"Elisabetta d'Austria -- qui riposando, -- per Lei -- spira- ron le aure piu miti -- e lo scoglio che -- per Lei -- dava fiori -- ama serbarne memoria. -- MDCCCLXI."
In deutscher Uebersetzung besagt die artige Gedenktafel: "Elisa- beth von Oesterreich ruhte hier; für sie hauchten die Lüfte milder und gerne bewahrt dieser Fels, der ihr Blumen bot, die Erinnerung an sie."
Der heutige Hafen von Corfu erhält durch die Insel Vido einigen Schutz gegen Nordwinde, und da er gegen Süden vollständig gedeckt ist, so finden dort Schiffe jeder Grösse einen guten Ankerplatz.
Die Insel Vido trug ehemals bedeutende Festungswerke, welche den Hafen und dessen Zufahrten sicherten. Als im Jahre 1864 die Engländer die ionischen Inseln räumten, sprengten sie -- angeblich über Verlangen der Grossmächte -- sowohl die Befestigungen auf Vido wie auch einen Theil der Fortezza nuova und das starke Fort Abraham; bloss die uralte Citadelle blieb erhalten.
So gestaltete sich der Abschiedsgruss der Engländer, für dessen Sportsmen die 1107 km2 umfassende und von etwa 106.000 Seelen bewohnte Insel Corfu Jahrzehnte hindurch ein wahres Paradies für jede Art von Vergnügungen bildete, ziemlich unfreundlich, allein kein Ionier wird verkennen, dass die Protectoral-Herrschaft Albions eine Periode der Ordnung und Wohlfahrt wie des Wohlstandes gewesen war. Der Fremde ist den Briten wohl vor allem verbunden für die Er- bauung der vielen ausgezeichneten Landstrassen, dank deren Existenz lohnende Ausflüge in die reizenden Gegenden der Insel überallhin zu Wagen ausführbar sind; gegen Süden zum 567 m hohen Monte S. Deca, einem herrlichen Aussichtspunkte, gegen Westen nach dem Orte Pelleka, oder in nördlicher Richtung nach den wildromantischen Schluchten des Gebirgsstockes S. Salvatore, von dessen nahezu 1000 m hohem Gipfel die Insel in ihrer ganzen Erstreckung von 59 km überblickt und nordwärts der akrokeraunische Höhenzug bis Valona erschaut wird.
Die Hauptquelle des Reichthums der Insel liegt in ihren gross- artigen Olivenwäldern, die einen Bestand von 4 Millionen Bäumen erreichen. Das prächtige Klima -- die Festung Corfu liegt unter 39° 37' nördl. und 20° 3' östl. v. Gr. -- begünstiget die Entfaltung einer üppigen, wahrhaft subtropischen Vegetation. Unter diesem Natur- segen blühte die Insel -- die reichste von Hellas -- zu einem einzigen grossen und fruchtbaren Garten auf.
Mit ihren Vorstädten Kastrades und Mandukio zählt die Stadt Corfu beiläufig 25.000 Einwohner, unter welchen das griechische
Das Mittelmeerbecken.
„Elisabetta d’Austria — qui riposando, — per Lei — spira- ron le aure più miti — e lo scoglio che — per Lei — dava fiori — ama serbarne memoria. — MDCCCLXI.“
In deutscher Uebersetzung besagt die artige Gedenktafel: „Elisa- beth von Oesterreich ruhte hier; für sie hauchten die Lüfte milder und gerne bewahrt dieser Fels, der ihr Blumen bot, die Erinnerung an sie.“
Der heutige Hafen von Corfù erhält durch die Insel Vido einigen Schutz gegen Nordwinde, und da er gegen Süden vollständig gedeckt ist, so finden dort Schiffe jeder Grösse einen guten Ankerplatz.
Die Insel Vido trug ehemals bedeutende Festungswerke, welche den Hafen und dessen Zufahrten sicherten. Als im Jahre 1864 die Engländer die ionischen Inseln räumten, sprengten sie — angeblich über Verlangen der Grossmächte — sowohl die Befestigungen auf Vido wie auch einen Theil der Fortezza nuova und das starke Fort Abraham; bloss die uralte Citadelle blieb erhalten.
