dessen weiten Räumlichkeiten das Hospital der Misericordia, die me- dicinische Facultät und eine etwa 18.000 Bände enthaltende öffent- liche Bibliothek untergebracht sind.
Bemerkenswerthe Gebäude sind noch die alte Kathedrale Se, die Kirche des Ordens terceira de Santo Francisco, das Benedictiner- kloster und das Kloster da Palma, mehrere Kirchen und das Theater Santo Joanno.
Im südlichen Theile der Stadt befindet sich in herrlicher Lage der öffentliche Garten, Passeio publico, welcher seit 1814 besteht und die schönste und belebteste Zierde der Stadt ist. Zum Andenken an die im Jänner 1808 erfolgte Landung des Prinzregenten und späteren König Joanno VI. wurde in diesem Garten ein Obelisk errichtet.
An den Passeio publico schliesst sich die Vorstadt Nossa Sen- hora da Victoria an, in welcher sich die Capelle da Graca, die älteste Kirche Brasiliens, befindet. Im Norden Bahias liegt die Vorstadt Bomfiu mit dem Negerinnenkloster Nossa Senhora de Bomfiu, welches durch seine Arbeiten mit Vogelfedern, wie zum Beispiel zierliche Blumen-Imitationen und geschmackvolle Fächer, bekannt ist.
Die bereits erwähnte geistliche Suprematie der Stadt macht sich, wie aus der vorstehenden Beschreibung zur Genüge ersichtlich, auch in der grossen Anzahl geistlicher Gebäude in Bahia bemerkbar.
Die Arbeiten einer grossartigen Stadtregulirung, welche Plätze und Squares schaffen und der armen Bevölkerung, welche 1888/89 von einer Hungersnoth zu leiden hatte, Gelegenheit zur Arbeit geben sollte, kamen wegen Geldmangel bald zum Stillstande.
Die Bevölkerung der Stadt wird 1890 mit 80.000 Personen an- gegeben, wovon circa 25.000 Weisse, der Rest Mulatten, Mestizen und Neger sind. Unter den Ausländern, die sich hier niederlassen, ist das deutsche Element stark vertreten und in stetem Zunehmen begriffen, so dass selbes sogar die englischen Handlungshäuser schon fast ganz verdrängt hat.
Der Provinz-Gouverneur, die Provinzialvertretung und der Erz- bischof haben ihren Sitz in Bahia; auch befinden sich hier das Militär- und das Seearsenals-Commando, eine Handelskammer und die Börse.
Der Verkehr zwischen der Stadt und den Vorstädten wird durch Pferdebahnen besorgt, welche vom Centrum der ersteren nach Bomfiu und Itapagipe sowie über Victoria nach Rio Vermelho führen. Letztere Ortschaft, ein beliebter Ausflugsort, steht mit Bahia überdies durch eine Dampftramway in Verbindung.
Docks sind in Bahia nicht vorhanden und dürften trotz des
Brasilianische Häfen.
dessen weiten Räumlichkeiten das Hospital der Misericordia, die me- dicinische Facultät und eine etwa 18.000 Bände enthaltende öffent- liche Bibliothek untergebracht sind.
Bemerkenswerthe Gebäude sind noch die alte Kathedrale Sé, die Kirche des Ordens terceira de Santo Francisco, das Benedictiner- kloster und das Kloster da Palma, mehrere Kirchen und das Theater Santo Joanno.
Im südlichen Theile der Stadt befindet sich in herrlicher Lage der öffentliche Garten, Passeio publico, welcher seit 1814 besteht und die schönste und belebteste Zierde der Stadt ist. Zum Andenken an die im Jänner 1808 erfolgte Landung des Prinzregenten und späteren König Joanno VI. wurde in diesem Garten ein Obelisk errichtet.
An den Passeio publico schliesst sich die Vorstadt Nossa Sen- hora da Victoria an, in welcher sich die Capelle da Graça, die älteste Kirche Brasiliens, befindet. Im Norden Bahias liegt die Vorstadt Bomfiu mit dem Negerinnenkloster Nossa Senhora de Bomfiu, welches durch seine Arbeiten mit Vogelfedern, wie zum Beispiel zierliche Blumen-Imitationen und geschmackvolle Fächer, bekannt ist.
