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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Philadelphia.
an den grossen Mann hieher gebracht worden war. Am Fusse des
Hügels liegt die prächtige mit Bronzefiguren geschmückte und über
fünf Pfeiler geführte Girard-Avenue-Brücke, ein imposanter Bau, der
den Ost- mit dem Westparke verbindet. Sie ist 300 m lang, 30 m
breit und 16 m hoch über Wasser. Ganz nahe dieser Brücke liegt
auch jene, welche die Pennsylvania- mit der Camden-Eisenbahn ver-
bindet. Ueber Girardbridge gelangt man im westlichen Parke zum
zoologischen Garten, der die schönste Thiersammlung in Amerika ent-
hält und mit ungeheueren Kosten erhalten wird. Auf diesen, Solitude
genannten Grund wurde das Haus Penn's -- jetzt nach dessen Tochter
Letitia-House genannt -- aus Philadelphia überführt und aufgestellt.
Im Territorium des Fairmountparkes, welches einst herrschaftliche
Villeggiaturen enthielt, stehen noch manche aus der alten Coloniezeit
herstammende Häuser, die noch jetzt als theure Andenken erhalten
werden. Im nordwestlichen Parktheile am malerischen rechten Ufer
des Schuylkill, welcher die schönsten Fahrwege hat, wurde im Jahre
1876 die Centennial-Weltausstellung abgehalten, von deren Gebäuden
das auf einer Höhe stehende prächtige Palmenhaus, die Horticultural-
Hall und die solid und schwer gebaute Memorial-Hall zum Andenken
stehen geblieben sind. Letztere, ein stylvoller Kuppelbau, ist bestimmt,
unter ihren Granit- und Eisenhüllen Werke vaterländischer Kunst
zu beherbergen. Das letzte und doch bedeutendste der alten Bau-
werke, welche zu den Zierden des Fairmountparkes gehören, ist das
reizend gelegene Belmont-Mansion, das als ein besonders werthes
Kleinod geschätzt wird, denn Washington, Franklin, Lafayette, Tal-
leyrand, Louis-Philippe und andere bedeutende Männer weilten dort
als Gäste des Besitzers, des Dichters und grossen Patrioten Richard
Peters.

Die Grundlage des Wohlstandes und enormen Aufschwunges von
Philadelphia ist seine Industrie. Nahezu jeder Zweig derselben ist hier
vertreten und erhält besonders seit der Entwicklung des Bahnnetzes
durch die Raschheit und Billigkeit der Kohlenzufuhr aus den reichen
Lagern die kräftigsten Impulse. Hervorragend ist die Eisenindustrie
in allen ihren Detailzweigen, insbesondere aber haben Locomotiv- und
Schiffbau unter den Firmen wie Baldwin, Cramp & Sons Weltruf
erlangt. Weitaus das regste und turbulenteste Getriebe herrscht am
Hafen zu beiden Seiten des Delaware. Während am westlichen linken
Ufer in Camden fünf Bahnen nur einen Theil des Landverkehres be-
wältigen, entwickelt sich längs der Delaware-Avenue, dem Quai von
Philadelphia, die Geschäftsthätigkeit in ihrer ganzen Grösse.


13*

Philadelphia.
an den grossen Mann hieher gebracht worden war. Am Fusse des
Hügels liegt die prächtige mit Bronzefiguren geschmückte und über
fünf Pfeiler geführte Girard-Avenue-Brücke, ein imposanter Bau, der
den Ost- mit dem Westparke verbindet. Sie ist 300 m lang, 30 m
breit und 16 m hoch über Wasser. Ganz nahe dieser Brücke liegt
auch jene, welche die Pennsylvania- mit der Camden-Eisenbahn ver-
bindet. Ueber Girardbridge gelangt man im westlichen Parke zum
zoologischen Garten, der die schönste Thiersammlung in Amerika ent-
hält und mit ungeheueren Kosten erhalten wird. Auf diesen, Solitude
genannten Grund wurde das Haus Penn’s — jetzt nach dessen Tochter
Letitia-House genannt — aus Philadelphia überführt und aufgestellt.
Im Territorium des Fairmountparkes, welches einst herrschaftliche
Villeggiaturen enthielt, stehen noch manche aus der alten Coloniezeit
herstammende Häuser, die noch jetzt als theure Andenken erhalten
werden. Im nordwestlichen Parktheile am malerischen rechten Ufer
des Schuylkill, welcher die schönsten Fahrwege hat, wurde im Jahre
1876 die Centennial-Weltausstellung abgehalten, von deren Gebäuden
das auf einer Höhe stehende prächtige Palmenhaus, die Horticultural-
Hall und die solid und schwer gebaute Memorial-Hall zum Andenken
stehen geblieben sind. Letztere, ein stylvoller Kuppelbau, ist bestimmt,
unter ihren Granit- und Eisenhüllen Werke vaterländischer Kunst
zu beherbergen. Das letzte und doch bedeutendste der alten Bau-
werke, welche zu den Zierden des Fairmountparkes gehören, ist das
reizend gelegene Belmont-Mansion, das als ein besonders werthes
Kleinod geschätzt wird, denn Washington, Franklin, Lafayette, Tal-
leyrand, Louis-Philippe und andere bedeutende Männer weilten dort
als Gäste des Besitzers, des Dichters und grossen Patrioten Richard
Peters.

