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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
Markte gebracht, ebenso Zinn, das die Regierung von den bereits genannten
Inseln nach Batavia zur Verschiffung bringen lässt. In grossen Mengen werden
endlich Häute über Batavia ausgeführt. Batavia war auch bis Neujahr 1891
der einzige javanische Hafen, der von fremdländischen Schiffahrtsgesellschaften,
z. B. den Messageries Maritimes, durch Zweiglinien angelaufen wurde.

Ueber Samarang, den kleinsten der drei Häfen, gelangt neben Zucker
Tabak und Kapok noch Indigo, welcher hauptsächlich in dem Districte cultivirt
wird, zur Ausfuhr.

In der Ausfuhr Soerabayas spielen Zucker und Tabak die Hauptrolle
neben Kaffee, der aus der Provinz Malang stammt und unter dem Namen
Malang-Kaffee in den Handel kommt. Gegenstand der Ausfuhr dieses Hafens
bildet ferner Koprah. Unter Koprah versteht man den getrockneten Kern der
Cocosnuss. Aus Koprah wird in Europa Oel dargestellt, und die Rückstände
finden noch als Viehfutter Verwendung. Die Koprahausfuhr hat seit dem Jahre
1889, über welches hier berichtet wurde, einen bedeutenden Aufschwung ge-
nommen, zu dem eine in Java etablirte österreichische Firma nicht wenig bei-
getragen hat.

Die Stärke des Hafenplatzes Soerabaya liegt in seiner Einfuhr, welche
die von Batavia und Samarang wesentlich übertrifft. Abermals ist dies durch
die geographische Lage bedingt. Während Batavia und Samarang durch ihre
Einfuhr nur den eigenen sowie den Bedarf ihrer Hinterländer auf der Insel zu ver-
sorgen haben und Batavia auch noch für den Süden Sumatras importirt, werden
von Soerabaya aus die ganze Ostseite Javas, sowie die übrigen Inseln des
Archipels versorgt. Es bildet dies einen wesentlichen Bestandtheil des Handels
von Soerabaya, als dem letzten Hafen des Ostens, wo die directen europäischen
Dampferlinien anlaufen. Soerabaya ist somit der eigentliche Platz für den Transit-
handel nach dem angrenzenden Archipel.

Die Einfuhrsartikel selbst sind für alle drei Hafenplätze gleichartig, weil
die Bevölkerung die gleiche ist und mithin dieselben Bedürfnisse und den gleichen
Geschmack besitzt.

Die wichtigsten Bankinstitute, welche zumeist in Batavia ihren Sitz
haben, sind: Die "Javasche Bank" in Batavia mit Filialen in Samarang, Soerabaya,
Padang und Makassar, begründet im Jahre 1828 mit einem Capital von 6 Mill.
Gulden; die "Neederlandsch-Indische Handelsbank", die "Koloniale Bank",
"Chartered Bank of India, Australia and China", "The Chartered Mercantile
Bank of India, London and China", "Neederl.-Ind. Escomptemaatschappij"
"Hongkong and Shanghai Banking Corporation (Hamburg)" etc. etc.

Nicht zu übersehen ist die "Factorij der Neederlandsche Handelsmaat-
schappij", eine im Jahre 1824 begründete Handelsgesellschaft mit Agenturen in
Batavia, Samarang, Soerabaya, Padang und Singapore und einem Capital von
35,783.000 Gulden, welche sich um die Ausbreitung des Handels auf dem Archipel
grosse Verdienste erwarb. Diese Gesellschaft, sowie die drei englischen Banken
vermitteln hauptsächlich den Wechselverkehr mit dem Auslande. Die Wechsel-
curse werden durch sogenannte Institute auf die Niederlande, London, Paris und
seit April 1890 auch auf deutsche Bankplätze officiell notirt. Seit dem December
1887 beträgt der Discontsatz der Javabank 5 % und blieb auch während des Berichts-
jahres unverändert.


