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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Malaga.

Ein seltsamer Zauber umfängt uns beim Anblicke Malagas, der
uralten phönikischen Colonie, deren Entstehung weit zurück in un-
denkliche Zeit verlegt werden muss. Jahrtausende sind vergangen,
zahllose Völkerkämpfe wurden ausgefochten, und auf den Trümmern
alter Gesittung erblühten neue Culturen, aber immer hatte sich an
den Ufern des Gebirgsflusses Guadalmedina (Fluss der Stadt) eine be-
vorzugte Wohnstätte arbeitsamer Menschen erhalten.

Der Name Malaga ist phönikischen Ursprungs und wird von
Malch (die Saline) abgeleitet.

Weder aus der phönikischen Zeit noch aus jener der römischen Herrschaft,
die Scipio hier einsetzte, haben sich Denkmale auf die Gegenwart vererbt. Nur
die Epoche der Mauren, die mit Tarik's Erscheinen (710) begann, hinterliess die
beiden aus dem XIII. Jahrhundert stammenden Castelle Gibralfaro und Alcazar,
auf die wir noch zurückkommen werden. Erst nach der Eroberung Malagas durch
das Christenheer unter König Ferdinand I. (1487) entstanden jene denkwürdigen
Bauten in der Stadt, die heute unsere Aufmerksamkeit fesseln. Viele derselben
wurden an der Stelle maurischer Bauwerke errichtet. So wurden die Spuren der
700jährigen Herrschaft der Mauren fast ganz verwischt.

Nachdem die streitenden Anhänger der Christenheit die Stadt am 18. August
1487 dem letzten ungläubigen Gouverneur Hames el Tegri entrungen hatten,
wurde auf den Zinnen der Feste Alcazaba das Symbol des Christenglaubens, ein
Kreuz aus Gold und Silber, und das Banner Castiliens aufgepflanzt.

Mit angeborener Tapferkeit erwehrte sich Malaga in unserem Jahrhun-
dert der französischen Invasion, sah aber am 5. Februar 1810 mit Entsetzen die
plündernden Franzosen unter Sebastiani innerhalb seiner Mauern.

Trotz öfter wiederkehrenden Unruhen nahm in der Folge die Pflege der
Wissenschaften und Künste und die Entwicklung der Stadt einen ungestörten
Fortgang. Ebenso wurde im Gegensatze zu der maurischen Regierung den See-
handelsinteressen der Stadt beizeiten eine entsprechende Würdigung zutheil.

Dem im Jahre 1588 angelegten Hafen, welcher 1622 durch die
Verlängerung des alten Molos erweitert wurde, wendet man in neuester
Zeit eine besondere Aufmerksamkeit zu.

Das in Ausführung begriffene Hafenbauproject bezweckt die

Málaga.

Ein seltsamer Zauber umfängt uns beim Anblicke Málagas, der
uralten phönikischen Colonie, deren Entstehung weit zurück in un-
denkliche Zeit verlegt werden muss. Jahrtausende sind vergangen,
zahllose Völkerkämpfe wurden ausgefochten, und auf den Trümmern
alter Gesittung erblühten neue Culturen, aber immer hatte sich an
den Ufern des Gebirgsflusses Guadalmedina (Fluss der Stadt) eine be-
vorzugte Wohnstätte arbeitsamer Menschen erhalten.

Der Name Málaga ist phönikischen Ursprungs und wird von
Malch (die Saline) abgeleitet.

Weder aus der phönikischen Zeit noch aus jener der römischen Herrschaft,
die Scipio hier einsetzte, haben sich Denkmale auf die Gegenwart vererbt. Nur
die Epoche der Mauren, die mit Tarik’s Erscheinen (710) begann, hinterliess die
beiden aus dem XIII. Jahrhundert stammenden Castelle Gibralfaro und Alcazar,
auf die wir noch zurückkommen werden. Erst nach der Eroberung Málagas durch
das Christenheer unter König Ferdinand I. (1487) entstanden jene denkwürdigen
Bauten in der Stadt, die heute unsere Aufmerksamkeit fesseln. Viele derselben
wurden an der Stelle maurischer Bauwerke errichtet. So wurden die Spuren der
700jährigen Herrschaft der Mauren fast ganz verwischt.

