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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.

Längs den gemauerten Dämmen und Quais laufen Schienenstränge
und gestatten die directe Verladung der Waaren aus den Schiffen in
die Waggons und umgekehrt. Obwohl nicht sehr geräumig, entspricht
die Anlage vollkommen dem Bedürfnisse.

Das innere Bassin ist durch zwei Molen fast gänzlich geschlossen
und für Schiffe bis zu 6·5 m gut praktikabel; auch der äussere
Theil des Hafens, der sich zwischen den nach See ragenden Dämmen
bei 7 bis 8 m Tiefe erstreckt, gewährt unter fast allen Verhältnissen
den Schiffen sichere Liegeplätze.

Die Verbesserungen und Neubauten haben seit dem Jahre 1792
ungeheuere Summen verschlungen. Gegenwärtig plant man einen Zubau,
um den Hafen gegen Süd- und Südweststürme zu decken, denen er
vorläufig sehr ausgesetzt ist, aber der tückische Turiafluss, dessen
Hochwässer sehr oft Schrecken und Verwüstung über Stadt und Land
brachten, stemmt sich als gewaltiges Hinderniss gegen die Durch-
führung des Projectes.

Selbstverständlich hatte die wachsende Frequenz des Hafens auch
die Entwicklung des Städtchens Villanueva del Grao zur Folge gehabt.

Die Hafenstadt ist ein beliebter Ausflugsort der Valencianer,
welche in stolzer Betrachtung ihres schönen Hafens keinen Wider-
spruch erheben, wenn man sie die Athener des Turia nennt. Der
Verkehr zwischen beiden Städten ist ein sehr reger, besonders wäh-
rend des Sommers, wenn die herrlichen Strandbäder von Grao und
Cabannal zu erquickender Kühlung einladen. Die Badesaison mit ihren
Lustbarkeiten und Spielen bringt denn auch in die rastlose Thätig-
keit der Geschäfte eine wohlthuende Abwechslung.

Wie Saguntum einst am Meere lag, ebenso umspülten die Wogen des Mittel-
meeres vor Jahrhunderten einst direct die Mauern von Valencia. Von Decimus Junius
Brutus um 140 v. Chr. gegründet, ward die Stadt durch Pompejus zerstört. Wieder
aufgebaut wurde sie die Hauptstadt der Provinz Edetani. Die Gothen besetzten
die Stadt im Jahre 413, und 712 stürmten die Mauren hinein und pflanzten die
Herrschaft des Khalifats von Cordoba auf. Als die omajadische Dynastie erlosch
(1038), wurde Valencia ein Emirat, dessen erster Herrscher schon unter Mörder-
hand fiel.

Alsbald fand Aragonien die Handhabe, um mit Waffengewalt einzuschreiten,
und da war es, dass der berühmte Guerrillaro, der Cid, dessen wir bei Barcelona
erwähnten, gegen Valencia zog und die Festung nach einer Belagerung von 20 Mo-
naten (1094 bis 1095) zur Uebergabe zwang.

In den Annalen der arabischen Chronisten sind die List und Grausamkeit
des Cid ebenso verewigt, wie seine Tapferkeit und begeisterte Hingebung in den
Poesien und Erzählungen der Christen.

Nach Cid's Tode (1099) wurde des Helden Gattin von den Mauren ver-

Das Mittelmeerbecken.

Längs den gemauerten Dämmen und Quais laufen Schienenstränge
und gestatten die directe Verladung der Waaren aus den Schiffen in
die Waggons und umgekehrt. Obwohl nicht sehr geräumig, entspricht
die Anlage vollkommen dem Bedürfnisse.

Das innere Bassin ist durch zwei Molen fast gänzlich geschlossen
und für Schiffe bis zu 6·5 m gut praktikabel; auch der äussere
Theil des Hafens, der sich zwischen den nach See ragenden Dämmen
bei 7 bis 8 m Tiefe erstreckt, gewährt unter fast allen Verhältnissen
den Schiffen sichere Liegeplätze.

Die Verbesserungen und Neubauten haben seit dem Jahre 1792
ungeheuere Summen verschlungen. Gegenwärtig plant man einen Zubau,
um den Hafen gegen Süd- und Südweststürme zu decken, denen er
vorläufig sehr ausgesetzt ist, aber der tückische Turiafluss, dessen
Hochwässer sehr oft Schrecken und Verwüstung über Stadt und Land
brachten, stemmt sich als gewaltiges Hinderniss gegen die Durch-
führung des Projectes.

Selbstverständlich hatte die wachsende Frequenz des Hafens auch
die Entwicklung des Städtchens Villanueva del Gráo zur Folge gehabt.

