Die Wasserfläche des letzteren beträgt 4·65, jene des Granville Docks 2·4 ha.
Die Eisenbahnanlagen befinden sich unmittelbar an den Docks, so dass man vom Schiffe aus sofort die Bahn betreten kann. An der Aussenseite von Wellington-Dock zieht sich die Esplanade hin, über welche der Weg zu den höher gelegenen Stadttheilen führt. Der Admiralty Pier zählt zu den Berühmtheiten von Dover, nicht nur wegen seiner Construction, sondern auch weil durch denselben das Landen der Schiffe zu jeder Zeit ermöglicht ist und überdies auf demselben sich dem Spaziergänger ein ganz wundervolles Bild dar- bietet. Der Strand von Dover bietet auch gute Seebäder. Die Stadt zeichnet sich durch ihr gutes Klima aus, welches im Winter weni- ger rauh und im Sommer frischer als jenes von London ist.
Die Stadt selbst, welche 35.000 Einwohner zählt, hat eine un- regelmässige Form, bietet jedoch gegen die See zu, wo viele moderne Häuser entstanden sind, einen ganz stattlichen Anblick dar, während namentlich im Innern manches Bauwerk aus alter Zeit das Interesse des Forschers erregt. Meist sind es Kirchen, so die S. Martin's le Grand, eine angelsächsische Stiftung, die aber heute nur mehr Reste aus normannischer Zeit aufzuweisen vermag, ferner S. Martin's Priory, gegründet im XII. Jahrhundert durch König Heinrich I. Alt ist auch die St. Mary-Kirche, deren schon im Domesdaybook gedacht sein soll; auch noch einige andere Kirchen führen ihre Stiftung in ver- gangene Jahrhunderte zurück.
Unter den öffentlichen Gebäuden sind das neue, im gothischen Style gehaltene Stadthaus, das mit guten Sammlungen versehene Museum sowie das für schiffbrüchige Matrosen gewidmete Seemanns- haus zu nennen. Dass neugebaute Hotels vorhanden sind, versteht sich bei dem Charakter des heutigen Dover als eines der grössten inter- nationalen Passageplätze von selbst.
Imposant auf den Höhen über der Stadt liegt das alte Castell mit seinem Mauergürtel und vielen Thürmen, ein Denkmal der Be- festigungskunst verschiedener Epochen. Massiv hebt sich namentlich der unter Heinrich II. erbaute Thurm, der sogenannte Keep hervor, in dem eine interessante Waffensammlung aufgestellt ist. Das Castell dient auch heute noch zur Vertheidigung von Dover, doch sind in Verbindung damit und auf noch höher gelegenen Stellen, den soge- nannten Western Heights, eine Anzahl von modernen Werken angelegt, welche ihren Ursprung den grossen Franzosenkriegen im Anfange unseres Jahrhundertes verdanken, die aber auch seither, wo man auf
122*
Dover.
Die Wasserfläche des letzteren beträgt 4·65, jene des Granville Docks 2·4 ha.
Die Eisenbahnanlagen befinden sich unmittelbar an den Docks, so dass man vom Schiffe aus sofort die Bahn betreten kann. An der Aussenseite von Wellington-Dock zieht sich die Esplanade hin, über welche der Weg zu den höher gelegenen Stadttheilen führt. Der Admiralty Pier zählt zu den Berühmtheiten von Dover, nicht nur wegen seiner Construction, sondern auch weil durch denselben das Landen der Schiffe zu jeder Zeit ermöglicht ist und überdies auf demselben sich dem Spaziergänger ein ganz wundervolles Bild dar- bietet. Der Strand von Dover bietet auch gute Seebäder. Die Stadt zeichnet sich durch ihr gutes Klima aus, welches im Winter weni- ger rauh und im Sommer frischer als jenes von London ist.
