Schaffung eines durch zwei lange Dämme abgeschlossenen geräumigen Hafenbassins und die Anschüttung des seichten Ufergebietes nebst der Herstellung gemauerter Quais. Auf unserem Hafenplane haben wir das Project in seinem ganzen Umfange einschliesslich der Stadter- weiterung auf der angeschütteten Fläche dargestellt.
Nach Vollendung der Bauten wird Malaga, dessen Bedeutung im Handel und in der Industrie sichtlich wächst, einen gesicherten Hafen für 400 Schiffe besitzen.
Die grossartigen Anschüttungen, welche der Herstellung der neuen Quais und Molen vorangingen, haben auch zur Entwicklung der Stadt nach dem Seeufer hin wesentlich beigetragen, und ent- stehen dort Reihen prächtiger Gebäude und schöne Anlagen.
Der Anblick der Stadt, deren Häusermasse von der hochauf- ragenden Kathedrale beherrscht wird, ist ein fesselnder. Die zumeist in tiefes Immergrün gekleideten Berge und Hügel an ihrer Ostseite bilden eine effectvolle Ausstattung des Bildes.
Westlich der Stadt breitet die fruchtbare Thalsohle des Guadal- medina sich aus. Dort gewahrt man als Zeichen der neuen Zeit die hohen Schlote von Fabriken und den qualmenden Rauch der Loco- motive, während auf der anderen Seite das ausgedehnte Castell Gibralfaro von stolzer Höhe die Erinnerung an das Mittelalter wachruft.
Die erste Anlage dieser Befestigung wird sogar den Phönikiern zugeschrieben, welche dort auf einem Thurme eine Seeleuchte (Pharo) unterhalten haben sollen. Innerhalb der Mauern ist die Capelle des heiligen Louis eingebaut worden.
Minder erhalten ist die Alcazaba, gleichfalls ein Castell, welches 1279 von den Arabern erbaut wurde und mit dem früher genannten durch einen unterirdischen Gang in Verbindung gestanden hatte.
Dem Vandalismus sind eben viele alten Bauten zum Opfer ge- fallen, doch können als schön und wohlerhalten die Puerta de las Atrazanas, derzeit das Eingangsthor zu einer Markthalle, sowie die Torre de Santiago hervorgehoben werden.
Nicht minderes Interesse beanspruchen die Bauwerke aus dem christlichen Zeitalter, insbesondere die Kathedrale von Malaga, deren grandioser Bau von 1538 bis 1719 dauerte.
Sie erhebt sich an der Stelle einer maurischen Moschee, welche nach der Flucht der Mauren in eine Kirche verwandelt worden war. Von dieser Reconstruction wurde ein gothisches Portal in den Neubau übernommen.
60*
Málaga.
Schaffung eines durch zwei lange Dämme abgeschlossenen geräumigen Hafenbassins und die Anschüttung des seichten Ufergebietes nebst der Herstellung gemauerter Quais. Auf unserem Hafenplane haben wir das Project in seinem ganzen Umfange einschliesslich der Stadter- weiterung auf der angeschütteten Fläche dargestellt.
Nach Vollendung der Bauten wird Málaga, dessen Bedeutung im Handel und in der Industrie sichtlich wächst, einen gesicherten Hafen für 400 Schiffe besitzen.
Die grossartigen Anschüttungen, welche der Herstellung der neuen Quais und Molen vorangingen, haben auch zur Entwicklung der Stadt nach dem Seeufer hin wesentlich beigetragen, und ent- stehen dort Reihen prächtiger Gebäude und schöne Anlagen.
Der Anblick der Stadt, deren Häusermasse von der hochauf- ragenden Kathedrale beherrscht wird, ist ein fesselnder. Die zumeist in tiefes Immergrün gekleideten Berge und Hügel an ihrer Ostseite bilden eine effectvolle Ausstattung des Bildes.
Westlich der Stadt breitet die fruchtbare Thalsohle des Guadal- medina sich aus. Dort gewahrt man als Zeichen der neuen Zeit die hohen Schlote von Fabriken und den qualmenden Rauch der Loco- motive, während auf der anderen Seite das ausgedehnte Castell Gibralfaro von stolzer Höhe die Erinnerung an das Mittelalter wachruft.
