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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Kopenhagen.
Dänemark von den seefahrenden Nationen, welche die Ostsee besuchten,
eine Entschädigung von 301/2 Millionen Reichsthaler empfing.

Seit dem XIII. Jahrhundert entwickelte sich der Handel Kopen-
hagens immer günstiger, aber er befand sich nicht in den Händen
der Dänen, sondern der Hanseaten, und das änderte sich auch dann
nicht, als die dänische Königin Margarethe am Ende des XIV. Jahr-
hunderts für einige Zeit wenigstens Kopenhagen zur Hauptstadt der
drei skandinavischen Staaten machte. Erst Christian II. kämpfte mit
Glück gegen die monopolistischen Privilegien der Hanseaten, er erzog
durch seine "Verordnung über die Verbesserung des städtischen
Wesens in Dänemark" von 1522 die Dänen zum Eigenhandel. Jetzt
gelangte Kopenhagen allmälig in den Besitz aller Vortheile, welche ihm
durch die Beherrschung des Sundes, durch die centrale Lage zwischen
Dänemark, Südschweden und Norwegen, die unter dem Scepter der
dänischen Könige standen, gebührten, und errichtete die Stadt eine
nationale Marine.

Am Ende des XVIII. Jahrhunderts handelte Kopenhagen mit
Island und Grönland, mit Ostindien und der dänischen Colonie
St. Thomas in Westindien, mit dem spanischen Südamerika, mit Gross-
britannien und Westeuropa. Als Holland von den Franzosen besetzt
wurde, riss Kopenhagen einen nicht geringen Theil des holländisch-
ostindischen Handels an sich.

Doch 1807 nahmen die Engländer in Kopenhagen die dänische
Flotte weg und vernichteten mit einem Schlage die so mühsam er-
rungene maritime Stellung.

Mit der Abtretung Norwegens, 14. Jänner 1817, verlor Kopen-
hagen den grössten Theil des Handels mit Colonial- und anderen
Manufacturwaaren dorthin, seine Börse die Geldumsätze für Nor-
wegen. Aus dem Handel nach Ostasien und nach Südamerika wurden
die Dänen von den Engländern verdrängt.

Mit der Entwicklung des grossen Weltverkehres, wie ihn das
XIX. Jahrhundert schuf, erfuhr das schwach bevölkerte Dänemark
das Schicksal vieler anderer Kleinstaaten, von einer dominirenden
in eine secundäre Stellung im Weltgetriebe gedrängt zu werden.
Aber selbst in dieser secundären Stellung wussten die Dänen sich
derart zu behaupten, dass in Ziffern ausgedrückt ihr heutiger Handel
ihrem ehemaligen Welthandel nichts nachgibt.

So geht heute der Handel Dänemarks und Kopenhagens vor
Allem nach Grossbritannien, Deutschland und Schweden. In zweiter
Linie stehen Russland und Finnland.


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Kopenhagen.
Dänemark von den seefahrenden Nationen, welche die Ostsee besuchten,
eine Entschädigung von 30½ Millionen Reichsthaler empfing.

Seit dem XIII. Jahrhundert entwickelte sich der Handel Kopen-
hagens immer günstiger, aber er befand sich nicht in den Händen
der Dänen, sondern der Hanseaten, und das änderte sich auch dann
nicht, als die dänische Königin Margarethe am Ende des XIV. Jahr-
hunderts für einige Zeit wenigstens Kopenhagen zur Hauptstadt der
drei skandinavischen Staaten machte. Erst Christian II. kämpfte mit
Glück gegen die monopolistischen Privilegien der Hanseaten, er erzog
durch seine „Verordnung über die Verbesserung des städtischen
Wesens in Dänemark“ von 1522 die Dänen zum Eigenhandel. Jetzt
gelangte Kopenhagen allmälig in den Besitz aller Vortheile, welche ihm
durch die Beherrschung des Sundes, durch die centrale Lage zwischen
Dänemark, Südschweden und Norwegen, die unter dem Scepter der
dänischen Könige standen, gebührten, und errichtete die Stadt eine
nationale Marine.

Am Ende des XVIII. Jahrhunderts handelte Kopenhagen mit
Island und Grönland, mit Ostindien und der dänischen Colonie
St. Thomas in Westindien, mit dem spanischen Südamerika, mit Gross-
britannien und Westeuropa. Als Holland von den Franzosen besetzt
wurde, riss Kopenhagen einen nicht geringen Theil des holländisch-
ostindischen Handels an sich.

