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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.

Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Schiffsverkehre Genuas zu,
so erblicken wir folgende Erscheinung:

[Tabelle]

Wir bemerken gleich, das 1889 auch jene Schiffe eingerechnet sind, welche
aus Noth den Hafen anlaufen mussten, bei den früheren Jahren aber nicht; ihrer
waren 1888 461 Schiffe mit 56.674 t.

Nach der Tonnenzahl dominirt die italienische Flagge nur in der Segel-
schiffahrt, in der Dampfschiffahrt nimmt sie erst die zweite Stelle ein; sie stellt
insbesondere für den internationalen Verkehr kaum den vierten Theil der Tonnen-
zahl und hat nur in der Cabotage das Uebergewicht. Die Betheiligung der eng-
lischen Flotte an der Küstenschiffahrt ist wohl auffallend gross (1888 544.605 t),
aber sie erklärt sich leicht daraus, dass nach italienischem Gebrauche jedes vom
Auslande kommende Schiff, das mehr als einen italienischen Hafen anläuft, zur
Küstenschiffahrt gerechnet wird. Beachtenswerth bleibt es, dass sich 1889 die
Tonnenzahl der englischen Schiffe neuerdings vergrössert hat, sie erreichte
2000 Schiffe mit 2,265.177 t, das ist doppelt so viel als 1880. Die starke Be-
theiligung Deutschlands (1889 202 Schiffe mit 323.133 t) ist die Folge des An-
laufens der Dampfer des Norddeutschen Lloyd aus Bremen und der Linie Slo-
mann aus Hamburg. Die Marine der Niederlande ist in Genua 1888 plötzlich an
die fünfte Stelle vorgerückt, weil zwei Gesellschaften dieses Landes auf ihren
Fahrten nach Java Genua anlaufen. Dass Frankreichs Betheiligung gesunken ist,
erklärt sich aus dem Fehlen eines Schiffahrtsvertrages zwischen beiden Ländern
seit 1888, sie erreichte 1889 367 Schiffe mit 339.007 t, gegen 529 Schiffe mit
501.843 t im Jahre 1888. Die merkwürdigste Erscheinung der letzten Jahre ist
aber die neuerliche Zunahme der Segelschiffahrt im Hafen von Genua nach Ton-
nengehalt und Zahl der Schiffe.

Den stärksten internationalen Seeverkehr hat Genua mit Grossbritannien,
Frankreich (1888 588.493 t), Südamerika (419.945 t), mit Russland-Rumänien, endlich
mit Griechenland-Türkei, einen minder umfangreichen mit Spanien-Portugal, Union
und Deutschland. Aus Grossbritannien kamen 1888 709 Schiffe mit 809.220 t an, fast
alle beladen, dahin gingen zurück nur 70 Schiffe mit 76.325 t, und von diesen war
der grössere Theil unbeladen. Die englischen Schiffe gingen von Genua meist un-
beladen nach Griechenland-Türkei, nach Russland-Rumänien, nach Algier.

Zahlreich sind die regelmässigen Verbindungen Genuas. Von den italienischen
Dampfergesellschaften ist die wichtigste die schon oben genannte Navigazione
Generale Italiana
(Societa riunite: Florio e Rubattino) mit dem Sitze in Rom
und mit Subdirectionen in Genua und Palermo. Die Subdirection in Genua ist
bedeutender, ihr untersteht ausschliesslich der überseeische Verkehr. Die Gesell-
schaft verfügt über 112 Dampfer und wird nach dem Vertrage vom 7. Februar

Das Mittelmeerbecken.

Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Schiffsverkehre Genuas zu,
so erblicken wir folgende Erscheinung:

[Tabelle]

Wir bemerken gleich, das 1889 auch jene Schiffe eingerechnet sind, welche
aus Noth den Hafen anlaufen mussten, bei den früheren Jahren aber nicht; ihrer
waren 1888 461 Schiffe mit 56.674 t.

Nach der Tonnenzahl dominirt die italienische Flagge nur in der Segel-
schiffahrt, in der Dampfschiffahrt nimmt sie erst die zweite Stelle ein; sie stellt
insbesondere für den internationalen Verkehr kaum den vierten Theil der Tonnen-
zahl und hat nur in der Cabotage das Uebergewicht. Die Betheiligung der eng-
lischen Flotte an der Küstenschiffahrt ist wohl auffallend gross (1888 544.605 t),
aber sie erklärt sich leicht daraus, dass nach italienischem Gebrauche jedes vom
Auslande kommende Schiff, das mehr als einen italienischen Hafen anläuft, zur
Küstenschiffahrt gerechnet wird. Beachtenswerth bleibt es, dass sich 1889 die
Tonnenzahl der englischen Schiffe neuerdings vergrössert hat, sie erreichte
2000 Schiffe mit 2,265.177 t, das ist doppelt so viel als 1880. Die starke Be-
theiligung Deutschlands (1889 202 Schiffe mit 323.133 t) ist die Folge des An-
laufens der Dampfer des Norddeutschen Lloyd aus Bremen und der Linie Slo-
mann aus Hamburg. Die Marine der Niederlande ist in Genua 1888 plötzlich an
die fünfte Stelle vorgerückt, weil zwei Gesellschaften dieses Landes auf ihren
Fahrten nach Java Genua anlaufen. Dass Frankreichs Betheiligung gesunken ist,
erklärt sich aus dem Fehlen eines Schiffahrtsvertrages zwischen beiden Ländern
seit 1888, sie erreichte 1889 367 Schiffe mit 339.007 t, gegen 529 Schiffe mit
501.843 t im Jahre 1888. Die merkwürdigste Erscheinung der letzten Jahre ist
aber die neuerliche Zunahme der Segelschiffahrt im Hafen von Genua nach Ton-
nengehalt und Zahl der Schiffe.

