eine dichte Kette von Riffen und Bänken, die nur einige Passagen für den Verkehr grosser Schiffe aufweisen, sehr erschwert. Diese Hindernisse bilden eine mit der Küste nahezu parallel laufende Barriere, innerhalb welcher ein Fahrwasser von 1--2 km Breite sich erstreckt.
Die am häufigsten benützte Einfahrt führt durch den Boghaz oder Central-Pass, der 7·6 m Wassertiefe bei tiefster Ebbe hat; nord- östlich derselben ist der Corvetten-Pass mit 6·1 m Tiefe.
Im Südwesten des Central-Passes liegt der Marabout-Pass mit 7 m Wassertiefe.
In den Durchfahrten steuern die Schiffe nach bestimmten Deckungen von Land- und Seemarken. Auf unserem Plane haben wir die Deckungslinien durch punktirte, die Curse der Schiffe aber durch volle Linien angegeben. Für die Nachtzeit bestehen dermalen keine Deckungs-Signale, welchem Umstande es zugeschrieben werden muss,
Das Mittelmeerbecken.
wurden unterworfen, Syrien 1831—33 erobert und die offene Auflehnung der Pforte entgegengeschleudert. Die Uneinigkeit der europäischen Grossmächte be- günstigte Mehemed Ali’s Pläne, doch endlich rafften England und Oesterreich zur Unterstützung der Türkei sich auf und hemmten 1841 auf syrischem Boden den Siegeslauf des Eroberers. Verdrängt und geschlagen bot er zwar gerne die Hand zum Frieden, jedoch bedang er für sich die erbliche Statthalterschaft in Egypten aus, die er denn auch erlangte. Alexandria und Kairo danken den hochfliegenden Plänen dieses afrikanischen Peter des Grossen die kräftigsten Impulse zu ihrer heutigen Blüthe, wie er denn überhaupt als der Begründer einer neuen Epoche in der Geschichte des Nillandes unvergesslich bleiben wird.
Unter seinen Nachkommen eröffnete der Khedive Ismaïl Pascha (1863—1879) das Wunderland der Pyramiden dem mächtigen Strome der abendländischen Civili- sation, deren köstlichste Früchte die Erbauung des Suez-Canals, die Schaffung von Eisenbahnverbindungen und die Begründung eines Repräsentativsystems (1866) ihm einen ruhmvollen Namen in der Geschichte sichern. Der unglückliche Krieg gegen Abessinien (1875) und der gänzliche Verfall der Finanzen führten den Sturz Ismaïl’s herbei, und dessen Sohn Tewfik übernahm unter sehr ungünstigen Verhält- nissen die Regierung. Er fügte sich zwar der Finanzcontrole durch England und Frankreich, vermochte aber der erwachten Nationalpartei gegenüber keinen Einfluss zu gewinnen. Diese trieb 1882 zum Aufstande unter dem Kriegsminister Arabi Pascha, der den Kampf selbst mit der zum Schutze der britischen Interessen vor Alexandria erschienenen englischen Flotte unter Admiral Seymour aufnahm. Am 11. Juli 1882 wurden die Forts und mit diesen die Stadt bombardirt.
England nahm nun die Pacification Egyptens in die Hand, nachdem der Khedive am 14. August die Ermächtigung ertheilt hatte, gegen Arabi mit Waffengewalt einzuschreiten. Nach blutigen Kämpfen und erst als Arabi am 15. September 1882 zu Kairo in Gefangenschaft gerathen war, trat die Beruhigung des Landes ein. Seither währt die Occupation Egyptens durch die englischen Truppen fort, und das Land hat unter der Controle der Engländer grosse Fortschritte gemacht, wie die Ueberschüsse der Einnahmen über die Ausgaben beweisen.
Die Zufahrt nach Alexandria ist durch eine dichte Kette von Riffen und Bänken, die nur einige Passagen für den Verkehr grosser Schiffe aufweisen, sehr erschwert. Diese Hindernisse bilden eine mit der Küste nahezu parallel laufende Barrière, innerhalb welcher ein Fahrwasser von 1—2 km Breite sich erstreckt.
Die am häufigsten benützte Einfahrt führt durch den Boghaz oder Central-Pass, der 7·6 m Wassertiefe bei tiefster Ebbe hat; nord- östlich derselben ist der Corvetten-Pass mit 6·1 m Tiefe.
