infolge des sehr unreinen Wassers die Grenzen des fahrbaren Wassers mit dem Auge nicht erkannt werden können, so ist es nicht rathsam, ohne Lootsen in den inneren Hafen einzulaufen.
Die Stadt San Juan selbst macht einen recht angenehmen Ein- druck; sie besteht aus breiten geraden, unter rechtem Winkel sich kreu- zenden Strassen und gut gebauten, der Orkane wegen aber meist nur einstöckigen, oft auch nur hölzernen Häusern. Für die gewöhnlichen Bedürfnisse der ankommenden Schiffe, wie Kohle, Wasser und Lebens- mittel, ist ausreichend vorgesorgt; für gesellige Unterhaltung dienen zahlreiche Cafes, Casinos und ein in den Jahren 1824--1829 erbautes grosses Theater.
Von Gebäuden, welche geeignet wären, die Aufmerksamkeit des Fremden zu fesseln, ist vorzüglich die Kathedrale zu erwähnen, welche drei Schiffe und zwei Reihen seitlicher Kapellen hat; im Ganzen aus Stein erbaut, ist auch dieses Gebäude mit Ausnahme des Theiles über dem Hochaltar mit Holz eingedeckt. Bemerkenswerth sind ferners noch das auf dem grossen Platze stehende Rathhaus mit einem schönen Saale, das Arsenal, das Zollhaus, das Hafencapitanat und verschiedene Regierungsgebäude.
San Juan ist Sitz der Centralbehörden der Colonie; auch resi- dirt ein Bischof hier. In der Stadt herrscht zuweilen Wassermangel, da die Bewohner auf ihre Cisternen angewiesen sind; ausserhalb der Stadt befinden sich jedoch reichlich fliessende Quellen.
Bei dem eigenthümlichen verticalen Baue der Insel, welche ihrer ganzen Länge nach eine Gebirgskette von West nach Ost durchzieht, haben neben San Juan noch eine Reihe anderer Küstenplätze ihre selbständige Handelsbedeutung. Diese sind Arecibo und Aquadilla im Nordwesten, Mayaquez an der Westküste und Ponce an der Südküste, welche Orte neben San Juan von den europäischen Post- dampferlinien angelaufen werden.
An dem Handel von Portorico haben das Mutterland Spanien und Cuba den grössten Antheil, an sie reihen sich die Vereinigten Staaten, dann Gross- britannien, das fast den vierten Theil der Einfuhr liefert, das Deutsche Reich und Frankreich.
Der Handel von Portorico betrug:
[Tabelle]
Der Hauptartikel ist Kaffee (1889 169.910 q, 1888 232.250 q), welchen Cuba, Frankreich, Deutschland und Spanien aufnehmen.
Die atlantische Küste von Amerika.
infolge des sehr unreinen Wassers die Grenzen des fahrbaren Wassers mit dem Auge nicht erkannt werden können, so ist es nicht rathsam, ohne Lootsen in den inneren Hafen einzulaufen.
Die Stadt San Juan selbst macht einen recht angenehmen Ein- druck; sie besteht aus breiten geraden, unter rechtem Winkel sich kreu- zenden Strassen und gut gebauten, der Orkane wegen aber meist nur einstöckigen, oft auch nur hölzernen Häusern. Für die gewöhnlichen Bedürfnisse der ankommenden Schiffe, wie Kohle, Wasser und Lebens- mittel, ist ausreichend vorgesorgt; für gesellige Unterhaltung dienen zahlreiche Cafés, Casinos und ein in den Jahren 1824—1829 erbautes grosses Theater.
Von Gebäuden, welche geeignet wären, die Aufmerksamkeit des Fremden zu fesseln, ist vorzüglich die Kathedrale zu erwähnen, welche drei Schiffe und zwei Reihen seitlicher Kapellen hat; im Ganzen aus Stein erbaut, ist auch dieses Gebäude mit Ausnahme des Theiles über dem Hochaltar mit Holz eingedeckt. Bemerkenswerth sind ferners noch das auf dem grossen Platze stehende Rathhaus mit einem schönen Saale, das Arsenal, das Zollhaus, das Hafencapitanat und verschiedene Regierungsgebäude.