Den stärksten internationalen Seeverkehr hat Genua mit Grossbritannien,
Frankreich (1888 588.493 t), Südamerika (419.945 t), mit Russland-Rumänien, endlich
mit Griechenland-Türkei, einen minder umfangreichen mit Spanien-Portugal, Union
und Deutschland. Aus Grossbritannien kamen 1888 709 Schiffe mit 809.220 t an, fast
alle beladen, dahin gingen zurück nur 70 Schiffe mit 76.325 t, und von diesen war
der grössere Theil unbeladen. Die englischen Schiffe gingen von Genua meist un-
beladen nach Griechenland-Türkei, nach Russland-Rumänien, nach Algier.

Zahlreich sind die regelmässigen Verbindungen Genuas. Von den italienischen
Dampfergesellschaften ist die wichtigste die schon oben genannte Navigazione
Generale Italiana
(Società riunite: Florio e Rubattino) mit dem Sitze in Rom
und mit Subdirectionen in Genua und Palermo. Die Subdirection in Genua ist
bedeutender, ihr untersteht ausschliesslich der überseeische Verkehr. Die Gesell-
schaft verfügt über 112 Dampfer und wird nach dem Vertrage vom 7. Februar

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[384/0404] Das Mittelmeerbecken. Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Schiffsverkehre Genuas zu, so erblicken wir folgende Erscheinung: _ Wir bemerken gleich, das 1889 auch jene Schiffe eingerechnet sind, welche aus Noth den Hafen anlaufen mussten, bei den früheren Jahren aber nicht; ihrer waren 1888 461 Schiffe mit 56.674 t. Nach der Tonnenzahl dominirt die italienische Flagge nur in der Segel- schiffahrt, in der Dampfschiffahrt nimmt sie erst die zweite Stelle ein; sie stellt insbesondere für den internationalen Verkehr kaum den vierten Theil der Tonnen- zahl und hat nur in der Cabotage das Uebergewicht. Die Betheiligung der eng- lischen Flotte an der Küstenschiffahrt ist wohl auffallend gross (1888 544.605 t), aber sie erklärt sich leicht daraus, dass nach italienischem Gebrauche jedes vom Auslande kommende Schiff, das mehr als einen italienischen Hafen anläuft, zur Küstenschiffahrt gerechnet wird. Beachtenswerth bleibt es, dass sich 1889 die Tonnenzahl der englischen Schiffe neuerdings vergrössert hat, sie erreichte 2000 Schiffe mit 2,265.177 t, das ist doppelt so viel als 1880. Die starke Be- theiligung Deutschlands (1889 202 Schiffe mit 323.133 t) ist die Folge des An- laufens der Dampfer des Norddeutschen Lloyd aus Bremen und der Linie Slo- mann aus Hamburg. Die Marine der Niederlande ist in Genua 1888 plötzlich an die fünfte Stelle vorgerückt, weil zwei Gesellschaften dieses Landes auf ihren Fahrten nach Java Genua anlaufen. Dass Frankreichs Betheiligung gesunken ist, erklärt sich aus dem Fehlen eines Schiffahrtsvertrages zwischen beiden Ländern seit 1888, sie erreichte 1889 367 Schiffe mit 339.007 t, gegen 529 Schiffe mit 501.843 t im Jahre 1888. Die merkwürdigste Erscheinung der letzten Jahre ist aber die neuerliche Zunahme der Segelschiffahrt im Hafen von Genua nach Ton- nengehalt und Zahl der Schiffe. Den stärksten internationalen Seeverkehr hat Genua mit Grossbritannien, Frankreich (1888 588.493 t), Südamerika (419.945 t), mit Russland-Rumänien, endlich mit Griechenland-Türkei, einen minder umfangreichen mit Spanien-Portugal, Union und Deutschland. Aus Grossbritannien kamen 1888 709 Schiffe mit 809.220 t an, fast alle beladen, dahin gingen zurück nur 70 Schiffe mit 76.325 t, und von diesen war der grössere Theil unbeladen. Die englischen Schiffe gingen von Genua meist un- beladen nach Griechenland-Türkei, nach Russland-Rumänien, nach Algier. Zahlreich sind die regelmässigen Verbindungen Genuas. Von den italienischen Dampfergesellschaften ist die wichtigste die schon oben genannte Navigazione Generale Italiana (Società riunite: Florio e Rubattino) mit dem Sitze in Rom und mit Subdirectionen in Genua und Palermo. Die Subdirection in Genua ist bedeutender, ihr untersteht ausschliesslich der überseeische Verkehr. Die Gesell- schaft verfügt über 112 Dampfer und wird nach dem Vertrage vom 7. Februar

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/404>, abgerufen am 22.11.2024.