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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Antwerpen.
eingeführt und zur Abwicklung der Geschäfte eine "Caisse de liquidation" er-
richtet. Es wurden hier 1888 3,216.500 Säcke Santoskaffee umgesetzt, das entspricht
etwa dem fünften Theile des Geschäftes von Hamburg und dem vierten Theile
desjenigen von Havre.

Eingeführt wurden in Antwerpen 1889 616.347 Säcke, 1888 624.241 Säcke
und 1887 428.809 Säcke. Die Hauptsorte war Santoskaffee, auf welche 1889
285.266 Säcke entfielen, seit 1888 gewinnt Riokaffee seine alte Stellung wieder.
Andere Sorten des hiesigen Platzes sind Bahia, Domingo und afrikanische
Kaffees.

Cacao ist fast ausschliesslich Transitartikel. Selbst die belgischen Fabri-
kanten kaufen nicht in Antwerpen, sondern in London, Havre und Bordeaux.
Im Jahre 1889 wurden hier 14.771 Ballen eingeführt, davon 7345 Ballen aus
Frankreich.

In Antwerpen wird Rohrzucker aus Habana und Java eingeführt, Rüben-
zucker ausgeführt. Die Einfuhr findet meist über England statt. Die Einfuhr be-
trug 1888 35.929 Säcke und 30.383 Kisten.

Für Tabak ist Antwerpens Bedeutung seit 1887 stark zurückgegangen,
ebenso für Hopfen; Belgien besitzt selbst ausgebreitete Hopfenanlagen. Von
Tabak wurden früher nur nordamerikanische Sorten gehandelt, welche die Schiffe
der Red Star Line als Rückfracht bringen. Durch den Norddeutschen Lloyd
kommen Java- und Sumatra-Tabak auf den hiesigen Markt.

Olivenöl kommt meist direct aus Marseille, Leinsamen senden Nord-
russland und der La Plata, Raps und Rübensamen Ostindien und die Länder an
der unteren Donau.

Im Ganzen kommen hier von ölhältigen Samen 1889 2·7 Millionen Säcke
zur See an.

Wegen seiner Verbindungen mit dem La Plata wurde Antwerpen das Haupt-
depot Europas für Liebig'schen Fleischextract aus Fray Bentos.

Antwerpen hat sich zum bedeutendsten Platz Europas für raffinirtes
Schweineschmalz emporgearbeitet, von welchem 1889 86.155 grosse Fässer
und 170.174 kleine Collis eingeführt wurden. Von amerikanischem Pökelfleisch kamen
1889 61.549 Kisten und 1349 Fässer nach Antwerpen, die Einfuhr steigt seit
Jahren.

Unter den Rohstoffen, die nach Antwerpen eingeführt werden, spielt Holz
eine grosse Rolle, aber der Handel sinkt andauernd; dagegen entwickelt er sich in
Gent, wo er allein von 1887 auf 1888 um 40 % zugenommen hat. Es fehlt eben
in Antwerpen an geeigneten Vorrichtungen zum Abladen von Balken. Das Holz,
russischer Provenienz, kommt theils direct, theils über Danzig, Memel, Königs-
berg und Stettin; auserdem sind an der Holzeinfuhr betheiligt Norwegen, Schweden
und Finland. Es gingen 1889 im Ganzen ein 279.499 m3.

Von Tischlerhölzern sind Cedern- und Ebenholz für Antwerpen besonders
wichtig.

Was die Einfuhr von Farbhölzern betrifft, so ist an die Stelle der Ein-
fuhr von Campecheholz die von Campecheholzextract aus Frankreich und Amerika
getreten; Campecheholz hat sich nach Rotterdam gewendet. Aehnlich sieht es in
den anderen Zweigen des Handels mit Farbhölzern aus.

So versorgt sich der Platz mit Rothholz vorzugsweise in Hamburg und
London. Die Einfuhr aller Gattungen ist in den letzten Jahren gestiegen.


