Des Ueberblickes halber ist hier die nächste der Approvisionirung Londons gewidmete Importgruppe "Lebende Thiere" anzuführen. Im Jahre 1889 wurden 159.336 Stück Ochsen und Kühe gegen 130.501 Stück des Vorjahres importirt, die Zahl der eingeführten Schafe und Lämmer belief sich auf 343.987 Stück, im Jahre 1889 gegen 742.162 Stück des Jahres 1888.
Die Versorgung von 4 Millionen Menschen mit ihrem täglichen Bedarfe an Lebensmitteln erfordert eine einheitliche Organisation. Dies ist denn auch in London der Fall. Jeder Artikel hat seinen speciellen Verkaufsort, welcher die Zufuhr gleichartiger Producte nach einem bestimmtem Punkte centralisirt. Diese Centralpunkte, "Markets" (Märkte) genannt, stehen zum grossen Theile unter Ueberwachung, respective in der Verwaltung der städtischen Behörde, welche durch eigene Organe den Verkauf zumeist im Wege der Versteigerung regelt. Von den Märkten aus nehmen die Nahrungsmittel durch die Vermittlung der verschiedenen Händler ihren Weg zu den Consumenten. Die wichtigsten der Londoner Märkte sollen hier eine kurze Besprechung finden, weil nur aus den auf denselben erzielten Umsätzen eine annäherungsweise Vorstellung über die Grossartigkeit des Verkehres sich ergeben kann.
Vor allen anderen ist der Londoner Centralmarkt für Fleisch, Geflügel und Victualien hervorzuheben. Derselbe liegt in Smithfield bei Farringdon Street, ist Eigenthum der Stadt und wird von der Behörde verwaltet. Es wird meist im Grossen verkauft. Die jährlich auf diesem Markte allein zugeführten Waaren be- tragen 270.000 t. Der Markt ist täglich geöffnet, doch ist im Winter an Freitagen, im Sommer an Samstagen der stärkste Verkehr. Die aus den Mauthen, Standgebühren und Waggeldern resultirenden Einnahmen betrugen im Jahre 1888 89.000 L, an Verwaltungskosten wurden 72.000 L ausgegeben.
Die grossen Viehmärkte in Islington und Deptford mit ihren Schlacht- häusern und ausgedehnten Gebäuden (Magazinen und Stallungen) stehen gleich- falls unter städtischer Controle. Ersterer umfasst eine Fläche von 75 Acres (30·4 hu), Markttage sind Montag und Donnerstag für Schlachtvieh, Schafe und Schweine, Freitag für Pferde und Maulthiere. Nahezu 1 Million Thiere passiren jährlich diesen Markt. Für die Erhaltung desselben wurden 1888 nicht weniger als 38.232 L ausgegeben. Auf den Deptfordmarkt (Dock street) kommen jährlich circa 800.000--900.000 Stück Vieh zum Auftrieb.
Billingsgate (Lower Thames street), Eigenthum der Stadt, ist der wichtigste Londoner Fischmarkt, welcher nach einer Schätzung circa 140.000 t Fische jährlich aufnimmt. Drei Viertel der gesammten Zufuhr werden im Auctionswege verkauft. 80.000 t Fische werden auf dem Landtransporte zugeführt, der Rest kommt zur See. Von geringerer Bedeutung ist der Shadwell-Fischmarkt, Eigenthum der London Riverside Fish Market Company, 11/2 Meilen unterhalb London bridge gelegen. Die Zufuhr betrug im letzten Jahre 18.000 t im Werthe von
London
Hieran reiht sich die Gruppe der Früchte mit:
[Tabelle]
Des Ueberblickes halber ist hier die nächste der Approvisionirung Londons gewidmete Importgruppe „Lebende Thiere“ anzuführen. Im Jahre 1889 wurden 159.336 Stück Ochsen und Kühe gegen 130.501 Stück des Vorjahres importirt, die Zahl der eingeführten Schafe und Lämmer belief sich auf 343.987 Stück, im Jahre 1889 gegen 742.162 Stück des Jahres 1888.
Die Versorgung von 4 Millionen Menschen mit ihrem täglichen Bedarfe an Lebensmitteln erfordert eine einheitliche Organisation. Dies ist denn auch in London der Fall. Jeder Artikel hat seinen speciellen Verkaufsort, welcher die Zufuhr gleichartiger Producte nach einem bestimmtem Punkte centralisirt. Diese Centralpunkte, „Markets“ (Märkte) genannt, stehen zum grossen Theile unter Ueberwachung, respective in der Verwaltung der städtischen Behörde, welche durch eigene Organe den Verkauf zumeist im Wege der Versteigerung regelt. Von den Märkten aus nehmen die Nahrungsmittel durch die Vermittlung der verschiedenen Händler ihren Weg zu den Consumenten. Die wichtigsten der Londoner Märkte sollen hier eine kurze Besprechung finden, weil nur aus den auf denselben erzielten Umsätzen eine annäherungsweise Vorstellung über die Grossartigkeit des Verkehres sich ergeben kann.
