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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
Vorhafen zu schaffen, wie wir es auf unserem Plane angedeutet haben.
Ein 32 m hoher Leuchtthurm bezeichnet am Südufer die Position,
sein Licht ist auf 22 km sichtbar. Nächst der Mündung des Hafens
wurde ein geräumiges Bassin als Winterhafen angelegt. Im Osten
wird der Hafen von Libau durch die neue Stadtbrücke abgegrenzt,
und 400 m aufwärts dieser überquert die Eisenbahnbrücke den Fluss-
lauf. Die ausgedehnten Bahnhofsanlagen gruppiren sich um den
Stadtpark des nördlichen Stadttheiles; doch hat auch der südliche
einen Bahnhof.

Unter den Ostseehäfen wird Libau nach St. Petersburg am
meisten begünstigt, und sein Handel breitet sich auf Kosten von Riga
und Königsberg aus. Es hat günstige Eisenbahntarife, ausreichende
Getreidespeicher, mit Elevatoren und anderen mechanischen Vorrich-
tungen ausgerüstet, und sein Hafen und Seecanal ist für kleinere
Seeschiffe genügend tief ausgebaggert.

All diese Sorgfalt erklärt sich daraus, dass der Hafen und das
Meer in der Regel das ganze Jahr hindurch eisfrei und für Dampfer
zugänglich sind, während oft alle übrigen Ostseehäfen durch Eis
blockirt werden.

Aus diesem Grunde droht auch dem Hafen die Gefahr, wie
Sebastopol am Schwarzen Meere, zu einem Kriegshafen erhoben zu
werden; den Handelshafen Kurlands soll das nördlich gelegene
Windau erhalten, das bereits auch an das russische Eisenbahnnetz
angeschlossen ist.

Den Haupttheil der Ausfuhr, welche die Einfuhr weit übertrifft, bilden
Erzeugnisse des Ackerbaues.

An der Spitze steht Getreide.

[Tabelle]

Als Ersatz für die Verringerung der Ausfuhr von Roggenmehl ins Ausland
stieg die in das russische Reich und nach Finnland: 1889 65.520 q, 1888 35.381 q.

Die ausgeführte Kleie (1889 214.250 q) stammte 1889 schon zu drei
Fünfteln aus dem Innern von Russland.

Es wurden ausgeführt Hülsenfrüchte 1889 506.100, 1888 564.900 hl,
Oelsamen 1889 772.800 hl, 1888 850.500 hl, Oelkuchen 1889 253.235 q, 1888
257.494 q.

Die Ausfuhr von Flachs (1889 259.950 q, 1888 196.232 q) und Hanf
(1889 28.665 q) hat für Libau noch grösstentheils den Charakter der Spedition.

Die Ausfuhr von Spiritus ist seit 1886, wo sie 169.000 hl erreichte, bis
1889 auf 71.460 hl gesunken, die von Petroleum (1889 178.890 q, 1888 351.679 q)
geht ebenfalls zurück.


Der atlantische Ocean.
Vorhafen zu schaffen, wie wir es auf unserem Plane angedeutet haben.
Ein 32 m hoher Leuchtthurm bezeichnet am Südufer die Position,
sein Licht ist auf 22 km sichtbar. Nächst der Mündung des Hafens
wurde ein geräumiges Bassin als Winterhafen angelegt. Im Osten
wird der Hafen von Libau durch die neue Stadtbrücke abgegrenzt,
und 400 m aufwärts dieser überquert die Eisenbahnbrücke den Fluss-
lauf. Die ausgedehnten Bahnhofsanlagen gruppiren sich um den
Stadtpark des nördlichen Stadttheiles; doch hat auch der südliche
einen Bahnhof.

Unter den Ostseehäfen wird Libau nach St. Petersburg am
meisten begünstigt, und sein Handel breitet sich auf Kosten von Riga
und Königsberg aus. Es hat günstige Eisenbahntarife, ausreichende
Getreidespeicher, mit Elevatoren und anderen mechanischen Vorrich-
tungen ausgerüstet, und sein Hafen und Seecanal ist für kleinere
Seeschiffe genügend tief ausgebaggert.

All diese Sorgfalt erklärt sich daraus, dass der Hafen und das
Meer in der Regel das ganze Jahr hindurch eisfrei und für Dampfer
zugänglich sind, während oft alle übrigen Ostseehäfen durch Eis
blockirt werden.

