Man nennt die Ebenen der Provinzen Valencia und Murcia mit Recht die Gärten (Huertas) von Spanien. In stille Pracht hat sie Natur und fleissige Culturarbeit gekleidet, und mit hundertfachem Erntesegen lohnt der fruchtbare Boden die Thätigkeit des Menschen.
Der hochgesteigerte Ackerbau mit seinen ausgebreiteten Be- wässerungsanlagen ist das Erbe der maurischen Cultur, das herrliche Klima mit seinen weichen und wohligen Lüften aber ist die Bedin- gung der staunenswerthen Fruchtbarkeit. Drei, ja vier Ernten im Jahre gewährt hier der Boden, den meilenweite Orangen- und Citronen- wälder, Zuckerrohrpflanzungen, Olivenhaine und üppige Maisfelder bedecken, über welche die traubenschwere Rebe ihre Guirlanden schlingt; ein verlockendes Paradies, über dem ein ewiger Frühling zu schweben scheint!
Dieser Reiz wirft seine Lichtstrahlen auf die blühenden Städte, die in den herrlichen Fruchtgegenden entstanden. Allen voran steht das volkreiche Valencia, die vielbesungene Stadt des Cid Campeador und Hauptstadt des Königreichs Valencia.
Seitdem 1871 die Umwallungen der einstigen Festung gefallen sind, drängt die Stadt mit verjüngter Kraft hinaus ins Freie, wachsend und sich entfaltend. Ursprünglich am rechten Ufer des Turiaflusses (Guadalaviar) gelegen, dehnen sich gegenwärtig ihre Bauten bereits auf die andere Flussseite aus in die bezaubernde Huerta, mit ihren zahllosen Alquerias, Farmhäusern und Villen, die uns wie in kost- bare Smaragden gefasste Perlen entgegenschimmern. Ueber 3 km vom sonnigen Strande des Mittelmeeres entfernt, steht Valencia durch den Puerto del Grao, den Hafen, mit dem grossen Seeverkehr in Verbindung. Eine breite schattige Alameda, Eisenbahn und Tramway führen hinaus und erheben die dort entstandene Hafenstadt Villanueva del Grao zu einer Vorstadt von Valencia. Wie unser Plan zeigt, ist der Seehafen von Grao nördlich der Mündung des Turiaflusses angelegt.
Valencia.
Man nennt die Ebenen der Provinzen Valencia und Murcia mit Recht die Gärten (Huertas) von Spanien. In stille Pracht hat sie Natur und fleissige Culturarbeit gekleidet, und mit hundertfachem Erntesegen lohnt der fruchtbare Boden die Thätigkeit des Menschen.
Der hochgesteigerte Ackerbau mit seinen ausgebreiteten Be- wässerungsanlagen ist das Erbe der maurischen Cultur, das herrliche Klima mit seinen weichen und wohligen Lüften aber ist die Bedin- gung der staunenswerthen Fruchtbarkeit. Drei, ja vier Ernten im Jahre gewährt hier der Boden, den meilenweite Orangen- und Citronen- wälder, Zuckerrohrpflanzungen, Olivenhaine und üppige Maisfelder bedecken, über welche die traubenschwere Rebe ihre Guirlanden schlingt; ein verlockendes Paradies, über dem ein ewiger Frühling zu schweben scheint!
Dieser Reiz wirft seine Lichtstrahlen auf die blühenden Städte, die in den herrlichen Fruchtgegenden entstanden. Allen voran steht das volkreiche Valencia, die vielbesungene Stadt des Cid Campeador und Hauptstadt des Königreichs Valencia.
Seitdem 1871 die Umwallungen der einstigen Festung gefallen sind, drängt die Stadt mit verjüngter Kraft hinaus ins Freie, wachsend und sich entfaltend. Ursprünglich am rechten Ufer des Turiaflusses (Guadalaviar) gelegen, dehnen sich gegenwärtig ihre Bauten bereits auf die andere Flussseite aus in die bezaubernde Huerta, mit ihren zahllosen Alquerias, Farmhäusern und Villen, die uns wie in kost- bare Smaragden gefasste Perlen entgegenschimmern. Ueber 3 km vom sonnigen Strande des Mittelmeeres entfernt, steht Valencia durch den Puerto del Gráo, den Hafen, mit dem grossen Seeverkehr in Verbindung. Eine breite schattige Alameda, Eisenbahn und Tramway führen hinaus und erheben die dort entstandene Hafenstadt Villanueva del Gráo zu einer Vorstadt von Valencia. Wie unser Plan zeigt, ist der Seehafen von Gráo nördlich der Mündung des Turiaflusses angelegt.
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Valencia.
Man nennt die Ebenen der Provinzen Valencia und Murcia mit
Recht die Gärten (Huertas) von Spanien. In stille Pracht hat sie
Natur und fleissige Culturarbeit gekleidet, und mit hundertfachem
Erntesegen lohnt der fruchtbare Boden die Thätigkeit des Menschen.
Der hochgesteigerte Ackerbau mit seinen ausgebreiteten Be-
wässerungsanlagen ist das Erbe der maurischen Cultur, das herrliche
Klima mit seinen weichen und wohligen Lüften aber ist die Bedin-
gung der staunenswerthen Fruchtbarkeit. Drei, ja vier Ernten im
Jahre gewährt hier der Boden, den meilenweite Orangen- und Citronen-
wälder, Zuckerrohrpflanzungen, Olivenhaine und üppige Maisfelder
bedecken, über welche die traubenschwere Rebe ihre Guirlanden
schlingt; ein verlockendes Paradies, über dem ein ewiger Frühling zu
schweben scheint!
Dieser Reiz wirft seine Lichtstrahlen auf die blühenden Städte,
die in den herrlichen Fruchtgegenden entstanden. Allen voran steht
das volkreiche Valencia, die vielbesungene Stadt des Cid Campeador
und Hauptstadt des Königreichs Valencia.
Seitdem 1871 die Umwallungen der einstigen Festung gefallen
sind, drängt die Stadt mit verjüngter Kraft hinaus ins Freie, wachsend
und sich entfaltend. Ursprünglich am rechten Ufer des Turiaflusses
(Guadalaviar) gelegen, dehnen sich gegenwärtig ihre Bauten bereits
auf die andere Flussseite aus in die bezaubernde Huerta, mit ihren
zahllosen Alquerias, Farmhäusern und Villen, die uns wie in kost-
bare Smaragden gefasste Perlen entgegenschimmern. Ueber 3 km
vom sonnigen Strande des Mittelmeeres entfernt, steht Valencia durch
den Puerto del Gráo, den Hafen, mit dem grossen Seeverkehr in
Verbindung. Eine breite schattige Alameda, Eisenbahn und Tramway
führen hinaus und erheben die dort entstandene Hafenstadt Villanueva
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [463]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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