Antwerpen.
eingeführt und zur Abwicklung der Geschäfte eine „Caisse de liquidation“ er-
richtet. Es wurden hier 1888 3,216.500 Säcke Santoskaffee umgesetzt, das entspricht
etwa dem fünften Theile des Geschäftes von Hamburg und dem vierten Theile
desjenigen von Hâvre.

Eingeführt wurden in Antwerpen 1889 616.347 Säcke, 1888 624.241 Säcke
und 1887 428.809 Säcke. Die Hauptsorte war Santoskaffee, auf welche 1889
285.266 Säcke entfielen, seit 1888 gewinnt Riokaffee seine alte Stellung wieder.
Andere Sorten des hiesigen Platzes sind Bahia, Domingo und afrikanische
Kaffees.

Cacao ist fast ausschliesslich Transitartikel. Selbst die belgischen Fabri-
kanten kaufen nicht in Antwerpen, sondern in London, Hâvre und Bordeaux.
Im Jahre 1889 wurden hier 14.771 Ballen eingeführt, davon 7345 Ballen aus
Frankreich.

In Antwerpen wird Rohrzucker aus Habana und Java eingeführt, Rüben-
zucker ausgeführt. Die Einfuhr findet meist über England statt. Die Einfuhr be-
trug 1888 35.929 Säcke und 30.383 Kisten.

Für Tabak ist Antwerpens Bedeutung seit 1887 stark zurückgegangen,
ebenso für Hopfen; Belgien besitzt selbst ausgebreitete Hopfenanlagen. Von
Tabak wurden früher nur nordamerikanische Sorten gehandelt, welche die Schiffe
der Red Star Line als Rückfracht bringen. Durch den Norddeutschen Lloyd
kommen Java- und Sumatra-Tabak auf den hiesigen Markt.

Olivenöl kommt meist direct aus Marseille, Leinsamen senden Nord-
russland und der La Plata, Raps und Rübensamen Ostindien und die Länder an
der unteren Donau.

Im Ganzen kommen hier von ölhältigen Samen 1889 2·7 Millionen Säcke
zur See an.

Wegen seiner Verbindungen mit dem La Plata wurde Antwerpen das Haupt-
dépôt Europas für Liebig’schen Fleischextract aus Fray Bentos.

Antwerpen hat sich zum bedeutendsten Platz Europas für raffinirtes
Schweineschmalz emporgearbeitet, von welchem 1889 86.155 grosse Fässer
und 170.174 kleine Collis eingeführt wurden. Von amerikanischem Pökelfleisch kamen
1889 61.549 Kisten und 1349 Fässer nach Antwerpen, die Einfuhr steigt seit
Jahren.

Unter den Rohstoffen, die nach Antwerpen eingeführt werden, spielt Holz
eine grosse Rolle, aber der Handel sinkt andauernd; dagegen entwickelt er sich in
Gent, wo er allein von 1887 auf 1888 um 40 % zugenommen hat. Es fehlt eben
in Antwerpen an geeigneten Vorrichtungen zum Abladen von Balken. Das Holz,
russischer Provenienz, kommt theils direct, theils über Danzig, Memel, Königs-
berg und Stettin; auserdem sind an der Holzeinfuhr betheiligt Norwegen, Schweden
und Finland. Es gingen 1889 im Ganzen ein 279.499 m3.

Von Tischlerhölzern sind Cedern- und Ebenholz für Antwerpen besonders
wichtig.

Was die Einfuhr von Farbhölzern betrifft, so ist an die Stelle der Ein-
fuhr von Campêcheholz die von Campêcheholzextract aus Frankreich und Amerika
getreten; Campêcheholz hat sich nach Rotterdam gewendet. Aehnlich sieht es in
den anderen Zweigen des Handels mit Farbhölzern aus.

So versorgt sich der Platz mit Rothholz vorzugsweise in Hamburg und
London. Die Einfuhr aller Gattungen ist in den letzten Jahren gestiegen.


