tung, dass das geschilderte Klima einen wohlthätigen Einfluss auf den Menschen ausübe und die rastlose Thätigkeit und grosse Beweglichkeit desselben fördere, mag nicht unbegründet sein.
Obschon die mittlere Wassertemperatur der Bai nur 7 1/3 °C. beträgt und zur wärmsten Zeit kaum 20°C. erreicht, so bestehen doch bei San Francisco mehrere prachtvoll eingerichtete Badeanstalten, die sich einer lebhaften Frequenz erfreuen.
Mit der Entwicklung der Stadt San Francisco und der ganzen Westküste der Union hält die Industrie der Stadt gleichen Schritt, trotzdem sie mit zwei Uebelständen zu kämpfen hat: mit hohen Arbeitslöhnen und theueren Kohlen, so dass die Concurrenz der Fabriken der Oststaaten immer fühlbarer wird. Die Scott Bill, welche die Ein- wanderung chinesischer Arbeiter ohne Ausnahme untersagt, hat daher die Industrie in Californien empfindlich getroffen.
Im Jahre 1889 zählte San Francisco 1098 Fabriken mit 31.250 Ar- beitern. Der Gesammtwerth der Fabrikate erreichte 109·3 Millionen Dollars gegen 77·8 Millionen Dollars im Jahre 1880.
Hervorzuheben sind die Eisengiessereien und Werke für den Bau von Maschinen, Eisen- und Stahlschiffen, zusammen 41 mit 4375 Arbeitern, die Zuckerraffinerien, welche 1889 412.800 q Roh- zucker verarbeiteten, die 162 Fabriken für Schuhe und Stiefel, welche für die Ausfuhr arbeiten, die 6 Gerbereien, die 24 Bierbrauereien und die Mälzereien, welche fast ohne Ausnahme Deutschen gehören, die Fabriken zur Herstellung künstlicher Steine für Gebäude und Trot- toirs, 12 Fabriken für Fensterrahmen und Fensterladen, 9 Fabriken für Conserven von Früchten, welche die massenhafte Obstproduction Californiens verwerthen. In San Francisco erzeugt man ferner die dabei in Verwendung kommenden Holzkisten (2 Millionen Stück) und Blechbüchsen (ein Dutzend für jede Kiste).
Auch die Erzeugung von Cigarren (162 Millionen Stück) und Cigarretten (35 Millionen Stück) blüht, und nur die Wollmanufactur geht zurück.
Nach Allem besitzt San Francisco eine Exportindustrie, welche seinen auswärtigen und seinen internen Verkehr unterstützt.
Das Anlaufen der Bai von San Francisco ist keineswegs schwierig und durch eine vorzügliche Küstenbeleuchtung und Betonnung er- leichtert. Das wichtige und einträgliche Geschäft des Schleppens und Lootsens ein- und auslaufender Schiffe war lange Jahre mono- polisirt und stand unter der Controle einer Gesellschaft von einfluss- reichen Kaufleuten und Schiffsrhedern. Später jedoch erfolgte durch
Der grosse Ocean.
tung, dass das geschilderte Klima einen wohlthätigen Einfluss auf den Menschen ausübe und die rastlose Thätigkeit und grosse Beweglichkeit desselben fördere, mag nicht unbegründet sein.
Obschon die mittlere Wassertemperatur der Bai nur 7⅓°C. beträgt und zur wärmsten Zeit kaum 20°C. erreicht, so bestehen doch bei San Francisco mehrere prachtvoll eingerichtete Badeanstalten, die sich einer lebhaften Frequenz erfreuen.
Mit der Entwicklung der Stadt San Francisco und der ganzen Westküste der Union hält die Industrie der Stadt gleichen Schritt, trotzdem sie mit zwei Uebelständen zu kämpfen hat: mit hohen Arbeitslöhnen und theueren Kohlen, so dass die Concurrenz der Fabriken der Oststaaten immer fühlbarer wird. Die Scott Bill, welche die Ein- wanderung chinesischer Arbeiter ohne Ausnahme untersagt, hat daher die Industrie in Californien empfindlich getroffen.
Im Jahre 1889 zählte San Francisco 1098 Fabriken mit 31.250 Ar- beitern. Der Gesammtwerth der Fabrikate erreichte 109·3 Millionen Dollars gegen 77·8 Millionen Dollars im Jahre 1880.
