denden Sumida-gawa herrühren, ebenso auch seiner Flachküsten wegen der östliche Theil. Es erübrigte daher nur das von Kanagawa süd- wärts, demnach von Tokio entfernter gelegene Ufergebiet der Halb- insel Sagami, die von einer mit steilen Hängen zur See absteigenden Hügelkette gebildet wird, welche vor dem Südeingange der Bucht vorgelagert ist und diesen zwar bedeutend verengt, aber auch die Bucht vor dem directen Eintritt der Oceanwogen bewahrt.
Das unansehnliche und zu jener Zeit kaum beachtete Fischerdorf Yokohama auf dieser Halbinsel (35° 26' nördl. Br., 139° 39' östl. L. v. Gr.) wurde zur Fremdenniederlassung ausersehen und im Juli 1859 dem auswärtigen Handel geöffnet. In wenigen Jahren entwickelte sich die Stadt zu einem Handelsemporium ersten Ranges. Die Ein- wohnerzahl allein, deren Höhe schon dermalen 122.000 Köpfe beträgt, spricht für die Ausdehnung, die es genommen hat.
Yokohama hat die stärkste Fremdencolonie in Japan. Ende 1889 waren von den 4542 Ausländern 2993 Chinesen, 720 Engländer, und 829 gehörten den übrigen Nationen an. Hier erscheinen 3 Tages- blätter in englischer Sprache. Die Engländer unterhalten die Victoria Public School und neben 3 japanischen Spitälern finden wir hier je ein Seehospiz der Deutschen, der Engländer und der Amerikaner.
Die Rhede ist im Allgemeinen eine gute zu nennen, umsomehr, als in neuerer Zeit der Versandung, welche von Kanagawa aus immer weiter um sich griff, durch Errichtung zweier Wellenbrecher Einhalt geboten wurde. Diese Wellenbrecher sind je eine Seemeile lang und laufen im stumpfen Winkel gegen einander. Dadurch umfangen sie ein ausgedehntes Hafenbecken, das mit der freien Rhede nur durch eine kaum 3 Kabel breite und von Leuchtschiffen und Tonnen gut gekennzeichnete Einfahrt in Verbindung steht. Ein über 600 m langer Pier, an dem die Schiffe werden anlegen können, soll vom Staate, ein Dock von Privaten erbaut werden.
Die grossartige Anlage der Hafenbauten auf der Rhede von Yokohama gibt den besten Beweis dafür, dass es den Japanern gegen- wärtig mit der Unterstützung der internationalen Schiffahrt und der Heranziehung derselben an ihre Küsten vollster Ernst ist.
Die Lage der Stadt ist eine äusserst vortheilhafte. Gegen Süd- ost an die pittoresk geformten Hügel des Mandarin-Blaff (im Allge- meinen die "Hills" genannt) gelehnt, gibt das landwärts und beson- ders in der Richtung gegen Tokio verlaufende flache Terrain hin- reichenden Raum zur Ausbreitung, die dermalen schon soweit gediehen ist, dass durch die vereinzelt längs der Strandlinie auftauchenden
Japanische Häfen.
denden Sumida-gawa herrühren, ebenso auch seiner Flachküsten wegen der östliche Theil. Es erübrigte daher nur das von Kanagawa süd- wärts, demnach von Tokio entfernter gelegene Ufergebiet der Halb- insel Sagami, die von einer mit steilen Hängen zur See absteigenden Hügelkette gebildet wird, welche vor dem Südeingange der Bucht vorgelagert ist und diesen zwar bedeutend verengt, aber auch die Bucht vor dem directen Eintritt der Oceanwogen bewahrt.
Das unansehnliche und zu jener Zeit kaum beachtete Fischerdorf Yokohama auf dieser Halbinsel (35° 26′ nördl. Br., 139° 39′ östl. L. v. Gr.) wurde zur Fremdenniederlassung ausersehen und im Juli 1859 dem auswärtigen Handel geöffnet. In wenigen Jahren entwickelte sich die Stadt zu einem Handelsemporium ersten Ranges. Die Ein- wohnerzahl allein, deren Höhe schon dermalen 122.000 Köpfe beträgt, spricht für die Ausdehnung, die es genommen hat.
Yokohama hat die stärkste Fremdencolonie in Japan. Ende 1889 waren von den 4542 Ausländern 2993 Chinesen, 720 Engländer, und 829 gehörten den übrigen Nationen an. Hier erscheinen 3 Tages- blätter in englischer Sprache. Die Engländer unterhalten die Victoria Public School und neben 3 japanischen Spitälern finden wir hier je ein Seehospiz der Deutschen, der Engländer und der Amerikaner.
