Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
Kopenhagen.

Kopenhagen (dänisch Kjöbenhavn, Kaufhafen) liegt, wie unser
Plan zeigt, beiderseits des nördlichen Ausganges des Kalvebod-Strands,
eines schmalen Armes des Sundes, der Seeland von der kleinen Insel
Amager scheidet und den vortrefflichen Hafen der Reichshaupt- und
Residenzstadt Dänemarks bildet.

Für grosse Seeschiffe ist nur der Nordeingang des Hafens prakti-
kabel, da der südliche -- der Trestee-Canal -- nur Wasser für kleine
Fahrzeuge führt. Die vollständige Umsäumung des langgestreckten
Sundes in der ganzen Ausdehnung des Hafengebietes mit Molen und
Quaimauern lässt den oberflächlichen Beschauer vermuthen, weit
eher ein künstlich ausgehobenes Bassin als einen von der Natur
geschaffenen Meeresarm vor sich zu haben.

Die Verbindung der beiden Längsseiten des Hafens geschieht
durch drei Brücken, von denen die Zollhausbrücke mit ihrem
schwimmenden Durchlassglied -- "Bommen" -- am nördlichen, die
Langebro am südlichen Eingang förmliche Hafenthore bilden, während
der Knippelsbro die Verbindung des eigentlichen Kopenhagen mit
der auf Amager gelegenen Vorstadt Christianshavn zukömmt.

Dampferkolosse, die unter den Flaggen aller Länder den grössten
dänischen Hafen, der naturgemäss auch das Handelscentrum des
Landes bildet, anlaufen, vereinzelte Segelschiffe und eine grosse Zahl
von Küstenfahrern althergebrachten und modernen Typs bevölkern
den Hafen und drängen sich an einzelnen Theilen des westlichen
Strandes so eng aneinander, dass sie vor dem Quai einen geschlos-
senen Wall bilden. Hier herrscht von Schiff zu Land und umgekehrt
ein ständiges Herüber und Hinüber, ein Schieben und Drängen
von Menschen und Waaren. Es wechseln die einzelnen Glieder in
stetiger Folge; das Bild der rastlosen Thätigkeit aber bleibt unver-
ändert wie das Getöse, das aus dem Getriebe erwächst.

Am gegenüberliegenden Strande spricht sich grösserer Ernst in

Kopenhagen.

Kopenhagen (dänisch Kjöbenhavn, Kaufhafen) liegt, wie unser
Plan zeigt, beiderseits des nördlichen Ausganges des Kalvebod-Strands,
eines schmalen Armes des Sundes, der Seeland von der kleinen Insel
Amager scheidet und den vortrefflichen Hafen der Reichshaupt- und
Residenzstadt Dänemarks bildet.

Für grosse Seeschiffe ist nur der Nordeingang des Hafens prakti-
kabel, da der südliche — der Trestee-Canal — nur Wasser für kleine
Fahrzeuge führt. Die vollständige Umsäumung des langgestreckten
Sundes in der ganzen Ausdehnung des Hafengebietes mit Molen und
Quaimauern lässt den oberflächlichen Beschauer vermuthen, weit
eher ein künstlich ausgehobenes Bassin als einen von der Natur
geschaffenen Meeresarm vor sich zu haben.

Die Verbindung der beiden Längsseiten des Hafens geschieht
durch drei Brücken, von denen die Zollhausbrücke mit ihrem
schwimmenden Durchlassglied — „Bommen“ — am nördlichen, die
Langebro am südlichen Eingang förmliche Hafenthore bilden, während
der Knippelsbro die Verbindung des eigentlichen Kopenhagen mit
der auf Amager gelegenen Vorstadt Christianshavn zukömmt.

Dampferkolosse, die unter den Flaggen aller Länder den grössten
dänischen Hafen, der naturgemäss auch das Handelscentrum des
Landes bildet, anlaufen, vereinzelte Segelschiffe und eine grosse Zahl
von Küstenfahrern althergebrachten und modernen Typs bevölkern
den Hafen und drängen sich an einzelnen Theilen des westlichen
Strandes so eng aneinander, dass sie vor dem Quai einen geschlos-
senen Wall bilden. Hier herrscht von Schiff zu Land und umgekehrt
ein ständiges Herüber und Hinüber, ein Schieben und Drängen
von Menschen und Waaren. Es wechseln die einzelnen Glieder in
stetiger Folge; das Bild der rastlosen Thätigkeit aber bleibt unver-
ändert wie das Getöse, das aus dem Getriebe erwächst.