Vor allen anderen ist der Londoner Centralmarkt für Fleisch, Geflügel und Victualien hervorzuheben. Derselbe liegt in Smithfield bei Farringdon Street, ist Eigenthum der Stadt und wird von der Behörde verwaltet. Es wird meist im Grossen verkauft. Die jährlich auf diesem Markte allein zugeführten Waaren be- tragen 270.000 t. Der Markt ist täglich geöffnet, doch ist im Winter an Freitagen, im Sommer an Samstagen der stärkste Verkehr. Die aus den Mauthen, Standgebühren und Waggeldern resultirenden Einnahmen betrugen im Jahre 1888 89.000 ₤, an Verwaltungskosten wurden 72.000 ₤ ausgegeben.
Die grossen Viehmärkte in Islington und Deptford mit ihren Schlacht- häusern und ausgedehnten Gebäuden (Magazinen und Stallungen) stehen gleich- falls unter städtischer Controle. Ersterer umfasst eine Fläche von 75 Acres (30·4 hu), Markttage sind Montag und Donnerstag für Schlachtvieh, Schafe und Schweine, Freitag für Pferde und Maulthiere. Nahezu 1 Million Thiere passiren jährlich diesen Markt. Für die Erhaltung desselben wurden 1888 nicht weniger als 38.232 ₤ ausgegeben. Auf den Deptfordmarkt (Dock street) kommen jährlich circa 800.000—900.000 Stück Vieh zum Auftrieb.
Billingsgate (Lower Thames street), Eigenthum der Stadt, ist der wichtigste Londoner Fischmarkt, welcher nach einer Schätzung circa 140.000 t Fische jährlich aufnimmt. Drei Viertel der gesammten Zufuhr werden im Auctionswege verkauft. 80.000 t Fische werden auf dem Landtransporte zugeführt, der Rest kommt zur See. Von geringerer Bedeutung ist der Shadwell-Fischmarkt, Eigenthum der London Riverside Fish Market Company, 1½ Meilen unterhalb London bridge gelegen. Die Zufuhr betrug im letzten Jahre 18.000 t im Werthe von
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159.336 Stück Ochsen und Kühe gegen 130.501 Stück des Vorjahres importirt,
die Zahl der eingeführten Schafe und Lämmer belief sich auf 343.987 Stück, im
Jahre 1889 gegen 742.162 Stück des Jahres 1888.
Die Versorgung von 4 Millionen Menschen mit ihrem täglichen Bedarfe
an Lebensmitteln erfordert eine einheitliche Organisation. Dies ist denn auch in
London der Fall. Jeder Artikel hat seinen speciellen Verkaufsort, welcher die
Zufuhr gleichartiger Producte nach einem bestimmtem Punkte centralisirt. Diese
Centralpunkte, „Markets“ (Märkte) genannt, stehen zum grossen Theile unter
Ueberwachung, respective in der Verwaltung der städtischen Behörde, welche
durch eigene Organe den Verkauf zumeist im Wege der Versteigerung regelt.
Von den Märkten aus nehmen die Nahrungsmittel durch die Vermittlung der
verschiedenen Händler ihren Weg zu den Consumenten. Die wichtigsten der
Londoner Märkte sollen hier eine kurze Besprechung finden, weil nur aus den
auf denselben erzielten Umsätzen eine annäherungsweise Vorstellung über die
Grossartigkeit des Verkehres sich ergeben kann.
Vor allen anderen ist der Londoner Centralmarkt für Fleisch, Geflügel und
Victualien hervorzuheben. Derselbe liegt in Smithfield bei Farringdon Street, ist
Eigenthum der Stadt und wird von der Behörde verwaltet. Es wird meist im
Grossen verkauft. Die jährlich auf diesem Markte allein zugeführten Waaren be-
tragen 270.000 t. Der Markt ist täglich geöffnet, doch ist im Winter an
Freitagen, im Sommer an Samstagen der stärkste Verkehr. Die aus den Mauthen,
Standgebühren und Waggeldern resultirenden Einnahmen betrugen im Jahre 1888
89.000 ₤, an Verwaltungskosten wurden 72.000 ₤ ausgegeben.
Die grossen Viehmärkte in Islington und Deptford mit ihren Schlacht-
häusern und ausgedehnten Gebäuden (Magazinen und Stallungen) stehen gleich-
falls unter städtischer Controle. Ersterer umfasst eine Fläche von 75 Acres
(30·4 hu), Markttage sind Montag und Donnerstag für Schlachtvieh, Schafe und
Schweine, Freitag für Pferde und Maulthiere. Nahezu 1 Million Thiere passiren
jährlich diesen Markt. Für die Erhaltung desselben wurden 1888 nicht weniger
als 38.232 ₤ ausgegeben. Auf den Deptfordmarkt (Dock street) kommen jährlich
circa 800.000—900.000 Stück Vieh zum Auftrieb.
Billingsgate (Lower Thames street), Eigenthum der Stadt, ist der wichtigste
Londoner Fischmarkt, welcher nach einer Schätzung circa 140.000 t Fische jährlich
aufnimmt. Drei Viertel der gesammten Zufuhr werden im Auctionswege verkauft.
80.000 t Fische werden auf dem Landtransporte zugeführt, der Rest kommt zur
See. Von geringerer Bedeutung ist der Shadwell-Fischmarkt, Eigenthum der
London Riverside Fish Market Company, 1½ Meilen unterhalb London bridge
gelegen. Die Zufuhr betrug im letzten Jahre 18.000 t im Werthe von
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/977>, abgerufen am 23.11.2024.
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