Auch bei den directen Verbindungen Hamburgs mit den europäischen Plätzen müssen wir uns auf eine kleine Auswahl beschränken. Die neugegründete Deutsche Küsten-Dampfschiffahrts-Gesellschaft verkehrt zwischen den deutschen Küstenplätzen, die Koninglijke Nederlandsche Stoomboot- Maatschappij nach Amsterdam, zahlreiche Unternehmungen nach Grossbritan- nien und den nordischen Hafenplätzen. Durch seine Fahrten zum Nordcap unter- hält Hamburg ebenso den nördlichsten Dampfercurs der Erde, wie durch die Fahrten ums Cap Horn den südlichsten.
Ausser den directen regelmässigen und unregelmässigen Dampferlinien be- sitzt Hamburg noch ganz ausserordentliche Verbindungen zum indirecten Versandt von Waaren nach allen Häfen des Erdballes.
Für minderwerthige Güter bilden die vielen erstclassigen Segelschiffe, die Hamburg alljährlich in Ladung legt, die Ergänzung und Vervollständigung der Dampferlinien.
Segler vermitteln beispielsweise den Getreideverkehr mit S. Francisco.
Die Seeschiffahrt von Hamburg umfasste:
[Tabelle]
Zur Vervollständigung müssen wir hinzufügen, dass 1888 in Altona 498 Seeschiffe mit 149.656 Reg.-Tons, in Harburg 431 Seeschiffe mit 66.060 Reg.- Tons und in Cuxhaven 1025 Schiffe mit 102.061 Tons angekommen sind.
Im Jahre 1888 entfiel die Hälfte der Tonnenzahl von Hamburg auf den Verkehr mit England, mehr als ein Drittel auf den mit transatlantischen Häfen, der Rest auf die übrigen Plätze Europas.
Von den in Hamburg angekommenen Seeschiffen führten 5218 mit 2,357.261 t die deutsche Flagge, und davon waren 1770 Schiffe mit 1,505.887 t aus dem Hamburger Rhedereibezirke.
Am nächsten kommt ihr die englische Flagge mit 2885 Schiffen und 1,988.500 Tons, die norwegische zählte nur mehr 339 Schiffe mit 168.201 Tons, die niederländische 400 Schiffe mit 103.842 Tons.
Die Tragfähigkeit der angekommenen und abgegangenen Schiffe zusammen ist 1888 gegen 1876--80 für Dampfschiffe um 98 %, für Segelschiffe um 3·33 % gestiegen.
Hamburg hat neben dem Frachtenverkehre auch einen starken Personen- verkehr, es ist nach Bremen der wichtigste Auswandererhafen des Deutschen Reiches, und seine Rhederei zieht einen gewaltigen Nutzen aus diesem Geschäfte. Wie das längst in Liverpool geschehen, trennt man seit 1890 auch in Hamburg den Personenverkehr, wenigstens theilweise, vom Frachtenver- kehr, man hat für den letzteren im diesseitigen Freihafengebiete, auf dem kleinen Grasbrook, eine transatlantische Passagierhalle errichtet.
Die starke Auswanderung ging bis 1886 fast nur in die Union, 1888 schon mit 3236 Personnen direct nach Brasilien und den La Plata-Staaten.
Der atlantische Ocean.
Auch bei den directen Verbindungen Hamburgs mit den europäischen Plätzen müssen wir uns auf eine kleine Auswahl beschränken. Die neugegründete Deutsche Küsten-Dampfschiffahrts-Gesellschaft verkehrt zwischen den deutschen Küstenplätzen, die Koninglijke Nederlandsche Stoomboot- Maatschappij nach Amsterdam, zahlreiche Unternehmungen nach Grossbritan- nien und den nordischen Hafenplätzen. Durch seine Fahrten zum Nordcap unter- hält Hamburg ebenso den nördlichsten Dampfercurs der Erde, wie durch die Fahrten ums Cap Horn den südlichsten.
Ausser den directen regelmässigen und unregelmässigen Dampferlinien be- sitzt Hamburg noch ganz ausserordentliche Verbindungen zum indirecten Versandt von Waaren nach allen Häfen des Erdballes.
Für minderwerthige Güter bilden die vielen erstclassigen Segelschiffe, die Hamburg alljährlich in Ladung legt, die Ergänzung und Vervollständigung der Dampferlinien.
Segler vermitteln beispielsweise den Getreideverkehr mit S. Francisco.
Die Seeschiffahrt von Hamburg umfasste:
[Tabelle]
Zur Vervollständigung müssen wir hinzufügen, dass 1888 in Altona 498 Seeschiffe mit 149.656 Reg.-Tons, in Harburg 431 Seeschiffe mit 66.060 Reg.- Tons und in Cuxhaven 1025 Schiffe mit 102.061 Tons angekommen sind.