Die Stadt selbst, welche 35.000 Einwohner zählt, hat eine un- regelmässige Form, bietet jedoch gegen die See zu, wo viele moderne Häuser entstanden sind, einen ganz stattlichen Anblick dar, während namentlich im Innern manches Bauwerk aus alter Zeit das Interesse des Forschers erregt. Meist sind es Kirchen, so die S. Martin’s le Grand, eine angelsächsische Stiftung, die aber heute nur mehr Reste aus normannischer Zeit aufzuweisen vermag, ferner S. Martin’s Priory, gegründet im XII. Jahrhundert durch König Heinrich I. Alt ist auch die St. Mary-Kirche, deren schon im Domesdaybook gedacht sein soll; auch noch einige andere Kirchen führen ihre Stiftung in ver- gangene Jahrhunderte zurück.
Unter den öffentlichen Gebäuden sind das neue, im gothischen Style gehaltene Stadthaus, das mit guten Sammlungen versehene Museum sowie das für schiffbrüchige Matrosen gewidmete Seemanns- haus zu nennen. Dass neugebaute Hôtels vorhanden sind, versteht sich bei dem Charakter des heutigen Dover als eines der grössten inter- nationalen Passageplätze von selbst.
Imposant auf den Höhen über der Stadt liegt das alte Castell mit seinem Mauergürtel und vielen Thürmen, ein Denkmal der Be- festigungskunst verschiedener Epochen. Massiv hebt sich namentlich der unter Heinrich II. erbaute Thurm, der sogenannte Keep hervor, in dem eine interessante Waffensammlung aufgestellt ist. Das Castell dient auch heute noch zur Vertheidigung von Dover, doch sind in Verbindung damit und auf noch höher gelegenen Stellen, den soge- nannten Western Heights, eine Anzahl von modernen Werken angelegt, welche ihren Ursprung den grossen Franzosenkriegen im Anfange unseres Jahrhundertes verdanken, die aber auch seither, wo man auf
122*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0991"n="971"/><fwplace="top"type="header">Dover.</fw><lb/><p>Die Wasserfläche des letzteren beträgt 4·65, jene des Granville<lb/>
Docks 2·4 <hirendition="#i">ha</hi>.</p><lb/><p>Die Eisenbahnanlagen befinden sich unmittelbar an den Docks,<lb/>
so dass man vom Schiffe aus sofort die Bahn betreten kann. An der<lb/>
Aussenseite von Wellington-Dock zieht sich die Esplanade hin, über<lb/>
welche der Weg zu den höher gelegenen Stadttheilen führt. Der<lb/>
Admiralty Pier zählt zu den Berühmtheiten von Dover, nicht nur<lb/>
wegen seiner Construction, sondern auch weil durch denselben das<lb/>
Landen der Schiffe zu jeder Zeit ermöglicht ist und überdies auf<lb/>
demselben sich dem Spaziergänger ein ganz wundervolles Bild dar-<lb/>
bietet. Der Strand von Dover bietet auch gute Seebäder. Die Stadt<lb/>
zeichnet sich durch ihr gutes Klima aus, welches im Winter weni-<lb/>
ger rauh und im Sommer frischer als jenes von London ist.</p><lb/><p>Die Stadt selbst, welche 35.000 Einwohner zählt, hat eine un-<lb/>
regelmässige Form, bietet jedoch gegen die See zu, wo viele moderne<lb/>
Häuser entstanden sind, einen ganz stattlichen Anblick dar, während<lb/>
namentlich im Innern manches Bauwerk aus alter Zeit das Interesse des<lb/>
Forschers erregt. Meist sind es Kirchen, so die S. Martin’s le Grand,<lb/>
eine angelsächsische Stiftung, die aber heute nur mehr Reste aus<lb/>
normannischer Zeit aufzuweisen vermag, ferner S. Martin’s Priory,<lb/>
gegründet im XII. Jahrhundert durch König Heinrich I. Alt ist auch<lb/>
die St. Mary-Kirche, deren schon im Domesdaybook gedacht sein<lb/>
soll; auch noch einige andere Kirchen führen ihre Stiftung in ver-<lb/>
gangene Jahrhunderte zurück.</p><lb/><p>Unter den öffentlichen Gebäuden sind das neue, im gothischen<lb/>
Style gehaltene Stadthaus, das mit guten Sammlungen versehene<lb/>
Museum sowie das für schiffbrüchige Matrosen gewidmete Seemanns-<lb/>
haus zu nennen. Dass neugebaute Hôtels vorhanden sind, versteht sich<lb/>
bei dem Charakter des heutigen Dover als eines der grössten inter-<lb/>
nationalen Passageplätze von selbst.</p><lb/><p>Imposant auf den Höhen über der Stadt liegt das alte Castell<lb/>
mit seinem Mauergürtel und vielen Thürmen, ein Denkmal der Be-<lb/>
festigungskunst verschiedener Epochen. Massiv hebt sich namentlich<lb/>
der unter Heinrich II. erbaute Thurm, der sogenannte Keep hervor,<lb/>
in dem eine interessante Waffensammlung aufgestellt ist. Das Castell<lb/>
dient auch heute noch zur Vertheidigung von Dover, doch sind in<lb/>
Verbindung damit und auf noch höher gelegenen Stellen, den soge-<lb/>
nannten Western Heights, eine Anzahl von modernen Werken angelegt,<lb/>
welche ihren Ursprung den grossen Franzosenkriegen im Anfange<lb/>
unseres Jahrhundertes verdanken, die aber auch seither, wo man auf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">122*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[971/0991]
Dover.