Die bereits erwähnte geistliche Suprematie der Stadt macht sich, wie aus der vorstehenden Beschreibung zur Genüge ersichtlich, auch in der grossen Anzahl geistlicher Gebäude in Bahia bemerkbar.
Die Arbeiten einer grossartigen Stadtregulirung, welche Plätze und Squares schaffen und der armen Bevölkerung, welche 1888/89 von einer Hungersnoth zu leiden hatte, Gelegenheit zur Arbeit geben sollte, kamen wegen Geldmangel bald zum Stillstande.
Die Bevölkerung der Stadt wird 1890 mit 80.000 Personen an- gegeben, wovon circa 25.000 Weisse, der Rest Mulatten, Mestizen und Neger sind. Unter den Ausländern, die sich hier niederlassen, ist das deutsche Element stark vertreten und in stetem Zunehmen begriffen, so dass selbes sogar die englischen Handlungshäuser schon fast ganz verdrängt hat.
Der Provinz-Gouverneur, die Provinzialvertretung und der Erz- bischof haben ihren Sitz in Bahia; auch befinden sich hier das Militär- und das Seearsenals-Commando, eine Handelskammer und die Börse.
Der Verkehr zwischen der Stadt und den Vorstädten wird durch Pferdebahnen besorgt, welche vom Centrum der ersteren nach Bomfiu und Itapagipe sowie über Victoria nach Rio Vermelho führen. Letztere Ortschaft, ein beliebter Ausflugsort, steht mit Bahia überdies durch eine Dampftramway in Verbindung.
Docks sind in Bahia nicht vorhanden und dürften trotz des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0271"n="255"/><fwplace="top"type="header">Brasilianische Häfen.</fw><lb/>
dessen weiten Räumlichkeiten das Hospital der Misericordia, die me-<lb/>
dicinische Facultät und eine etwa 18.000 Bände enthaltende öffent-<lb/>
liche Bibliothek untergebracht sind.</p><lb/><p>Bemerkenswerthe Gebäude sind noch die alte Kathedrale Sé,<lb/>
die Kirche des Ordens terceira de Santo Francisco, das Benedictiner-<lb/>
kloster und das Kloster da Palma, mehrere Kirchen und das Theater<lb/>
Santo Joanno.</p><lb/><p>Im südlichen Theile der Stadt befindet sich in herrlicher Lage<lb/>
der öffentliche Garten, Passeio publico, welcher seit 1814 besteht und<lb/>
die schönste und belebteste Zierde der Stadt ist. Zum Andenken an<lb/>
die im Jänner 1808 erfolgte Landung des Prinzregenten und späteren<lb/>
König Joanno VI. wurde in diesem Garten ein Obelisk errichtet.</p><lb/><p>An den Passeio publico schliesst sich die Vorstadt Nossa Sen-<lb/>
hora da Victoria an, in welcher sich die Capelle da Graça, die älteste<lb/>
Kirche Brasiliens, befindet. Im Norden Bahias liegt die Vorstadt<lb/>
Bomfiu mit dem Negerinnenkloster Nossa Senhora de Bomfiu, welches<lb/>
durch seine Arbeiten mit Vogelfedern, wie zum Beispiel zierliche<lb/>
Blumen-Imitationen und geschmackvolle Fächer, bekannt ist.</p><lb/><p>Die bereits erwähnte geistliche Suprematie der Stadt macht sich,<lb/>
wie aus der vorstehenden Beschreibung zur Genüge ersichtlich, auch<lb/>
in der grossen Anzahl geistlicher Gebäude in Bahia bemerkbar.</p><lb/><p>Die Arbeiten einer grossartigen Stadtregulirung, welche Plätze<lb/>
und Squares schaffen und der armen Bevölkerung, welche 1888/89<lb/>
von einer Hungersnoth zu leiden hatte, Gelegenheit zur Arbeit geben<lb/>
sollte, kamen wegen Geldmangel bald zum Stillstande.</p><lb/><p>Die Bevölkerung der Stadt wird 1890 mit 80.000 Personen an-<lb/>
gegeben, wovon circa 25.000 Weisse, der Rest Mulatten, Mestizen<lb/>
und Neger sind. Unter den Ausländern, die sich hier niederlassen,<lb/>
ist das deutsche Element stark vertreten und in stetem Zunehmen<lb/>
begriffen, so dass selbes sogar die englischen Handlungshäuser schon<lb/>
fast ganz verdrängt hat.</p><lb/><p>Der Provinz-Gouverneur, die Provinzialvertretung und der Erz-<lb/>
bischof haben ihren Sitz in Bahia; auch befinden sich hier das Militär-<lb/>
und das Seearsenals-Commando, eine Handelskammer und die Börse.</p><lb/><p>Der Verkehr zwischen der Stadt und den Vorstädten wird durch<lb/>
Pferdebahnen besorgt, welche vom Centrum der ersteren nach Bomfiu<lb/>
und Itapagipe sowie über Victoria nach Rio Vermelho führen.<lb/>
Letztere Ortschaft, ein beliebter Ausflugsort, steht mit Bahia überdies<lb/>
durch eine Dampftramway in Verbindung.</p><lb/><p>Docks sind in Bahia nicht vorhanden und dürften trotz des<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[255/0271]
Brasilianische Häfen.