Hervorzuheben sind die Eisengiessereien und Werke für den Bau von Maschinen, Eisen- und Stahlschiffen, zusammen 41 mit 4375 Arbeitern, die Zuckerraffinerien, welche 1889 412.800 q Roh- zucker verarbeiteten, die 162 Fabriken für Schuhe und Stiefel, welche für die Ausfuhr arbeiten, die 6 Gerbereien, die 24 Bierbrauereien und die Mälzereien, welche fast ohne Ausnahme Deutschen gehören, die Fabriken zur Herstellung künstlicher Steine für Gebäude und Trot- toirs, 12 Fabriken für Fensterrahmen und Fensterladen, 9 Fabriken für Conserven von Früchten, welche die massenhafte Obstproduction Californiens verwerthen. In San Francisco erzeugt man ferner die dabei in Verwendung kommenden Holzkisten (2 Millionen Stück) und Blechbüchsen (ein Dutzend für jede Kiste).
Auch die Erzeugung von Cigarren (162 Millionen Stück) und Cigarretten (35 Millionen Stück) blüht, und nur die Wollmanufactur geht zurück.
Nach Allem besitzt San Francisco eine Exportindustrie, welche seinen auswärtigen und seinen internen Verkehr unterstützt.
Das Anlaufen der Bai von San Francisco ist keineswegs schwierig und durch eine vorzügliche Küstenbeleuchtung und Betonnung er- leichtert. Das wichtige und einträgliche Geschäft des Schleppens und Lootsens ein- und auslaufender Schiffe war lange Jahre mono- polisirt und stand unter der Controle einer Gesellschaft von einfluss- reichen Kaufleuten und Schiffsrhedern. Später jedoch erfolgte durch
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Der grosse Ocean.
tung, dass das geschilderte Klima einen wohlthätigen Einfluss auf
den Menschen ausübe und die rastlose Thätigkeit und grosse
Beweglichkeit desselben fördere, mag nicht unbegründet sein.
Obschon die mittlere Wassertemperatur der Bai nur 7⅓°C.
beträgt und zur wärmsten Zeit kaum 20°C. erreicht, so bestehen
doch bei San Francisco mehrere prachtvoll eingerichtete Badeanstalten,
die sich einer lebhaften Frequenz erfreuen.
Mit der Entwicklung der Stadt San Francisco und der ganzen
Westküste der Union hält die Industrie der Stadt gleichen Schritt,
trotzdem sie mit zwei Uebelständen zu kämpfen hat: mit hohen
Arbeitslöhnen und theueren Kohlen, so dass die Concurrenz der Fabriken
der Oststaaten immer fühlbarer wird. Die Scott Bill, welche die Ein-
wanderung chinesischer Arbeiter ohne Ausnahme untersagt, hat daher
die Industrie in Californien empfindlich getroffen.
Im Jahre 1889 zählte San Francisco 1098 Fabriken mit 31.250 Ar-
beitern. Der Gesammtwerth der Fabrikate erreichte 109·3 Millionen
Dollars gegen 77·8 Millionen Dollars im Jahre 1880.
Hervorzuheben sind die Eisengiessereien und Werke für den
Bau von Maschinen, Eisen- und Stahlschiffen, zusammen 41 mit
4375 Arbeitern, die Zuckerraffinerien, welche 1889 412.800 q Roh-
zucker verarbeiteten, die 162 Fabriken für Schuhe und Stiefel, welche
für die Ausfuhr arbeiten, die 6 Gerbereien, die 24 Bierbrauereien und
die Mälzereien, welche fast ohne Ausnahme Deutschen gehören, die
Fabriken zur Herstellung künstlicher Steine für Gebäude und Trot-
toirs, 12 Fabriken für Fensterrahmen und Fensterladen, 9 Fabriken
für Conserven von Früchten, welche die massenhafte Obstproduction
Californiens verwerthen. In San Francisco erzeugt man ferner die
dabei in Verwendung kommenden Holzkisten (2 Millionen Stück) und
Blechbüchsen (ein Dutzend für jede Kiste).
Auch die Erzeugung von Cigarren (162 Millionen Stück) und
Cigarretten (35 Millionen Stück) blüht, und nur die Wollmanufactur
geht zurück.
Nach Allem besitzt San Francisco eine Exportindustrie, welche
seinen auswärtigen und seinen internen Verkehr unterstützt.
Das Anlaufen der Bai von San Francisco ist keineswegs schwierig
und durch eine vorzügliche Küstenbeleuchtung und Betonnung er-
leichtert. Das wichtige und einträgliche Geschäft des Schleppens
und Lootsens ein- und auslaufender Schiffe war lange Jahre mono-
polisirt und stand unter der Controle einer Gesellschaft von einfluss-
reichen Kaufleuten und Schiffsrhedern. Später jedoch erfolgte durch
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/348>, abgerufen am 23.11.2024.
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