im Jahre 1624 die Stadt auf der anderen Seite des Fjords aufbauen. Von ihrem Gründer erhielt die neue Stadt den Namen Christiania. Im Jahre 1716 wurde sie durch einen Monat von den Schweden unter Karl XII. belagert und erlitt dabei grossen Schaden. Im XVIII. Jahrhundert folgte noch eine Periode blühenden Han- dels mit England, der aber durch die folgenden Kriege grosse Einbusse erlitt. Erst in der neuesten Zeit hat Christiania einen ganz gewaltigen Aufschwung genommen.
Die Hauptstrasse der Stadt, der Mittelpunkt des Geschäftslebens, ist die Karl Johann-Gade, welche die ganze Stadt vom Ostbahn- hofe bis zum königlichen Schlosse durchschneidet. Das königliche Schloss liegt im Westen der Stadt auf dem geebneten Gipfel eines Berges, welcher das ganze Thal beherrscht. Es ist von einem offenen Garten umgeben und kehrt seine Hauptfacade der Stadt zu. Der mächtige, 100 m lange Bau ist sehr einfach gehalten. Vor dem Schlosse steht die Reiterstatue Karl Johann's. Oestlich des Schlosses liegt die Universität, ein classischer, aus mehreren Objecten beste- hender Bau, wo auch die Sammlungen und die Bibliothek unter- gebracht sind. Nördlich von der Universität befindet sich das Kunst- museum im Renaissancestyl mit einem Sculpturenmuseum im Erdge- schosse und einer Nationalgallerie im ersten Stockwerke.
Südöstlich von der Universität ist der bepflanzte Eidsvoldsplatz, an dessen östlichem Ende sich das Storthingshaus befindet, in bi- zarren Formen aufgeführt, mit dem Storthingssaal als Mittelpunkt. Vom Storthingshaus aus die Akersgade südwärts kommt man zu der schönen Johanneskirche; östlich davon ist der alte Marktplatz, wo das älteste Haus der Stadt vom Jahre 1606 zu sehen ist.
Vom Ostbahnhofe, dem Anfange der Karl Johann-Gade, südlich liegt der Hafen von Björviken und das Zollhaus mit den Magazinen. Von den Hafenbrücken ist durch einen Garten geschieden das alte einstöckige königliche Palais, wo König Johann wohnte, wenn er in Christiania war. Um die Mündung des Akers-Elv herum befinden sich die grossen Holzniederlagen Christianias.
Am südlichen Theile der Halbinsel ist das alte Schloss Akershus mit einer wundervollen Aussicht über die Stadt und den Fjord. Es sind nur noch wenige Reste der mittelalterlichen Bauten dort vor- handen. Aus der Umgebung Christianias sind besonders hervorzu- heben: Oskarshall, ein im englisch-gothischen Style erbautes könig- liches Lustschloss mit herrlicher Rundsicht; Frognersätren, ein 400 m hoher, 9 km im Nordwesten der Stadt gelegener Aussichtspunkt mit einem Landhaus im norwegischen Holzstyle, der einen wunderbaren Ueberblick auf die Stadt und den ganzen Fjord mit den zahlreichen Inseln gewährt; endlich der Ekeberg im Südosten der Stadt.
Der atlantische Ocean.
im Jahre 1624 die Stadt auf der anderen Seite des Fjords aufbauen. Von ihrem Gründer erhielt die neue Stadt den Namen Christiania. Im Jahre 1716 wurde sie durch einen Monat von den Schweden unter Karl XII. belagert und erlitt dabei grossen Schaden. Im XVIII. Jahrhundert folgte noch eine Periode blühenden Han- dels mit England, der aber durch die folgenden Kriege grosse Einbusse erlitt. Erst in der neuesten Zeit hat Christiania einen ganz gewaltigen Aufschwung genommen.
Die Hauptstrasse der Stadt, der Mittelpunkt des Geschäftslebens, ist die Karl Johann-Gade, welche die ganze Stadt vom Ostbahn- hofe bis zum königlichen Schlosse durchschneidet. Das königliche Schloss liegt im Westen der Stadt auf dem geebneten Gipfel eines Berges, welcher das ganze Thal beherrscht. Es ist von einem offenen Garten umgeben und kehrt seine Hauptfaçade der Stadt zu. Der mächtige, 100 m lange Bau ist sehr einfach gehalten. Vor dem Schlosse steht die Reiterstatue Karl Johann’s. Oestlich des Schlosses liegt die Universität, ein classischer, aus mehreren Objecten beste- hender Bau, wo auch die Sammlungen und die Bibliothek unter- gebracht sind. Nördlich von der Universität befindet sich das Kunst- museum im Renaissancestyl mit einem Sculpturenmuseum im Erdge- schosse und einer Nationalgallerie im ersten Stockwerke.
