Die wunderbaren Länder, deren Reichthum nur zum Geringen im Werthe von Mineralien, wohl aber in der ausserordentlichen Frucht- barkeit des Bodens gelegen ist, harren daher auch heute noch des Zuströmens der Immigration, für welche fast vier Fünftel unbe- bauter Gründe zur Verwerthung bereit stehen.
Die Ursache des geringen Andranges von Ansiedlern ist kaum zu ergründen, doch mag nicht mit Unrecht auf die Gefahren des Klimas und auf den Umstand hingewiesen werden, dass reicher Lohn nur mit jenem Aufwande an Mühe und Arbeit zu gewärtigen steht, welchem sich nur ein bescheidener Theil unternehmender Colonisten gewachsen fühlt.
Eine Steigerung der wirthschaftlichen Bedeutung der westindi- schen Inselwelt durch den Ausbau des Panamacanales ist zwar aber- mals in die Ferne gerückt, doch ist die Schiffahrt im Grossen, für welche Westindien eine kaum 14tägige Entfernung von Europa bedeutet, in stetem Aufschwunge begriffen.
Sie bewegt sich rücksichtlich der Dampferlinien nach bestimmten Centralpunkten und in bestimmten und sicheren Passagen, und erleidet selbst zur Zeit der gefürchteten Stürme des Winters, der Cyklone, keine Einbusse, während der Verkehr der Segelschiffe wie überall ein immer beschränkterer wird.
Demungeachtet muss auch die Segelschiffahrt zwischen Europa und Westindien als eine geradezu ideale betrachtet werden, und der- selbe Passat, unter dessen mildem und stetigem Zuge die Segelfahr- zeuge in circa 20 Tagen aus dem europäischen nach dem amerikani- schen Mittelmeer gelangen, ermöglicht auch jederzeit den Verkehr zwischen den einzelnen Inseln der grossen und kleinen Antillen und ihrer zahllosen abseits der grossen Dampferstationen liegenden Häfen und Buchten. Für den Yachtsport kann ein dankbareres Feld der Unter- nehmung kaum geboten werden.
Während auf den grossen Antillen die Linien ihrer Küsten in unübersehbar fernen Strecken und von hohen Gebirgszügen überragt, das Gepräge von Festland tragen, zeigen insbesondere die kleinen Antillen ihren düsteren vulkanischen Charakter.
Obwohl die ersteren die höheren Gebirgszüge aufweisen und die höchsten Spitzen derselben auf Cuba bis zu 2560 m, auf Jamaica bis zu 2236 m und auf St. Domingo sogar mit 3140 m in die Lüfte ragen, während der höchste Bergesgipfel auf den kleinen Antillen (Dominica) nur bis 1600 m hinanreicht, scheinen doch die letzteren imposanter.
Die Ostküsten aller dieser Inseln, welche dem Passate und dem
Westindische Häfen.
Die wunderbaren Länder, deren Reichthum nur zum Geringen im Werthe von Mineralien, wohl aber in der ausserordentlichen Frucht- barkeit des Bodens gelegen ist, harren daher auch heute noch des Zuströmens der Immigration, für welche fast vier Fünftel unbe- bauter Gründe zur Verwerthung bereit stehen.
Die Ursache des geringen Andranges von Ansiedlern ist kaum zu ergründen, doch mag nicht mit Unrecht auf die Gefahren des Klimas und auf den Umstand hingewiesen werden, dass reicher Lohn nur mit jenem Aufwande an Mühe und Arbeit zu gewärtigen steht, welchem sich nur ein bescheidener Theil unternehmender Colonisten gewachsen fühlt.
Eine Steigerung der wirthschaftlichen Bedeutung der westindi- schen Inselwelt durch den Ausbau des Panamacanales ist zwar aber- mals in die Ferne gerückt, doch ist die Schiffahrt im Grossen, für welche Westindien eine kaum 14tägige Entfernung von Europa bedeutet, in stetem Aufschwunge begriffen.
Sie bewegt sich rücksichtlich der Dampferlinien nach bestimmten Centralpunkten und in bestimmten und sicheren Passagen, und erleidet selbst zur Zeit der gefürchteten Stürme des Winters, der Cyklone, keine Einbusse, während der Verkehr der Segelschiffe wie überall ein immer beschränkterer wird.
