derselben frei fahren, weil ohnehin fast jeder Bewohner Oaklands täglich nach San Francisco hinüber fahren und dazu die Dampfboote der Gesellschaft benützen muss.
In Berkeley befindet sich die California-Universität, eine Stern- warte, eine Taubstummenanstalt und eine Blindenschule.
Fast alle Besucher San Franciscos reisen zu dem weltberühmten Mariposa-Haine mit den berühmten, an 100 m hohen Baumriesen (Mariposa Big Trees, Sequoia gigantea) und in das mehr als 100 engl. Meilen entfernte Yosemite-Thal. Letzteres ist eine an Naturschönheiten überreiche, etwa 12 km lange Schlucht am oberen Merced River, welche von senkrechten Granitwänden eingefasst wird, über die zahlreiche Wasserfälle stürzen (darunter der Yosemite-Fall, 2600 engl. Fuss hoch, der höchste Wasserfall der Erde). Das kaum seit 25 Jahren bekannte, im Urwalde prangende Yosemite-Thal wurde vom Staate angekauft, die Riesenbäume daselbst schützt ein Gesetz der Legis- latur gegen jegliche Beschädigung, um diese herrliche Gegend vor dem Alles zerstörenden Vorgehen rücksichtsloser Goldwäscher zu be- wahren.
In nächster Nähe San Franciscos, gegenüber den Seal Rocks, liegt ein kleines Observatorium, das Cliffhouse, von dessen Veranda man eine prächtige Fernsicht geniesst und das Treiben der Robben auf den Seal Rocks beobachten kann.
Das Klima San Franciscos ist ein ganz eigenartiges. Wenn- gleich die täglichen Schwankungen der Lufttemperatur mitunter ganz beträchtliche sind, so besteht doch in der mittleren Temperatur der Monate nur eine ganz geringe Differenz. Der wärmste Monat (Sep- tember) und der kälteste (Jänner) differiren in ihrer Mitteltemperatur um nur 5°C. San Francisco besitzt vorherrschend eine neblige, doch nicht allzu feuchte Atmosphäre, die insbesonders während der Sommer- monate des Morgens und Abends über der Stadt lagert und dieselbe mit einem dichten Schleier verhüllt. Längs der Küste wehen fast das ganze Jahr hindurch nördliche und nordwestliche Brisen, die im Laufe des Nachmittags und gegen den Abend ihre stärkste Intensität erreichen, oft aber auch den ganzen Tag in gleicher Stärke andauern und die Temperaturverhältnisse der Küstengegenden des sonst sonnigen und wolkenlosen Californiens merkbar beeinflussen. Die Tagestempe- ratur ist gemässigt, doch, wie schon bemerkt, grossen Veränderungen unterworfen, weshalb man in San Francisco sowohl im Winter als im Sommer warme Tuchkleider trägt und selbst zur heissesten Zeit Nachts über einer warmen Decke nicht entrathen kann. Die Behaup-
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San Francisco.
derselben frei fahren, weil ohnehin fast jeder Bewohner Oaklands täglich nach San Francisco hinüber fahren und dazu die Dampfboote der Gesellschaft benützen muss.
In Berkeley befindet sich die California-Universität, eine Stern- warte, eine Taubstummenanstalt und eine Blindenschule.
Fast alle Besucher San Franciscos reisen zu dem weltberühmten Mariposa-Haine mit den berühmten, an 100 m hohen Baumriesen (Mariposa Big Trees, Sequoia gigantea) und in das mehr als 100 engl. Meilen entfernte Yosemite-Thal. Letzteres ist eine an Naturschönheiten überreiche, etwa 12 km lange Schlucht am oberen Merced River, welche von senkrechten Granitwänden eingefasst wird, über die zahlreiche Wasserfälle stürzen (darunter der Yosemité-Fall, 2600 engl. Fuss hoch, der höchste Wasserfall der Erde). Das kaum seit 25 Jahren bekannte, im Urwalde prangende Yosemite-Thal wurde vom Staate angekauft, die Riesenbäume daselbst schützt ein Gesetz der Legis- latur gegen jegliche Beschädigung, um diese herrliche Gegend vor dem Alles zerstörenden Vorgehen rücksichtsloser Goldwäscher zu be- wahren.
In nächster Nähe San Franciscos, gegenüber den Seal Rocks, liegt ein kleines Observatorium, das Cliffhouse, von dessen Veranda man eine prächtige Fernsicht geniesst und das Treiben der Robben auf den Seal Rocks beobachten kann.
