Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Mittelmeerbecken.
Zwischen dem zweiten und dritten Kilometer von der westlichen Aus-
mündung entfernt, überschreitet den Canal auf einer 47 m hohen
Eisenbrücke von 80 m Spannweite die nach Athen führende pelopon-
nesische Eisenbahn.

Die Brücke dient auch für gewöhnliche Fuhrwerke.

Eine Querbahn (transisthmique) wurde für Arbeitszwecke in Be-
trieb gesetzt.

Die Trace des Canals führt von der korinthischen Seite aus-
gehend über das Bett des Neronischen Canaltheiles gegen den Golf
von Kalamaki.

Auf der Strecke des ersten Kilometers erreicht die Terrain-
erhebung nur 3 m, sie steigt jedoch schon beim zweiten Kilometer
auf 41 m, beim dritten auf 60 m. Vor dem vierten Kilometer erreicht
die Terrainwelle die grösste Höhe mit 80 m, senkt sich beim fünften
auf 42 m, um im letzten Theile am Golfe von Kalamaki auf 3 m über
den mittleren Stand des Meeresniveau herabzusinken.

Neben der bedeutenden Materialbewegung, welche der tiefe
Einschnitt verursacht, stellte sich ein unvorhergesehener Umstand ein,
der ebenso die Durchführung der Arbeiten verzögerte, wie die Kosten
derselben bedeutend erhöhte.

Unter der Kruste von hartem Gestein besteht nämlich das Innere
der isthmischen Terrainwelle gerade dort, wo der Canal läuft, aus
Mergel, so dass zur Verhütung einer Unterwaschung durch das von
den Dampfern bewegte Wasser beiderseits des Canales Schutzmauern
errichtet werden müssen, die bei 10 m Höhe gegen 3 km Länge
messen dürften. Durch diesen Uferschutz wird eine Kostenerhöhung
von etwa 12 Millionen Francs verursacht.

Von der präliminirten Materialbewegung von ungefähr 12 Mil-
lionen Cubikmeter waren vom Jahre 1882, in welchem die Arbeiten
begannen, bis zum Schlusse des Jahres 1888 bereits 8 Millionen
Cubikmeter bewältigt und ist zur Stunde der Terraineinschnitt auf
2 km Länge des Canales bis zur Sohle und auf der erübrigenden
Strecke bis zur Cote des Meeresniveaus durchgeführt.

An den Ausmündungen des Canales wurden durch Dammbauten
geräumige Hafenbassins gewonnen, an deren Quais die vorne erwähnten
Städtchen entstanden, und zwar Poseidonia an der korinthischen und
Isthmia an der ägäischen Seite.

Da infolge der oben erwähnten unvorhergesehenen Arbeitsein-
stellung auch eine bedeutende, die ursprünglichen Voranschläge weit
überschreitende Erhöhung der Baukosten eingetreten ist, konnte mit

Das Mittelmeerbecken.
Zwischen dem zweiten und dritten Kilometer von der westlichen Aus-
mündung entfernt, überschreitet den Canal auf einer 47 m hohen
Eisenbrücke von 80 m Spannweite die nach Athen führende pelopon-
nesische Eisenbahn.

Die Brücke dient auch für gewöhnliche Fuhrwerke.

Eine Querbahn (transisthmique) wurde für Arbeitszwecke in Be-
trieb gesetzt.

Die Trace des Canals führt von der korinthischen Seite aus-
gehend über das Bett des Neronischen Canaltheiles gegen den Golf
von Kalamaki.

Auf der Strecke des ersten Kilometers erreicht die Terrain-
erhebung nur 3 m, sie steigt jedoch schon beim zweiten Kilometer
auf 41 m, beim dritten auf 60 m. Vor dem vierten Kilometer erreicht
die Terrainwelle die grösste Höhe mit 80 m, senkt sich beim fünften
auf 42 m, um im letzten Theile am Golfe von Kalamaki auf 3 m über
den mittleren Stand des Meeresniveau herabzusinken.

Neben der bedeutenden Materialbewegung, welche der tiefe
Einschnitt verursacht, stellte sich ein unvorhergesehener Umstand ein,
der ebenso die Durchführung der Arbeiten verzögerte, wie die Kosten
derselben bedeutend erhöhte.

