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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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St. Petersburg.
schönsten Verkaufsläden sind. Palastartige Privatgebäude wechseln
mit Kirchen und kaiserlichen Gebäuden. Neben der Kasanbrücke ragt
der herrliche Bau der Kasan'schen Kathedrale (25) hervor; eine
Colonnade von 132 korinthischen Säulen umsäumt im Halbkreis den
Platz, in dessen Hintergrund die Kathedrale steht. Im Innern derselben
hängt in der Mitte das berühmte Muttergottesbild, das im Jahre 1579
von Kasan nach Moskau und 1721 nach Petersburg gebracht wurde.
Die Edelsteine, welche das Bild schmücken, sind fast unschätzbar.
Auf dem Platze vor der Kathedrale sind die Denkmäler der Marschälle
Kutusoff und Barclay de Tolly errichtet.

Ueber den Alexandraplatz, auf dem sich das Denkmal Katha-
rina II. erhebt, steht die kaiserliche öffentliche Bibliothek mit mehr
als einer Million Bänden.

An der Fontanka befindet sich das Anitschkoff- oder Nikolai-
Palais (15), an der Ostseite des Palastes führt die Anitschkoffbrücke
über die Fontanka.

Die Vorstadt Wassiljewskaja ist seit dem Ausbau des Stadt-
theiles an der Fontanka in den Hintergrund getreten, aber auch dort
befindet sich eine Zahl wichtiger Bauten. Vom Palastplatz kommt
man über die Schloss- oder Dworzowij-Brücke (58) zur Ostspitze von
Wassily-Ostrow, wo die sogenannte holländische Börse (Birska) N, ein
griechischer Bau, sich erhebt. Auf dem Platze vor der Börse stehen
zwei Säulen aus rothem Granit, von dem Punkte zwischen ihnen ge-
niesst man eine entzückende Aussicht: vor sich den gewaltigen Strom,
links die Peter-Pauls-Festung, rechts die Quais der Newa mit der
grossartigen Reihe von Palästen.

Wenn man an dem Börsengebäude vorbei den Quai an der
Grossen Newa entlang geht, gelangt man zu einer Reihe palastartiger
öffentlicher Gebäude: zuerst zur Akademie der Wissenschaften (S)
mit dem Museum und der Bibliothek. Die Akademie wurde von Peter
dem Grossen nach einem unter Mitwirkung von Chr. v. Wolff und
Leibnitz entworfenen Plane 1724 gegründet. Sie begann aber erst
nach dem Tode des Czaren unter Katharina I. ihre Wirksamkeit. Die
Akademie besteht aus drei Classen, für mathematische Wissenschaften,
russische Sprache und Literatur, dann Geschichte und Philologie. Sie
erhält jährlich eine Dotation von 300.000 Rubel. Die mit ihr ver-
bundene Bibliothek besitzt etwa 300.000 Bände. Das zoologische
Museum ist besonders reich an vorweltlichen Thieren, ausserdem sind
mit der Akademie verbunden das ethnographische Museum, welches
alle Trachten und Costüme des russischen Reiches enthält, die bota-

St. Petersburg.
schönsten Verkaufsläden sind. Palastartige Privatgebäude wechseln
mit Kirchen und kaiserlichen Gebäuden. Neben der Kasanbrücke ragt
der herrliche Bau der Kasan’schen Kathedrale (25) hervor; eine
Colonnade von 132 korinthischen Säulen umsäumt im Halbkreis den
Platz, in dessen Hintergrund die Kathedrale steht. Im Innern derselben
hängt in der Mitte das berühmte Muttergottesbild, das im Jahre 1579
von Kasan nach Moskau und 1721 nach Petersburg gebracht wurde.
Die Edelsteine, welche das Bild schmücken, sind fast unschätzbar.
Auf dem Platze vor der Kathedrale sind die Denkmäler der Marschälle
Kutusoff und Barclay de Tolly errichtet.

Ueber den Alexandraplatz, auf dem sich das Denkmal Katha-
rina II. erhebt, steht die kaiserliche öffentliche Bibliothek mit mehr
als einer Million Bänden.

An der Fontanka befindet sich das Anitschkoff- oder Nikolai-
Palais (15), an der Ostseite des Palastes führt die Anitschkoffbrücke
über die Fontanka.

