ein unterhalb Canton gelegener Ort, als Ankerplatz gewählt wird Fortificationen der verschiedensten Systeme, die oft mit wenig Ver- ständniss für moderne Kampfmittel gewählt scheinen, sind an ein- zelnen Punkten des Flusses errichtet. Die Bocca-Tigris, von welcher an der Fluss ein mehr abgeschlossenes und im Profil regelmässigeres Bett aufweist, ist mit Werken bespickt, welche wohl im Stande sind, einem Vordringen in den Fluss bedeutenden Widerstand entgegen- zusetzen.
Gewitzigt durch die Erfahrungen des Opiumkrieges, in welchem die Engländer die Passage erzwungen haben und die Besetzung Cantons durch feindliche Truppen in Aussicht stand, hat man der Befestigung dieses Punktes neuerdings besondere Beachtung gewidmet.
Stromaufwärts von der Bocca-Tigris stösst man auf eine Reihe von Barricaden und Flussperren, die, obgleich der gelegentlich der Tonkingaffaire losgebrochene Conflict mit den Franzosen schon längst beigelegt ist, noch nicht entfernt sind und für die Schiffahrt unlieb- same Hindernisse bilden.
Dampfer, welche einen grösseren Tiefgang als 11 Fuss 6 Zoll besitzen, können vor Entfernung der den Hauptfluss schliessenden Sperre gar nicht nach Canton hinaufkommen, sondern müssen in Whampoa bleiben.
Das Leben auf dem Flusse ist im Bereiche Cantons ein äusserst reges. Wenn auch die imposanten Flussdampfer der grossen Ströme civilisirter Länder gänzlich fehlen und grosse Hochbordschiffe nur in wenig Exemplaren vertreten sind, so ist in anderer Weise reichlich für die Bedürfnisse des Verkehres gesorgt.
Schwerbeladene Dreimast-Dschunken, die ihrem Fassungsraum nach grösseren Segelschiffen wenig nachstehen, laufen unter kurzen Segeln bedachtsam ihrem Bestimmungsorte zu; bis zum Monsoons- wechsel sind sie hier festgebannt, da ein Aufkreuzen gegen den Wind bei ihrer plumpen Bauart verlorene Mühe wäre. Zwischen ihnen durch tummeln sich kleinere, für die Küstenfahrt bestimmte Dschunken, und eine Unzahl von Booten, welche den Verkehr besorgen.
Nur bei Berücksichtigung der etwas beschränkten Begriffe der Chinesen über Raumverhältnisse wird es möglich, sich eine Vorstellung über die Zahl von Passagieren zu machen, welche diese Boote an Bord aufnehmen. Aus den kleinen im Mittelaufbau eingeschnittenen Lichtlucken sieht Kopf an Kopf hervor; dies macht dabei den Ein- druck, als sei es nicht Neugierde und nicht das Begehren nach frischer Luft, das die Eigenthümer der Köpfe dazu bewegt, sie in
Chinesische Häfen.
ein unterhalb Canton gelegener Ort, als Ankerplatz gewählt wird Fortificationen der verschiedensten Systeme, die oft mit wenig Ver- ständniss für moderne Kampfmittel gewählt scheinen, sind an ein- zelnen Punkten des Flusses errichtet. Die Bocca-Tigris, von welcher an der Fluss ein mehr abgeschlossenes und im Profil regelmässigeres Bett aufweist, ist mit Werken bespickt, welche wohl im Stande sind, einem Vordringen in den Fluss bedeutenden Widerstand entgegen- zusetzen.
Gewitzigt durch die Erfahrungen des Opiumkrieges, in welchem die Engländer die Passage erzwungen haben und die Besetzung Cantons durch feindliche Truppen in Aussicht stand, hat man der Befestigung dieses Punktes neuerdings besondere Beachtung gewidmet.
Stromaufwärts von der Bocca-Tigris stösst man auf eine Reihe von Barricaden und Flussperren, die, obgleich der gelegentlich der Tonkingaffaire losgebrochene Conflict mit den Franzosen schon längst beigelegt ist, noch nicht entfernt sind und für die Schiffahrt unlieb- same Hindernisse bilden.
Dampfer, welche einen grösseren Tiefgang als 11 Fuss 6 Zoll besitzen, können vor Entfernung der den Hauptfluss schliessenden Sperre gar nicht nach Canton hinaufkommen, sondern müssen in Whampoa bleiben.