Nachdem die streitenden Anhänger der Christenheit die Stadt am 18. August
1487 dem letzten ungläubigen Gouverneur Hames el Tegri entrungen hatten,
wurde auf den Zinnen der Feste Alcazaba das Symbol des Christenglaubens, ein
Kreuz aus Gold und Silber, und das Banner Castiliens aufgepflanzt.

Mit angeborener Tapferkeit erwehrte sich Málaga in unserem Jahrhun-
dert der französischen Invasion, sah aber am 5. Februar 1810 mit Entsetzen die
plündernden Franzosen unter Sebastiani innerhalb seiner Mauern.

Trotz öfter wiederkehrenden Unruhen nahm in der Folge die Pflege der
Wissenschaften und Künste und die Entwicklung der Stadt einen ungestörten
Fortgang. Ebenso wurde im Gegensatze zu der maurischen Regierung den See-
handelsinteressen der Stadt beizeiten eine entsprechende Würdigung zutheil.

Dem im Jahre 1588 angelegten Hafen, welcher 1622 durch die
Verlängerung des alten Molos erweitert wurde, wendet man in neuester
Zeit eine besondere Aufmerksamkeit zu.

Das in Ausführung begriffene Hafenbauproject bezweckt die

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[[474]/0494] Málaga. Ein seltsamer Zauber umfängt uns beim Anblicke Málagas, der uralten phönikischen Colonie, deren Entstehung weit zurück in un- denkliche Zeit verlegt werden muss. Jahrtausende sind vergangen, zahllose Völkerkämpfe wurden ausgefochten, und auf den Trümmern alter Gesittung erblühten neue Culturen, aber immer hatte sich an den Ufern des Gebirgsflusses Guadalmedina (Fluss der Stadt) eine be- vorzugte Wohnstätte arbeitsamer Menschen erhalten. Der Name Málaga ist phönikischen Ursprungs und wird von Malch (die Saline) abgeleitet. Weder aus der phönikischen Zeit noch aus jener der römischen Herrschaft, die Scipio hier einsetzte, haben sich Denkmale auf die Gegenwart vererbt. Nur die Epoche der Mauren, die mit Tarik’s Erscheinen (710) begann, hinterliess die beiden aus dem XIII. Jahrhundert stammenden Castelle Gibralfaro und Alcazar, auf die wir noch zurückkommen werden. Erst nach der Eroberung Málagas durch das Christenheer unter König Ferdinand I. (1487) entstanden jene denkwürdigen Bauten in der Stadt, die heute unsere Aufmerksamkeit fesseln. Viele derselben wurden an der Stelle maurischer Bauwerke errichtet. So wurden die Spuren der 700jährigen Herrschaft der Mauren fast ganz verwischt. Nachdem die streitenden Anhänger der Christenheit die Stadt am 18. August 1487 dem letzten ungläubigen Gouverneur Hames el Tegri entrungen hatten, wurde auf den Zinnen der Feste Alcazaba das Symbol des Christenglaubens, ein Kreuz aus Gold und Silber, und das Banner Castiliens aufgepflanzt. Mit angeborener Tapferkeit erwehrte sich Málaga in unserem Jahrhun- dert der französischen Invasion, sah aber am 5. Februar 1810 mit Entsetzen die plündernden Franzosen unter Sebastiani innerhalb seiner Mauern. Trotz öfter wiederkehrenden Unruhen nahm in der Folge die Pflege der Wissenschaften und Künste und die Entwicklung der Stadt einen ungestörten Fortgang. Ebenso wurde im Gegensatze zu der maurischen Regierung den See- handelsinteressen der Stadt beizeiten eine entsprechende Würdigung zutheil. Dem im Jahre 1588 angelegten Hafen, welcher 1622 durch die Verlängerung des alten Molos erweitert wurde, wendet man in neuester Zeit eine besondere Aufmerksamkeit zu. Das in Ausführung begriffene Hafenbauproject bezweckt die

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [474]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/494>, abgerufen am 22.11.2024.