So gestaltete sich der Abschiedsgruss der Engländer, für dessen Sportsmen die 1107 km2 umfassende und von etwa 106.000 Seelen bewohnte Insel Corfù Jahrzehnte hindurch ein wahres Paradies für jede Art von Vergnügungen bildete, ziemlich unfreundlich, allein kein Ionier wird verkennen, dass die Protectoral-Herrschaft Albions eine Periode der Ordnung und Wohlfahrt wie des Wohlstandes gewesen war. Der Fremde ist den Briten wohl vor allem verbunden für die Er- bauung der vielen ausgezeichneten Landstrassen, dank deren Existenz lohnende Ausflüge in die reizenden Gegenden der Insel überallhin zu Wagen ausführbar sind; gegen Süden zum 567 m hohen Monte S. Deca, einem herrlichen Aussichtspunkte, gegen Westen nach dem Orte Pelleka, oder in nördlicher Richtung nach den wildromantischen Schluchten des Gebirgsstockes S. Salvatore, von dessen nahezu 1000 m hohem Gipfel die Insel in ihrer ganzen Erstreckung von 59 km überblickt und nordwärts der akrokeraunische Höhenzug bis Valona erschaut wird.
Die Hauptquelle des Reichthums der Insel liegt in ihren gross- artigen Olivenwäldern, die einen Bestand von 4 Millionen Bäumen erreichen. Das prächtige Klima — die Festung Corfù liegt unter 39° 37′ nördl. und 20° 3′ östl. v. Gr. — begünstiget die Entfaltung einer üppigen, wahrhaft subtropischen Vegetation. Unter diesem Natur- segen blühte die Insel — die reichste von Hellas — zu einem einzigen grossen und fruchtbaren Garten auf.
Mit ihren Vorstädten Kastrades und Mandukio zählt die Stadt Corfù beiläufig 25.000 Einwohner, unter welchen das griechische
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Das Mittelmeerbecken.
„Elisabetta d’Austria — qui riposando, — per Lei — spira-
ron le aure più miti — e lo scoglio che — per Lei — dava fiori
— ama serbarne memoria. — MDCCCLXI.“
In deutscher Uebersetzung besagt die artige Gedenktafel: „Elisa-
beth von Oesterreich ruhte hier; für sie hauchten die Lüfte milder und
gerne bewahrt dieser Fels, der ihr Blumen bot, die Erinnerung an sie.“
Der heutige Hafen von Corfù erhält durch die Insel Vido einigen
Schutz gegen Nordwinde, und da er gegen Süden vollständig gedeckt
ist, so finden dort Schiffe jeder Grösse einen guten Ankerplatz.
Die Insel Vido trug ehemals bedeutende Festungswerke, welche
den Hafen und dessen Zufahrten sicherten. Als im Jahre 1864 die
Engländer die ionischen Inseln räumten, sprengten sie — angeblich
über Verlangen der Grossmächte — sowohl die Befestigungen auf
Vido wie auch einen Theil der Fortezza nuova und das starke Fort
Abraham; bloss die uralte Citadelle blieb erhalten.
So gestaltete sich der Abschiedsgruss der Engländer, für dessen
Sportsmen die 1107 km2 umfassende und von etwa 106.000 Seelen
bewohnte Insel Corfù Jahrzehnte hindurch ein wahres Paradies für jede
Art von Vergnügungen bildete, ziemlich unfreundlich, allein kein
Ionier wird verkennen, dass die Protectoral-Herrschaft Albions eine
Periode der Ordnung und Wohlfahrt wie des Wohlstandes gewesen
war. Der Fremde ist den Briten wohl vor allem verbunden für die Er-
bauung der vielen ausgezeichneten Landstrassen, dank deren Existenz
lohnende Ausflüge in die reizenden Gegenden der Insel überallhin zu
Wagen ausführbar sind; gegen Süden zum 567 m hohen Monte S. Deca,
einem herrlichen Aussichtspunkte, gegen Westen nach dem Orte Pelleka,
oder in nördlicher Richtung nach den wildromantischen Schluchten
des Gebirgsstockes S. Salvatore, von dessen nahezu 1000 m hohem
Gipfel die Insel in ihrer ganzen Erstreckung von 59 km überblickt und
nordwärts der akrokeraunische Höhenzug bis Valona erschaut wird.
Die Hauptquelle des Reichthums der Insel liegt in ihren gross-
artigen Olivenwäldern, die einen Bestand von 4 Millionen Bäumen
erreichen. Das prächtige Klima — die Festung Corfù liegt unter
39° 37′ nördl. und 20° 3′ östl. v. Gr. — begünstiget die Entfaltung
einer üppigen, wahrhaft subtropischen Vegetation. Unter diesem Natur-
segen blühte die Insel — die reichste von Hellas — zu einem einzigen
grossen und fruchtbaren Garten auf.
Mit ihren Vorstädten Kastrades und Mandukio zählt die Stadt
Corfù beiläufig 25.000 Einwohner, unter welchen das griechische
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/86>, abgerufen am 21.11.2024.
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