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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Messina.
zählt 78.000 Einwohner, und mit den zur Gemeinde gehörenden
48 Vororten und Dörfern erhöht sich die Zahl auf mehr als
126.000 Einwohner. Die Stadt ist der Sitz eines Erzbischofs, eines
Appellhofes, einer Universität und einer Handelskammer.

Die Vergangenheit Messinas ist wie jene von ganz Sicilien eine sehr
bewegte. Auch hier wechseln Tage hoher Blüthe und grossen Reichthums mit
Tagen tiefen Niederganges und grossen Elendes. Als cumanische Seeräuber und
Chalkidier im Jahre 732 v. Chr. an der Stelle einer Stadt der Sikeler eine
Niederlassung gründeten, hiess sie mit Beziehung auf die Gestalt der vorgelagerten
Landzunge Zankle (Sichel). Ihre Bewohner schmachteten unter Tyrannen, unterlagen
den Griechen (493 v. Chr.), welche die Stadt Messana nannten; dann fiel sie
unter Carthago, kämpfte gegen Syrakus, unterlag gegen Hannibal (270).

Auch die römische Zeit brachte zahlreiche Kämpfe und unheilvolle Zustände,
in welche Augustus helfend eingriff. Die Sarazenen fassten (842 n. Chr.) dort Fuss, und
einige der Kreuzzüge berührten den Hafen und trugen zum Aufblühen desselben
bei, wenngleich Richard Löwenherz 1189 n. Chr. die Stadt stürmte. Aus dieser
Zeit datirten aber die ansehnlichen Privilegien der Stadt, die bis 1678 ihr eine
bedeutende politische Stellung gesichert haben. Karl von Anjon belagerte sie
(1282) vergebens; der Heldenmuth der Bürger in jener Drangperiode erregte die
Bewunderung der Zeitgenossen.

Messina blühte gegen Ende des XV. Jahrhunderts auf, sank aber in der
Folge unter dem Einflusse Palermos. Kaiser Karl V. besuchte die Stadt und be-
schenkte sie reich, und als sein Sohn, der jugendliche Held Don Juan d'Austria,
nach dem glänzenden Siege von Lepanto 1571 in Messina landete, ward ihm ein
Denkmal gesetzt und eine Strasse nach ihm benannt.

Politischer Hader der Parteien, der die Einmengung Ludwig XIV. zur Folge
hatte, führte nach Kämpfen und Reibungen den Verfall der Stadt herbei. Pest und
Erdbeben traten im XVIII. Jahrhunderte verheerend hinzu; erstere forderte 1740
allein 40.000 Opfer. Ebenso brachte das gegenwärtige Jahrhundert vielerlei Miss-
geschick, so 1848 ein Bombardement, das vom 3. bis zum 7. September währte,
und 1854 die Cholera, welche gegen 16.000 Menschen hinwegraffte.

Seither scheint das Schicksal der thätigen Einwohnerschaft zum Besseren
sich gewendet zu haben, denn Messina ist entschieden im Aufschwunge begriffen.

Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt
der aus der Normannenzeit stammende, aber in späteren Epochen durch
Um- und Zubauten vielfach veränderte Dom La Matrice, der, 1098
begonnen, von Roger II. vollendet wurde. Die Kirche enthält ausser
dem prunkvollen und kostbaren Hochaltar, dessen Herstellung im Jahre
1628 die für die damalige Zeit ungeheuere Summe von fast vier
Millionen Lire erforderte, noch mancherlei interessante Denkmäler,
Kunstwerke und Reliquien.

Die älteste Normannenkirche der Stadt ist indes die St. Anun-
ziata dei Catalani, deren Restaurirung gegenwärtig in Aussicht ge-
nommen wurde. Der ehrwürdige Bau soll an der Stelle einer Moschee.

Messina.
zählt 78.000 Einwohner, und mit den zur Gemeinde gehörenden
48 Vororten und Dörfern erhöht sich die Zahl auf mehr als
126.000 Einwohner. Die Stadt ist der Sitz eines Erzbischofs, eines
Appellhofes, einer Universität und einer Handelskammer.

Die Vergangenheit Messinas ist wie jene von ganz Sicilien eine sehr
bewegte. Auch hier wechseln Tage hoher Blüthe und grossen Reichthums mit
Tagen tiefen Niederganges und grossen Elendes. Als cumanische Seeräuber und
Chalkidier im Jahre 732 v. Chr. an der Stelle einer Stadt der Sikeler eine
Niederlassung gründeten, hiess sie mit Beziehung auf die Gestalt der vorgelagerten
Landzunge Zankle (Sichel). Ihre Bewohner schmachteten unter Tyrannen, unterlagen
den Griechen (493 v. Chr.), welche die Stadt Messana nannten; dann fiel sie
unter Carthago, kämpfte gegen Syrakus, unterlag gegen Hannibal (270).

Auch die römische Zeit brachte zahlreiche Kämpfe und unheilvolle Zustände,
in welche Augustus helfend eingriff. Die Sarazenen fassten (842 n. Chr.) dort Fuss, und
einige der Kreuzzüge berührten den Hafen und trugen zum Aufblühen desselben
bei, wenngleich Richard Löwenherz 1189 n. Chr. die Stadt stürmte. Aus dieser
Zeit datirten aber die ansehnlichen Privilegien der Stadt, die bis 1678 ihr eine
bedeutende politische Stellung gesichert haben. Karl von Anjon belagerte sie
(1282) vergebens; der Heldenmuth der Bürger in jener Drangperiode erregte die
Bewunderung der Zeitgenossen.