Die Grundlage des Wohlstandes und enormen Aufschwunges von
Philadelphia ist seine Industrie. Nahezu jeder Zweig derselben ist hier
vertreten und erhält besonders seit der Entwicklung des Bahnnetzes
durch die Raschheit und Billigkeit der Kohlenzufuhr aus den reichen
Lagern die kräftigsten Impulse. Hervorragend ist die Eisenindustrie
in allen ihren Detailzweigen, insbesondere aber haben Locomotiv- und
Schiffbau unter den Firmen wie Baldwin, Cramp & Sons Weltruf
erlangt. Weitaus das regste und turbulenteste Getriebe herrscht am
Hafen zu beiden Seiten des Delaware. Während am westlichen linken
Ufer in Camden fünf Bahnen nur einen Theil des Landverkehres be-
wältigen, entwickelt sich längs der Delaware-Avenue, dem Quai von
Philadelphia, die Geschäftsthätigkeit in ihrer ganzen Grösse.


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[99/0115] Philadelphia. an den grossen Mann hieher gebracht worden war. Am Fusse des Hügels liegt die prächtige mit Bronzefiguren geschmückte und über fünf Pfeiler geführte Girard-Avenue-Brücke, ein imposanter Bau, der den Ost- mit dem Westparke verbindet. Sie ist 300 m lang, 30 m breit und 16 m hoch über Wasser. Ganz nahe dieser Brücke liegt auch jene, welche die Pennsylvania- mit der Camden-Eisenbahn ver- bindet. Ueber Girardbridge gelangt man im westlichen Parke zum zoologischen Garten, der die schönste Thiersammlung in Amerika ent- hält und mit ungeheueren Kosten erhalten wird. Auf diesen, Solitude genannten Grund wurde das Haus Penn’s — jetzt nach dessen Tochter Letitia-House genannt — aus Philadelphia überführt und aufgestellt. Im Territorium des Fairmountparkes, welches einst herrschaftliche Villeggiaturen enthielt, stehen noch manche aus der alten Coloniezeit herstammende Häuser, die noch jetzt als theure Andenken erhalten werden. Im nordwestlichen Parktheile am malerischen rechten Ufer des Schuylkill, welcher die schönsten Fahrwege hat, wurde im Jahre 1876 die Centennial-Weltausstellung abgehalten, von deren Gebäuden das auf einer Höhe stehende prächtige Palmenhaus, die Horticultural- Hall und die solid und schwer gebaute Memorial-Hall zum Andenken stehen geblieben sind. Letztere, ein stylvoller Kuppelbau, ist bestimmt, unter ihren Granit- und Eisenhüllen Werke vaterländischer Kunst zu beherbergen. Das letzte und doch bedeutendste der alten Bau- werke, welche zu den Zierden des Fairmountparkes gehören, ist das reizend gelegene Belmont-Mansion, das als ein besonders werthes Kleinod geschätzt wird, denn Washington, Franklin, Lafayette, Tal- leyrand, Louis-Philippe und andere bedeutende Männer weilten dort als Gäste des Besitzers, des Dichters und grossen Patrioten Richard Peters. Die Grundlage des Wohlstandes und enormen Aufschwunges von Philadelphia ist seine Industrie. Nahezu jeder Zweig derselben ist hier vertreten und erhält besonders seit der Entwicklung des Bahnnetzes durch die Raschheit und Billigkeit der Kohlenzufuhr aus den reichen Lagern die kräftigsten Impulse. Hervorragend ist die Eisenindustrie in allen ihren Detailzweigen, insbesondere aber haben Locomotiv- und Schiffbau unter den Firmen wie Baldwin, Cramp & Sons Weltruf erlangt. Weitaus das regste und turbulenteste Getriebe herrscht am Hafen zu beiden Seiten des Delaware. Während am westlichen linken Ufer in Camden fünf Bahnen nur einen Theil des Landverkehres be- wältigen, entwickelt sich längs der Delaware-Avenue, dem Quai von Philadelphia, die Geschäftsthätigkeit in ihrer ganzen Grösse. 13*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/115>, abgerufen am 21.11.2024.