Unter der Kruste von hartem Gestein besteht nämlich das Innere
der isthmischen Terrainwelle gerade dort, wo der Canal läuft, aus
Mergel, so dass zur Verhütung einer Unterwaschung durch das von
den Dampfern bewegte Wasser beiderseits des Canales Schutzmauern
errichtet werden müssen, die bei 10 m Höhe gegen 3 km Länge
messen dürften. Durch diesen Uferschutz wird eine Kostenerhöhung
von etwa 12 Millionen Francs verursacht.

Von der präliminirten Materialbewegung von ungefähr 12 Mil-
lionen Cubikmeter waren vom Jahre 1882, in welchem die Arbeiten
begannen, bis zum Schlusse des Jahres 1888 bereits 8 Millionen
Cubikmeter bewältigt und ist zur Stunde der Terraineinschnitt auf
2 km Länge des Canales bis zur Sohle und auf der erübrigenden
Strecke bis zur Cote des Meeresniveaus durchgeführt.

An den Ausmündungen des Canales wurden durch Dammbauten
geräumige Hafenbassins gewonnen, an deren Quais die vorne erwähnten
Städtchen entstanden, und zwar Poseidonia an der korinthischen und
Isthmia an der ägäischen Seite.

Da infolge der oben erwähnten unvorhergesehenen Arbeitsein-
stellung auch eine bedeutende, die ursprünglichen Voranschläge weit
überschreitende Erhöhung der Baukosten eingetreten ist, konnte mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="78"/><fw place="top" type="header">Das Mittelmeerbecken.</fw><lb/>
Zwischen dem zweiten und dritten Kilometer von der westlichen Aus-<lb/>
mündung entfernt, überschreitet den Canal auf einer 47 <hi rendition="#i">m</hi> hohen<lb/>
Eisenbrücke von 80 <hi rendition="#i">m</hi> Spannweite die nach Athen führende pelopon-<lb/>
nesische Eisenbahn.</p><lb/>
          <p>Die Brücke dient auch für gewöhnliche Fuhrwerke.</p><lb/>
          <p>Eine Querbahn (transisthmique) wurde für Arbeitszwecke in Be-<lb/>
trieb gesetzt.</p><lb/>
          <p>Die Trace des Canals führt von der korinthischen Seite aus-<lb/>
gehend über das Bett des Neronischen Canaltheiles gegen den Golf<lb/>
von Kalamaki.</p><lb/>
          <p>Auf der Strecke des ersten Kilometers erreicht die Terrain-<lb/>
erhebung nur 3 <hi rendition="#i">m</hi>, sie steigt jedoch schon beim zweiten Kilometer<lb/>
auf 41 <hi rendition="#i">m</hi>, beim dritten auf 60 <hi rendition="#i">m</hi>. Vor dem vierten Kilometer erreicht<lb/>
die Terrainwelle die grösste Höhe mit 80 <hi rendition="#i">m</hi>, senkt sich beim fünften<lb/>
auf 42 <hi rendition="#i">m</hi>, um im letzten Theile am Golfe von Kalamaki auf 3 <hi rendition="#i">m</hi> über<lb/>
den mittleren Stand des Meeresniveau herabzusinken.</p><lb/>
          <p>Neben der bedeutenden Materialbewegung, welche der tiefe<lb/>
Einschnitt verursacht, stellte sich ein unvorhergesehener Umstand ein,<lb/>
der ebenso die Durchführung der Arbeiten verzögerte, wie die Kosten<lb/>
derselben bedeutend erhöhte.</p><lb/>
          <p>Unter der Kruste von hartem Gestein besteht nämlich das Innere<lb/>
der isthmischen Terrainwelle gerade dort, wo der Canal läuft, aus<lb/>
Mergel, so dass zur Verhütung einer Unterwaschung durch das von<lb/>
den Dampfern bewegte Wasser beiderseits des Canales Schutzmauern<lb/>
errichtet werden müssen, die bei 10 <hi rendition="#i">m</hi> Höhe gegen 3 <hi rendition="#i">km</hi> Länge<lb/>
messen dürften. Durch diesen Uferschutz wird eine Kostenerhöhung<lb/>
von etwa 12 Millionen Francs verursacht.</p><lb/>
          <p>Von der präliminirten Materialbewegung von ungefähr 12 Mil-<lb/>
