Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

London.
Interesse hatte, sich in jenem Cafe zusammenfanden und dort ihre
verschiedenen Nachrichten austauschten, Anfragen stellten, Nach-
forschungen hielten. Diese zwanglose Vereinigung gab zunächst auch
Anlass zur besseren Entwicklung des Seeversicherungswesens. Man
suchte nämlich bei den erwähnten Zusammenkünften Personen, welche
gegen Erhalt eines gewissen Betrages -- der Prämie -- sich zur Ueber-
nahme des Risicos für eine Seefahrt, beziehungsweise für eine Ladung
oder einen Theil einer solchen verpflichteten. Gemeiniglich legte man
[Abbildung]

Greenwich.

einen Antrag hiezu schriftlich auf und forderte zur Betheiligung durch
Unterschrift auf. So entstanden fallweise Versicherungsverträge, und
die Versicherer wurden, weil sie durch erwähnte Unterschrift den
Vertrag annahmen, Underwriters genannt. Letzteres Wort ist dann
für Seeversicherer auch noch in Gebrauch geblieben, nachdem schon
das Versicherungswesen eine ganz feste Organisation erhalten hatte.
Aus dem Cafe Lloyd sind aber allmälig zwei grosse Institutionen her-
vorgegangen, welche massgebend für analoge Einrichtungen in anderen
Ländern geworden sind, einerseits die Seeassecuranz, welche an Stelle

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 118

London.
Interesse hatte, sich in jenem Café zusammenfanden und dort ihre
verschiedenen Nachrichten austauschten, Anfragen stellten, Nach-
forschungen hielten. Diese zwanglose Vereinigung gab zunächst auch
Anlass zur besseren Entwicklung des Seeversicherungswesens. Man
suchte nämlich bei den erwähnten Zusammenkünften Personen, welche
gegen Erhalt eines gewissen Betrages — der Prämie — sich zur Ueber-
nahme des Risicos für eine Seefahrt, beziehungsweise für eine Ladung
oder einen Theil einer solchen verpflichteten. Gemeiniglich legte man
[Abbildung]

Greenwich.

einen Antrag hiezu schriftlich auf und forderte zur Betheiligung durch
Unterschrift auf. So entstanden fallweise Versicherungsverträge, und
die Versicherer wurden, weil sie durch erwähnte Unterschrift den
Vertrag annahmen, Underwriters genannt. Letzteres Wort ist dann
für Seeversicherer auch noch in Gebrauch geblieben, nachdem schon
das Versicherungswesen eine ganz feste Organisation erhalten hatte.
Aus dem Café Lloyd sind aber allmälig zwei grosse Institutionen her-
vorgegangen, welche massgebend für analoge Einrichtungen in anderen
Ländern geworden sind, einerseits die Seeassecuranz, welche an Stelle

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 118
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0957" n="937"/><fw place="top" type="header">London.</fw><lb/>
Interesse hatte, sich in jenem Café zusammenfanden und dort ihre<lb/>
verschiedenen Nachrichten austauschten, Anfragen stellten, Nach-<lb/>
forschungen hielten. Diese zwanglose Vereinigung gab zunächst auch<lb/>
Anlass zur besseren Entwicklung des Seeversicherungswesens. Man<lb/>
suchte nämlich bei den erwähnten Zusammenkünften Personen, welche<lb/>
gegen Erhalt eines gewissen Betrages &#x2014; der Prämie &#x2014; sich zur Ueber-<lb/>
nahme des Risicos für eine Seefahrt, beziehungsweise für eine Ladung<lb/>
oder einen Theil einer solchen verpflichteten. Gemeiniglich legte man<lb/><figure><p><hi rendition="#b">Greenwich</hi>.</p></figure><lb/>
einen Antrag hiezu schriftlich auf und forderte zur Betheiligung durch<lb/>
Unterschrift auf. So entstanden fallweise Versicherungsverträge, und<lb/>
die Versicherer wurden, weil sie durch erwähnte Unterschrift den<lb/>
Vertrag annahmen, Underwriters genannt. Letzteres Wort ist dann<lb/>
für Seeversicherer auch noch in Gebrauch geblieben, nachdem schon<lb/>
das Versicherungswesen eine ganz feste Organisation erhalten hatte.<lb/>
Aus dem Café Lloyd sind aber allmälig zwei grosse Institutionen her-<lb/>
vorgegangen, welche massgebend für analoge Einrichtungen in anderen<lb/>
Ländern geworden sind, einerseits die Seeassecuranz, welche an Stelle<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 118</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[937/0957] London. Interesse hatte, sich in jenem Café zusammenfanden und dort ihre verschiedenen Nachrichten austauschten, Anfragen stellten, Nach- forschungen hielten. Diese zwanglose Vereinigung gab zunächst auch Anlass zur besseren Entwicklung des Seeversicherungswesens. Man suchte nämlich bei den erwähnten Zusammenkünften Personen, welche gegen Erhalt eines gewissen Betrages — der Prämie — sich zur Ueber- nahme des Risicos für eine Seefahrt, beziehungsweise für eine Ladung oder einen Theil einer solchen verpflichteten. Gemeiniglich legte man [Abbildung Greenwich.] einen Antrag hiezu schriftlich auf und forderte zur Betheiligung durch Unterschrift auf. So entstanden fallweise Versicherungsverträge, und die Versicherer wurden, weil sie durch erwähnte Unterschrift den Vertrag annahmen, Underwriters genannt. Letzteres Wort ist dann für Seeversicherer auch noch in Gebrauch geblieben, nachdem schon das Versicherungswesen eine ganz feste Organisation erhalten hatte. Aus dem Café Lloyd sind aber allmälig zwei grosse Institutionen her- vorgegangen, welche massgebend für analoge Einrichtungen in anderen Ländern geworden sind, einerseits die Seeassecuranz, welche an Stelle Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 118

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/957
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/957>, abgerufen am 09.06.2024.