durch kostspielige Schleussenwerke mit den Bassins de l'Est, dem Bassin de Freycinet und dem System des Bassin du Commerce in Verbindung steht. Die beiden erstgenannten Becken sind neuesten Ursprungs, während das letzterwähnte System das Centralgebiet des alten Hafens bildet, welcher an der Westseite der Stadt sich hin- zieht.
Man unterscheidet dort das Bassin du Commerce, den Arriere- Port und das Bassin de la Marine, längs welchem grossartige Maga- zine angelegt wurden. Der Arriere-Port steht mit den bei Dünkirchen sich vereinigenden Binnen-Canälen durch die Schleusse von Bergues in Verbindung. Diese Canäle sind: Canal de Mardick, de Bourbourg, de Bergues, de Moeres und de Furnes. Dieselben sind wichtige Ver- kehrsadern für Massenartikel und speisen nicht nur die vorne er- wähnten Bassins, sondern auch die ausgedehnten Wassergräben der Befestigungen.
Ueber die Stadt selbst ist nur wenig zu bemerken, ihre Aus- breitung hat die Umwallung, durch welche neun Thore ins Freie führen, gehindert. So besteht Dünkirchen, wie alle alten Festungs- städte, deren Wälle jetzt hinausrücken, aus einer alten engen, den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügenden und einer neuen Stadt. Im Allgemeinen bietet Dünkirchen einen freundlichen Anblick, die meist gerade geführten Strassen sind rein gehalten und von hüb- schen Häusern flankirt.
Man unterscheidet die eigentliche Ville, das ist der nördlich der Canäle Mardick und Furnes liegende Theil, dann die Basse ville, welche südlich dieser Canäle liegt und endlich das kleine Quartier de la Citadelle auf der Halbinsel im Westen des Bassin du Com- merce, wo ehemals die Citadelle von Dünkirchen sich erhob. Die Basse ville ist der Sitz der vornehmsten Industrie-Etablissements und hat breite und gerade Strassen, wo hingegen das dürftig aussehende Quartier de la Citadelle der Wohnplatz der Arbeiterschaft und der Matrosen ist.
Sämmtliche Quais sind durch mehrfache Schienenstränge mit dem grossen Bahnhof der Eisenbahn nach Lille verbunden und mit Krahnen ausgestattet. Ausgedehnte Magazine, welche auf den breiten Molen des Bassin de Freycinet errichtet werden, sind projectirt; über- haupt ist Dünkirchen für seinen grossartig angewachsenen See- verkehr vollkommen gerüstet.
Allerdings theilt auch dieser Hafen den Mangel an genügender Wassertiefe mit den französischen Seeplätzen der atlantischen Küste,
Der atlantische Ocean.
durch kostspielige Schleussenwerke mit den Bassins de l’Est, dem Bassin de Freycinet und dem System des Bassin du Commerce in Verbindung steht. Die beiden erstgenannten Becken sind neuesten Ursprungs, während das letzterwähnte System das Centralgebiet des alten Hafens bildet, welcher an der Westseite der Stadt sich hin- zieht.
Man unterscheidet dort das Bassin du Commerce, den Arrière- Port und das Bassin de la Marine, längs welchem grossartige Maga- zine angelegt wurden. Der Arrière-Port steht mit den bei Dünkirchen sich vereinigenden Binnen-Canälen durch die Schleusse von Bergues in Verbindung. Diese Canäle sind: Canal de Mardick, de Bourbourg, de Bergues, de Moëres und de Furnes. Dieselben sind wichtige Ver- kehrsadern für Massenartikel und speisen nicht nur die vorne er- wähnten Bassins, sondern auch die ausgedehnten Wassergräben der Befestigungen.
Ueber die Stadt selbst ist nur wenig zu bemerken, ihre Aus- breitung hat die Umwallung, durch welche neun Thore ins Freie führen, gehindert. So besteht Dünkirchen, wie alle alten Festungs- städte, deren Wälle jetzt hinausrücken, aus einer alten engen, den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügenden und einer neuen Stadt. Im Allgemeinen bietet Dünkirchen einen freundlichen Anblick, die meist gerade geführten Strassen sind rein gehalten und von hüb- schen Häusern flankirt.
