dieses Punktes und legten daselbst Befestigungswerke an, um sich die Verbindung mit Gallien zu sichern.
Unter den Angelsachsen wuchs Dover zu weiterer Bedeutung empor, und das römische Castell erweiterte sich durch neue Werke. Das damalige Dover betrieb schon fleissig Schiffahrt und seine Einwohner waren verpflichtet, dem Könige über Verlangen Kriegsfahrzeuge zu stellen. Die Normannen legten nicht minder Wichtigkeit auf den Besitz von Dover und machten aus dessen Schlosse einen ganz besonders festen Punkt. Von hier aus trat Richard Löwenherz seinen Kreuzzug an.
Dover ward naturgemäss in die späteren Kriege mit Frankreich vielfach verwickelt, und seine Fahrzeuge haben in den königlichen Flotten manchen harten Dienst zu leisten gehabt. Dafür genoss die Stadt aber auch stets der königlichen Gnade und erwarb sich allerlei Privilegien. Von Dover aus konnte man auch einen Theil der Kämpfe, welche der stolzen spanischen Armada ihr furchtbares Ende bereiteten, übersehen und die Stadt hatte auch damals zur Rüstung des Landes das Ihrige eifrigst beigetragen. Während des grossen Bürger- krieges im XVII. Jahrhunderte wurde Dover von den Truppen des Parlamentes behauptet und in seinem Hafen stieg der restaurirte König Karl II. ans Land, um vom Throne seiner Väter Besitz zu nehmen, hier wurde er vom General Monk feierlich empfangen.
Dovers Bedeutung als Handelsstadt sank jedoch einerseits durch die Aenderung der wirtschaftlichen Verhältnisse, welche eine Verlegung der grossen Centren mit sich brachten, hauptsächlich aber dadurch, dass der Hafen für die grossen modernen Schiffe zu klein ist, immer mehr, und seine Bedeutung be- schränkte sich zuletzt darauf, dass es auf dem nächsten Wege vom Festlande nach London lag, eine Bedeutung, die freilich bei dem im Laufe unseres Jahrhunderts so ungeheuer gestiegenen Verkehre mit dem Continente kein geringes Gewicht hat.
Betrachten wir nunmehr die Stadt selbst, so muss man den Hafen, die theilweise auf der Höhe sich hinziehende eigentliche Stadt und das dieselbe überragende Castell unterscheiden.
Dover besitzt nur einen Fluthafen, d. i. einen Hafen, der nur bei Hochwasser erreichbar ist. Die Einfahrt in denselben wird durch den 670 m langen Admiralitätsdamm (Admiralty-Pier) gegen Süd und West geschützt.
An diesem Damme legen die Postdampfer an besonderen Landungsstellen an, wo sie von den Gezeiten unabhängig sind.
Zwischen zwei kleineren Dämmen gelangt man von der See her zunächst in den Aussenhafen (Tidal-Harbour), ein geräumiges, bei Ebbe äusserst seichtes, fast trocken liegendes Bassin, aus welchem man durch überbrückte Schleussen-Canäle auf der einen Seite das bei Fluth 7 m tiefen Granville-Dock, auf der anderen Seite ein eben- falls ganz geschlossenes Bassin erreicht, welches früher the Pent genannt wurde, heute aber Wellington-Dock heisst und bei Flut 4·5 m Wassertiefe besitzt.
Der atlantische Ocean.
dieses Punktes und legten daselbst Befestigungswerke an, um sich die Verbindung mit Gallien zu sichern.
Unter den Angelsachsen wuchs Dover zu weiterer Bedeutung empor, und das römische Castell erweiterte sich durch neue Werke. Das damalige Dover betrieb schon fleissig Schiffahrt und seine Einwohner waren verpflichtet, dem Könige über Verlangen Kriegsfahrzeuge zu stellen. Die Normannen legten nicht minder Wichtigkeit auf den Besitz von Dover und machten aus dessen Schlosse einen ganz besonders festen Punkt. Von hier aus trat Richard Löwenherz seinen Kreuzzug an.
Dover ward naturgemäss in die späteren Kriege mit Frankreich vielfach verwickelt, und seine Fahrzeuge haben in den königlichen Flotten manchen harten Dienst zu leisten gehabt. Dafür genoss die Stadt aber auch stets der königlichen Gnade und erwarb sich allerlei Privilegien. Von Dover aus konnte man auch einen Theil der Kämpfe, welche der stolzen spanischen Armada ihr furchtbares Ende bereiteten, übersehen und die Stadt hatte auch damals zur Rüstung des Landes das Ihrige eifrigst beigetragen. Während des grossen Bürger- krieges im XVII. Jahrhunderte wurde Dover von den Truppen des Parlamentes behauptet und in seinem Hafen stieg der restaurirte König Karl II. ans Land, um vom Throne seiner Väter Besitz zu nehmen, hier wurde er vom General Monk feierlich empfangen.