Am gegenüberliegenden Strande spricht sich grösserer Ernst in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0795" n="[775]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kopenhagen.</hi> </head><lb/>
          <p>Kopenhagen (dänisch Kjöbenhavn, Kaufhafen) liegt, wie unser<lb/>
Plan zeigt, beiderseits des nördlichen Ausganges des Kalvebod-Strands,<lb/>
eines schmalen Armes des Sundes, der Seeland von der kleinen Insel<lb/>
Amager scheidet und den vortrefflichen Hafen der Reichshaupt- und<lb/>
Residenzstadt Dänemarks bildet.</p><lb/>
          <p>Für grosse Seeschiffe ist nur der Nordeingang des Hafens prakti-<lb/>
kabel, da der südliche &#x2014; der Trestee-Canal &#x2014; nur Wasser für kleine<lb/>
Fahrzeuge führt. Die vollständige Umsäumung des langgestreckten<lb/>
Sundes in der ganzen Ausdehnung des Hafengebietes mit Molen und<lb/>
Quaimauern lässt den oberflächlichen Beschauer vermuthen, weit<lb/>
eher ein künstlich ausgehobenes Bassin als einen von der Natur<lb/>
geschaffenen Meeresarm vor sich zu haben.</p><lb/>
          <p>Die Verbindung der beiden Längsseiten des Hafens geschieht<lb/>
durch drei Brücken, von denen die Zollhausbrücke mit ihrem<lb/>
schwimmenden Durchlassglied &#x2014; &#x201E;Bommen&#x201C; &#x2014; am nördlichen, die<lb/>
Langebro am südlichen Eingang förmliche Hafenthore bilden, während<lb/>
der Knippelsbro die Verbindung des eigentlichen Kopenhagen mit<lb/>
der auf Amager gelegenen Vorstadt Christianshavn zukömmt.</p><lb/>
          <p>Dampferkolosse, die unter den Flaggen aller Länder den grössten<lb/>
dänischen Hafen, der naturgemäss auch das Handelscentrum des<lb/>
Landes bildet, anlaufen, vereinzelte Segelschiffe und eine grosse Zahl<lb/>
von Küstenfahrern althergebrachten und modernen Typs bevölkern<lb/>
den Hafen und drängen sich an einzelnen Theilen des westlichen<lb/>
Strandes so eng aneinander, dass sie vor dem Quai einen geschlos-<lb/>
senen Wall bilden. Hier herrscht von Schiff zu Land und umgekehrt<lb/>
ein ständiges Herüber und Hinüber, ein Schieben und Drängen<lb/>
von Menschen und Waaren. Es wechseln die einzelnen Glieder in<lb/>
stetiger Folge; das Bild der rastlosen Thätigkeit aber bleibt unver-<lb/>
ändert wie das Getöse, das aus dem Getriebe erwächst.</p><lb/>
          <p>Am gegenüberliegenden Strande spricht sich grösserer Ernst in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[775]/0795] Kopenhagen. Kopenhagen (dänisch Kjöbenhavn, Kaufhafen) liegt, wie unser Plan zeigt, beiderseits des nördlichen Ausganges des Kalvebod-Strands, eines schmalen Armes des Sundes, der Seeland von der kleinen Insel Amager scheidet und den vortrefflichen Hafen der Reichshaupt- und Residenzstadt Dänemarks bildet. Für grosse Seeschiffe ist nur der Nordeingang des Hafens prakti- kabel, da der südliche — der Trestee-Canal — nur Wasser für kleine Fahrzeuge führt. Die vollständige Umsäumung des langgestreckten Sundes in der ganzen Ausdehnung des Hafengebietes mit Molen und Quaimauern lässt den oberflächlichen Beschauer vermuthen, weit eher ein künstlich ausgehobenes Bassin als einen von der Natur geschaffenen Meeresarm vor sich zu haben. Die Verbindung der beiden Längsseiten des Hafens geschieht durch drei Brücken, von denen die Zollhausbrücke mit ihrem schwimmenden Durchlassglied — „Bommen“ — am nördlichen, die Langebro am südlichen Eingang förmliche Hafenthore bilden, während der Knippelsbro die Verbindung des eigentlichen Kopenhagen mit der auf Amager gelegenen Vorstadt Christianshavn zukömmt. Dampferkolosse, die unter den Flaggen aller Länder den grössten dänischen Hafen, der naturgemäss auch das Handelscentrum des Landes bildet, anlaufen, vereinzelte Segelschiffe und eine grosse Zahl von Küstenfahrern althergebrachten und modernen Typs bevölkern den Hafen und drängen sich an einzelnen Theilen des westlichen Strandes so eng aneinander, dass sie vor dem Quai einen geschlos- senen Wall bilden. Hier herrscht von Schiff zu Land und umgekehrt ein ständiges Herüber und Hinüber, ein Schieben und Drängen von Menschen und Waaren. Es wechseln die einzelnen Glieder in stetiger Folge; das Bild der rastlosen Thätigkeit aber bleibt unver- ändert wie das Getöse, das aus dem Getriebe erwächst. Am gegenüberliegenden Strande spricht sich grösserer Ernst in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/795
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [775]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/795>, abgerufen am 22.11.2024.