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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Rotterdam.

Eine Sehenswürdigkeit der Stadt ist auch das Museum Boymans
(17), welches eine sehr interessante Bildergallerie meist niederländi-
scher Meister enthält.

Das alte Gebäude wurde 1864 durch eine Feuersbrunst einge-
äschert, wobei nur 163 Gemälde gerettet wurden. Seither ist die
Gallerie durch Schenkungen auf 350 Nummern bereichert worden.

Im Museum voor Geschiedenis en Kunst ist eine werthvolle
Antiquitätensammlung untergebracht, und das maritime Museum im
ehemaligen Gebäude des Yachtclub enthält eine reiche ethnogra-
phische Sammlung und eine Collection die Entwicklung der Schiffahrt
betreffender Objecte.

Ein malerisch angelegter zoologischer Garten (Diergaarde), dann
der grosse mit Restaurationen, Cafes und Pavillons ausgestattete Park,
endlich im Osten der Stadt die neue Plantage sind die beliebtesten
Versammlungsorte der lebensfrohen Bevölkerung und der zahlreichen
Fremden. Im Parke wurde 1860 dem Liebling des Landes, dem
Dichter Henrik Tollens ein Marmorstandbild errichtet. Das Andenken
an Erasmus von Rotterdam, den berühmten Humanisten, einen Sohn
dieser Stadt (geb. 23. October 1466 und gestorben zu Basel 12. Juli
1536) ist durch das am Grossen Markt 1622 errichtete Bronzestand-
bild des Gelehrten in dankbarer Erinnerung gehalten.

Rotterdam hatte am 1. Jänner 1889 eine Bevölkerung von
197.722 Einwohnern. Neue Stadttheile und ein reizendes Villenviertel
entstehen, und keine fortificatorischen oder Terrainhindernisse stehen
der fortschreitenden Erweiterung entgegen. Entsprechend der rapiden
maritimen und commerciellen Entwicklung des Platzes schreitet auch
die räumliche Entfaltung der eigentlichen Stadt selbst voran.

Die Geschichte Rotterdams lässt sich bis in das XI. Jahrhundert zurück-
führen, in welchem die Stadt zum erstenmale genannt wird. Im Jahre 1272 mit
Mauern umgürtet, erhielt sie die Stadtrechte und stieg von da ab bald zu An-
sehen auf. 1480 eroberte sie Franz von Brederode und vertheidigte sie gegen
den Erzherzog Maximilian von Oesterreich. Nun gerieth Rotterdam 1572 für kurze
Zeit in die Gewalt Spaniens, schloss sich hierauf den Generalstaaten an, welche
ihr 1580 Sitz und Stimme im Senat verliehen.

Rotterdam ist ein alter Handelsplatz der Niederlande, der aber
im Mittelalter von Dortrecht und seit der Unabhängigkeit der Nieder-
lande von Amsterdam gedrückt wurde; nur ein Sechzehntel des Ca-
pitales der holländisch-ostindischen Cie. von 1602 war den Kauf-
leuten von Rotterdam vorbehalten.

Der Aufschwung des Rotterdamer Hafens begann in der zweiten
Hälfte unseres Jahrhunderts nach einer langen Zeit des Stillstandes,

Rotterdam.

Eine Sehenswürdigkeit der Stadt ist auch das Museum Boymans
(17), welches eine sehr interessante Bildergallerie meist niederländi-
scher Meister enthält.

Das alte Gebäude wurde 1864 durch eine Feuersbrunst einge-
äschert, wobei nur 163 Gemälde gerettet wurden. Seither ist die
Gallerie durch Schenkungen auf 350 Nummern bereichert worden.

Im Museum voor Geschiedenis en Kunst ist eine werthvolle
Antiquitätensammlung untergebracht, und das maritime Museum im
ehemaligen Gebäude des Yachtclub enthält eine reiche ethnogra-
phische Sammlung und eine Collection die Entwicklung der Schiffahrt
betreffender Objecte.

Ein malerisch angelegter zoologischer Garten (Diergaarde), dann
der grosse mit Restaurationen, Cafés und Pavillons ausgestattete Park,
endlich im Osten der Stadt die neue Plantage sind die beliebtesten
Versammlungsorte der lebensfrohen Bevölkerung und der zahlreichen
Fremden. Im Parke wurde 1860 dem Liebling des Landes, dem
Dichter Henrik Tollens ein Marmorstandbild errichtet. Das Andenken
an Erasmus von Rotterdam, den berühmten Humanisten, einen Sohn
dieser Stadt (geb. 23. October 1466 und gestorben zu Basel 12. Juli
1536) ist durch das am Grossen Markt 1622 errichtete Bronzestand-
bild des Gelehrten in dankbarer Erinnerung gehalten.