Die Rhede ist im Allgemeinen eine gute zu nennen, umsomehr, als in neuerer Zeit der Versandung, welche von Kanagawa aus immer weiter um sich griff, durch Errichtung zweier Wellenbrecher Einhalt geboten wurde. Diese Wellenbrecher sind je eine Seemeile lang und laufen im stumpfen Winkel gegen einander. Dadurch umfangen sie ein ausgedehntes Hafenbecken, das mit der freien Rhede nur durch eine kaum 3 Kabel breite und von Leuchtschiffen und Tonnen gut gekennzeichnete Einfahrt in Verbindung steht. Ein über 600 m langer Pier, an dem die Schiffe werden anlegen können, soll vom Staate, ein Dock von Privaten erbaut werden.
Die grossartige Anlage der Hafenbauten auf der Rhede von Yokohama gibt den besten Beweis dafür, dass es den Japanern gegen- wärtig mit der Unterstützung der internationalen Schiffahrt und der Heranziehung derselben an ihre Küsten vollster Ernst ist.
Die Lage der Stadt ist eine äusserst vortheilhafte. Gegen Süd- ost an die pittoresk geformten Hügel des Mandarin-Blaff (im Allge- meinen die „Hills“ genannt) gelehnt, gibt das landwärts und beson- ders in der Richtung gegen Tokio verlaufende flache Terrain hin- reichenden Raum zur Ausbreitung, die dermalen schon soweit gediehen ist, dass durch die vereinzelt längs der Strandlinie auftauchenden
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Japanische Häfen.
denden Sumida-gawa herrühren, ebenso auch seiner Flachküsten wegen
der östliche Theil. Es erübrigte daher nur das von Kanagawa süd-
wärts, demnach von Tokio entfernter gelegene Ufergebiet der Halb-
insel Sagami, die von einer mit steilen Hängen zur See absteigenden
Hügelkette gebildet wird, welche vor dem Südeingange der Bucht
vorgelagert ist und diesen zwar bedeutend verengt, aber auch die
Bucht vor dem directen Eintritt der Oceanwogen bewahrt.
Das unansehnliche und zu jener Zeit kaum beachtete Fischerdorf
Yokohama auf dieser Halbinsel (35° 26′ nördl. Br., 139° 39′ östl. L.
v. Gr.) wurde zur Fremdenniederlassung ausersehen und im Juli 1859
dem auswärtigen Handel geöffnet. In wenigen Jahren entwickelte
sich die Stadt zu einem Handelsemporium ersten Ranges. Die Ein-
wohnerzahl allein, deren Höhe schon dermalen 122.000 Köpfe beträgt,
spricht für die Ausdehnung, die es genommen hat.
Yokohama hat die stärkste Fremdencolonie in Japan. Ende 1889
waren von den 4542 Ausländern 2993 Chinesen, 720 Engländer, und
829 gehörten den übrigen Nationen an. Hier erscheinen 3 Tages-
blätter in englischer Sprache. Die Engländer unterhalten die Victoria
Public School und neben 3 japanischen Spitälern finden wir hier je
ein Seehospiz der Deutschen, der Engländer und der Amerikaner.
Die Rhede ist im Allgemeinen eine gute zu nennen, umsomehr,
als in neuerer Zeit der Versandung, welche von Kanagawa aus immer
weiter um sich griff, durch Errichtung zweier Wellenbrecher Einhalt
geboten wurde. Diese Wellenbrecher sind je eine Seemeile lang und
laufen im stumpfen Winkel gegen einander. Dadurch umfangen sie
ein ausgedehntes Hafenbecken, das mit der freien Rhede nur durch
eine kaum 3 Kabel breite und von Leuchtschiffen und Tonnen gut
gekennzeichnete Einfahrt in Verbindung steht. Ein über 600 m langer
Pier, an dem die Schiffe werden anlegen können, soll vom Staate,
ein Dock von Privaten erbaut werden.
Die grossartige Anlage der Hafenbauten auf der Rhede von
Yokohama gibt den besten Beweis dafür, dass es den Japanern gegen-
wärtig mit der Unterstützung der internationalen Schiffahrt und der
Heranziehung derselben an ihre Küsten vollster Ernst ist.
Die Lage der Stadt ist eine äusserst vortheilhafte. Gegen Süd-
ost an die pittoresk geformten Hügel des Mandarin-Blaff (im Allge-
meinen die „Hills“ genannt) gelehnt, gibt das landwärts und beson-
ders in der Richtung gegen Tokio verlaufende flache Terrain hin-
reichenden Raum zur Ausbreitung, die dermalen schon soweit gediehen
ist, dass durch die vereinzelt längs der Strandlinie auftauchenden
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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