Die Wasserfläche des letzteren beträgt 4·65, jene des Granville
Docks 2·4 ha.
Die Eisenbahnanlagen befinden sich unmittelbar an den Docks,
so dass man vom Schiffe aus sofort die Bahn betreten kann. An der
Aussenseite von Wellington-Dock zieht sich die Esplanade hin, über
welche der Weg zu den höher gelegenen Stadttheilen führt. Der
Admiralty Pier zählt zu den Berühmtheiten von Dover, nicht nur
wegen seiner Construction, sondern auch weil durch denselben das
Landen der Schiffe zu jeder Zeit ermöglicht ist und überdies auf
demselben sich dem Spaziergänger ein ganz wundervolles Bild dar-
bietet. Der Strand von Dover bietet auch gute Seebäder. Die Stadt
zeichnet sich durch ihr gutes Klima aus, welches im Winter weni-
ger rauh und im Sommer frischer als jenes von London ist.
Die Stadt selbst, welche 35.000 Einwohner zählt, hat eine un-
regelmässige Form, bietet jedoch gegen die See zu, wo viele moderne
Häuser entstanden sind, einen ganz stattlichen Anblick dar, während
namentlich im Innern manches Bauwerk aus alter Zeit das Interesse des
Forschers erregt. Meist sind es Kirchen, so die S. Martin’s le Grand,
eine angelsächsische Stiftung, die aber heute nur mehr Reste aus
normannischer Zeit aufzuweisen vermag, ferner S. Martin’s Priory,
gegründet im XII. Jahrhundert durch König Heinrich I. Alt ist auch
die St. Mary-Kirche, deren schon im Domesdaybook gedacht sein
soll; auch noch einige andere Kirchen führen ihre Stiftung in ver-
gangene Jahrhunderte zurück.
Unter den öffentlichen Gebäuden sind das neue, im gothischen
Style gehaltene Stadthaus, das mit guten Sammlungen versehene
Museum sowie das für schiffbrüchige Matrosen gewidmete Seemanns-
haus zu nennen. Dass neugebaute Hôtels vorhanden sind, versteht sich
bei dem Charakter des heutigen Dover als eines der grössten inter-
nationalen Passageplätze von selbst.
Imposant auf den Höhen über der Stadt liegt das alte Castell
mit seinem Mauergürtel und vielen Thürmen, ein Denkmal der Be-
festigungskunst verschiedener Epochen. Massiv hebt sich namentlich
der unter Heinrich II. erbaute Thurm, der sogenannte Keep hervor,
in dem eine interessante Waffensammlung aufgestellt ist. Das Castell
dient auch heute noch zur Vertheidigung von Dover, doch sind in
Verbindung damit und auf noch höher gelegenen Stellen, den soge-
nannten Western Heights, eine Anzahl von modernen Werken angelegt,
welche ihren Ursprung den grossen Franzosenkriegen im Anfange
unseres Jahrhundertes verdanken, die aber auch seither, wo man auf
122*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 971. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/991>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.