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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
schiffen und kleineren Fahrzeugen schiessen die grossen palastähnlichen
Salondampfer und die prächtigen Könige der Oceane mit voller Kraft
daher, und längs der Ufer sind Hunderte von Fahrzeugen in lang-
gestreckter Linie mit Laden und Löschen beschäftigt. Besonders an-
ziehend und lebhaft ist das Hafenbild, wenn im Frühjahre bei Er-
öffnung der Schiffahrt die Frühlingsflotte (spring-fleet, auch fall-fleet)
mehrere hundert Schiffe stark, auf einmal im Hafen erscheint, um den
durch fünf Monate brach gelegenen Seeverkehr wieder aufzunehmen.

Gegenüber von Quebec erblickt man die an den Abhängen eines
grünen Höhenzuges gelagerte Stadt Levis. Zwischen Häusergruppen
unterscheidet man Kirchen, Klöster, Schulen und weiter zu gegen Point
Levis reizend in Gärten gebettete Villen. Auf der Levis-Höhe sind
zum Schutz des Hafens drei starke Forts erbaut. Weiter ostwärts
erscheint der grüne Rücken der Insel Orleans (vormals Bacchus-Insel
genannt), eines fruchtbaren Eilandes, an dessen Südseite die Schiff-
fahrtstrasse vorbeiführt. Prächtig ist auch das Bild des linken Strom-
ufers, längs welchem blühende Ortschaften, wie St. Anne, Chateau
Richer, L'Ange Gardien und Beauport, vom grünen Hintergrunde rei-
zend sich abheben. Dort gewahrt man die Nebelwolke des gewaltigen,
über den 80 m hohen Abgrund stürzenden Montmorency-Wasserfalles.
Den Horizont endlich begrenzen formenreiche Höhenzüge, deren
äusserste im Azur des Firmamentes aufgehen.

Die "Terrace" ist der Brennpunkt der Gesellschaft von Quebec,
die dort während der Sommernachmittage und Abende den Klängen
der Musik lauscht. Einen besonderen Reiz gewinnt die mit sechs
Kiosken gezierte Promenade durch die anerkannte Schönheit der Frauen-
welt und die Eleganz ihrer Haltung. Ueberhaupt hat die innige Durch-
dringung der englischen und französischen Bevölkerungselemente in
Canada eine liebenswürdige Bevölkerung geschaffen, die ebenso die
englische Derbheit wie den leichtfertigen französischen Sinn abge-
streift hat.

Am 19. September 1889 ereignete sich in unmittelbarer Nähe
der Dufferin-Terrace eine entsetzliche Katastrophe, die ganz Quebec
in Trauer und Bestürzung versetzte.

Von dem die Königsbastion der Citadelle tragenden Felsen löste
sich Abends 71/2 Uhr eine Erd- und Felsmasse im Gewichte von vielen
Tausenden von Tonnen und stürzte mit ungeheurer Wucht in die gegen
100 m unterhalb liegende Champlainstrasse, wo sieben Häuser voll-
ständig zertrümmert und über einhundert Menschen unter fast acht
Meter hohem Gerölle begraben wurden.


Die atlantische Küste von Amerika.
schiffen und kleineren Fahrzeugen schiessen die grossen palastähnlichen
Salondampfer und die prächtigen Könige der Oceane mit voller Kraft
daher, und längs der Ufer sind Hunderte von Fahrzeugen in lang-
gestreckter Linie mit Laden und Löschen beschäftigt. Besonders an-
ziehend und lebhaft ist das Hafenbild, wenn im Frühjahre bei Er-
öffnung der Schiffahrt die Frühlingsflotte (spring-fleet, auch fall-fleet)
mehrere hundert Schiffe stark, auf einmal im Hafen erscheint, um den
durch fünf Monate brach gelegenen Seeverkehr wieder aufzunehmen.

Gegenüber von Quebec erblickt man die an den Abhängen eines
grünen Höhenzuges gelagerte Stadt Levis. Zwischen Häusergruppen
unterscheidet man Kirchen, Klöster, Schulen und weiter zu gegen Point
Levis reizend in Gärten gebettete Villen. Auf der Levis-Höhe sind
zum Schutz des Hafens drei starke Forts erbaut. Weiter ostwärts
erscheint der grüne Rücken der Insel Orleans (vormals Bacchus-Insel
genannt), eines fruchtbaren Eilandes, an dessen Südseite die Schiff-
fahrtstrasse vorbeiführt. Prächtig ist auch das Bild des linken Strom-
ufers, längs welchem blühende Ortschaften, wie St. Anne, Chateau
Richer, L’Ange Gardien und Beauport, vom grünen Hintergrunde rei-
zend sich abheben. Dort gewahrt man die Nebelwolke des gewaltigen,
über den 80 m hohen Abgrund stürzenden Montmorency-Wasserfalles.
Den Horizont endlich begrenzen formenreiche Höhenzüge, deren
äusserste im Azur des Firmamentes aufgehen.

