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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Bremen.
das prächtig ausgeführte Bronzedenkmal für die 1870 und 1871 ge-
fallenen Bremer von Professor Keil, ein sehenswerthes und bedeu-
tendes Werk.

Weiter ostwärts liegt in der Verlängerung der Sögestrasse das
Heerdenthor, durch welches man zum Centralbahnhofe gelangt. Zu-
nächst ist das Bischofsthor mit dem inmitten der Anlagen freistehen-
den Stadttheater, und am östlichsten liegt das Osterthor mit der
Kunsthalle.

Während den Vorstädten ein durchaus moderner Charakter auf-
geprägt ist, hat die Altstadt die ursprüngliche bremische Eigenart
sich bewahrt. Hier stehen sie, die berühmten Geschlechterhäuser der
alten Hansestadt, hochaufragend mit ihren verzierten Giebeln, und er-
zählen von tüchtigem Bürgersinn und Beharrlichkeit.

In der Altstadt sind denn auch jene denkwürdigen Monumente
alter Baukunst, deren Namen die Runde um die Erde machten; voran
das ehrwürdige Rathhaus am Marktplatz, ein Bauwerk, welches
selbst der glänzendsten der modernen Städte zur Zierde gereichen
würde.

In seinem Kerne als gothischer Bau von 1405 bis 1410 er-
richtet, erhielt das Rathhaus 1609 bis 1612 an der Südwestseite
einen Vorbau in Renaissancestyl. Diese neuere Facade ruht auf
12 dorischen Säulen und weist einen hochaufragenden Hauptgiebel und
reichgeschmückten Erker auf. Seine statuengezierten, reich durchbro-
chenen Fensterfronten und die prächtige Arcadenreihe des Erdge-
schosses geben dem Gebäude den Ausdruck würdigen Ernstes.

In der grossen Halle des Rathhauses wurde das Marmorstand-
bild des um Bremens Blüthe hochverdienten Bürgermeisters Smidt
errichtet, und Gemälde und Medaillons zieren die Wände und die
Decke des weiten Raumes.

Zu einem Weltruf ist der vielbesungene Rathskeller gelangt, in
welchem nur Rhein- und Moselweine Eingang finden. Hauff's wein-
duftige "Phantasien im Bremer Rathskeller" haben in der Reihe un-
zähliger Gedichte und Lieder den Ruf der unterirdischen Räume be-
gründet. Ein eigenartiges Relief bilden die prächtigen Fresken des
geschätzten Bremer Malers und Dichters Arthur Fitger.

In besonderen Abtheilungen des Kellers liegen die "zwölf
Apostel", dickleibige, mit altem Weine gefüllte Fässer. Hauff nennt
diesen Raum das unterirdische Himmelsgewölbe, den Sitz der Selig-
keit, wo die Zwölfe hausen. "Was seid ihr Trauergewölbe und
Grüfte alter Königshäuser gegen diese Katakomben! Da liegen

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Bremen.
das prächtig ausgeführte Bronzedenkmal für die 1870 und 1871 ge-
fallenen Bremer von Professor Keil, ein sehenswerthes und bedeu-
tendes Werk.

Weiter ostwärts liegt in der Verlängerung der Sögestrasse das
Heerdenthor, durch welches man zum Centralbahnhofe gelangt. Zu-
nächst ist das Bischofsthor mit dem inmitten der Anlagen freistehen-
den Stadttheater, und am östlichsten liegt das Osterthor mit der
Kunsthalle.

Während den Vorstädten ein durchaus moderner Charakter auf-
geprägt ist, hat die Altstadt die ursprüngliche bremische Eigenart
sich bewahrt. Hier stehen sie, die berühmten Geschlechterhäuser der
alten Hansestadt, hochaufragend mit ihren verzierten Giebeln, und er-
zählen von tüchtigem Bürgersinn und Beharrlichkeit.

In der Altstadt sind denn auch jene denkwürdigen Monumente
alter Baukunst, deren Namen die Runde um die Erde machten; voran
das ehrwürdige Rathhaus am Marktplatz, ein Bauwerk, welches
selbst der glänzendsten der modernen Städte zur Zierde gereichen
würde.