Das Klima San Franciscos ist ein ganz eigenartiges. Wenn- gleich die täglichen Schwankungen der Lufttemperatur mitunter ganz beträchtliche sind, so besteht doch in der mittleren Temperatur der Monate nur eine ganz geringe Differenz. Der wärmste Monat (Sep- tember) und der kälteste (Jänner) differiren in ihrer Mitteltemperatur um nur 5°C. San Francisco besitzt vorherrschend eine neblige, doch nicht allzu feuchte Atmosphäre, die insbesonders während der Sommer- monate des Morgens und Abends über der Stadt lagert und dieselbe mit einem dichten Schleier verhüllt. Längs der Küste wehen fast das ganze Jahr hindurch nördliche und nordwestliche Brisen, die im Laufe des Nachmittags und gegen den Abend ihre stärkste Intensität erreichen, oft aber auch den ganzen Tag in gleicher Stärke andauern und die Temperaturverhältnisse der Küstengegenden des sonst sonnigen und wolkenlosen Californiens merkbar beeinflussen. Die Tagestempe- ratur ist gemässigt, doch, wie schon bemerkt, grossen Veränderungen unterworfen, weshalb man in San Francisco sowohl im Winter als im Sommer warme Tuchkleider trägt und selbst zur heissesten Zeit Nachts über einer warmen Decke nicht entrathen kann. Die Behaup-
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San Francisco.
derselben frei fahren, weil ohnehin fast jeder Bewohner Oaklands
täglich nach San Francisco hinüber fahren und dazu die Dampfboote
der Gesellschaft benützen muss.
In Berkeley befindet sich die California-Universität, eine Stern-
warte, eine Taubstummenanstalt und eine Blindenschule.
Fast alle Besucher San Franciscos reisen zu dem weltberühmten
Mariposa-Haine mit den berühmten, an 100 m hohen Baumriesen
(Mariposa Big Trees, Sequoia gigantea) und in das mehr als 100 engl.
Meilen entfernte Yosemite-Thal. Letzteres ist eine an Naturschönheiten
überreiche, etwa 12 km lange Schlucht am oberen Merced River,
welche von senkrechten Granitwänden eingefasst wird, über die
zahlreiche Wasserfälle stürzen (darunter der Yosemité-Fall, 2600 engl.
Fuss hoch, der höchste Wasserfall der Erde). Das kaum seit 25 Jahren
bekannte, im Urwalde prangende Yosemite-Thal wurde vom Staate
angekauft, die Riesenbäume daselbst schützt ein Gesetz der Legis-
latur gegen jegliche Beschädigung, um diese herrliche Gegend vor
dem Alles zerstörenden Vorgehen rücksichtsloser Goldwäscher zu be-
wahren.
In nächster Nähe San Franciscos, gegenüber den Seal Rocks,
liegt ein kleines Observatorium, das Cliffhouse, von dessen Veranda
man eine prächtige Fernsicht geniesst und das Treiben der Robben
auf den Seal Rocks beobachten kann.
Das Klima San Franciscos ist ein ganz eigenartiges. Wenn-
gleich die täglichen Schwankungen der Lufttemperatur mitunter ganz
beträchtliche sind, so besteht doch in der mittleren Temperatur der
Monate nur eine ganz geringe Differenz. Der wärmste Monat (Sep-
tember) und der kälteste (Jänner) differiren in ihrer Mitteltemperatur
um nur 5°C. San Francisco besitzt vorherrschend eine neblige, doch
nicht allzu feuchte Atmosphäre, die insbesonders während der Sommer-
monate des Morgens und Abends über der Stadt lagert und dieselbe
mit einem dichten Schleier verhüllt. Längs der Küste wehen fast
das ganze Jahr hindurch nördliche und nordwestliche Brisen, die im
Laufe des Nachmittags und gegen den Abend ihre stärkste Intensität
erreichen, oft aber auch den ganzen Tag in gleicher Stärke andauern
und die Temperaturverhältnisse der Küstengegenden des sonst sonnigen
und wolkenlosen Californiens merkbar beeinflussen. Die Tagestempe-
ratur ist gemässigt, doch, wie schon bemerkt, grossen Veränderungen
unterworfen, weshalb man in San Francisco sowohl im Winter als
im Sommer warme Tuchkleider trägt und selbst zur heissesten Zeit
Nachts über einer warmen Decke nicht entrathen kann. Die Behaup-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/347>, abgerufen am 23.11.2024.
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