Rotterdam hatte am 1. Jänner 1889 eine Bevölkerung von
197.722 Einwohnern. Neue Stadttheile und ein reizendes Villenviertel
entstehen, und keine fortificatorischen oder Terrainhindernisse stehen
der fortschreitenden Erweiterung entgegen. Entsprechend der rapiden
maritimen und commerciellen Entwicklung des Platzes schreitet auch
die räumliche Entfaltung der eigentlichen Stadt selbst voran.

Die Geschichte Rotterdams lässt sich bis in das XI. Jahrhundert zurück-
führen, in welchem die Stadt zum erstenmale genannt wird. Im Jahre 1272 mit
Mauern umgürtet, erhielt sie die Stadtrechte und stieg von da ab bald zu An-
sehen auf. 1480 eroberte sie Franz von Brederode und vertheidigte sie gegen
den Erzherzog Maximilian von Oesterreich. Nun gerieth Rotterdam 1572 für kurze
Zeit in die Gewalt Spaniens, schloss sich hierauf den Generalstaaten an, welche
ihr 1580 Sitz und Stimme im Senat verliehen.

Rotterdam ist ein alter Handelsplatz der Niederlande, der aber
im Mittelalter von Dortrecht und seit der Unabhängigkeit der Nieder-
lande von Amsterdam gedrückt wurde; nur ein Sechzehntel des Ca-
pitales der holländisch-ostindischen Cie. von 1602 war den Kauf-
leuten von Rotterdam vorbehalten.

Der Aufschwung des Rotterdamer Hafens begann in der zweiten
Hälfte unseres Jahrhunderts nach einer langen Zeit des Stillstandes,

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[679/0699] Rotterdam. Eine Sehenswürdigkeit der Stadt ist auch das Museum Boymans (17), welches eine sehr interessante Bildergallerie meist niederländi- scher Meister enthält. Das alte Gebäude wurde 1864 durch eine Feuersbrunst einge- äschert, wobei nur 163 Gemälde gerettet wurden. Seither ist die Gallerie durch Schenkungen auf 350 Nummern bereichert worden. Im Museum voor Geschiedenis en Kunst ist eine werthvolle Antiquitätensammlung untergebracht, und das maritime Museum im ehemaligen Gebäude des Yachtclub enthält eine reiche ethnogra- phische Sammlung und eine Collection die Entwicklung der Schiffahrt betreffender Objecte. Ein malerisch angelegter zoologischer Garten (Diergaarde), dann der grosse mit Restaurationen, Cafés und Pavillons ausgestattete Park, endlich im Osten der Stadt die neue Plantage sind die beliebtesten Versammlungsorte der lebensfrohen Bevölkerung und der zahlreichen Fremden. Im Parke wurde 1860 dem Liebling des Landes, dem Dichter Henrik Tollens ein Marmorstandbild errichtet. Das Andenken an Erasmus von Rotterdam, den berühmten Humanisten, einen Sohn dieser Stadt (geb. 23. October 1466 und gestorben zu Basel 12. Juli 1536) ist durch das am Grossen Markt 1622 errichtete Bronzestand- bild des Gelehrten in dankbarer Erinnerung gehalten. Rotterdam hatte am 1. Jänner 1889 eine Bevölkerung von 197.722 Einwohnern. Neue Stadttheile und ein reizendes Villenviertel entstehen, und keine fortificatorischen oder Terrainhindernisse stehen der fortschreitenden Erweiterung entgegen. Entsprechend der rapiden maritimen und commerciellen Entwicklung des Platzes schreitet auch die räumliche Entfaltung der eigentlichen Stadt selbst voran. Die Geschichte Rotterdams lässt sich bis in das XI. Jahrhundert zurück- führen, in welchem die Stadt zum erstenmale genannt wird. Im Jahre 1272 mit Mauern umgürtet, erhielt sie die Stadtrechte und stieg von da ab bald zu An- sehen auf. 1480 eroberte sie Franz von Brederode und vertheidigte sie gegen den Erzherzog Maximilian von Oesterreich. Nun gerieth Rotterdam 1572 für kurze Zeit in die Gewalt Spaniens, schloss sich hierauf den Generalstaaten an, welche ihr 1580 Sitz und Stimme im Senat verliehen. Rotterdam ist ein alter Handelsplatz der Niederlande, der aber im Mittelalter von Dortrecht und seit der Unabhängigkeit der Nieder- lande von Amsterdam gedrückt wurde; nur ein Sechzehntel des Ca- pitales der holländisch-ostindischen Cie. von 1602 war den Kauf- leuten von Rotterdam vorbehalten. Der Aufschwung des Rotterdamer Hafens begann in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts nach einer langen Zeit des Stillstandes,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/699>, abgerufen am 22.11.2024.