Im Südwesten des Central-Passes liegt der Marabout-Pass mit 7 m Wassertiefe.
In den Durchfahrten steuern die Schiffe nach bestimmten Deckungen von Land- und Seemarken. Auf unserem Plane haben wir die Deckungslinien durch punktirte, die Curse der Schiffe aber durch volle Linien angegeben. Für die Nachtzeit bestehen dermalen keine Deckungs-Signale, welchem Umstande es zugeschrieben werden muss,
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[282/0302]
Das Mittelmeerbecken.
wurden unterworfen, Syrien 1831—33 erobert und die offene Auflehnung der
Pforte entgegengeschleudert. Die Uneinigkeit der europäischen Grossmächte be-
günstigte Mehemed Ali’s Pläne, doch endlich rafften England und Oesterreich zur
Unterstützung der Türkei sich auf und hemmten 1841 auf syrischem Boden den
Siegeslauf des Eroberers. Verdrängt und geschlagen bot er zwar gerne die Hand
zum Frieden, jedoch bedang er für sich die erbliche Statthalterschaft in Egypten
aus, die er denn auch erlangte. Alexandria und Kairo danken den hochfliegenden
Plänen dieses afrikanischen Peter des Grossen die kräftigsten Impulse zu ihrer
heutigen Blüthe, wie er denn überhaupt als der Begründer einer neuen Epoche in
der Geschichte des Nillandes unvergesslich bleiben wird.
Unter seinen Nachkommen eröffnete der Khedive Ismaïl Pascha (1863—1879)
das Wunderland der Pyramiden dem mächtigen Strome der abendländischen Civili-
sation, deren köstlichste Früchte die Erbauung des Suez-Canals, die Schaffung
von Eisenbahnverbindungen und die Begründung eines Repräsentativsystems (1866)
ihm einen ruhmvollen Namen in der Geschichte sichern. Der unglückliche Krieg
gegen Abessinien (1875) und der gänzliche Verfall der Finanzen führten den Sturz
Ismaïl’s herbei, und dessen Sohn Tewfik übernahm unter sehr ungünstigen Verhält-
nissen die Regierung. Er fügte sich zwar der Finanzcontrole durch England und
Frankreich, vermochte aber der erwachten Nationalpartei gegenüber keinen Einfluss
zu gewinnen. Diese trieb 1882 zum Aufstande unter dem Kriegsminister Arabi
Pascha, der den Kampf selbst mit der zum Schutze der britischen Interessen vor
Alexandria erschienenen englischen Flotte unter Admiral Seymour aufnahm. Am
11. Juli 1882 wurden die Forts und mit diesen die Stadt bombardirt.
England nahm nun die Pacification Egyptens in die Hand, nachdem der Khedive
am 14. August die Ermächtigung ertheilt hatte, gegen Arabi mit Waffengewalt
einzuschreiten. Nach blutigen Kämpfen und erst als Arabi am 15. September 1882
zu Kairo in Gefangenschaft gerathen war, trat die Beruhigung des Landes ein.
Seither währt die Occupation Egyptens durch die englischen Truppen fort, und
das Land hat unter der Controle der Engländer grosse Fortschritte gemacht, wie
die Ueberschüsse der Einnahmen über die Ausgaben beweisen.
Die Zufahrt nach Alexandria ist durch eine dichte Kette von Riffen
und Bänken, die nur einige Passagen für den Verkehr grosser Schiffe
aufweisen, sehr erschwert. Diese Hindernisse bilden eine mit der Küste
nahezu parallel laufende Barrière, innerhalb welcher ein Fahrwasser
von 1—2 km Breite sich erstreckt.
Die am häufigsten benützte Einfahrt führt durch den Boghaz
oder Central-Pass, der 7·6 m Wassertiefe bei tiefster Ebbe hat; nord-
östlich derselben ist der Corvetten-Pass mit 6·1 m Tiefe.
Im Südwesten des Central-Passes liegt der Marabout-Pass mit
7 m Wassertiefe.
In den Durchfahrten steuern die Schiffe nach bestimmten
Deckungen von Land- und Seemarken. Auf unserem Plane haben wir
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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