In seinem Kerne als gothischer Bau von 1405 bis 1410 er-
richtet, erhielt das Rathhaus 1609 bis 1612 an der Südwestseite
einen Vorbau in Renaissancestyl. Diese neuere Façade ruht auf
12 dorischen Säulen und weist einen hochaufragenden Hauptgiebel und
reichgeschmückten Erker auf. Seine statuengezierten, reich durchbro-
chenen Fensterfronten und die prächtige Arcadenreihe des Erdge-
schosses geben dem Gebäude den Ausdruck würdigen Ernstes.

In der grossen Halle des Rathhauses wurde das Marmorstand-
bild des um Bremens Blüthe hochverdienten Bürgermeisters Smidt
errichtet, und Gemälde und Medaillons zieren die Wände und die
Decke des weiten Raumes.

Zu einem Weltruf ist der vielbesungene Rathskeller gelangt, in
welchem nur Rhein- und Moselweine Eingang finden. Hauff’s wein-
duftige „Phantasien im Bremer Rathskeller“ haben in der Reihe un-
zähliger Gedichte und Lieder den Ruf der unterirdischen Räume be-
gründet. Ein eigenartiges Relief bilden die prächtigen Fresken des
geschätzten Bremer Malers und Dichters Arthur Fitger.

In besonderen Abtheilungen des Kellers liegen die „zwölf
Apostel“, dickleibige, mit altem Weine gefüllte Fässer. Hauff nennt
diesen Raum das unterirdische Himmelsgewölbe, den Sitz der Selig-
keit, wo die Zwölfe hausen. „Was seid ihr Trauergewölbe und
Grüfte alter Königshäuser gegen diese Katakomben! Da liegen

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[715/0735] Bremen. das prächtig ausgeführte Bronzedenkmal für die 1870 und 1871 ge- fallenen Bremer von Professor Keil, ein sehenswerthes und bedeu- tendes Werk. Weiter ostwärts liegt in der Verlängerung der Sögestrasse das Heerdenthor, durch welches man zum Centralbahnhofe gelangt. Zu- nächst ist das Bischofsthor mit dem inmitten der Anlagen freistehen- den Stadttheater, und am östlichsten liegt das Osterthor mit der Kunsthalle. Während den Vorstädten ein durchaus moderner Charakter auf- geprägt ist, hat die Altstadt die ursprüngliche bremische Eigenart sich bewahrt. Hier stehen sie, die berühmten Geschlechterhäuser der alten Hansestadt, hochaufragend mit ihren verzierten Giebeln, und er- zählen von tüchtigem Bürgersinn und Beharrlichkeit. In der Altstadt sind denn auch jene denkwürdigen Monumente alter Baukunst, deren Namen die Runde um die Erde machten; voran das ehrwürdige Rathhaus am Marktplatz, ein Bauwerk, welches selbst der glänzendsten der modernen Städte zur Zierde gereichen würde. In seinem Kerne als gothischer Bau von 1405 bis 1410 er- richtet, erhielt das Rathhaus 1609 bis 1612 an der Südwestseite einen Vorbau in Renaissancestyl. Diese neuere Façade ruht auf 12 dorischen Säulen und weist einen hochaufragenden Hauptgiebel und reichgeschmückten Erker auf. Seine statuengezierten, reich durchbro- chenen Fensterfronten und die prächtige Arcadenreihe des Erdge- schosses geben dem Gebäude den Ausdruck würdigen Ernstes. In der grossen Halle des Rathhauses wurde das Marmorstand- bild des um Bremens Blüthe hochverdienten Bürgermeisters Smidt errichtet, und Gemälde und Medaillons zieren die Wände und die Decke des weiten Raumes. Zu einem Weltruf ist der vielbesungene Rathskeller gelangt, in welchem nur Rhein- und Moselweine Eingang finden. Hauff’s wein- duftige „Phantasien im Bremer Rathskeller“ haben in der Reihe un- zähliger Gedichte und Lieder den Ruf der unterirdischen Räume be- gründet. Ein eigenartiges Relief bilden die prächtigen Fresken des geschätzten Bremer Malers und Dichters Arthur Fitger. In besonderen Abtheilungen des Kellers liegen die „zwölf Apostel“, dickleibige, mit altem Weine gefüllte Fässer. Hauff nennt diesen Raum das unterirdische Himmelsgewölbe, den Sitz der Selig- keit, wo die Zwölfe hausen. „Was seid ihr Trauergewölbe und Grüfte alter Königshäuser gegen diese Katakomben! Da liegen 90*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/735>, abgerufen am 22.11.2024.