dessen weiten Räumlichkeiten das Hospital der Misericordia, die me-
dicinische Facultät und eine etwa 18.000 Bände enthaltende öffent-
liche Bibliothek untergebracht sind.
Bemerkenswerthe Gebäude sind noch die alte Kathedrale Sé,
die Kirche des Ordens terceira de Santo Francisco, das Benedictiner-
kloster und das Kloster da Palma, mehrere Kirchen und das Theater
Santo Joanno.
Im südlichen Theile der Stadt befindet sich in herrlicher Lage
der öffentliche Garten, Passeio publico, welcher seit 1814 besteht und
die schönste und belebteste Zierde der Stadt ist. Zum Andenken an
die im Jänner 1808 erfolgte Landung des Prinzregenten und späteren
König Joanno VI. wurde in diesem Garten ein Obelisk errichtet.
An den Passeio publico schliesst sich die Vorstadt Nossa Sen-
hora da Victoria an, in welcher sich die Capelle da Graça, die älteste
Kirche Brasiliens, befindet. Im Norden Bahias liegt die Vorstadt
Bomfiu mit dem Negerinnenkloster Nossa Senhora de Bomfiu, welches
durch seine Arbeiten mit Vogelfedern, wie zum Beispiel zierliche
Blumen-Imitationen und geschmackvolle Fächer, bekannt ist.
Die bereits erwähnte geistliche Suprematie der Stadt macht sich,
wie aus der vorstehenden Beschreibung zur Genüge ersichtlich, auch
in der grossen Anzahl geistlicher Gebäude in Bahia bemerkbar.
Die Arbeiten einer grossartigen Stadtregulirung, welche Plätze
und Squares schaffen und der armen Bevölkerung, welche 1888/89
von einer Hungersnoth zu leiden hatte, Gelegenheit zur Arbeit geben
sollte, kamen wegen Geldmangel bald zum Stillstande.
Die Bevölkerung der Stadt wird 1890 mit 80.000 Personen an-
gegeben, wovon circa 25.000 Weisse, der Rest Mulatten, Mestizen
und Neger sind. Unter den Ausländern, die sich hier niederlassen,
ist das deutsche Element stark vertreten und in stetem Zunehmen
begriffen, so dass selbes sogar die englischen Handlungshäuser schon
fast ganz verdrängt hat.
Der Provinz-Gouverneur, die Provinzialvertretung und der Erz-
bischof haben ihren Sitz in Bahia; auch befinden sich hier das Militär-
und das Seearsenals-Commando, eine Handelskammer und die Börse.
Der Verkehr zwischen der Stadt und den Vorstädten wird durch
Pferdebahnen besorgt, welche vom Centrum der ersteren nach Bomfiu
und Itapagipe sowie über Victoria nach Rio Vermelho führen.
Letztere Ortschaft, ein beliebter Ausflugsort, steht mit Bahia überdies
durch eine Dampftramway in Verbindung.
Docks sind in Bahia nicht vorhanden und dürften trotz des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/271>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.