Man unterscheidet die eigentliche Ville, das ist der nördlich der Canäle Mardick und Furnes liegende Theil, dann die Basse ville, welche südlich dieser Canäle liegt und endlich das kleine Quartier de la Citadelle auf der Halbinsel im Westen des Bassin du Com- merce, wo ehemals die Citadelle von Dünkirchen sich erhob. Die Basse ville ist der Sitz der vornehmsten Industrie-Etablissements und hat breite und gerade Strassen, wo hingegen das dürftig aussehende Quartier de la Citadelle der Wohnplatz der Arbeiterschaft und der Matrosen ist.
Sämmtliche Quais sind durch mehrfache Schienenstränge mit dem grossen Bahnhof der Eisenbahn nach Lille verbunden und mit Krahnen ausgestattet. Ausgedehnte Magazine, welche auf den breiten Molen des Bassin de Freycinet errichtet werden, sind projectirt; über- haupt ist Dünkirchen für seinen grossartig angewachsenen See- verkehr vollkommen gerüstet.
Allerdings theilt auch dieser Hafen den Mangel an genügender Wassertiefe mit den französischen Seeplätzen der atlantischen Küste,
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Der atlantische Ocean.
durch kostspielige Schleussenwerke mit den Bassins de l’Est, dem
Bassin de Freycinet und dem System des Bassin du Commerce in
Verbindung steht. Die beiden erstgenannten Becken sind neuesten
Ursprungs, während das letzterwähnte System das Centralgebiet des
alten Hafens bildet, welcher an der Westseite der Stadt sich hin-
zieht.
Man unterscheidet dort das Bassin du Commerce, den Arrière-
Port und das Bassin de la Marine, längs welchem grossartige Maga-
zine angelegt wurden. Der Arrière-Port steht mit den bei Dünkirchen
sich vereinigenden Binnen-Canälen durch die Schleusse von Bergues
in Verbindung. Diese Canäle sind: Canal de Mardick, de Bourbourg,
de Bergues, de Moëres und de Furnes. Dieselben sind wichtige Ver-
kehrsadern für Massenartikel und speisen nicht nur die vorne er-
wähnten Bassins, sondern auch die ausgedehnten Wassergräben der
Befestigungen.
Ueber die Stadt selbst ist nur wenig zu bemerken, ihre Aus-
breitung hat die Umwallung, durch welche neun Thore ins Freie
führen, gehindert. So besteht Dünkirchen, wie alle alten Festungs-
städte, deren Wälle jetzt hinausrücken, aus einer alten engen, den
heutigen Ansprüchen nicht mehr genügenden und einer neuen Stadt.
Im Allgemeinen bietet Dünkirchen einen freundlichen Anblick, die
meist gerade geführten Strassen sind rein gehalten und von hüb-
schen Häusern flankirt.
Man unterscheidet die eigentliche Ville, das ist der nördlich der
Canäle Mardick und Furnes liegende Theil, dann die Basse ville,
welche südlich dieser Canäle liegt und endlich das kleine Quartier
de la Citadelle auf der Halbinsel im Westen des Bassin du Com-
merce, wo ehemals die Citadelle von Dünkirchen sich erhob. Die
Basse ville ist der Sitz der vornehmsten Industrie-Etablissements und
hat breite und gerade Strassen, wo hingegen das dürftig aussehende
Quartier de la Citadelle der Wohnplatz der Arbeiterschaft und der
Matrosen ist.
Sämmtliche Quais sind durch mehrfache Schienenstränge mit
dem grossen Bahnhof der Eisenbahn nach Lille verbunden und mit
Krahnen ausgestattet. Ausgedehnte Magazine, welche auf den breiten
Molen des Bassin de Freycinet errichtet werden, sind projectirt; über-
haupt ist Dünkirchen für seinen grossartig angewachsenen See-
verkehr vollkommen gerüstet.
Allerdings theilt auch dieser Hafen den Mangel an genügender
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/658>, abgerufen am 22.11.2024.
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