Südöstlich von der Universität ist der bepflanzte Eidsvoldsplatz, an dessen östlichem Ende sich das Storthingshaus befindet, in bi- zarren Formen aufgeführt, mit dem Storthingssaal als Mittelpunkt. Vom Storthingshaus aus die Akersgade südwärts kommt man zu der schönen Johanneskirche; östlich davon ist der alte Marktplatz, wo das älteste Haus der Stadt vom Jahre 1606 zu sehen ist.
Vom Ostbahnhofe, dem Anfange der Karl Johann-Gade, südlich liegt der Hafen von Björviken und das Zollhaus mit den Magazinen. Von den Hafenbrücken ist durch einen Garten geschieden das alte einstöckige königliche Palais, wo König Johann wohnte, wenn er in Christiania war. Um die Mündung des Akers-Elv herum befinden sich die grossen Holzniederlagen Christianias.
Am südlichen Theile der Halbinsel ist das alte Schloss Akershus mit einer wundervollen Aussicht über die Stadt und den Fjord. Es sind nur noch wenige Reste der mittelalterlichen Bauten dort vor- handen. Aus der Umgebung Christianias sind besonders hervorzu- heben: Oskarshall, ein im englisch-gothischen Style erbautes könig- liches Lustschloss mit herrlicher Rundsicht; Frognersätren, ein 400 m hoher, 9 km im Nordwesten der Stadt gelegener Aussichtspunkt mit einem Landhaus im norwegischen Holzstyle, der einen wunderbaren Ueberblick auf die Stadt und den ganzen Fjord mit den zahlreichen Inseln gewährt; endlich der Ekeberg im Südosten der Stadt.
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Der atlantische Ocean.
im Jahre 1624 die Stadt auf der anderen Seite des Fjords aufbauen. Von ihrem
Gründer erhielt die neue Stadt den Namen Christiania. Im Jahre 1716 wurde sie
durch einen Monat von den Schweden unter Karl XII. belagert und erlitt dabei
grossen Schaden. Im XVIII. Jahrhundert folgte noch eine Periode blühenden Han-
dels mit England, der aber durch die folgenden Kriege grosse Einbusse erlitt. Erst
in der neuesten Zeit hat Christiania einen ganz gewaltigen Aufschwung genommen.
Die Hauptstrasse der Stadt, der Mittelpunkt des Geschäftslebens,
ist die Karl Johann-Gade, welche die ganze Stadt vom Ostbahn-
hofe bis zum königlichen Schlosse durchschneidet. Das königliche
Schloss liegt im Westen der Stadt auf dem geebneten Gipfel eines
Berges, welcher das ganze Thal beherrscht. Es ist von einem offenen
Garten umgeben und kehrt seine Hauptfaçade der Stadt zu. Der
mächtige, 100 m lange Bau ist sehr einfach gehalten. Vor dem
Schlosse steht die Reiterstatue Karl Johann’s. Oestlich des Schlosses
liegt die Universität, ein classischer, aus mehreren Objecten beste-
hender Bau, wo auch die Sammlungen und die Bibliothek unter-
gebracht sind. Nördlich von der Universität befindet sich das Kunst-
museum im Renaissancestyl mit einem Sculpturenmuseum im Erdge-
schosse und einer Nationalgallerie im ersten Stockwerke.
Südöstlich von der Universität ist der bepflanzte Eidsvoldsplatz,
an dessen östlichem Ende sich das Storthingshaus befindet, in bi-
zarren Formen aufgeführt, mit dem Storthingssaal als Mittelpunkt.
Vom Storthingshaus aus die Akersgade südwärts kommt man zu der
schönen Johanneskirche; östlich davon ist der alte Marktplatz, wo
das älteste Haus der Stadt vom Jahre 1606 zu sehen ist.
Vom Ostbahnhofe, dem Anfange der Karl Johann-Gade, südlich
liegt der Hafen von Björviken und das Zollhaus mit den Magazinen.
Von den Hafenbrücken ist durch einen Garten geschieden das alte
einstöckige königliche Palais, wo König Johann wohnte, wenn er in
Christiania war. Um die Mündung des Akers-Elv herum befinden
sich die grossen Holzniederlagen Christianias.
Am südlichen Theile der Halbinsel ist das alte Schloss Akershus
mit einer wundervollen Aussicht über die Stadt und den Fjord. Es
sind nur noch wenige Reste der mittelalterlichen Bauten dort vor-
handen. Aus der Umgebung Christianias sind besonders hervorzu-
heben: Oskarshall, ein im englisch-gothischen Style erbautes könig-
liches Lustschloss mit herrlicher Rundsicht; Frognersätren, ein 400 m
hoher, 9 km im Nordwesten der Stadt gelegener Aussichtspunkt mit
einem Landhaus im norwegischen Holzstyle, der einen wunderbaren
Ueberblick auf die Stadt und den ganzen Fjord mit den zahlreichen
Inseln gewährt; endlich der Ekeberg im Südosten der Stadt.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/924>, abgerufen am 23.11.2024.
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