Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.Baltimore. die Anlage des Hafens hervorrief. Die südlichen Ufer der Stadt be-spülend, zerfällt die Wasserfläche durch einen halbinselförmigen Vor- sprung wieder in mehrere Zweige, von welchen der tief einschneidende North-West-Branch den eigentlichen Hafen Baltimores bildet. Die Ein- fahrt zu demselben liegt zwischen dem sie beherrschenden Fort Mc Henry und dem gegenüberliegenden Lazarethe und ist kaum 400 m breit; dann jedoch erweitert und verengt sich der Hafen abwechselnd und bildet abermals mehrere Abtheilungen, deren erste bei 6·7 m Tiefe der Haupthafen für die grossen Schiffe ist, während die dritte und seichte Einbuchtung fast in das Herz der Stadt hineinreicht und das Basin genannt wird. Die prächtigen Quais sind mit allen Einrichtungen ausgestattet, welche der Grossverkehr in modernem Sinne erfordert. Werften, Docks und Werkstätten tragen den Bedürfnissen der Schiff- fahrt und die an den beiden Uferseiten des Hafens auslaufenden Ge- leise von 6 Hauptbahnen dem Verkehre Baltimores nach den fernen Regionen des Continentes vollauf Rechnung. Eine Ferryanstalt, welche täglich bis 250 befrachtete Waggons von der einen Quaiseite des Hafens nach der anderen zu überführen vermag, schliesst den Kreis- lauf des Baltimore umgebenden Schienennetzes. Zu den Sehenswürdig- keiten des Hafens gehören die an der Südseite bei Locust-Point be- findlichen Getreideelevatoren, diese unentbehrlichen Hilfsapparate und Wahrzeichen der grossen Kornkammern Amerikas. Die schweren Fundamente des einen sind auf 11.000 eingerammten Pfählen auf- gelegt. Locust-Point mit seinem grossartigen Waarenverkehre und seinen Die schöne Jahreszeit führt ganze Heere von Touristen durch Bis Middle-Branch, dem westlichsten See-Einschnitte, reihen sich Baltimore. die Anlage des Hafens hervorrief. Die südlichen Ufer der Stadt be-spülend, zerfällt die Wasserfläche durch einen halbinselförmigen Vor- sprung wieder in mehrere Zweige, von welchen der tief einschneidende North-West-Branch den eigentlichen Hafen Baltimores bildet. Die Ein- fahrt zu demselben liegt zwischen dem sie beherrschenden Fort Mc Henry und dem gegenüberliegenden Lazarethe und ist kaum 400 m breit; dann jedoch erweitert und verengt sich der Hafen abwechselnd und bildet abermals mehrere Abtheilungen, deren erste bei 6·7 m Tiefe der Haupthafen für die grossen Schiffe ist, während die dritte und seichte Einbuchtung fast in das Herz der Stadt hineinreicht und das Basin genannt wird. Die prächtigen Quais sind mit allen Einrichtungen ausgestattet, welche der Grossverkehr in modernem Sinne erfordert. Werften, Docks und Werkstätten tragen den Bedürfnissen der Schiff- fahrt und die an den beiden Uferseiten des Hafens auslaufenden Ge- leise von 6 Hauptbahnen dem Verkehre Baltimores nach den fernen Regionen des Continentes vollauf Rechnung. Eine Ferryanstalt, welche täglich bis 250 befrachtete Waggons von der einen Quaiseite des Hafens nach der anderen zu überführen vermag, schliesst den Kreis- lauf des Baltimore umgebenden Schienennetzes. Zu den Sehenswürdig- keiten des Hafens gehören die an der Südseite bei Locust-Point be- findlichen Getreideelevatoren, diese unentbehrlichen Hilfsapparate und Wahrzeichen der grossen Kornkammern Amerikas. Die schweren Fundamente des einen sind auf 11.000 eingerammten Pfählen auf- gelegt. 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Da nahezu<lb/> tausend Schooner 7 Monate des Jahres hindurch im Austernhandel<lb/> verkehren und unzählige Schiffe und Dampfer die Früchte West-<lb/> indiens und der heimischen Production hier zu Markte bringen, sind<lb/> die Quais auch ausserhalb des Hafens am ganzen Saume der Halb-<lb/> insel von Schiffen belagert</p><lb/> <p>Bis Middle-Branch, dem westlichsten See-Einschnitte, reihen sich<lb/> jene Schiffe, welche am Sitze der Petroleumraffinerien ihrer Landungen<lb/> directe aus den Stätten der Erzeugung harren.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0125]
Baltimore.
die Anlage des Hafens hervorrief. Die südlichen Ufer der Stadt be-
spülend, zerfällt die Wasserfläche durch einen halbinselförmigen Vor-
sprung wieder in mehrere Zweige, von welchen der tief einschneidende
North-West-Branch den eigentlichen Hafen Baltimores bildet. Die Ein-
fahrt zu demselben liegt zwischen dem sie beherrschenden Fort Mc Henry
und dem gegenüberliegenden Lazarethe und ist kaum 400 m breit;
dann jedoch erweitert und verengt sich der Hafen abwechselnd und
bildet abermals mehrere Abtheilungen, deren erste bei 6·7 m Tiefe
der Haupthafen für die grossen Schiffe ist, während die dritte und
seichte Einbuchtung fast in das Herz der Stadt hineinreicht und das
Basin genannt wird. Die prächtigen Quais sind mit allen Einrichtungen
ausgestattet, welche der Grossverkehr in modernem Sinne erfordert.
Werften, Docks und Werkstätten tragen den Bedürfnissen der Schiff-
fahrt und die an den beiden Uferseiten des Hafens auslaufenden Ge-
leise von 6 Hauptbahnen dem Verkehre Baltimores nach den fernen
Regionen des Continentes vollauf Rechnung. Eine Ferryanstalt, welche
täglich bis 250 befrachtete Waggons von der einen Quaiseite des
Hafens nach der anderen zu überführen vermag, schliesst den Kreis-
lauf des Baltimore umgebenden Schienennetzes. Zu den Sehenswürdig-
keiten des Hafens gehören die an der Südseite bei Locust-Point be-
findlichen Getreideelevatoren, diese unentbehrlichen Hilfsapparate und
Wahrzeichen der grossen Kornkammern Amerikas. Die schweren
Fundamente des einen sind auf 11.000 eingerammten Pfählen auf-
gelegt.
Locust-Point mit seinem grossartigen Waarenverkehre und seinen
enormen Kohlenlagern ist auch die Anlagestelle aller aus Europa an-
langenden Dampfer und die ganze südliche Halbinsel, auf welcher
die Stadt weit in das Becken ragt, ist der Hauptsitz gewerblicher
und geschäftlicher Thätigkeit.
Die schöne Jahreszeit führt ganze Heere von Touristen durch
ihre Gassen, die sonst hauptsächlich der Magazinirung von Tabak,
Austern, Früchten und deren Verpackung gewidmet sind. Da nahezu
tausend Schooner 7 Monate des Jahres hindurch im Austernhandel
verkehren und unzählige Schiffe und Dampfer die Früchte West-
indiens und der heimischen Production hier zu Markte bringen, sind
die Quais auch ausserhalb des Hafens am ganzen Saume der Halb-
insel von Schiffen belagert
Bis Middle-Branch, dem westlichsten See-Einschnitte, reihen sich
jene Schiffe, welche am Sitze der Petroleumraffinerien ihrer Landungen
directe aus den Stätten der Erzeugung harren.
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