Die erste Anlage dieser Befestigung wird sogar den Phönikiern zugeschrieben, welche dort auf einem Thurme eine Seeleuchte (Pharo) unterhalten haben sollen. Innerhalb der Mauern ist die Capelle des heiligen Louis eingebaut worden.
Minder erhalten ist die Alcazaba, gleichfalls ein Castell, welches 1279 von den Arabern erbaut wurde und mit dem früher genannten durch einen unterirdischen Gang in Verbindung gestanden hatte.
Dem Vandalismus sind eben viele alten Bauten zum Opfer ge- fallen, doch können als schön und wohlerhalten die Puerta de las Atrazanas, derzeit das Eingangsthor zu einer Markthalle, sowie die Torre de Santiago hervorgehoben werden.
Nicht minderes Interesse beanspruchen die Bauwerke aus dem christlichen Zeitalter, insbesondere die Kathedrale von Málaga, deren grandioser Bau von 1538 bis 1719 dauerte.
Sie erhebt sich an der Stelle einer maurischen Moschee, welche nach der Flucht der Mauren in eine Kirche verwandelt worden war. Von dieser Reconstruction wurde ein gothisches Portal in den Neubau übernommen.
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Málaga.
Schaffung eines durch zwei lange Dämme abgeschlossenen geräumigen
Hafenbassins und die Anschüttung des seichten Ufergebietes nebst
der Herstellung gemauerter Quais. Auf unserem Hafenplane haben wir
das Project in seinem ganzen Umfange einschliesslich der Stadter-
weiterung auf der angeschütteten Fläche dargestellt.
Nach Vollendung der Bauten wird Málaga, dessen Bedeutung
im Handel und in der Industrie sichtlich wächst, einen gesicherten
Hafen für 400 Schiffe besitzen.
Die grossartigen Anschüttungen, welche der Herstellung der
neuen Quais und Molen vorangingen, haben auch zur Entwicklung
der Stadt nach dem Seeufer hin wesentlich beigetragen, und ent-
stehen dort Reihen prächtiger Gebäude und schöne Anlagen.
Der Anblick der Stadt, deren Häusermasse von der hochauf-
ragenden Kathedrale beherrscht wird, ist ein fesselnder. Die zumeist
in tiefes Immergrün gekleideten Berge und Hügel an ihrer Ostseite
bilden eine effectvolle Ausstattung des Bildes.
Westlich der Stadt breitet die fruchtbare Thalsohle des Guadal-
medina sich aus. Dort gewahrt man als Zeichen der neuen Zeit die
hohen Schlote von Fabriken und den qualmenden Rauch der Loco-
motive, während auf der anderen Seite das ausgedehnte Castell
Gibralfaro von stolzer Höhe die Erinnerung an das Mittelalter
wachruft.
Die erste Anlage dieser Befestigung wird sogar den Phönikiern
zugeschrieben, welche dort auf einem Thurme eine Seeleuchte (Pharo)
unterhalten haben sollen. Innerhalb der Mauern ist die Capelle des
heiligen Louis eingebaut worden.
Minder erhalten ist die Alcazaba, gleichfalls ein Castell, welches
1279 von den Arabern erbaut wurde und mit dem früher genannten
durch einen unterirdischen Gang in Verbindung gestanden hatte.
Dem Vandalismus sind eben viele alten Bauten zum Opfer ge-
fallen, doch können als schön und wohlerhalten die Puerta de las
Atrazanas, derzeit das Eingangsthor zu einer Markthalle, sowie die
Torre de Santiago hervorgehoben werden.
Nicht minderes Interesse beanspruchen die Bauwerke aus dem
christlichen Zeitalter, insbesondere die Kathedrale von Málaga, deren
grandioser Bau von 1538 bis 1719 dauerte.
Sie erhebt sich an der Stelle einer maurischen Moschee, welche
nach der Flucht der Mauren in eine Kirche verwandelt worden war.
Von dieser Reconstruction wurde ein gothisches Portal in den Neubau
übernommen.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/495>, abgerufen am 22.11.2024.
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