Messina blühte gegen Ende des XV. Jahrhunderts auf, sank aber in der
Folge unter dem Einflusse Palermos. Kaiser Karl V. besuchte die Stadt und be-
schenkte sie reich, und als sein Sohn, der jugendliche Held Don Juan d’Austria,
nach dem glänzenden Siege von Lepanto 1571 in Messina landete, ward ihm ein
Denkmal gesetzt und eine Strasse nach ihm benannt.

Politischer Hader der Parteien, der die Einmengung Ludwig XIV. zur Folge
hatte, führte nach Kämpfen und Reibungen den Verfall der Stadt herbei. Pest und
Erdbeben traten im XVIII. Jahrhunderte verheerend hinzu; erstere forderte 1740
allein 40.000 Opfer. Ebenso brachte das gegenwärtige Jahrhundert vielerlei Miss-
geschick, so 1848 ein Bombardement, das vom 3. bis zum 7. September währte,
und 1854 die Cholera, welche gegen 16.000 Menschen hinwegraffte.

Seither scheint das Schicksal der thätigen Einwohnerschaft zum Besseren
sich gewendet zu haben, denn Messina ist entschieden im Aufschwunge begriffen.

Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt
der aus der Normannenzeit stammende, aber in späteren Epochen durch
Um- und Zubauten vielfach veränderte Dom La Matrice, der, 1098
begonnen, von Roger II. vollendet wurde. Die Kirche enthält ausser
dem prunkvollen und kostbaren Hochaltar, dessen Herstellung im Jahre
1628 die für die damalige Zeit ungeheuere Summe von fast vier
Millionen Lire erforderte, noch mancherlei interessante Denkmäler,
Kunstwerke und Reliquien.

Die älteste Normannenkirche der Stadt ist indes die St. Anun-
ziata dei Catalani, deren Restaurirung gegenwärtig in Aussicht ge-
nommen wurde. Der ehrwürdige Bau soll an der Stelle einer Moschee.

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[335/0355] Messina. zählt 78.000 Einwohner, und mit den zur Gemeinde gehörenden 48 Vororten und Dörfern erhöht sich die Zahl auf mehr als 126.000 Einwohner. Die Stadt ist der Sitz eines Erzbischofs, eines Appellhofes, einer Universität und einer Handelskammer. Die Vergangenheit Messinas ist wie jene von ganz Sicilien eine sehr bewegte. Auch hier wechseln Tage hoher Blüthe und grossen Reichthums mit Tagen tiefen Niederganges und grossen Elendes. Als cumanische Seeräuber und Chalkidier im Jahre 732 v. Chr. an der Stelle einer Stadt der Sikeler eine Niederlassung gründeten, hiess sie mit Beziehung auf die Gestalt der vorgelagerten Landzunge Zankle (Sichel). Ihre Bewohner schmachteten unter Tyrannen, unterlagen den Griechen (493 v. Chr.), welche die Stadt Messana nannten; dann fiel sie unter Carthago, kämpfte gegen Syrakus, unterlag gegen Hannibal (270). Auch die römische Zeit brachte zahlreiche Kämpfe und unheilvolle Zustände, in welche Augustus helfend eingriff. Die Sarazenen fassten (842 n. Chr.) dort Fuss, und einige der Kreuzzüge berührten den Hafen und trugen zum Aufblühen desselben bei, wenngleich Richard Löwenherz 1189 n. Chr. die Stadt stürmte. Aus dieser Zeit datirten aber die ansehnlichen Privilegien der Stadt, die bis 1678 ihr eine bedeutende politische Stellung gesichert haben. Karl von Anjon belagerte sie (1282) vergebens; der Heldenmuth der Bürger in jener Drangperiode erregte die Bewunderung der Zeitgenossen. Messina blühte gegen Ende des XV. Jahrhunderts auf, sank aber in der Folge unter dem Einflusse Palermos. Kaiser Karl V. besuchte die Stadt und be- schenkte sie reich, und als sein Sohn, der jugendliche Held Don Juan d’Austria, nach dem glänzenden Siege von Lepanto 1571 in Messina landete, ward ihm ein Denkmal gesetzt und eine Strasse nach ihm benannt. Politischer Hader der Parteien, der die Einmengung Ludwig XIV. zur Folge hatte, führte nach Kämpfen und Reibungen den Verfall der Stadt herbei. Pest und Erdbeben traten im XVIII. Jahrhunderte verheerend hinzu; erstere forderte 1740 allein 40.000 Opfer. Ebenso brachte das gegenwärtige Jahrhundert vielerlei Miss- geschick, so 1848 ein Bombardement, das vom 3. bis zum 7. September währte, und 1854 die Cholera, welche gegen 16.000 Menschen hinwegraffte. Seither scheint das Schicksal der thätigen Einwohnerschaft zum Besseren sich gewendet zu haben, denn Messina ist entschieden im Aufschwunge begriffen. Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt der aus der Normannenzeit stammende, aber in späteren Epochen durch Um- und Zubauten vielfach veränderte Dom La Matrice, der, 1098 begonnen, von Roger II. vollendet wurde. Die Kirche enthält ausser dem prunkvollen und kostbaren Hochaltar, dessen Herstellung im Jahre 1628 die für die damalige Zeit ungeheuere Summe von fast vier Millionen Lire erforderte, noch mancherlei interessante Denkmäler, Kunstwerke und Reliquien. Die älteste Normannenkirche der Stadt ist indes die St. Anun- ziata dei Catalani, deren Restaurirung gegenwärtig in Aussicht ge- nommen wurde. Der ehrwürdige Bau soll an der Stelle einer Moschee.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/355>, abgerufen am 24.11.2024.