Doch 1807 nahmen die Engländer in Kopenhagen die dänische
Flotte weg und vernichteten mit einem Schlage die so mühsam er-
rungene maritime Stellung.

Mit der Abtretung Norwegens, 14. Jänner 1817, verlor Kopen-
hagen den grössten Theil des Handels mit Colonial- und anderen
Manufacturwaaren dorthin, seine Börse die Geldumsätze für Nor-
wegen. Aus dem Handel nach Ostasien und nach Südamerika wurden
die Dänen von den Engländern verdrängt.

Mit der Entwicklung des grossen Weltverkehres, wie ihn das
XIX. Jahrhundert schuf, erfuhr das schwach bevölkerte Dänemark
das Schicksal vieler anderer Kleinstaaten, von einer dominirenden
in eine secundäre Stellung im Weltgetriebe gedrängt zu werden.
Aber selbst in dieser secundären Stellung wussten die Dänen sich
derart zu behaupten, dass in Ziffern ausgedrückt ihr heutiger Handel
ihrem ehemaligen Welthandel nichts nachgibt.

So geht heute der Handel Dänemarks und Kopenhagens vor
Allem nach Grossbritannien, Deutschland und Schweden. In zweiter
Linie stehen Russland und Finnland.


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[787/0807] Kopenhagen. Dänemark von den seefahrenden Nationen, welche die Ostsee besuchten, eine Entschädigung von 30½ Millionen Reichsthaler empfing. Seit dem XIII. Jahrhundert entwickelte sich der Handel Kopen- hagens immer günstiger, aber er befand sich nicht in den Händen der Dänen, sondern der Hanseaten, und das änderte sich auch dann nicht, als die dänische Königin Margarethe am Ende des XIV. Jahr- hunderts für einige Zeit wenigstens Kopenhagen zur Hauptstadt der drei skandinavischen Staaten machte. Erst Christian II. kämpfte mit Glück gegen die monopolistischen Privilegien der Hanseaten, er erzog durch seine „Verordnung über die Verbesserung des städtischen Wesens in Dänemark“ von 1522 die Dänen zum Eigenhandel. Jetzt gelangte Kopenhagen allmälig in den Besitz aller Vortheile, welche ihm durch die Beherrschung des Sundes, durch die centrale Lage zwischen Dänemark, Südschweden und Norwegen, die unter dem Scepter der dänischen Könige standen, gebührten, und errichtete die Stadt eine nationale Marine. Am Ende des XVIII. Jahrhunderts handelte Kopenhagen mit Island und Grönland, mit Ostindien und der dänischen Colonie St. Thomas in Westindien, mit dem spanischen Südamerika, mit Gross- britannien und Westeuropa. Als Holland von den Franzosen besetzt wurde, riss Kopenhagen einen nicht geringen Theil des holländisch- ostindischen Handels an sich. Doch 1807 nahmen die Engländer in Kopenhagen die dänische Flotte weg und vernichteten mit einem Schlage die so mühsam er- rungene maritime Stellung. Mit der Abtretung Norwegens, 14. Jänner 1817, verlor Kopen- hagen den grössten Theil des Handels mit Colonial- und anderen Manufacturwaaren dorthin, seine Börse die Geldumsätze für Nor- wegen. Aus dem Handel nach Ostasien und nach Südamerika wurden die Dänen von den Engländern verdrängt. Mit der Entwicklung des grossen Weltverkehres, wie ihn das XIX. Jahrhundert schuf, erfuhr das schwach bevölkerte Dänemark das Schicksal vieler anderer Kleinstaaten, von einer dominirenden in eine secundäre Stellung im Weltgetriebe gedrängt zu werden. Aber selbst in dieser secundären Stellung wussten die Dänen sich derart zu behaupten, dass in Ziffern ausgedrückt ihr heutiger Handel ihrem ehemaligen Welthandel nichts nachgibt. So geht heute der Handel Dänemarks und Kopenhagens vor Allem nach Grossbritannien, Deutschland und Schweden. In zweiter Linie stehen Russland und Finnland. 99*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/807>, abgerufen am 22.11.2024.