Der grosse Ocean.
Markte gebracht, ebenso Zinn, das die Regierung von den bereits genannten
Inseln nach Batavia zur Verschiffung bringen lässt. In grossen Mengen werden
endlich Häute über Batavia ausgeführt. Batavia war auch bis Neujahr 1891
der einzige javanische Hafen, der von fremdländischen Schiffahrtsgesellschaften,
z. B. den Messageries Maritimes, durch Zweiglinien angelaufen wurde.

Ueber Samarang, den kleinsten der drei Häfen, gelangt neben Zucker
Tabak und Kapok noch Indigo, welcher hauptsächlich in dem Districte cultivirt
wird, zur Ausfuhr.

In der Ausfuhr Soerabayas spielen Zucker und Tabak die Hauptrolle
neben Kaffee, der aus der Provinz Malang stammt und unter dem Namen
Malang-Kaffee in den Handel kommt. Gegenstand der Ausfuhr dieses Hafens
bildet ferner Koprah. Unter Koprah versteht man den getrockneten Kern der
Cocosnuss. Aus Koprah wird in Europa Oel dargestellt, und die Rückstände
finden noch als Viehfutter Verwendung. Die Koprahausfuhr hat seit dem Jahre
1889, über welches hier berichtet wurde, einen bedeutenden Aufschwung ge-
nommen, zu dem eine in Java etablirte österreichische Firma nicht wenig bei-
getragen hat.

Die Stärke des Hafenplatzes Soerabaya liegt in seiner Einfuhr, welche
die von Batavia und Samarang wesentlich übertrifft. Abermals ist dies durch
die geographische Lage bedingt. Während Batavia und Samarang durch ihre
Einfuhr nur den eigenen sowie den Bedarf ihrer Hinterländer auf der Insel zu ver-
sorgen haben und Batavia auch noch für den Süden Sumatras importirt, werden
von Soerabaya aus die ganze Ostseite Javas, sowie die übrigen Inseln des
Archipels versorgt. Es bildet dies einen wesentlichen Bestandtheil des Handels
von Soerabaya, als dem letzten Hafen des Ostens, wo die directen europäischen
Dampferlinien anlaufen. Soerabaya ist somit der eigentliche Platz für den Transit-
handel nach dem angrenzenden Archipel.

Die Einfuhrsartikel selbst sind für alle drei Hafenplätze gleichartig, weil
die Bevölkerung die gleiche ist und mithin dieselben Bedürfnisse und den gleichen
Geschmack besitzt.

Die wichtigsten Bankinstitute, welche zumeist in Batavia ihren Sitz
haben, sind: Die „Javasche Bank“ in Batavia mit Filialen in Samarang, Soerabaya,
Padang und Makassar, begründet im Jahre 1828 mit einem Capital von 6 Mill.
Gulden; die „Neederlandsch-Indische Handelsbank“, die „Koloniale Bank“,
„Chartered Bank of India, Australia and China“, „The Chartered Mercantile
Bank of India, London and China“, „Neederl.-Ind. Escomptemaatschappij“
„Hongkong and Shanghai Banking Corporation (Hamburg)“ etc. etc.

Nicht zu übersehen ist die „Factorij der Neederlandsche Handelsmaat-
schappij“, eine im Jahre 1824 begründete Handelsgesellschaft mit Agenturen in
Batavia, Samarang, Soerabaya, Padang und Singapore und einem Capital von
35,783.000 Gulden, welche sich um die Ausbreitung des Handels auf dem Archipel
grosse Verdienste erwarb. Diese Gesellschaft, sowie die drei englischen Banken
vermitteln hauptsächlich den Wechselverkehr mit dem Auslande. Die Wechsel-
curse werden durch sogenannte Institute auf die Niederlande, London, Paris und
seit April 1890 auch auf deutsche Bankplätze officiell notirt. Seit dem December
1887 beträgt der Discontsatz der Javabank 5 % und blieb auch während des Berichts-
jahres unverändert.