Demungeachtet muss auch die Segelschiffahrt zwischen Europa und Westindien als eine geradezu ideale betrachtet werden, und der- selbe Passat, unter dessen mildem und stetigem Zuge die Segelfahr- zeuge in circa 20 Tagen aus dem europäischen nach dem amerikani- schen Mittelmeer gelangen, ermöglicht auch jederzeit den Verkehr zwischen den einzelnen Inseln der grossen und kleinen Antillen und ihrer zahllosen abseits der grossen Dampferstationen liegenden Häfen und Buchten. Für den Yachtsport kann ein dankbareres Feld der Unter- nehmung kaum geboten werden.
Während auf den grossen Antillen die Linien ihrer Küsten in unübersehbar fernen Strecken und von hohen Gebirgszügen überragt, das Gepräge von Festland tragen, zeigen insbesondere die kleinen Antillen ihren düsteren vulkanischen Charakter.
Obwohl die ersteren die höheren Gebirgszüge aufweisen und die höchsten Spitzen derselben auf Cuba bis zu 2560 m, auf Jamaica bis zu 2236 m und auf St. Domingo sogar mit 3140 m in die Lüfte ragen, während der höchste Bergesgipfel auf den kleinen Antillen (Dominica) nur bis 1600 m hinanreicht, scheinen doch die letzteren imposanter.
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Westindische Häfen.
Die wunderbaren Länder, deren Reichthum nur zum Geringen
im Werthe von Mineralien, wohl aber in der ausserordentlichen Frucht-
barkeit des Bodens gelegen ist, harren daher auch heute noch des
Zuströmens der Immigration, für welche fast vier Fünftel unbe-
bauter Gründe zur Verwerthung bereit stehen.
Die Ursache des geringen Andranges von Ansiedlern ist kaum
zu ergründen, doch mag nicht mit Unrecht auf die Gefahren des
Klimas und auf den Umstand hingewiesen werden, dass reicher Lohn
nur mit jenem Aufwande an Mühe und Arbeit zu gewärtigen steht,
welchem sich nur ein bescheidener Theil unternehmender Colonisten
gewachsen fühlt.
Eine Steigerung der wirthschaftlichen Bedeutung der westindi-
schen Inselwelt durch den Ausbau des Panamacanales ist zwar aber-
mals in die Ferne gerückt, doch ist die Schiffahrt im Grossen, für
welche Westindien eine kaum 14tägige Entfernung von Europa bedeutet,
in stetem Aufschwunge begriffen.
Sie bewegt sich rücksichtlich der Dampferlinien nach bestimmten
Centralpunkten und in bestimmten und sicheren Passagen, und erleidet
selbst zur Zeit der gefürchteten Stürme des Winters, der Cyklone,
keine Einbusse, während der Verkehr der Segelschiffe wie überall
ein immer beschränkterer wird.
Demungeachtet muss auch die Segelschiffahrt zwischen Europa
und Westindien als eine geradezu ideale betrachtet werden, und der-
selbe Passat, unter dessen mildem und stetigem Zuge die Segelfahr-
zeuge in circa 20 Tagen aus dem europäischen nach dem amerikani-
schen Mittelmeer gelangen, ermöglicht auch jederzeit den Verkehr
zwischen den einzelnen Inseln der grossen und kleinen Antillen und
ihrer zahllosen abseits der grossen Dampferstationen liegenden Häfen
und Buchten. Für den Yachtsport kann ein dankbareres Feld der Unter-
nehmung kaum geboten werden.
Während auf den grossen Antillen die Linien ihrer Küsten in
unübersehbar fernen Strecken und von hohen Gebirgszügen überragt,
das Gepräge von Festland tragen, zeigen insbesondere die kleinen
Antillen ihren düsteren vulkanischen Charakter.
Obwohl die ersteren die höheren Gebirgszüge aufweisen und die
höchsten Spitzen derselben auf Cuba bis zu 2560 m, auf Jamaica bis
zu 2236 m und auf St. Domingo sogar mit 3140 m in die Lüfte ragen,
während der höchste Bergesgipfel auf den kleinen Antillen (Dominica)
nur bis 1600 m hinanreicht, scheinen doch die letzteren imposanter.
Die Ostküsten aller dieser Inseln, welche dem Passate und dem
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/189>, abgerufen am 22.11.2024.
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