Das Leben auf dem Flusse ist im Bereiche Cantons ein äusserst reges. Wenn auch die imposanten Flussdampfer der grossen Ströme civilisirter Länder gänzlich fehlen und grosse Hochbordschiffe nur in wenig Exemplaren vertreten sind, so ist in anderer Weise reichlich für die Bedürfnisse des Verkehres gesorgt.
Schwerbeladene Dreimast-Dschunken, die ihrem Fassungsraum nach grösseren Segelschiffen wenig nachstehen, laufen unter kurzen Segeln bedachtsam ihrem Bestimmungsorte zu; bis zum Monsoons- wechsel sind sie hier festgebannt, da ein Aufkreuzen gegen den Wind bei ihrer plumpen Bauart verlorene Mühe wäre. Zwischen ihnen durch tummeln sich kleinere, für die Küstenfahrt bestimmte Dschunken, und eine Unzahl von Booten, welche den Verkehr besorgen.
Nur bei Berücksichtigung der etwas beschränkten Begriffe der Chinesen über Raumverhältnisse wird es möglich, sich eine Vorstellung über die Zahl von Passagieren zu machen, welche diese Boote an Bord aufnehmen. Aus den kleinen im Mittelaufbau eingeschnittenen Lichtlucken sieht Kopf an Kopf hervor; dies macht dabei den Ein- druck, als sei es nicht Neugierde und nicht das Begehren nach frischer Luft, das die Eigenthümer der Köpfe dazu bewegt, sie in
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Chinesische Häfen.
ein unterhalb Canton gelegener Ort, als Ankerplatz gewählt wird
Fortificationen der verschiedensten Systeme, die oft mit wenig Ver-
ständniss für moderne Kampfmittel gewählt scheinen, sind an ein-
zelnen Punkten des Flusses errichtet. Die Bocca-Tigris, von welcher
an der Fluss ein mehr abgeschlossenes und im Profil regelmässigeres
Bett aufweist, ist mit Werken bespickt, welche wohl im Stande sind,
einem Vordringen in den Fluss bedeutenden Widerstand entgegen-
zusetzen.
Gewitzigt durch die Erfahrungen des Opiumkrieges, in welchem
die Engländer die Passage erzwungen haben und die Besetzung Cantons
durch feindliche Truppen in Aussicht stand, hat man der Befestigung
dieses Punktes neuerdings besondere Beachtung gewidmet.
Stromaufwärts von der Bocca-Tigris stösst man auf eine Reihe
von Barricaden und Flussperren, die, obgleich der gelegentlich der
Tonkingaffaire losgebrochene Conflict mit den Franzosen schon längst
beigelegt ist, noch nicht entfernt sind und für die Schiffahrt unlieb-
same Hindernisse bilden.
Dampfer, welche einen grösseren Tiefgang als 11 Fuss 6 Zoll
besitzen, können vor Entfernung der den Hauptfluss schliessenden
Sperre gar nicht nach Canton hinaufkommen, sondern müssen in
Whampoa bleiben.
Das Leben auf dem Flusse ist im Bereiche Cantons ein äusserst
reges. Wenn auch die imposanten Flussdampfer der grossen Ströme
civilisirter Länder gänzlich fehlen und grosse Hochbordschiffe
nur in wenig Exemplaren vertreten sind, so ist in anderer Weise
reichlich für die Bedürfnisse des Verkehres gesorgt.
Schwerbeladene Dreimast-Dschunken, die ihrem Fassungsraum
nach grösseren Segelschiffen wenig nachstehen, laufen unter kurzen
Segeln bedachtsam ihrem Bestimmungsorte zu; bis zum Monsoons-
wechsel sind sie hier festgebannt, da ein Aufkreuzen gegen den Wind
bei ihrer plumpen Bauart verlorene Mühe wäre. Zwischen ihnen
durch tummeln sich kleinere, für die Küstenfahrt bestimmte Dschunken,
und eine Unzahl von Booten, welche den Verkehr besorgen.
Nur bei Berücksichtigung der etwas beschränkten Begriffe der
Chinesen über Raumverhältnisse wird es möglich, sich eine Vorstellung
über die Zahl von Passagieren zu machen, welche diese Boote an
Bord aufnehmen. Aus den kleinen im Mittelaufbau eingeschnittenen
Lichtlucken sieht Kopf an Kopf hervor; dies macht dabei den Ein-
druck, als sei es nicht Neugierde und nicht das Begehren nach
frischer Luft, das die Eigenthümer der Köpfe dazu bewegt, sie in
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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