Die Vorstadt Wassiljewskaja ist seit dem Ausbau des Stadt-
theiles an der Fontanka in den Hintergrund getreten, aber auch dort
befindet sich eine Zahl wichtiger Bauten. Vom Palastplatz kommt
man über die Schloss- oder Dworzowij-Brücke (58) zur Ostspitze von
Wassily-Ostrow, wo die sogenannte holländische Börse (Birska) N, ein
griechischer Bau, sich erhebt. Auf dem Platze vor der Börse stehen
zwei Säulen aus rothem Granit, von dem Punkte zwischen ihnen ge-
niesst man eine entzückende Aussicht: vor sich den gewaltigen Strom,
links die Peter-Pauls-Festung, rechts die Quais der Newa mit der
grossartigen Reihe von Palästen.

Wenn man an dem Börsengebäude vorbei den Quai an der
Grossen Newa entlang geht, gelangt man zu einer Reihe palastartiger
öffentlicher Gebäude: zuerst zur Akademie der Wissenschaften (S)
mit dem Museum und der Bibliothek. Die Akademie wurde von Peter
dem Grossen nach einem unter Mitwirkung von Chr. v. Wolff und
Leibnitz entworfenen Plane 1724 gegründet. Sie begann aber erst
nach dem Tode des Czaren unter Katharina I. ihre Wirksamkeit. Die
Akademie besteht aus drei Classen, für mathematische Wissenschaften,
russische Sprache und Literatur, dann Geschichte und Philologie. Sie
erhält jährlich eine Dotation von 300.000 Rubel. Die mit ihr ver-
bundene Bibliothek besitzt etwa 300.000 Bände. Das zoologische
Museum ist besonders reich an vorweltlichen Thieren, ausserdem sind
mit der Akademie verbunden das ethnographische Museum, welches
alle Trachten und Costüme des russischen Reiches enthält, die bota-

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[871/0891] St. Petersburg. schönsten Verkaufsläden sind. Palastartige Privatgebäude wechseln mit Kirchen und kaiserlichen Gebäuden. Neben der Kasanbrücke ragt der herrliche Bau der Kasan’schen Kathedrale (25) hervor; eine Colonnade von 132 korinthischen Säulen umsäumt im Halbkreis den Platz, in dessen Hintergrund die Kathedrale steht. Im Innern derselben hängt in der Mitte das berühmte Muttergottesbild, das im Jahre 1579 von Kasan nach Moskau und 1721 nach Petersburg gebracht wurde. Die Edelsteine, welche das Bild schmücken, sind fast unschätzbar. Auf dem Platze vor der Kathedrale sind die Denkmäler der Marschälle Kutusoff und Barclay de Tolly errichtet. Ueber den Alexandraplatz, auf dem sich das Denkmal Katha- rina II. erhebt, steht die kaiserliche öffentliche Bibliothek mit mehr als einer Million Bänden. An der Fontanka befindet sich das Anitschkoff- oder Nikolai- Palais (15), an der Ostseite des Palastes führt die Anitschkoffbrücke über die Fontanka. Die Vorstadt Wassiljewskaja ist seit dem Ausbau des Stadt- theiles an der Fontanka in den Hintergrund getreten, aber auch dort befindet sich eine Zahl wichtiger Bauten. Vom Palastplatz kommt man über die Schloss- oder Dworzowij-Brücke (58) zur Ostspitze von Wassily-Ostrow, wo die sogenannte holländische Börse (Birska) N, ein griechischer Bau, sich erhebt. Auf dem Platze vor der Börse stehen zwei Säulen aus rothem Granit, von dem Punkte zwischen ihnen ge- niesst man eine entzückende Aussicht: vor sich den gewaltigen Strom, links die Peter-Pauls-Festung, rechts die Quais der Newa mit der grossartigen Reihe von Palästen. Wenn man an dem Börsengebäude vorbei den Quai an der Grossen Newa entlang geht, gelangt man zu einer Reihe palastartiger öffentlicher Gebäude: zuerst zur Akademie der Wissenschaften (S) mit dem Museum und der Bibliothek. Die Akademie wurde von Peter dem Grossen nach einem unter Mitwirkung von Chr. v. Wolff und Leibnitz entworfenen Plane 1724 gegründet. Sie begann aber erst nach dem Tode des Czaren unter Katharina I. ihre Wirksamkeit. Die Akademie besteht aus drei Classen, für mathematische Wissenschaften, russische Sprache und Literatur, dann Geschichte und Philologie. Sie erhält jährlich eine Dotation von 300.000 Rubel. Die mit ihr ver- bundene Bibliothek besitzt etwa 300.000 Bände. Das zoologische Museum ist besonders reich an vorweltlichen Thieren, ausserdem sind mit der Akademie verbunden das ethnographische Museum, welches alle Trachten und Costüme des russischen Reiches enthält, die bota-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/891>, abgerufen am 22.11.2024.