lionen Cubikmeter waren vom Jahre 1882, in welchem die Arbeiten<lb/>
begannen, bis zum Schlusse des Jahres 1888 bereits 8 Millionen<lb/>
Cubikmeter bewältigt und ist zur Stunde der Terraineinschnitt auf<lb/>
2 <hi rendition="#i">km</hi> Länge des Canales bis zur Sohle und auf der erübrigenden<lb/>
Strecke bis zur Cote des Meeresniveaus durchgeführt.</p><lb/>
          <p>An den Ausmündungen des Canales wurden durch Dammbauten<lb/>
geräumige Hafenbassins gewonnen, an deren Quais die vorne erwähnten<lb/>
Städtchen entstanden, und zwar Poseidonia an der korinthischen und<lb/>
Isthmia an der ägäischen Seite.</p><lb/>
          <p>Da infolge der oben erwähnten unvorhergesehenen Arbeitsein-<lb/>
stellung auch eine bedeutende, die ursprünglichen Voranschläge weit<lb/>
überschreitende Erhöhung der Baukosten eingetreten ist, konnte mit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0098] Das Mittelmeerbecken. Zwischen dem zweiten und dritten Kilometer von der westlichen Aus- mündung entfernt, überschreitet den Canal auf einer 47 m hohen Eisenbrücke von 80 m Spannweite die nach Athen führende pelopon- nesische Eisenbahn. Die Brücke dient auch für gewöhnliche Fuhrwerke. Eine Querbahn (transisthmique) wurde für Arbeitszwecke in Be- trieb gesetzt. Die Trace des Canals führt von der korinthischen Seite aus- gehend über das Bett des Neronischen Canaltheiles gegen den Golf von Kalamaki. Auf der Strecke des ersten Kilometers erreicht die Terrain- erhebung nur 3 m, sie steigt jedoch schon beim zweiten Kilometer auf 41 m, beim dritten auf 60 m. Vor dem vierten Kilometer erreicht die Terrainwelle die grösste Höhe mit 80 m, senkt sich beim fünften auf 42 m, um im letzten Theile am Golfe von Kalamaki auf 3 m über den mittleren Stand des Meeresniveau herabzusinken. Neben der bedeutenden Materialbewegung, welche der tiefe Einschnitt verursacht, stellte sich ein unvorhergesehener Umstand ein, der ebenso die Durchführung der Arbeiten verzögerte, wie die Kosten derselben bedeutend erhöhte. Unter der Kruste von hartem Gestein besteht nämlich das Innere der isthmischen Terrainwelle gerade dort, wo der Canal läuft, aus Mergel, so dass zur Verhütung einer Unterwaschung durch das von den Dampfern bewegte Wasser beiderseits des Canales Schutzmauern errichtet werden müssen, die bei 10 m Höhe gegen 3 km Länge messen dürften. Durch diesen Uferschutz wird eine Kostenerhöhung von etwa 12 Millionen Francs verursacht. Von der präliminirten Materialbewegung von ungefähr 12 Mil- lionen Cubikmeter waren vom Jahre 1882, in welchem die Arbeiten begannen, bis zum Schlusse des Jahres 1888 bereits 8 Millionen Cubikmeter bewältigt und ist zur Stunde der Terraineinschnitt auf 2 km Länge des Canales bis zur Sohle und auf der erübrigenden Strecke bis zur Cote des Meeresniveaus durchgeführt. An den Ausmündungen des Canales wurden durch Dammbauten geräumige Hafenbassins gewonnen, an deren Quais die vorne erwähnten Städtchen entstanden, und zwar Poseidonia an der korinthischen und Isthmia an der ägäischen Seite. Da infolge der oben erwähnten unvorhergesehenen Arbeitsein- stellung auch eine bedeutende, die ursprünglichen Voranschläge weit überschreitende Erhöhung der Baukosten eingetreten ist, konnte mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/98
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/98>, abgerufen am 24.11.2024.