Im Jahre 1888 entfiel die Hälfte der Tonnenzahl von Hamburg auf den Verkehr mit England, mehr als ein Drittel auf den mit transatlantischen Häfen, der Rest auf die übrigen Plätze Europas.
Von den in Hamburg angekommenen Seeschiffen führten 5218 mit 2,357.261 t die deutsche Flagge, und davon waren 1770 Schiffe mit 1,505.887 t aus dem Hamburger Rhedereibezirke.
Am nächsten kommt ihr die englische Flagge mit 2885 Schiffen und 1,988.500 Tons, die norwegische zählte nur mehr 339 Schiffe mit 168.201 Tons, die niederländische 400 Schiffe mit 103.842 Tons.
Die Tragfähigkeit der angekommenen und abgegangenen Schiffe zusammen ist 1888 gegen 1876—80 für Dampfschiffe um 98 %, für Segelschiffe um 3·33 % gestiegen.
Hamburg hat neben dem Frachtenverkehre auch einen starken Personen- verkehr, es ist nach Bremen der wichtigste Auswandererhafen des Deutschen Reiches, und seine Rhederei zieht einen gewaltigen Nutzen aus diesem Geschäfte. Wie das längst in Liverpool geschehen, trennt man seit 1890 auch in Hamburg den Personenverkehr, wenigstens theilweise, vom Frachtenver- kehr, man hat für den letzteren im diesseitigen Freihafengebiete, auf dem kleinen Grasbrook, eine transatlantische Passagierhalle errichtet.
Die starke Auswanderung ging bis 1886 fast nur in die Union, 1888 schon mit 3236 Personnen direct nach Brasilien und den La Plata-Staaten.
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Der atlantische Ocean.
Auch bei den directen Verbindungen Hamburgs mit den europäischen
Plätzen müssen wir uns auf eine kleine Auswahl beschränken. Die neugegründete
Deutsche Küsten-Dampfschiffahrts-Gesellschaft verkehrt zwischen den
deutschen Küstenplätzen, die Koninglijke Nederlandsche Stoomboot-
Maatschappij nach Amsterdam, zahlreiche Unternehmungen nach Grossbritan-
nien und den nordischen Hafenplätzen. Durch seine Fahrten zum Nordcap unter-
hält Hamburg ebenso den nördlichsten Dampfercurs der Erde, wie durch die
Fahrten ums Cap Horn den südlichsten.
Ausser den directen regelmässigen und unregelmässigen Dampferlinien be-
sitzt Hamburg noch ganz ausserordentliche Verbindungen zum indirecten Versandt
von Waaren nach allen Häfen des Erdballes.
Für minderwerthige Güter bilden die vielen erstclassigen Segelschiffe,
die Hamburg alljährlich in Ladung legt, die Ergänzung und Vervollständigung
der Dampferlinien.
Segler vermitteln beispielsweise den Getreideverkehr mit S. Francisco.
Die Seeschiffahrt von Hamburg umfasste:
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Zur Vervollständigung müssen wir hinzufügen, dass 1888 in Altona 498
Seeschiffe mit 149.656 Reg.-Tons, in Harburg 431 Seeschiffe mit 66.060 Reg.-
Tons und in Cuxhaven 1025 Schiffe mit 102.061 Tons angekommen sind.
Im Jahre 1888 entfiel die Hälfte der Tonnenzahl von Hamburg auf
den Verkehr mit England, mehr als ein Drittel auf den mit transatlantischen
Häfen, der Rest auf die übrigen Plätze Europas.
Von den in Hamburg angekommenen Seeschiffen führten 5218 mit 2,357.261 t
die deutsche Flagge, und davon waren 1770 Schiffe mit 1,505.887 t aus dem
Hamburger Rhedereibezirke.
Am nächsten kommt ihr die englische Flagge mit 2885 Schiffen und
1,988.500 Tons, die norwegische zählte nur mehr 339 Schiffe mit 168.201 Tons,
die niederländische 400 Schiffe mit 103.842 Tons.
Die Tragfähigkeit der angekommenen und abgegangenen Schiffe zusammen
ist 1888 gegen 1876—80 für Dampfschiffe um 98 %, für Segelschiffe um 3·33 %
gestiegen.
Hamburg hat neben dem Frachtenverkehre auch einen starken Personen-
verkehr, es ist nach Bremen der wichtigste Auswandererhafen des
Deutschen Reiches, und seine Rhederei zieht einen gewaltigen Nutzen aus
diesem Geschäfte. Wie das längst in Liverpool geschehen, trennt man seit 1890
auch in Hamburg den Personenverkehr, wenigstens theilweise, vom Frachtenver-
kehr, man hat für den letzteren im diesseitigen Freihafengebiete, auf dem kleinen
Grasbrook, eine transatlantische Passagierhalle errichtet.
Die starke Auswanderung ging bis 1886 fast nur in die Union, 1888 schon
mit 3236 Personnen direct nach Brasilien und den La Plata-Staaten.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/786>, abgerufen am 22.11.2024.
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