Aus diesem Grunde droht auch dem Hafen die Gefahr, wie
Sebastopol am Schwarzen Meere, zu einem Kriegshafen erhoben zu
werden; den Handelshafen Kurlands soll das nördlich gelegene
Windau erhalten, das bereits auch an das russische Eisenbahnnetz
angeschlossen ist.

Den Haupttheil der Ausfuhr, welche die Einfuhr weit übertrifft, bilden
Erzeugnisse des Ackerbaues.

An der Spitze steht Getreide.

[Tabelle]

Als Ersatz für die Verringerung der Ausfuhr von Roggenmehl ins Ausland
stieg die in das russische Reich und nach Finnland: 1889 65.520 q, 1888 35.381 q.

Die ausgeführte Kleie (1889 214.250 q) stammte 1889 schon zu drei
Fünfteln aus dem Innern von Russland.

Es wurden ausgeführt Hülsenfrüchte 1889 506.100, 1888 564.900 hl,
Oelsamen 1889 772.800 hl, 1888 850.500 hl, Oelkuchen 1889 253.235 q, 1888
257.494 q.

Die Ausfuhr von Flachs (1889 259.950 q, 1888 196.232 q) und Hanf
(1889 28.665 q) hat für Libau noch grösstentheils den Charakter der Spedition.

Die Ausfuhr von Spiritus ist seit 1886, wo sie 169.000 hl erreichte, bis
1889 auf 71.460 hl gesunken, die von Petroleum (1889 178.890 q, 1888 351.679 q)
geht ebenfalls zurück.


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[846/0866] Der atlantische Ocean. Vorhafen zu schaffen, wie wir es auf unserem Plane angedeutet haben. Ein 32 m hoher Leuchtthurm bezeichnet am Südufer die Position, sein Licht ist auf 22 km sichtbar. Nächst der Mündung des Hafens wurde ein geräumiges Bassin als Winterhafen angelegt. Im Osten wird der Hafen von Libau durch die neue Stadtbrücke abgegrenzt, und 400 m aufwärts dieser überquert die Eisenbahnbrücke den Fluss- lauf. Die ausgedehnten Bahnhofsanlagen gruppiren sich um den Stadtpark des nördlichen Stadttheiles; doch hat auch der südliche einen Bahnhof. Unter den Ostseehäfen wird Libau nach St. Petersburg am meisten begünstigt, und sein Handel breitet sich auf Kosten von Riga und Königsberg aus. Es hat günstige Eisenbahntarife, ausreichende Getreidespeicher, mit Elevatoren und anderen mechanischen Vorrich- tungen ausgerüstet, und sein Hafen und Seecanal ist für kleinere Seeschiffe genügend tief ausgebaggert. All diese Sorgfalt erklärt sich daraus, dass der Hafen und das Meer in der Regel das ganze Jahr hindurch eisfrei und für Dampfer zugänglich sind, während oft alle übrigen Ostseehäfen durch Eis blockirt werden. Aus diesem Grunde droht auch dem Hafen die Gefahr, wie Sebastopol am Schwarzen Meere, zu einem Kriegshafen erhoben zu werden; den Handelshafen Kurlands soll das nördlich gelegene Windau erhalten, das bereits auch an das russische Eisenbahnnetz angeschlossen ist. Den Haupttheil der Ausfuhr, welche die Einfuhr weit übertrifft, bilden Erzeugnisse des Ackerbaues. An der Spitze steht Getreide. _ Als Ersatz für die Verringerung der Ausfuhr von Roggenmehl ins Ausland stieg die in das russische Reich und nach Finnland: 1889 65.520 q, 1888 35.381 q. Die ausgeführte Kleie (1889 214.250 q) stammte 1889 schon zu drei Fünfteln aus dem Innern von Russland. Es wurden ausgeführt Hülsenfrüchte 1889 506.100, 1888 564.900 hl, Oelsamen 1889 772.800 hl, 1888 850.500 hl, Oelkuchen 1889 253.235 q, 1888 257.494 q. Die Ausfuhr von Flachs (1889 259.950 q, 1888 196.232 q) und Hanf (1889 28.665 q) hat für Libau noch grösstentheils den Charakter der Spedition. Die Ausfuhr von Spiritus ist seit 1886, wo sie 169.000 hl erreichte, bis 1889 auf 71.460 hl gesunken, die von Petroleum (1889 178.890 q, 1888 351.679 q) geht ebenfalls zurück.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/866>, abgerufen am 22.11.2024.