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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
und hat sich zur volkreichsten Stadt des jungen Königreiches Italien
emporgeschwungen. Dieselbe zählte Ende December 1888 bereits
513.000 Einwohner. Neapel ist die Hauptstadt der gleichnamigen
Provinz, Sitz eines Präfecten, eines Erzbischofs, des Generalcommandos
des 10. Armeecorps, einer Universität, einer Ingenieurschule und einer
Handelskammer.

Der Hafen von Neapel (40° 50' nördl. Breite und 14° 16' östl.
Länge v. Gr., Kopf des Molo S. Vincenzo) ist bisher nur unvoll-
ständig gegen den Ansturm der hohen See geschützt und entbehrte
lange Zeit hindurch jener Vorkehrungen, welche für die rasche Be-
wältigung der Seeverkehrs-Operationen nothwendig waren. Gegen-
wärtig wurde jedoch der breite Molo S. Gennaro mit geräumigen
Freidepots (Punto Franco) versehen, welche über hydraulische Auf-
züge verfügen und mit Krahnen ausgestattet sind. Ebenso ist neuestens
die Durchführung von Hafenbauten im Zuge, und zwar wird ausser
den bestehenden Dämmen, wie unser Plan zeigt, noch ein 750 m
langer Molo aufgeführt, der an seinem Ende eine Gabelung hat. Da-
durch bezweckt man ein auch gegen Südostwinde geschütztes Bassin
zu gewinnen.

Am Fusse des neuen Dammes ist der Bau von Trockendocks
beabsichtigt. Ein solches Dock besteht gegenwärtig im Arsenale der
Kriegsmarine für Schiffe bis zu 74 m Länge.

Ausser den Magazinen am Molo S. Gennaro besteht am Corso
Garibaldi ein der Gesellschaft dei magazzini Generali gehörendes
Lagerhaus von 35.000 m2 Fläche, welches mit allen neuen Vor-
kehrungen ausgestattet ist und mit der Eisenbahnstation in Verbin-
dung steht.

In neuester Zeit beginnt auch die Industrie eine lebhafte Ent-
wicklung zu nehmen. So baute die bekannte Firma W. G. Armstrong
Mitchell & Co. an der Bucht von Pozzuoli ein grossartiges Eisenwerk
(Stabilimento Metallurgico Armstrong), in welchem bereits 13 Lauf-
krahne, zwei davon mit 70 t Tragfähigkeit, bestehen, und am Kopfe
des Ausschiffungsdammes wird eben ein hydraulischer Krahn von
170 t Hebekraft montirt. In der Fabrik sind 1200 Arbeiter, davon
5 % Engländer, beschäftigt. Bedeutend ist das Etablissement der
Societa industriale Napoletana Hawthorn & Guppy für Eisenschiff-
bau. Dasselbe beschäftigt gegen 600 Ingenieure, Zeichner und Arbeiter.
Nennenswerth ist auch die Thätigkeit der der Regierung gehörenden
und an die Eisenbahngesellschaft Societa Italiana vergebenen Eta-

Das Mittelmeerbecken.
und hat sich zur volkreichsten Stadt des jungen Königreiches Italien
emporgeschwungen. Dieselbe zählte Ende December 1888 bereits
513.000 Einwohner. Neapel ist die Hauptstadt der gleichnamigen
Provinz, Sitz eines Präfecten, eines Erzbischofs, des Generalcommandos
des 10. Armeecorps, einer Universität, einer Ingenieurschule und einer
Handelskammer.

Der Hafen von Neapel (40° 50′ nördl. Breite und 14° 16′ östl.
Länge v. Gr., Kopf des Molo S. Vincenzo) ist bisher nur unvoll-
ständig gegen den Ansturm der hohen See geschützt und entbehrte
lange Zeit hindurch jener Vorkehrungen, welche für die rasche Be-
wältigung der Seeverkehrs-Operationen nothwendig waren. Gegen-
wärtig wurde jedoch der breite Molo S. Gennaro mit geräumigen
Freidepots (Punto Franco) versehen, welche über hydraulische Auf-
züge verfügen und mit Krahnen ausgestattet sind. Ebenso ist neuestens
die Durchführung von Hafenbauten im Zuge, und zwar wird ausser
den bestehenden Dämmen, wie unser Plan zeigt, noch ein 750 m
langer Molo aufgeführt, der an seinem Ende eine Gabelung hat. Da-
durch bezweckt man ein auch gegen Südostwinde geschütztes Bassin
zu gewinnen.