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[514/0530] Der grosse Ocean. Markte gebracht, ebenso Zinn, das die Regierung von den bereits genannten Inseln nach Batavia zur Verschiffung bringen lässt. In grossen Mengen werden endlich Häute über Batavia ausgeführt. Batavia war auch bis Neujahr 1891 der einzige javanische Hafen, der von fremdländischen Schiffahrtsgesellschaften, z. B. den Messageries Maritimes, durch Zweiglinien angelaufen wurde. Ueber Samarang, den kleinsten der drei Häfen, gelangt neben Zucker Tabak und Kapok noch Indigo, welcher hauptsächlich in dem Districte cultivirt wird, zur Ausfuhr. In der Ausfuhr Soerabayas spielen Zucker und Tabak die Hauptrolle neben Kaffee, der aus der Provinz Malang stammt und unter dem Namen Malang-Kaffee in den Handel kommt. Gegenstand der Ausfuhr dieses Hafens bildet ferner Koprah. Unter Koprah versteht man den getrockneten Kern der Cocosnuss. Aus Koprah wird in Europa Oel dargestellt, und die Rückstände finden noch als Viehfutter Verwendung. Die Koprahausfuhr hat seit dem Jahre 1889, über welches hier berichtet wurde, einen bedeutenden Aufschwung ge- nommen, zu dem eine in Java etablirte österreichische Firma nicht wenig bei- getragen hat. Die Stärke des Hafenplatzes Soerabaya liegt in seiner Einfuhr, welche die von Batavia und Samarang wesentlich übertrifft. Abermals ist dies durch die geographische Lage bedingt. Während Batavia und Samarang durch ihre Einfuhr nur den eigenen sowie den Bedarf ihrer Hinterländer auf der Insel zu ver- sorgen haben und Batavia auch noch für den Süden Sumatras importirt, werden von Soerabaya aus die ganze Ostseite Javas, sowie die übrigen Inseln des Archipels versorgt. Es bildet dies einen wesentlichen Bestandtheil des Handels von Soerabaya, als dem letzten Hafen des Ostens, wo die directen europäischen Dampferlinien anlaufen. Soerabaya ist somit der eigentliche Platz für den Transit- handel nach dem angrenzenden Archipel. Die Einfuhrsartikel selbst sind für alle drei Hafenplätze gleichartig, weil die Bevölkerung die gleiche ist und mithin dieselben Bedürfnisse und den gleichen Geschmack besitzt. Die wichtigsten Bankinstitute, welche zumeist in Batavia ihren Sitz haben, sind: Die „Javasche Bank“ in Batavia mit Filialen in Samarang, Soerabaya, Padang und Makassar, begründet im Jahre 1828 mit einem Capital von 6 Mill. Gulden; die „Neederlandsch-Indische Handelsbank“, die „Koloniale Bank“, „Chartered Bank of India, Australia and China“, „The Chartered Mercantile Bank of India, London and China“, „Neederl.-Ind. Escomptemaatschappij“ „Hongkong and Shanghai Banking Corporation (Hamburg)“ etc. etc. Nicht zu übersehen ist die „Factorij der Neederlandsche Handelsmaat- schappij“, eine im Jahre 1824 begründete Handelsgesellschaft mit Agenturen in Batavia, Samarang, Soerabaya, Padang und Singapore und einem Capital von 35,783.000 Gulden, welche sich um die Ausbreitung des Handels auf dem Archipel grosse Verdienste erwarb. Diese Gesellschaft, sowie die drei englischen Banken vermitteln hauptsächlich den Wechselverkehr mit dem Auslande. Die Wechsel- curse werden durch sogenannte Institute auf die Niederlande, London, Paris und seit April 1890 auch auf deutsche Bankplätze officiell notirt. Seit dem December 1887 beträgt der Discontsatz der Javabank 5 % und blieb auch während des Berichts- jahres unverändert.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/530>, abgerufen am 22.11.2024.