San Juan ist Sitz der Centralbehörden der Colonie; auch resi- dirt ein Bischof hier. In der Stadt herrscht zuweilen Wassermangel, da die Bewohner auf ihre Cisternen angewiesen sind; ausserhalb der Stadt befinden sich jedoch reichlich fliessende Quellen.
Bei dem eigenthümlichen verticalen Baue der Insel, welche ihrer ganzen Länge nach eine Gebirgskette von West nach Ost durchzieht, haben neben San Juan noch eine Reihe anderer Küstenplätze ihre selbständige Handelsbedeutung. Diese sind Arecibo und Aquadilla im Nordwesten, Mayaquez an der Westküste und Ponce an der Südküste, welche Orte neben San Juan von den europäischen Post- dampferlinien angelaufen werden.
An dem Handel von Portorico haben das Mutterland Spanien und Cuba den grössten Antheil, an sie reihen sich die Vereinigten Staaten, dann Gross- britannien, das fast den vierten Theil der Einfuhr liefert, das Deutsche Reich und Frankreich.
Der Handel von Portorico betrug:
[Tabelle]
Der Hauptartikel ist Kaffee (1889 169.910 q, 1888 232.250 q), welchen Cuba, Frankreich, Deutschland und Spanien aufnehmen.
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Die atlantische Küste von Amerika.
infolge des sehr unreinen Wassers die Grenzen des fahrbaren Wassers
mit dem Auge nicht erkannt werden können, so ist es nicht rathsam,
ohne Lootsen in den inneren Hafen einzulaufen.
Die Stadt San Juan selbst macht einen recht angenehmen Ein-
druck; sie besteht aus breiten geraden, unter rechtem Winkel sich kreu-
zenden Strassen und gut gebauten, der Orkane wegen aber meist nur
einstöckigen, oft auch nur hölzernen Häusern. Für die gewöhnlichen
Bedürfnisse der ankommenden Schiffe, wie Kohle, Wasser und Lebens-
mittel, ist ausreichend vorgesorgt; für gesellige Unterhaltung dienen
zahlreiche Cafés, Casinos und ein in den Jahren 1824—1829 erbautes
grosses Theater.
Von Gebäuden, welche geeignet wären, die Aufmerksamkeit des
Fremden zu fesseln, ist vorzüglich die Kathedrale zu erwähnen, welche
drei Schiffe und zwei Reihen seitlicher Kapellen hat; im Ganzen aus
Stein erbaut, ist auch dieses Gebäude mit Ausnahme des Theiles über
dem Hochaltar mit Holz eingedeckt. Bemerkenswerth sind ferners
noch das auf dem grossen Platze stehende Rathhaus mit einem schönen
Saale, das Arsenal, das Zollhaus, das Hafencapitanat und verschiedene
Regierungsgebäude.
San Juan ist Sitz der Centralbehörden der Colonie; auch resi-
dirt ein Bischof hier. In der Stadt herrscht zuweilen Wassermangel,
da die Bewohner auf ihre Cisternen angewiesen sind; ausserhalb der
Stadt befinden sich jedoch reichlich fliessende Quellen.
Bei dem eigenthümlichen verticalen Baue der Insel, welche ihrer
ganzen Länge nach eine Gebirgskette von West nach Ost durchzieht,
haben neben San Juan noch eine Reihe anderer Küstenplätze ihre
selbständige Handelsbedeutung. Diese sind Arecibo und Aquadilla
im Nordwesten, Mayaquez an der Westküste und Ponce an der
Südküste, welche Orte neben San Juan von den europäischen Post-
dampferlinien angelaufen werden.
An dem Handel von Portorico haben das Mutterland Spanien und Cuba
den grössten Antheil, an sie reihen sich die Vereinigten Staaten, dann Gross-
britannien, das fast den vierten Theil der Einfuhr liefert, das Deutsche Reich und
Frankreich.
Der Handel von Portorico betrug:
Der Hauptartikel ist Kaffee (1889 169.910 q, 1888 232.250 q), welchen
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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