Am Fusse des neuen Dammes ist der Bau von Trockendocks
beabsichtigt. Ein solches Dock besteht gegenwärtig im Arsenale der
Kriegsmarine für Schiffe bis zu 74 m Länge.

Ausser den Magazinen am Molo S. Gennaro besteht am Corso
Garibaldi ein der Gesellschaft dei magazzini Generali gehörendes
Lagerhaus von 35.000 m2 Fläche, welches mit allen neuen Vor-
kehrungen ausgestattet ist und mit der Eisenbahnstation in Verbin-
dung steht.

In neuester Zeit beginnt auch die Industrie eine lebhafte Ent-
wicklung zu nehmen. So baute die bekannte Firma W. G. Armstrong
Mitchell & Co. an der Bucht von Pozzuoli ein grossartiges Eisenwerk
(Stabilimento Metallurgico Armstrong), in welchem bereits 13 Lauf-
krahne, zwei davon mit 70 t Tragfähigkeit, bestehen, und am Kopfe
des Ausschiffungsdammes wird eben ein hydraulischer Krahn von
170 t Hebekraft montirt. In der Fabrik sind 1200 Arbeiter, davon
5 % Engländer, beschäftigt. Bedeutend ist das Etablissement der
Società industriale Napoletana Hawthorn & Guppy für Eisenschiff-
bau. Dasselbe beschäftigt gegen 600 Ingenieure, Zeichner und Arbeiter.
Nennenswerth ist auch die Thätigkeit der der Regierung gehörenden
und an die Eisenbahngesellschaft Società Italiana vergebenen Eta-

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[350/0370] Das Mittelmeerbecken. und hat sich zur volkreichsten Stadt des jungen Königreiches Italien emporgeschwungen. Dieselbe zählte Ende December 1888 bereits 513.000 Einwohner. Neapel ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, Sitz eines Präfecten, eines Erzbischofs, des Generalcommandos des 10. Armeecorps, einer Universität, einer Ingenieurschule und einer Handelskammer. Der Hafen von Neapel (40° 50′ nördl. Breite und 14° 16′ östl. Länge v. Gr., Kopf des Molo S. Vincenzo) ist bisher nur unvoll- ständig gegen den Ansturm der hohen See geschützt und entbehrte lange Zeit hindurch jener Vorkehrungen, welche für die rasche Be- wältigung der Seeverkehrs-Operationen nothwendig waren. Gegen- wärtig wurde jedoch der breite Molo S. Gennaro mit geräumigen Freidepots (Punto Franco) versehen, welche über hydraulische Auf- züge verfügen und mit Krahnen ausgestattet sind. Ebenso ist neuestens die Durchführung von Hafenbauten im Zuge, und zwar wird ausser den bestehenden Dämmen, wie unser Plan zeigt, noch ein 750 m langer Molo aufgeführt, der an seinem Ende eine Gabelung hat. Da- durch bezweckt man ein auch gegen Südostwinde geschütztes Bassin zu gewinnen. Am Fusse des neuen Dammes ist der Bau von Trockendocks beabsichtigt. Ein solches Dock besteht gegenwärtig im Arsenale der Kriegsmarine für Schiffe bis zu 74 m Länge. Ausser den Magazinen am Molo S. Gennaro besteht am Corso Garibaldi ein der Gesellschaft dei magazzini Generali gehörendes Lagerhaus von 35.000 m2 Fläche, welches mit allen neuen Vor- kehrungen ausgestattet ist und mit der Eisenbahnstation in Verbin- dung steht. In neuester Zeit beginnt auch die Industrie eine lebhafte Ent- wicklung zu nehmen. So baute die bekannte Firma W. G. Armstrong Mitchell & Co. an der Bucht von Pozzuoli ein grossartiges Eisenwerk (Stabilimento Metallurgico Armstrong), in welchem bereits 13 Lauf- krahne, zwei davon mit 70 t Tragfähigkeit, bestehen, und am Kopfe des Ausschiffungsdammes wird eben ein hydraulischer Krahn von 170 t Hebekraft montirt. In der Fabrik sind 1200 Arbeiter, davon 5 % Engländer, beschäftigt. Bedeutend ist das Etablissement der Società industriale Napoletana Hawthorn & Guppy für Eisenschiff- bau. Dasselbe beschäftigt gegen 600 Ingenieure, Zeichner und Arbeiter. Nennenswerth ist auch die Thätigkeit der der Regierung gehörenden und an die Eisenbahngesellschaft Società Italiana vergebenen Eta-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/370>, abgerufen am 24.11.2024.