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[663/0683] Antwerpen. eingeführt und zur Abwicklung der Geschäfte eine „Caisse de liquidation“ er- richtet. Es wurden hier 1888 3,216.500 Säcke Santoskaffee umgesetzt, das entspricht etwa dem fünften Theile des Geschäftes von Hamburg und dem vierten Theile desjenigen von Hâvre. Eingeführt wurden in Antwerpen 1889 616.347 Säcke, 1888 624.241 Säcke und 1887 428.809 Säcke. Die Hauptsorte war Santoskaffee, auf welche 1889 285.266 Säcke entfielen, seit 1888 gewinnt Riokaffee seine alte Stellung wieder. Andere Sorten des hiesigen Platzes sind Bahia, Domingo und afrikanische Kaffees. Cacao ist fast ausschliesslich Transitartikel. Selbst die belgischen Fabri- kanten kaufen nicht in Antwerpen, sondern in London, Hâvre und Bordeaux. Im Jahre 1889 wurden hier 14.771 Ballen eingeführt, davon 7345 Ballen aus Frankreich. In Antwerpen wird Rohrzucker aus Habana und Java eingeführt, Rüben- zucker ausgeführt. Die Einfuhr findet meist über England statt. Die Einfuhr be- trug 1888 35.929 Säcke und 30.383 Kisten. Für Tabak ist Antwerpens Bedeutung seit 1887 stark zurückgegangen, ebenso für Hopfen; Belgien besitzt selbst ausgebreitete Hopfenanlagen. Von Tabak wurden früher nur nordamerikanische Sorten gehandelt, welche die Schiffe der Red Star Line als Rückfracht bringen. Durch den Norddeutschen Lloyd kommen Java- und Sumatra-Tabak auf den hiesigen Markt. Olivenöl kommt meist direct aus Marseille, Leinsamen senden Nord- russland und der La Plata, Raps und Rübensamen Ostindien und die Länder an der unteren Donau. Im Ganzen kommen hier von ölhältigen Samen 1889 2·7 Millionen Säcke zur See an. Wegen seiner Verbindungen mit dem La Plata wurde Antwerpen das Haupt- dépôt Europas für Liebig’schen Fleischextract aus Fray Bentos. Antwerpen hat sich zum bedeutendsten Platz Europas für raffinirtes Schweineschmalz emporgearbeitet, von welchem 1889 86.155 grosse Fässer und 170.174 kleine Collis eingeführt wurden. Von amerikanischem Pökelfleisch kamen 1889 61.549 Kisten und 1349 Fässer nach Antwerpen, die Einfuhr steigt seit Jahren. Unter den Rohstoffen, die nach Antwerpen eingeführt werden, spielt Holz eine grosse Rolle, aber der Handel sinkt andauernd; dagegen entwickelt er sich in Gent, wo er allein von 1887 auf 1888 um 40 % zugenommen hat. Es fehlt eben in Antwerpen an geeigneten Vorrichtungen zum Abladen von Balken. Das Holz, russischer Provenienz, kommt theils direct, theils über Danzig, Memel, Königs- berg und Stettin; auserdem sind an der Holzeinfuhr betheiligt Norwegen, Schweden und Finland. Es gingen 1889 im Ganzen ein 279.499 m3. Von Tischlerhölzern sind Cedern- und Ebenholz für Antwerpen besonders wichtig. Was die Einfuhr von Farbhölzern betrifft, so ist an die Stelle der Ein- fuhr von Campêcheholz die von Campêcheholzextract aus Frankreich und Amerika getreten; Campêcheholz hat sich nach Rotterdam gewendet. Aehnlich sieht es in den anderen Zweigen des Handels mit Farbhölzern aus. So versorgt sich der Platz mit Rothholz vorzugsweise in Hamburg und London. Die Einfuhr aller Gattungen ist in den letzten Jahren gestiegen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/683>, abgerufen am 22.11.2024.