Die „Terrace“ ist der Brennpunkt der Gesellschaft von Quebec,
die dort während der Sommernachmittage und Abende den Klängen
der Musik lauscht. Einen besonderen Reiz gewinnt die mit sechs
Kiosken gezierte Promenade durch die anerkannte Schönheit der Frauen-
welt und die Eleganz ihrer Haltung. Ueberhaupt hat die innige Durch-
dringung der englischen und französischen Bevölkerungselemente in
Canada eine liebenswürdige Bevölkerung geschaffen, die ebenso die
englische Derbheit wie den leichtfertigen französischen Sinn abge-
streift hat.

Am 19. September 1889 ereignete sich in unmittelbarer Nähe
der Dufferin-Terrace eine entsetzliche Katastrophe, die ganz Quebec
in Trauer und Bestürzung versetzte.

Von dem die Königsbastion der Citadelle tragenden Felsen löste
sich Abends 7½ Uhr eine Erd- und Felsmasse im Gewichte von vielen
Tausenden von Tonnen und stürzte mit ungeheurer Wucht in die gegen
100 m unterhalb liegende Champlainstrasse, wo sieben Häuser voll-
ständig zertrümmert und über einhundert Menschen unter fast acht
Meter hohem Gerölle begraben wurden.


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[18/0034] Die atlantische Küste von Amerika. schiffen und kleineren Fahrzeugen schiessen die grossen palastähnlichen Salondampfer und die prächtigen Könige der Oceane mit voller Kraft daher, und längs der Ufer sind Hunderte von Fahrzeugen in lang- gestreckter Linie mit Laden und Löschen beschäftigt. Besonders an- ziehend und lebhaft ist das Hafenbild, wenn im Frühjahre bei Er- öffnung der Schiffahrt die Frühlingsflotte (spring-fleet, auch fall-fleet) mehrere hundert Schiffe stark, auf einmal im Hafen erscheint, um den durch fünf Monate brach gelegenen Seeverkehr wieder aufzunehmen. Gegenüber von Quebec erblickt man die an den Abhängen eines grünen Höhenzuges gelagerte Stadt Levis. Zwischen Häusergruppen unterscheidet man Kirchen, Klöster, Schulen und weiter zu gegen Point Levis reizend in Gärten gebettete Villen. Auf der Levis-Höhe sind zum Schutz des Hafens drei starke Forts erbaut. Weiter ostwärts erscheint der grüne Rücken der Insel Orleans (vormals Bacchus-Insel genannt), eines fruchtbaren Eilandes, an dessen Südseite die Schiff- fahrtstrasse vorbeiführt. Prächtig ist auch das Bild des linken Strom- ufers, längs welchem blühende Ortschaften, wie St. Anne, Chateau Richer, L’Ange Gardien und Beauport, vom grünen Hintergrunde rei- zend sich abheben. Dort gewahrt man die Nebelwolke des gewaltigen, über den 80 m hohen Abgrund stürzenden Montmorency-Wasserfalles. Den Horizont endlich begrenzen formenreiche Höhenzüge, deren äusserste im Azur des Firmamentes aufgehen. Die „Terrace“ ist der Brennpunkt der Gesellschaft von Quebec, die dort während der Sommernachmittage und Abende den Klängen der Musik lauscht. Einen besonderen Reiz gewinnt die mit sechs Kiosken gezierte Promenade durch die anerkannte Schönheit der Frauen- welt und die Eleganz ihrer Haltung. Ueberhaupt hat die innige Durch- dringung der englischen und französischen Bevölkerungselemente in Canada eine liebenswürdige Bevölkerung geschaffen, die ebenso die englische Derbheit wie den leichtfertigen französischen Sinn abge- streift hat. Am 19. September 1889 ereignete sich in unmittelbarer Nähe der Dufferin-Terrace eine entsetzliche Katastrophe, die ganz Quebec in Trauer und Bestürzung versetzte. Von dem die Königsbastion der Citadelle tragenden Felsen löste sich Abends 7½ Uhr eine Erd- und Felsmasse im Gewichte von vielen Tausenden von Tonnen und stürzte mit ungeheurer Wucht in die gegen 100 m unterhalb liegende Champlainstrasse, wo sieben Häuser voll- ständig zertrümmert und über einhundert Menschen unter fast acht Meter hohem Gerölle begraben wurden.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/34>, abgerufen am 21.11.2024.