Dovers Bedeutung als Handelsstadt sank jedoch einerseits durch die Aenderung der wirtschaftlichen Verhältnisse, welche eine Verlegung der grossen Centren mit sich brachten, hauptsächlich aber dadurch, dass der Hafen für die grossen modernen Schiffe zu klein ist, immer mehr, und seine Bedeutung be- schränkte sich zuletzt darauf, dass es auf dem nächsten Wege vom Festlande nach London lag, eine Bedeutung, die freilich bei dem im Laufe unseres Jahrhunderts so ungeheuer gestiegenen Verkehre mit dem Continente kein geringes Gewicht hat.
Betrachten wir nunmehr die Stadt selbst, so muss man den Hafen, die theilweise auf der Höhe sich hinziehende eigentliche Stadt und das dieselbe überragende Castell unterscheiden.
Dover besitzt nur einen Fluthafen, d. i. einen Hafen, der nur bei Hochwasser erreichbar ist. Die Einfahrt in denselben wird durch den 670 m langen Admiralitätsdamm (Admiralty-Pier) gegen Süd und West geschützt.
An diesem Damme legen die Postdampfer an besonderen Landungsstellen an, wo sie von den Gezeiten unabhängig sind.
Zwischen zwei kleineren Dämmen gelangt man von der See her zunächst in den Aussenhafen (Tidal-Harbour), ein geräumiges, bei Ebbe äusserst seichtes, fast trocken liegendes Bassin, aus welchem man durch überbrückte Schleussen-Canäle auf der einen Seite das bei Fluth 7 m tiefen Granville-Dock, auf der anderen Seite ein eben- falls ganz geschlossenes Bassin erreicht, welches früher the Pent genannt wurde, heute aber Wellington-Dock heisst und bei Flut 4·5 m Wassertiefe besitzt.
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Der atlantische Ocean.
dieses Punktes und legten daselbst Befestigungswerke an, um sich die Verbindung
mit Gallien zu sichern.
Unter den Angelsachsen wuchs Dover zu weiterer Bedeutung empor, und
das römische Castell erweiterte sich durch neue Werke. Das damalige Dover
betrieb schon fleissig Schiffahrt und seine Einwohner waren verpflichtet, dem
Könige über Verlangen Kriegsfahrzeuge zu stellen. Die Normannen legten nicht
minder Wichtigkeit auf den Besitz von Dover und machten aus dessen Schlosse
einen ganz besonders festen Punkt. Von hier aus trat Richard Löwenherz seinen
Kreuzzug an.
Dover ward naturgemäss in die späteren Kriege mit Frankreich vielfach
verwickelt, und seine Fahrzeuge haben in den königlichen Flotten manchen
harten Dienst zu leisten gehabt. Dafür genoss die Stadt aber auch stets der
königlichen Gnade und erwarb sich allerlei Privilegien. Von Dover aus konnte
man auch einen Theil der Kämpfe, welche der stolzen spanischen Armada ihr
furchtbares Ende bereiteten, übersehen und die Stadt hatte auch damals zur
Rüstung des Landes das Ihrige eifrigst beigetragen. Während des grossen Bürger-
krieges im XVII. Jahrhunderte wurde Dover von den Truppen des Parlamentes
behauptet und in seinem Hafen stieg der restaurirte König Karl II. ans Land, um
vom Throne seiner Väter Besitz zu nehmen, hier wurde er vom General Monk
feierlich empfangen.
Dovers Bedeutung als Handelsstadt sank jedoch einerseits durch die
Aenderung der wirtschaftlichen Verhältnisse, welche eine Verlegung der grossen
Centren mit sich brachten, hauptsächlich aber dadurch, dass der Hafen für die
grossen modernen Schiffe zu klein ist, immer mehr, und seine Bedeutung be-
schränkte sich zuletzt darauf, dass es auf dem nächsten Wege vom Festlande nach
London lag, eine Bedeutung, die freilich bei dem im Laufe unseres Jahrhunderts
so ungeheuer gestiegenen Verkehre mit dem Continente kein geringes Gewicht hat.
Betrachten wir nunmehr die Stadt selbst, so muss man den
Hafen, die theilweise auf der Höhe sich hinziehende eigentliche Stadt
und das dieselbe überragende Castell unterscheiden.
Dover besitzt nur einen Fluthafen, d. i. einen Hafen, der nur
bei Hochwasser erreichbar ist. Die Einfahrt in denselben wird durch
den 670 m langen Admiralitätsdamm (Admiralty-Pier) gegen Süd und
West geschützt.
An diesem Damme legen die Postdampfer an besonderen
Landungsstellen an, wo sie von den Gezeiten unabhängig sind.
Zwischen zwei kleineren Dämmen gelangt man von der See her
zunächst in den Aussenhafen (Tidal-Harbour), ein geräumiges, bei
Ebbe äusserst seichtes, fast trocken liegendes Bassin, aus welchem
man durch überbrückte Schleussen-Canäle auf der einen Seite das
bei Fluth 7 m tiefen Granville-Dock, auf der anderen Seite ein eben-
falls ganz geschlossenes Bassin erreicht, welches früher the Pent
genannt wurde, heute aber Wellington-Dock heisst und bei Flut
4·5 m Wassertiefe besitzt.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 970. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/990>, abgerufen am 23.11.2024.
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