Die Hafenstadt ist ein beliebter Ausflugsort der Valencianer,
welche in stolzer Betrachtung ihres schönen Hafens keinen Wider-
spruch erheben, wenn man sie die Athener des Turia nennt. Der
Verkehr zwischen beiden Städten ist ein sehr reger, besonders wäh-
rend des Sommers, wenn die herrlichen Strandbäder von Gráo und
Cabañal zu erquickender Kühlung einladen. Die Badesaison mit ihren
Lustbarkeiten und Spielen bringt denn auch in die rastlose Thätig-
keit der Geschäfte eine wohlthuende Abwechslung.

Wie Saguntum einst am Meere lag, ebenso umspülten die Wogen des Mittel-
meeres vor Jahrhunderten einst direct die Mauern von Valencia. Von Decimus Junius
Brutus um 140 v. Chr. gegründet, ward die Stadt durch Pompejus zerstört. Wieder
aufgebaut wurde sie die Hauptstadt der Provinz Edetani. Die Gothen besetzten
die Stadt im Jahre 413, und 712 stürmten die Mauren hinein und pflanzten die
Herrschaft des Khalifats von Cordoba auf. Als die omajadische Dynastie erlosch
(1038), wurde Valencia ein Emirat, dessen erster Herrscher schon unter Mörder-
hand fiel.

Alsbald fand Aragonien die Handhabe, um mit Waffengewalt einzuschreiten,
und da war es, dass der berühmte Guerrillaro, der Cid, dessen wir bei Barcelona
erwähnten, gegen Valencia zog und die Festung nach einer Belagerung von 20 Mo-
naten (1094 bis 1095) zur Uebergabe zwang.

In den Annalen der arabischen Chronisten sind die List und Grausamkeit
des Cid ebenso verewigt, wie seine Tapferkeit und begeisterte Hingebung in den
Poesien und Erzählungen der Christen.

Nach Cid’s Tode (1099) wurde des Helden Gattin von den Mauren ver-

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[464/0484] Das Mittelmeerbecken. Längs den gemauerten Dämmen und Quais laufen Schienenstränge und gestatten die directe Verladung der Waaren aus den Schiffen in die Waggons und umgekehrt. Obwohl nicht sehr geräumig, entspricht die Anlage vollkommen dem Bedürfnisse. Das innere Bassin ist durch zwei Molen fast gänzlich geschlossen und für Schiffe bis zu 6·5 m gut praktikabel; auch der äussere Theil des Hafens, der sich zwischen den nach See ragenden Dämmen bei 7 bis 8 m Tiefe erstreckt, gewährt unter fast allen Verhältnissen den Schiffen sichere Liegeplätze. Die Verbesserungen und Neubauten haben seit dem Jahre 1792 ungeheuere Summen verschlungen. Gegenwärtig plant man einen Zubau, um den Hafen gegen Süd- und Südweststürme zu decken, denen er vorläufig sehr ausgesetzt ist, aber der tückische Turiafluss, dessen Hochwässer sehr oft Schrecken und Verwüstung über Stadt und Land brachten, stemmt sich als gewaltiges Hinderniss gegen die Durch- führung des Projectes. Selbstverständlich hatte die wachsende Frequenz des Hafens auch die Entwicklung des Städtchens Villanueva del Gráo zur Folge gehabt. Die Hafenstadt ist ein beliebter Ausflugsort der Valencianer, welche in stolzer Betrachtung ihres schönen Hafens keinen Wider- spruch erheben, wenn man sie die Athener des Turia nennt. Der Verkehr zwischen beiden Städten ist ein sehr reger, besonders wäh- rend des Sommers, wenn die herrlichen Strandbäder von Gráo und Cabañal zu erquickender Kühlung einladen. Die Badesaison mit ihren Lustbarkeiten und Spielen bringt denn auch in die rastlose Thätig- keit der Geschäfte eine wohlthuende Abwechslung. Wie Saguntum einst am Meere lag, ebenso umspülten die Wogen des Mittel- meeres vor Jahrhunderten einst direct die Mauern von Valencia. Von Decimus Junius Brutus um 140 v. Chr. gegründet, ward die Stadt durch Pompejus zerstört. Wieder aufgebaut wurde sie die Hauptstadt der Provinz Edetani. Die Gothen besetzten die Stadt im Jahre 413, und 712 stürmten die Mauren hinein und pflanzten die Herrschaft des Khalifats von Cordoba auf. Als die omajadische Dynastie erlosch (1038), wurde Valencia ein Emirat, dessen erster Herrscher schon unter Mörder- hand fiel. Alsbald fand Aragonien die Handhabe, um mit Waffengewalt einzuschreiten, und da war es, dass der berühmte Guerrillaro, der Cid, dessen wir bei Barcelona erwähnten, gegen Valencia zog und die Festung nach einer Belagerung von 20 Mo- naten (1094 bis 1095) zur Uebergabe zwang. In den Annalen der arabischen Chronisten sind die List und Grausamkeit des Cid ebenso verewigt, wie seine Tapferkeit und begeisterte Hingebung in den Poesien und Erzählungen der Christen. Nach Cid’s Tode (1099) wurde des Helden Gattin von den Mauren ver-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/484>, abgerufen am 25.11.2024.